Donnerstag, der 9. August 2012

Samstag, den 11. August 2012

Der letzte Schritt in Russland

128 km von Gusinosersk nach Kjachta, deftige Berge mit 1320 hm, bei idealem Radlerwetter, also manchmal sonnig bis 25 Grad bei leichtem Rückenwind

Was haben wir ein Glück mit dem Wetter, als wir das Hotel verlassen regnet es noch, aber schon nach zehn Minuten können wir die Regensachen für den Rest des Tages wegpacken. Gleich von Anfang an geht es kräftig bergauf und dann eine lange Abfahrt wieder hinunter. Links liegen der See, das Kraftwerk und die verfallende Stadt, vor uns grüne Berge und ab und zu ein wenig Wald. Dann bekommen wir eine erste Vorahnung auf die mongolische Weite, die Straße zieht sich fast schnurgerade durch ein hügeliges Land, Wolken und Wind spielen ein abwechslungsreiches Spiel, während die grüne Weite an uns vorüberzieht. Mit leichtem Rückenwind üben wir heute vollendetes Landschaftsfahren fast ohne Verkehr. Nur selten treffen wir heute auf eine Siedlung und es gibt auch nur wenige Raststätten, auf einem Pass teilen wir unsere letzten Vorräte vom Frühstück, das wir heute auf dem Zimmer genommen hatten. Ein paar Scheiben Brot, zwei Äpfel, ein bisschen Käse und einen Schokoriegel reichen aber, um über den nächsten Berg zu kommen, nach 90 Kilometern kommt dann aber doch noch ein Truckstop mit einer guten Nudelsuppe.

Auch die letzten 30 Kilometer sind noch einmal recht bergig, bis dann Kjachta, der Grenzort vor uns auftaucht. Die Siedlung hat sich seit dem 17. Jahrhundert als Handelszentrum für Pelze einen Namen gemacht, zwei große Kirchen zeigen von einstigem Wohlstand. Heute ist die Stadt eine große Garnison der russischen Armee, ein Bollwerk gegen die „gelbe Gefahr“. Hunderte von gepanzerten Fahrzeugen und Panzern lassen sich von der Straße aus sehen, von Geheimhaltung keine Spur; vielleicht heißt ja Abschreckung die Strategie. Das kleine Hotel in Grenznähe ist recht familiär und gut in Schuss. Gleich gegenüber befindet sich eine ehemalige Fabrik mit einem monumentalen stalinistischen Eingangsbereich. der ist heute zugenagelt und das tolle Gebäude verfällt zusehends. Davor steht auf dem maroden Platz einsam, verlassen und etwas traurig eine Leninstatue, der wir ein wenig Abwechslung bringen.

Trotzdem macht die Stadt keinen ganz so morbiden Eindruck wie Gusinoosersk am Vortag, vielleicht liegt das daran, dass eben mit dem Militär auch Arbeitsplätze erhalten bleiben. Im Lokal an der Kreuzung sind jedenfalls außer und nur noch eine Gruppe vom 8 Offizieren, die sich zum Abendessen zwei Flachen Wodka einverhelfen, allerdings ohne scheinbare Auswirkungen. Am Abend genießen wir in der Laube vor dem Hotel die Strahlen der warmen Abendsonne bei ein paar Keksen und Schokolade, unser letzter Abend in Russland, das wir sehr interessant und widersprüchlich fanden. Die Landschaft und die vielen netten Menschen, die wir getroffen haben, machen diesen Teil Sibiriens jedoch immer wieder für eine Reise interessant. Kulturell haben wir jede Menge über die russischen Siedler und die Burjaten und über die ewenkischen Ureinwohner erfahren und mit dem vielen Fisch aus dem Baikal sind wir auch kulinarisch ab und zu auf unsere Kosten gekommen. Morgen lassen wir das alles nun hinter uns und beginnen den mongolischen Teil unseres Reiseabenteuers.

 

 

Mittwoch, der 8. August 2012

Samstag, den 11. August 2012

Am Ende der russischen Welt

115 km von Ulan-Ude über das Kloster Ivolginsk nach Gusinoosersk , leichte Hügel mit 450 hm bei angenehmen 25 Grad und Sonne mit Wolken

Am Morgen verabschieden wir uns von Julia, die uns hier in Russland logistisch unterstützt hat, dann schwingen wir uns auf die Räder.

