125. Tag- Sonntag, der 29.08.2010

Sonntag, den 29. August 2010

Auf den Hund gekommen

Seit einer Woche regnet es mehrmals täglich und die Temperaturen sind mehr als angenehm. Man kann nachts ohne jegliche Hilfsmittel schlafen bei angenehmen 25 Grad und am Tage geht das Thermometer dann auf 30 Grad hoch. Am Samstag haben wir wieder Unterricht gemacht, also beschließe ich ein faules Wochenende und erkundige mich bei meinen Kolleginnen, wo es denn Hundefleisch verkauft wird und wo es die besten Restaurants mit thit cho, Hundefleisch gibt. Das soll im Süden der Stadt entlang der Linh Nam Straße sein. Also schwinge ich mich aufs Rad und fahre hin. Ich bin inzwischen in meiner Fahrweise auch schon ziemlich Vietnamesisch geworden, also sehr rücksichtslos und drängle, wo es nur möglich ist. Dabei habe ich festgestellt, dass man mir gezielter Rücksichtslosigkeit recht gut durchkommt. Lediglich meinen folgenden Verkehr lasse ich nicht aus den Augen und schnipsele Leuten nicht direkt in die Spur. So fühle ich mich fast wie in Berlin, einmal adrenalingeladen geht es durch die Stadt.

Für den Markt an der Lin Nam bin ich zu spät dran, hier wird schon mächtig aufgeräumt und von Hunden ist nichts zu sehen, bis auf ein paar kleine süße spielende Tölen, die aber viel zu klein und daher „für den Verzehr ungeeignet“ sind. Doch schon hundert Meter weiter gibt es ein Hundereataurant und davor wird gerade ordentlich am toten Tier gearbeitet, der Restaurantchef ist mit vielleicht zehn toten Tieren beschäftigt und schabt denen das Fell ab. An der Kehle des Tieres befindet sich ein sauberer Schnitt durch die Halsschlagader, die Tiere werden also nicht anders geschlachtet ein Huhn.

Auch hier in Vietnam gibt es eine Disskusion um das Totprügeln von Hunden und viele Restaurants wenden die Methode nicht mehr an und wenn auch nur aus ökonomischen Gründen, ein gut laufendes geschäft benötigt ein guites Dutzend Tiere am Tag und die totzuprügeln dauert schlicht und einfach zu lange.

Wenn die Tiere dann enthäutet sind, werden sie mit einer starken Flamme behandelt und gegrillt, das gibt den Tieren eine appetitlich saftige Farbe.

In den Restaurants wird folgendes angeboten, Grillspieße, Braten, Leber und „Hundewürstchen“. Letztere bestehen aber nur aus Bohnen, Erdnüssen und Schweineblut, aber die Form und Farbe erinnern dann wohl doch an die Rückstände eines Hundes mit gesunder Verdauung auf der Straße, nichtsdestotrotz sind sie lecker, wie ich im Restaurant selbst ausprobiere.

Die Grillspieße sind nicht so toll, da hier hauptsächlich minderwertiges Fleisch vergrillt wird, mit viel Fett, Sehnen und Hautresten. Der Vietnamese aber mag diese knorpelig krustige Gefühl im Mund. Mir leigt eher der Braten in dünnen Scheiben, auch hier ist das Fleisch von fett durzogen, aber sehr schmackhaft. Ein Vergleich zu anderen Tieren ist sehr schwer, hund ist eben Hund. Mein Favorit ist aber die Leber, auch in dünnen Scheiben serviert.

Das Lokal ist eher einfach, als Tischdecke bekommt man eine Zeitung und zu den ausgewählten Hundeteilen kommt eine Schale mit Gurken, stinkender Krabbensauce und verschiedene Kräuter, Zitronengras und Zitronenmelisse erweisen sich als die passendste Ergänzung zum Fleisch.

Das Mahl war recht lecker, eine gute Alternative zu Rind, Schwein und Huhn, aber es wird trotzdem nicht mein Lieblingsessen, das einzige was ich bedauere ist, dass man in einem Hunderestaurant eben nur Hund bekommt, keinen Reis und keine Schüssel gebratenes Gemüse dazu, da war mein 150 Gramm Steak von gestern Abend besser, mit richtig guten Kartoffeln, dazu viel Gemüse: Karrotten, Brokoli und Babymais und eine Flasche Champagner (Sekt im Champagne Verfahren aus Australien), selbst gekocht und natürlich mit charmanter Begleitung.

