45. Tag: Montag, der 30. Mai 2011

Montag, den 30. Mai 2011

Auf den Hügeln an der Wolga

Ruhetag in Nishny Novgord mit Stadtspaziergang

Am Morgen leuchtet die Sonne schon wieder in den schönsten Farben am Zusammenfluss von Wolga und Oka., Unser Hotel sieht zwar von Außen aus, als stamme es aus den 70er Jahren, was es auch tut, aber die Räume sind alle neu gmacht und die Aussicht ist mehr als grandios.

Der Vormittag steht erst einmal der pesönlichen Pflege zur Verfügung. Wir versuchen die weiße Farbe der T-Shirts wieder herzustellen und ich rasiere mich auch mal wieder. Dann falle ich noch einmal eine Stunde ins Bett, nachdem ich etwas lustlos am Blog geschrieben habe. Die Erkältung, die sich gestern angebahnt hat, hat bei mir heute richtig zugeschlagen, hoffe nur, dass ich morgen wieder fit bin.

Mittag brechen wir dann zu einem langen Spaziergang durchs Zentrum auf. Die Stadt lohnt sich wirklich. Blickt man vom erhöhten Ufer herab auf die beiden großen Flüsse, sieht man die goldenen Kuppeln des Blagoweschenski Klosters, ein reiner Männerverein mit striktem Fotoverbot. Barbara wickelt aber einen der Herren so ein, dass sie doch ihre Bilder machen darf.

In der Stadt gibt es jede Form von Transportmitteln, ein U-Bahn, Straßenbahn, die in russischen Städten überall üblichen Trolleybusse (Oberleitungsbusse) und die „Marshroutkas“, kleine Busse, die ohne Fahrplan auf bestimmten Strecken fahren und die Passagiere einsammeln, auf dem land braucht es dazu nicht einmal einer Haltestelle.

Eigentlich war ja von hier einmal die Weiterfahrt per Boot angedacht, vielleicht bis Perm oder so, aber die Schiffe verkehren erst ab Mitte Juni und dann auch noch unregelmäßig.

Zurück ins Zentrum, welches recht ordentlich renoviert ist, es gibt lange Straßenzüge mit Gebäuden im Neoklassizismus aus dem vorigen Jahrhundert und überall auch Kirchen und Kathedralen. In den Hinterhöfen dagegen sieht es eher noch sowjetisch aus. Seit dem 13. Jahrhundert ist die Stadt ein wichtiges Handelszentrum und der Reichtum spiegelt sich in der Stadt wieder. Auf den Hügeln thront ein gewaltiger Kreml über der Stadt. Die Russen bezeichnen die Stadt auch als dritte Haupststadt, nach Moskau und St. Petersburg, oder es wird auch gesagt Petersburg ist Russlands Haupt, Moskau das Herz und Nishny Novgorod das Portmonnaie.

Fürt Touristen ist die Stadt noch gar nicht so lange zugänglich. Während des zweiten Weltkrieges wurden viele Rüstungsbetriebe aus dem Westen hierher verlagert. Die Deutschen haben versucht mit Luftangriffen, die Produktion auszuschalten, aber es ist ihnen dank der Luftabwehr nicht gelungen. Damal wurden hier Panzer und „Katjuscha“ Raketenwerfer produziert. Noch heute werden hier die MiG 29 und MiG 31 hergestellt, ebenso gibt es ein großes Werk für LKWs. Deshalb war die Stadt bis 1991 gesperrt.

Heute zieht sich vom Kreml durch die Stadt eine lange Einkaufsmeile mit teuren Markenläden und Fastfood, wie in jeder anderen Stadt in Europa auch. Nett sind die vielen Bronzefiguren, die überall verteilt sind, mal ein Radfahrer oder eine Dame beim Spaziergang oder ein Fotograf.

Wegen meiner Erkältung verabschiede ich mich schon bald wieder und verschwinde noch einmal im Bett, am Abend muss ich noch mein Blog vollenden und morgen geht es um 6 Uhr schon wieder raus. Und es wird richtig spannend, denn wir versuchen uns am Nordufer der Wolga durchzuschlagen, einige Karten zeigen eine durchgehende Straße, andere nicht und ebenso sieht es mit der Fähre aus, es heitßt also: „Adventure is out there!“ Und mit Internet rechne ich in 4 Tagen in Kasan wieder. Bis dahin viele Grüße an alle!