Langsam verschwindet die letzte größere russische Sztadt hinter uns und schon gleich inter der Stadt macht sich der Wandel in der Landschaft bemerkbar. Waren an den Vortagen noch Wälder vorherrschend, kommen wir nun mehr und mehr in Steppenlandschaft. Es gibt viele weite und freie Grasflächen und kaum noch Bäume, auch keine Birken. Dafür treibt der Wind die Wolken schnell am Himmel her und Sonne uns Schatten wechseln schnell. Ist am Ortsausgang der Verkehr noch recht straff, wird es sofort nach dem Abzweig des M55 Highways merklich ruhiger. Die M55 entschwindet unseren Blicken im Osten in Richtung Chita und Wladiwostok, auch eine Strecke, aus der man ein weiteres Radabenteuer machen könnte. Doch wir haben erst einmal Sehnsucht nach den Steppen der Mongolei, die nun im Süden vor uns liegen.

Die Kulturen gehen hier fließen ineinander über, dominieren in Ulan-Ude noch die Türme der russisch-orthodoxen Kirche, liegt 40 Kilometer hinter der Stadt das größte buddhistischen Kloster in Sibirien. Im Vergleich zu buddhistischen Anlagen in Tibet oder China ist das Kloster immer noch ziemlich klein, auch irritieren den Chinakenner die russischen Holzhäuser zwischen den Tempeln, in denen die Mönche wohnen. In den Tempeln dann da gewohnte Bild von Bodhisattvas und Buddhas. Besonders verehrt werden die Taras, denen zwei Tempel geweiht sind. Nur wenige Pilger ziehen ihre Runden um die Anlage und drehen die Gebetsmühlen, aber vor dem Tempelgelände gibt es eine stadionähnliche Anlage, wo zu Festivalzeiten ein buntes Leben toben wird. In einem Tempel läuft gerade eine Zeremonie, als wir noch ein wenig verweilen wollen, werden wir mit einer unwirschen Handbewegung gebeten weiter zu gehen. Mythen ranken sich um einen hohen Lama, der hier vor mehr 40 Jahren das Kloster geleitet hat. Seinen Sarg hat man in einem Tempel aufgebahrt und in Abständen von 10 Jahren immer wieder geöffnet, ohne das der tote Körper Anzeichen von Verfall gezeigt haben soll, aber den Sarg bekommt man als Tourist natürlich nicht zu sehen.

Um zur Straße nach Süden zurück zu kehren müssten wir einen Umweg von 14 Kilometern in Kauf nehmen oder eine meiner berüchtigten Abkürzungen probieren. Wir tun Letzteres und wir haben Erfolg, mit dem Ritt auf einem schmalen Feldweg durch bunte Wiesen finden wir einen schnellen Durchstich zur Straße zurück.

Anmutig führt unsere ruhige Straße seichte Hügel hinauf und hinunter, bis am Nachmittag dann der Schornstein des Kraftwerkes von Gusinoosersk am Horizont auftaucht. Die Stadt macht einen jämmerlichen Eindruck. Einst gab es hier metallurgische Industrie und Bergbau, heute ist ein großer Teilt der Bevölkerung ohne Beschäftigung oder schon weggezogen. Viele der abgewohnten Blocks aus den 70er Jahren stehen leer und verfallen. Auch unser Hotel ist ein Relikt aus dem Sozialismus, was die Ausstattung der Zimmer angeht, besonders das Badezimmer mit all seinen Provisorien ist ein spätsozialistisches Prunkstück, aber immerhin, das warme Wasser funktioniert. Wir drehen noch eine Runde durch den Ort und studieren den Verfall, die Ruine eines Betriebes und eines Stadions zeugen von besseren Zeiten. Heute würde der Ort sich lediglich noch als Endstation für russische politische Verbannte eignen, vielleicht sollt man Putin einen entsprechenden Vorschlag machen.

Das Abendessen im einzigen Lokal der Stadt, welches sich im Hotel befindet, ist recht ordentlich, danach haben wir keine Lust mehr zu weiteren Aktivitäten, schließlich haben wir auch 115 Kilometer in den Beinen.

 

 

9. Tag: Dienstag, der 7. August 2012

Dienstag, den 7. August 2012

Ewenken, Altgläubige, Kosaken und Burjaten

Stadrundgang und Fahrt ins ethnologische Freilichtmuseum von Ulan Ude mit mit toller Führung bei sonnigen 27 Grad

Eine Stunde länger schlafen hat sich gelohnt, ich fühle mich zum ersten Male auf der Tour richtig ausgeschlafen. zu allem Überfluss funktioniert auch das warme Wasser, also kann ich schnell vor dem Frühstück noch meine Wäsche durchziehen.

Um 10 Uhr treffen wir auf Natascha, eine Sprachwissenschaftlerin aus Ulan Ude, die uns heute durch die Stadt und durchs Freilichtmuseum führen wird.