11.September 2009

Freitag, den 11. September 2009

Des Deutschen Lieblings-China-Thema: Der Hund

Beim Surfen fällt mein Auge sofort auf den Artikel „Chinesin kauft für 400 Tausend Euro den teuersten Hund der Welt“

Dazu ein Bild von Frau Wang, der stolzen Besitzerin und „Jangtse Nr.2″, der Tibet-Dogge, ein schönes großes Exemplar mit eher pragmatischem Namen, sieht ein wenig aus wie ein Bernhardiner. Herzlichen Glückwunsch Frau Wang, zum Kauf dieses Prachtstückes, aber schön vorsichtig sein, denn seit dem Sommer ist im Norden Chinas die Tollwut ausgebrochen und die chinesische Regierung lässt Tausende von Tieren erschlagen, mehr als 50.000 bis jetzt. und 500.00 mehr sollen es werden. Der deutsche Tierschutz hat entrüstet reagiert, offenbar wiegen ein paar an der tödlichen und nicht heilbaren Krankheit Tollwut dahingeraffter Chinesen weniger, als illegal gehaltenen Hunde. 13 Menschen sind schon an der Tollwut gestorben und das sind mehr als an Schweinegrippe im Reich der Mitte.

Und illegale Hunde gibt es zu Hauf in China, da sind wilde Streuner noch eher die Ausnahme. Abends in Beijing treffen sich dann die illegalen Hundehalter und Hundehalterinnen an ruhigen und dunklen Straßenecken zum gemeinsamen Plausch mit ihren zumeist zwergig gezüchteten Lieblingen, kaum einer hält sich an das Verbot. Das ist auch nicht ganz so tragisch, denn wirklich jeder legale oder illegale chinesische Hundebesitzer räumt den kleine oder großen „Haufen“ penibel weg. Ein Blick aus meinem Fenster in Berlin Weißensee zeigt da eine ganz andere Perspektive und wie oft musste ich schon den Scheiß aus den Schuhen meiner Kinder kratzen oder laufe nur noch mit gesenktem Kopf durch die Straßen. Weist man den Besitzer darauf hin, schlägt einem abgrundtiefe Verachtung entgegen, man bekommt meist mitgeteilt, dass dafür ja Steuern bezahlt würden oder man bekommt auch schon mal Prügel angedroht.

Dass unsere Tibet Dogge „Jangtze Nr.2″ auf dem Teller landet, ist auch nicht zu erwarten, denn dafür ist das gute Stück einfach mal zu teuer und auch schon ein wenig alt. Der „Speisehund“ in China wird in speziellen Betrieben aufgezogen, meistens große Rassen wie der Deutsche Schäferhund oder Bernhardiner werden mit Kraftfutter gestopft, die Jungtiere sollen schnell und viel Fett ansetzen. Das Resultat kommt dann in den unterschiedlichen Regionen unterschiedlich auf den Tisch, im Süden als Feuertopf, in Shandong als Gulasch und im Norden als kalter Braten, mit Sojasoße, Chili und Koriander; ich bevorzuge diese koreanische Zuebereitungsweise. Als China-Reisender braucht man allerdings keine Angst zu haben, den Hund ungefragt auf den Teller zu bekommen, nicht jedes Lokal ist spezialisiert auf Hundefleisch und preislich liegt ein Hundegericht auch deutlich über dem Durchschnitt eines Rind- oder Schweinegerichtes. Ja und die Schoßhündchen für die Großstädter eigenen sich nicht einmal als „Suppenhund“.

Damit dürfte ich wieder die empfindlichen Gemüter angeheizt haben, wie kann man nur den besten Freund des Menschen einfach so in die Pfanne hauen, den Beschützer von Haus und Hof. Alles nur sentimentales Geschwätz, wie schwedische Molekularbiologen jetzt bewiesen haben. Durch eine Genanalyse fanden die Forscher heraus, dass die ersten Hunde schon vor 16.000 Jahren in Nordchina aus Wölfen gezüchtet wurden und zwar hauptsächlich als Nahrungsergänzung. Dass die gut schmeckenden Vierbeiner auch Qualitäten als Wach- und Hütehunde haben, entdeckten die Züchter erst später.

Das zu meinem Lieblingsthema und da bekomme ich gleich Hunger und mache mir schnell- einen ganz großen Salat!

Und hier die Links: Frau Wang und Yangte Nr.2, Tollwut und Hundekeulung, schwedische und chinesische Forscher, und die Tierschützer