44. Tag: Sonntag, der 29. Mai 2011

Sonntag, den 29. Mai 2011

Schluss mit unplattbar

Neuer Rekord: 170 km von Simonzewo nach Nishny Novgorod, 580 hm, zweite Hälfte auf der Nebenstraße bei bis zu 25 Grad und Sonne, schön müde und fertig am Ufer der Wolga

Wir haben um 8 Uhr schon die ersten Kilometer hinter uns und dann passiert es nach 3600 Kilomnetern das erste Mal! Miriams vorderer Reifen verliert schnell die Luft, der erste Plattfuß. Klassischer Durchstich von Irgendetwas und damit ist die Unplattbarkeit wieder einmal vorbei, aber es aht doch recht lange gedauert, wenn ich an Athen-Beijing zurückdenke, das hatten wir den ersten Platten schon in der „Schlammschlacht bei Marathon“ und das nach vielleicht 100 Kilometern. Der Schlauch ist schnell geflickt und dann geht es weiter und uns nervt langsam die große Straße. Glücklicherweise gibt es nach 80 Kilometern eine nebenroute und es ist einfach schön auf der kleinen Straße zu fahren. Man hört wieder die Geräusche der Natur, die Vögel zwitschern und die Mücken surren. Ich möchte wissen, welcher Idiot das Gerücht in die Welt gesetzt haben, das Mücken tagsüber nicht stechen und inaktiv sind. So nicht die gemeine russische Mücke, egal on man sich in einer Stadt befindet oder durchs Gras streift, letzteres ist besonders extrem, das sich dasnn ganze Horden von Tieren auf einen stürzen und aussaugen. Besonders schwierig werden so Toilettengänge in der freien Natur.

Am frühen Nachmittag fangen wir an zu zweifeln, ob es eine gute Idee war, die Megaetappe bis Nishny Novgorod in Angriff zu nehmen, mich trifft die Lustlosigkeit bei 130 Kilometern und dauert ungefähr 10 schwere Kilometer, dann geht es wieder. Inzwischen liegt die Silhouette von Novgorod und nachdem wir dann die ersten Vororte der Millionenstadt überwunden haben liegt die Oka, der Fluss, der hier in die Wolga mündet, vor uns. Auf der anderen Seite geht es dann noch einmal 150 hm straff nach oben, die Stadt liegt auf einem Hügel, sehr zur Freude von uns Radlern; ein 9% Hammeranstieg nach 165 Kilometern mit Gepäck. Aber es geht leichter als gedacht und wir laufen dann ein Hotel mit wunderbarer Sicht über die Stadt an.


Heute gibt es wohl kaum einen, dem Nichts weh tut und bei mir bahnt sich eine Erkältung an, das hat mir gerade noch gefehlt! Beim Einchecken braucht die Dame Ewigkeiten, ihr Kartenlesegerät funktioniert nicht richtig und sie will uns vor dem Bezahlen nicht auf die Zimmer lassen. Nachdem wir vier Karten durchprobiert haben, werde ich dann richtig ärgerlich, gibt sie sich mit einem kleinen Deposit zufrieden, schließlich hat sie ja auch noch unsere Pässe. Wir schaffen es dann auch nicht mehr in die Stadt, so müde und fertig sind wir, aber Ausblick auf den Sonnenuntergang über den abendlich beleuchteten Kathedralen ist einfach grandios. Zum Abendessen haben wir gerade noch einmal Appetit auf eine Suppe, dann fallen wir ins Bett und träumen nach der etwas ruhigeren Tageshälfte heute nicht von vorbeirauschenden Trucks.

41. Tag: Donnerstag, der 26. Mai 2011

Donnerstag, den 26. Mai 2011

Lenin lebt!

Zweiter Ruhetag in Moskau, nächster Anlauf aufs Leninmausoleum, ein wenig Shopping und Ausflug zu den Sperlingsbergen und die Lomonossow-Uni, Abschied von Karin

Ich mag die Ruhetage nicht so sehr, denn als reiseleiter hat man da immer mehr zu tun, als an anderen Tagen. Ab morgen haben wir kein Begleitfahrzeug mehr und das Gepäck muss umsortiert werden. Karin fliegt nach hause und wegen des rauchendesn Vulkanes war der Flug schon storniert und dann doch wieder nicht, wir brauchen auch noch verpackungsmaterial für ihr Fahrrad. Dann gibt es Stress mit den Telefonkarten, die nicht so funktioneren, wie sie sollen und es ist schon wieder 23.30 und ich habe zwei tage Blog zu schreiben und muss natürlich (und will) mit meiner Freundin chatten, damit sie mich nicht ganz vergisst.