Natürlich beginnen wir unseren Rundgang wieder am Leninkopf, der mit 7,5 Metern der größte seiner Arte der Welt ist. Zwar wird Lenin heute nicht mehr so viel gelesen oder zitiert, aber sein steinernes Konterfei hat es allein mit seinen Ausmaßen als größte Porträtbüste der Welt ins Guinness Buch der Rekorde geschafft, während das Land aus nachvollziehbaren Gründen den Generalissimus Stalin fast ständig aus der bildhauerischen Kunstgeschichte getilgt hat.

Noch einmal gehen wir dann die Fußgängerzone der 400.000 Einwohnerstadt entlang. Hier befinden sich einige gut erhaltene Häuser aus dem 18. Jahrhundert. Eines, dies beherbergt heute das Stadtmuseum, gehörte einem reichen Händler und der letzte Zar soll während seine Sibirienaufenthaltes hier genächtigt haben.

Einen Ausflug wert ist das Freilichtmuseum, welches sich ein paar Kilometer außerhalb vor den Toren der Stadt befindet. Die großzügige Anlage gibt Einblicke in die Kultur und Traditionen der multikulturellen Einwohner der Region. Die Urbevölkerung, die Ewenken, ein indigenes Volk von Jägern und Rentierzüchtern hat sich seine Sprache und Tradition bis heute bewahrt. Gelebt haben die Ewenken in hüttenartigen Zelten aus Birkenrinde, die Winterzelte wurden noch einmal mit Fellen überzogen. Bis heute Züchten die Ewenken Rentiere und folgen einem halbnomadischen Lebensstil. Sie haben auch als einzige Volksgruppe die Genehmigung eine limitierte Anzahl der geschützten Baikalrobbe zu jagen. Von den Ewenken, diesem naturverbundenen Volk kommt auch der Schamanismus. Die Weißen Schamanen sind für Rituale des Alltagslebens zuständig, während die schwarzen Schamanen die bösen Geister vertrieben. Noch heute gibt es in den ewenkischen Siedlungen und auch unter den Burjaten Schamanen und auch moderne Menschen besuchen die „Geisterjäger“ um sich Rat zu holen.

Obwohl die Burjaten lediglich 30 Prozent der Bevölkerung ausmachen wurden sie zu den Namensgebern der Republik. Obwohl den Mongolen in Aussehen, Kultur und Tradition sehr ähnlich werden sie schon zu Dschingis Khans Zeiten als eigene Volksgruppe gezählt. Einstmals ein komplett nomadisches Volk wurden die Burjaten schon sehr früh, also im 17. und 18. Jahrhundert sesshaft. Sehr schön dokumentiert das Museum diese Entwicklung. Anfangs lebten die Burjaten ausschließlich in beweglichen Jurten, dann wurden hölzerne „Jurten“ errichtet für die Sommer- oder Winterlager und schließlich gingen die Burjaten komplett zu den Holzhäusern im russischen Stil über.

Die interessanteste Volksgruppe hier sind wohl die Altgläubigen oder Altorthodoxen. Im Jahre 1666 lösten sie sich von der russisch orthodoxen Kirche und bildeten ihre eigene Religionsgemeinschaft. Diese Gruppen bildeten im europäischen Teil jedoch eine Gefahr für den Zaren und seine Regierung, deshalb wurden Teile der Altorthodoxen aus den Regionen des heutigen Polens oder der Ukraine hierher verbannt. Anderen wurde der „freiwillige“ Umzug in die Region nahe gelegt. Mit ihrer entwickelten Ackerbautechnik und ihrem Fleiß konnten sie in Sibirien die Grundlagen für eine Agrarproduktion im europäischen Stil legen. Die Altgläubigen gelten unter den Russen als besonders fleißig, genügsam, gesund und robust. Die Frauen haben zwischen 10 und 20 Kindern zur Welt gebracht, laut bösartigen Witzeleien wegen ihrer Unterhosenfreien Bekleidung unter den Röcken und der gebückten Haltung auf dem Kartoffelfeld; einmal auf dem Kartoffelfeld Unkraut jäten und schon wieder schwanger!

Wichtig für die Region waren auch die Kosaken, Gemeinschaften freier Reiterverbände, die im Dienste des Zaren Anfang des 17. Jahrhunderts Sibirien kolonialisierten und bis zum Pazifischen Ozean vordrangen. Dabei gründeten sie Stützpunkte, aus denen später Siedlungen und heutige Städte hervorgingen…………….

Natascha hat uns viel zu den einzelnen Gruppen erklärt und morgen auf dem Rad sollten wir fit genug sein, burjatische, altorthodoxe und russische Gehöfte voneinander unterscheiden zu können. Bolschoi spassibo, dewuschka!

