44. Tag: Dienstag, der 11. September 2012
Donnerstag, den 13. September 2012Kletterpartien
137 Kilometer vom Wutaishan über drei Pässe nach Hunyuan, 2000 Höhenmeter bei windigen und manchmal sonnigen 16 bis 22 Grad
Über Nacht hat es ordentlich geregnet und nun ist die Sonne wieder da, dafür ist es recht frisch. Kein Problem, denn es geht von Beginn an straff bergan, wir müssen von 1600 Metern wieder über den Pass auf 2500 Meter. Da ist kühleres Wetter eher ein Vorteil. Nach etwas mehr als zwei Stunden ist der erste Kletterpart geschafft und wir stehen oben im Wind. Die Abfahrt gegen den Wind macht nicht den Spaß, den wir erwartet hatten, zum anderen hatte sich bei der Abfahrt ins Tal vor zwei Tagen an Wolfgangs hinterer Felge ein Riss gezeigt. Wir vermuten, dass der Riss entstanden ist, weil sich bei der langen Abfahrt die Felge überhitzt und zu sehr ausgedehnt hat, so dass an zwei Speichen sternförmige Risse entstanden. Es gelang Wolfgang das Rad ein wenig auszuzentrieren und die beiden angerissenen Speichen zu entlasten, aber mit kühnem Schwung möchte er natürlich nun keinen Berg mehr hinunterrauschen.
Unten im Städtchen essen wir relativ zeitig Mittag, dann geht es ein paar Kilometer über die Hauptstraße, bevor wir für den nächsten Pass wieder auf eine Nebenstraße abbiegen. Hier sind es nur 400 Höhenmeter, dafür ist die terrassierte Landschaft sehr schön und in den Dörfern gibt es wieder alte in den Löss gegrabene Wohnhöhlen. Viel Zeit zum genießen bleibt nicht, dann sind wir wieder auf der großen Straße im Tal. Dort waren wir wegen des chaotischen Verkehrs im letzten Jahr alle in den Bus gestiegen und den Rest der Strecke gefahren. Doch in diesem Jahr ist die parallel geführte Autobahn fertig gestellt und so steht dem dritten Pass nichts entgegen. Also noch einmal 500 Höhenmeter Kletterei, dann geht es in die letzte Abfahrt. Die ist landschaftlich eine Katastrophe, denn in den bergen rundherum wird Kohle abgebaut, aber nicht in Bergwerken, sondern im Tagebaubetrieb, dafür wurden ganze Berge weggebaggert und es entstand ein Mondlandschaft. Falls die Chinesen mal eine Mondlandung ihrer Taikonauten faken wollen, hier ist genau der richtige Ort dafür.
Erst kurz vor Hunyuan wird es wieder etwas schöner, schließlich befindet sich auch der Hengshan, ein buddhistischen heiliger Berg in der Nähe und den wollen wir morgen oder übermorgen besichtigen.
Abends geht es nur die Straße runter, im letzten Jahr hatten wir uns hier in ein kleines Lokal verliebt, die Wirtin erkennt mich wieder, die Freude ist groß und das Essen wieder so gut wie im Vorjahr, wir werden wohl wieder kaum eine Chance haben, andere Lokalitäten der Stadt kennen zu lernen.