Wie auch immer düsen wir heute wieder mit der Metro in die Stadt und unternehmen den zweiten Anlauf, Lenin zu besichtigen. Und es gibt wieder Ärger, ich fotografiere zwei Politessen und die wollen, das ich das Bild lösche. Warum ich mitten auf dem Roten Platz nicht fotografieren dürfe? Keine zufrieden stellende Antwort, aber ich gebe dann doch nach, wenn ich allein gewesen wäre hätte ich noch ein wenig gepokert.

An der Kremlmauer sind die wichtigsten Persönlichkeiten begraben, man kommt vorbei an Breshnews Stalins Tschertschenkosund Gagarins und anderen Gebeinen, ein kurze Histografie der ehemaligen Sowjetunion.n Dann kommt man in die heiligen Hallen. Im Vergleich zu Ho Chi Minh und Mao ist hier alles relativ respektlos, keine Paradewache und die Uniformierten lümmeln so vor sich hin. Der alte Mann hedoch liegt ungerührt im Glassarg und sieht noch recht frisch aus und man stellt sich vor, wie er 13 Uhr, wenn die Besuchszeit vorbei ist aufsteht, sich die Hände wäscht und im Hinterzimmer eine Schüssel Borschtsch verschlingt und dann einen Verdauungspaziergang macht……

…..und tatsächlich gleich hinter dem Geschichtsmuseum treffe ich den nicht Verstorbenen und wir plaudern ein wenig von den alten Zeiten und selbst für ein Foto mit mir ist sich Wladimir Iljitsch nicht zu schade.

Danach ist Shopping Time, vor allem die T-Shirts haben es mir angetan, das Kalaschnikow T_Shiert würde meinem Sohn gefallen, aber da würde ich mir wohl Ärger mit der Mutter einhandeln, er bekommt eines mit CCCP, also UdSSR drauf und die Kalashnikow ist für mich, naja, vielleicht schwatzt er es mir noch ab.

Weiter geht es, wir haben lange debatiert was wir machen und die ehrwürdige Lomonossow Uni hat gewonnen. ich freue mich denn schließlich habe ich einem der Türme schon einmal genächtigt, vor 19 Jahren auf meiner ersten großen Tour. Heute kommt man nicht mehr auf den Kampus. nach den schweren Anschlägen in den letzten Jahren herrscht auch hier erhöhte Sicherheit mit Schleuse und Lichtbildausweis. Aber das gebäude ist auch von Außen mehr als beeindruckend und von den Gebäuden im Stalinschen Zuckerbäckerstil oder auch Sozialistischer Klassizismus genannt gibt es sieben in der Stadt. Zwei oder drei davon sind Hotels, eines ist ein Ministerium und die weiteren sind Wohngebäude.

Hiter der Uni liegen die Sperlingsberge und von hier hat man eine hervorragende Sicht über die Stadt, die wir ausgiebig genießen. Auch chinesische Reuisegruppen tummeln sich hier, wenn die wüßten, dass wir auf dem Weg nach Beijing sind.

Ab und zu werden wir nach dem woher und wohin gefragt, aber wir haben den eindruck, dass die Leute oftmals uns einfach nicht glauben und sich auf den Arm genommen fühlen.

Am frühen Abend erledigen wir dann noch ein paar notwenige Sachen, Telefonkarte für Mirjam. Bodylotion für Barbara, Klebeband für Karin…..dan geht zum Abendessen, nettes Lokal mit riesigem Salatbuffet, aber doch recht teuer, aber man findet nichts anderes in einer Stadt, die zu den zeht teuersten Städeten der Welt gehört.

Morgen steigt Karin in den Flieger zurück nach Berlin, wir sind alle ganz traurig und karin hat schon angekündigt 2014 vielleicht die ganze Strecke von Berlin nach Singapur mitzufahren, aber nur wenn ich die Strecke dann auch über St. Peterburg lege: Mach ich doch, kar! Und jetzt muss Karin nur noch ihren Mann davon überzeugen, dass er mitkommen will.

Morgen geht es wieder weiter nach Osten, nachrichten nach hause müssen wohl wieder warten, denn wir betreten internettechnisches Ödland, aber ich werde mein Bestes geben, meine Leser auf dem rollenden zu halten.

40. Tag: Mittwoch, der 25. Mai 2011

Mittwoch, den 25. Mai 2011

Moskwa-Prekrasnaja Stoliza

Ruhetag in Moskau, Spaziergang zum Roten Platz und Umgebung, Arbat und Umgebung

Nach dem üppigen Frühstück brauche ich erst noch einmal eine Stunde um meine gesamte Wäsche zu waschen und dabei mein Badezimmer zu fluten. Alle haben im Hotel wirklich schöne Zimmer, nur ich habe einen winzigen Raum bekommen, der wirklich mehr hoch als lang und breit ist, da lobe ich mir Vietnam, wo der Reiseleiter dann schon mal in der Luxusuite untergebracht wird. Na gut, im Vergleich zum Billardtisch habe ich mich ja schon verbessert.