Auf dem Rückweg in die Stadt brauchen wir dann dringend eine Stärkung und besuchen ein burjatisches Lokal. Die Inhaberin ist Künstlerin und hat eine großartige kleine Ausstellung schweren Silberschmucks burjatischer Frauen. Bis zu 15 kg Schmuck sollen Burjatinnen haben anlegen können. Wir probieren Posui (gefüllte Teigtaschen und einen Brotaufstrich aus Roggenmehl und Sahne, leider gibt es keine Airag (Stutenmilch), das muss also nach bis in die Mongolei warten.

Auch am Abend besuchen wir ein burjatisch-mongolisches Restaurant und lassen uns gut bewirten, allerdings versuchen wir uns noch ein letztes Mal am Baikalfisch und gebackenen Teigtaschen, bevor es morgen dann nach Süden in Richtung der mongolischen Grenze geht.

8. Tag: Montag, der 6. August 2012

Dienstag, den 7. August 2012

In die burjatische Hauptstadt

64 Kilometer von Illinka nach Ulan Ude, nachmittags ein wenig Regen beim Stadtspaziergang bei 22 bis 24 Grad, 300 Höhenmeter

Pünktlich nach dem Frühstück hört es auf zu regnen und wir machen usn auf den Weg in die burjatische Hauptstadt. Es geht leicder nur auf der Haupttrasse entlang und nach dem gestrigen Baltika No.9 und Baltika No.3 strampelt es sich erstaunlich schlecht und auch der kleine Pass mit 200 Höhenmetern strampelt sich nur mit leichter Mühe, dabei müssten wir nach den letzten Tagen ja einiges gewöhnt sein.

Auch wenn es nicht regnet ist alles grau in grau, also radeln wir bias zum Mittag zügig durch und dann taucht auch die Hauptstadt der Republik Burjatien auf. Eine richtige Großstadt ist es mit 400.000 Einwohnern nicht, aber für sibirische Verhältnisse eben doch. Als wir vom Rad steigen fängt es wieder an zu regnen. Was für eine tolle Planung!

Die Hotelzimmer im „Burjatia“ sind nicht schlecht, außer, dass es kein warmes Wasser gibt, das sei in der ganzen Stadt abgestellt, wegen Wartungsarbeiten, für mindestens drei Wochen. Aber genau das kenne ich auch noch aus dem letzten Jahr, wir sind eben in Russland.

Nach einer kurzen Erfrischung pilgern wir ein wenig durch die Straßen der Stadt. Zuerst statten wir dem großen Leninkopf einen Besuch ab, schönere Bilder können wir hoffentlich morgen bei besserem Wetter produzieren. Heute zieht es uns erst einmal mehr in ein Kaffee. Danach schlendern wir die Fußgängerzone bis zur orthodoxen Kirche hinunter und beobachten die Leute, ob es nun die Alkoholiker mit ihrem Bier in der Hand sind oder die adretten Bujatinnen, die die Blicke auf sich ziehen, der Spaziergang durch die Stadt lohnt sich.

Für das Abendessen habe ich ein tolles russisches Restaurant im Viesier, hier hatten wir im letzten Jahr fürstlich getafelt. Besonders die Spezialitäten mit Aubegiene, kleine Röllchen mit Ziegenkäse und Nussfüllung waren einfach grandios.

Heute sind wir anfangs die einzigen Gäste, der Bestellprozess zieht sich leider etwas hin, da es viele gericht leider nicht gibt, obwohl sie auf der Karte stehen. Inzwischen hat sich der Laden dann mit vier Tischen doch eztwas gefüllt und der Koch ist gnadenlos überlastet, ebenso wie die Bedienung mit der Zuordnung der Speisen. Das Essen, Omul in zwei Varianten, überbackenen Kartoffeln und diverse Salate schmecken sehr gut und stechen positiv vom Raststättenessen an der M55 ab, die langen Wartezeiten waren allerdings nur mit sehr viel Humor zu ertragen.

Am Platz vor dem Theater steht ein schöner Springbrunnen, der rhytmisch zu burjatischer Musik sprudelt und die Fontänen leuchten in bunten Farben. Hier treffen sich die Jugendlichen oder Familien auf ein abendliches Sit-Out. Mich ruft aber recht schnell dann die Arbeit, das Internet im Hotel ist preislich recht deftig und ich will versuchen in einer Stunde so viel wie möglich zu schaffen.

Gegen Mitternacht ist es dann auch angenehm ruhig in der Stadt, ich genieße bei einem Glas Kwas, dem russischen Brotgetränk noch die schöne Aussicht aus dem 6. Stock des „Burjatia“ und darf dann bis 8.00 Uhr morgens ausschlafen.

 

 

7. Tag: Sonntag, der 5. August 2012

Montag, den 6. August 2012

Übers Land

102 Kilometer von Posolskoe durchs Selengadelta nach Illinka, 22 Grad, während des Radelns kein Regen, dafür ruhiges beschauliches Sträßchen durchs Delta

Als ich um 7 Uhr meine Sonnengrüße mache, topft es draußen dicke Regentropfen vom Himmel. Entsprechend packen wir uns auch schon wasserfest ein, aber in dem Augenblick, als wir aufbrachen hört es auf zu regnen.

Die Strecke hier durchs Selengadelta ist eine der schönsten, die wir in Russland fahren. Die kleine Straße ist asphaltiert (natürlich mit großen Löchern drin), aber es gibt so gut wie keinen Verkehr, aller 10 Minuten rattert vielleicht einmal ein Lada vorbei. Am Anfang haben wir auf der linken Seite noch den Baikalsee, von dem wir uns heute verabschieden müssen, aber ich hoffe ja, dass ich 2014 hierher wieder zurückkehre, wenn ich von Berlin nach Singapur fahren will, natürlich führt der Weg dann wieder durch Sibirien und auch hier am Baikal entlang.

Doch bald entschwindet der See im Nebel und wir fahren durch grüne Wiesen und Weiden, die Kühe starren uns Radler ausdruckslos wiederkäuend an. In den kleinen Dörfern sind die Häuser meist recht gut in Schuss und man kann den Traum vom schönen Landleben träumen, allerdings ist das, und vor allem in Russland nur ein Traum, denn die Winter sind hart und Arbeit haben viele auch nicht und auch wenn der Omul lecker ist, aber jeden Tag Omul mit Kartoffeln und Dill machen auch keine ausgeglichene Diät aus.

Gemütlich ziehen die kleinen Dörfer vorbei und gegen Mittag erreichen wir nach 60 Kilometern die M55 Hauptmagistrale wieder.

Das Mittagessen in einer Raststätte ist erstaunlich gut, der beste Borschtsch bisher und auch die Soljanka ist sie wie sie sein soll. Dazu natürlich ein paar leckere Salate, ich entscheide mich, wie immer für die Rote Beete mit Käse und Knoblauch.

Die restlichen Kilometer durch die flache Landschaft spulen wir dann schnell herunter, ab und zu nehmen wir die „Abkürzung“ durch ein Dorf durch. Die Leute sind nett und freundlich und winken uns lachend zu. Überall muss ich zurückrufen woher wir kommen und wohin wir fahren. Erstaunlicherweise kommt dann kein ungläubiges Kopfschütteln zurück sondern ein „Gute Reise!“. Eine schöne alte Kirche wird mitten im Dorf rekonstruiert. Der Garten drumherum und das Gebäude sehen noch sehr verfallen aus, aber überall stehen Gerüste und die Kuppeln der Kirche mit den Zwiebeltürmchen sind schon frisch vergoldet. Auch hier ist es wie überall auf der Welt. Die einfachen Leute haben kein Geld und fahren seit 25 jahren in ihren rostigen Ladas durch die Gegend und das eigene >Haus fällt zusammen, aber die Kirche hat immer Geld für tolle Prunkbauten.

Durch unsere Ortsdurchfahrten haben wir natürlich unseren Fahrer Mischa verloren und sausen auch glatt am Hotel vorbei, aber nach einer halben Stunde haben wir uns wieder gefunden. Eigentlich sind wir heute nicht in einem richtigen Hotel, sondern nur in einem Motel an der M 55. Hervorragend geplant haben wir, dass wir gerade, als wir unsere Räder und Sachen in die Zimmer bringt draußen ordentlich anfängt zu regnen.

Am Abend machen wir es uns im Restaurant gemütlich. Das Essen ist mehr als vorzüglich, es gibt gegrilltes Gemüse, noch einmal Omul Fisch in der Alufolie und nette Salate. Danach schauen wir uns auf meinem Computer die Bilder des letzten Jahres an und während es draußen regnet probieren wir uns durch die Biere der Baltika-Serie. Besonders gut schmecken Baltika No.3, welches das normale Pilsner ist und Baltika No.9, ein Starkbier mit 8% Alkohol, welches super schmeckt und gut dreht. Mit zwei dieser Biere kann man dann auch die Straßengeräusche während des Einschlafens hervorragend ausblenden und auch die Züge der Transsibirischen Eisenbahn rattern nicht mehr so laut vorbei.