Dann geht es zur Moskauer Metro und ja, die Bahnhöfe sind toll und beeindruckend und es sind immer viele Menschen unterwegs. Und das System is perfekt, aller 90 Sekunden kommt eine Bahn, das ist wirklich kaum zu glauben und eine logistische Meisterleistung und die Berliner U-Bahn ist ein ländliches Fuhrunternehmen.

Überhaupt ist alles in der Stadt gigantisch, die Straßen haben acht bis zehn Spuren, Parks haben Quadratkilometergröße und auf den Roten Platz passen eine Million Menschen und man kann hervorragende Militärparaden vorführen. Zu Lenin kommen wir allerdings nicht, denn der macht um 13 Uhr zu und schon eine halbe Stunde vorher wird niemand mehr reingelassen. Die Posten sind mehr las unfreundlich und wir (also ich) sind nicht die einzigen die darüber schimpfen.

Auch in den Kreml kommen wir nicht, denn da ist irgendein Staatsbesuch, aber wir sind auch recht froh, denn die eintrittspreise sind mehr als horrende.

das Moskauer zentrum ist gut zu erlaufen und wir wandeln vorbei an Kathedralen und Kirchen und den Stalin Hochäusern, von denen es acht gibt und erreichen dann die Kulturmeile Arbat. Aber der ist eher eine Enntäuschung, Souvenirshop an Souvenirshop und viel schlechte maler verhökern ihre Kunstwerke, dazwischen ein paar Straßenmuskanten und teure Cafes.

Viel interessanter ist es in den Haupt-und nebstraßen zu schlendern und die Leute an sich vorbei eilen zu lassen und das hektische Atmen der Monopole zu spüren. Für den weg zurück zum Hotel brauche ich knappe zwei Stunden und dann reicht die zeit noch für einen kurzen Schlaf vor dem Abendessen. Der Abend gehört dann wieder der Bürokratie und dem Computer.

38. Tag: Montag, der 23. Mai 2011

Montag, den 23. Mai 2011

Wodka und Bannaja

135 Kilometer von Rschew nach Wolokolamsk, herrlicher Sonnenschein bei 25 Grad, hügelig mit 600 hm auf teilweise sehr bescheidenem Asphalt und Fernverkehr

Heute Morgen kommen wir gleich auf die Fernverkehrsstraße und nun geht es in gerader Linie auf Moskau zu. Und diese gerade Linie ist wirklich sehr gerade, schnurstracks führt der Weg nach Osten, ohne Biegung und ohne Kurve, nur mit ein paar langen flachen Hügeln. Geradeaus vor uns liegt Moskau, 200 Kilometer entfernt und morgen werden wir dort einrollen.

Das Rollen ist heute kein Vergnügen, der verkehr ist zwar nicht zu straff, dafür aber der Asphalt wieder eine Buckelpiste mit vielen Löchern und aller fünf Meter einer Rinne und so geht die fahrt mächtig auf die Knochen. Unseren Koga Rädern scheinen die Löcher nichts anhaben zu können, wir sind jetzt 3000 Kilometer unterwegs und hatten noch keinen einzigen Defekt, keine gebrochene Speiche und keinen Plattfuß. Lediglich nach einem Regentag in Litauen und etwas staubiger Strecke musste ich die Bremsen bei allen nachjustieren.

Am Nachmittag wird die Straße besser und auf Wolokolamsk zu dann sogar richtig gut. Wir übernachten nicht im Ort, sondern etwa 20 Kilometer außerhalb in einer Hütte am See. Deshalb kaufen wir noch groß für Abendessen und Frühstück ein und dann geht es noch einmal recht hügelig durch kleine Dörfer nach Süden.

An einem kleinen See dann unsere Holzhütte, zwei Etagen und unten ein heller raum mit großem Tisch. Die russische Bannaja, die Sauna, ist schon angeheizt und direkt davor kann man in den See springen. Das tun wir dann auch ausgiebig.

Mit Jacky und Miriam verschwinde ich dann in der Küche und wir zaubern einen dicken Salat und Nudeln mit einer deftigen Soße, dazu dann eine große Flasche Wodka.

Für mich gibt es kein Bett, aber ich rolle meinen Schlafsack auf dem Billardtisch aus, wo es sich mit dem leichten Wodkarausch dann auch gut schlafen lässt, während draußen ein Gewitterguss niedergeht.