In der Steppenmonopole (Fauler Tag V)
Besuch des Gandan Klosters und einer Hurtensiedlung in der Vorstadt, Stadtbummel und zahlreiche Museen, abends mongolisches Konzert und traditioneller Tanz
Das Gandan Kloster ist das religiöse Zentrum der Mongolei und auch das einzige Kloster das in der Sowjetzeit seinen Betrieb nicht vollständig einzustellen hatte. Mit der Demokratisierung in den 90er Jahren lebte auch die buddhistische Religion im Lande wieder auf und das Gandan ist ein wichtiges Zentrum für den Lamaismus in der Mongolei. Deshalb sind hier auch immer viele Pilger aus allen Landesteilen anzutreffen, die dem Kloster und den Mönchen spenden. Dafür werden in zwei Hallen gleichzeitig Zeremonien für die Pilger und Gläubigen abgehalten. Wir mischen uns unter den Strom der Einheimischen und der vielen ausländischen Pilger und beobachten lange die Zeremonie der Mönche, die mit tiefen Stimmen tibetische Manuskripte in typischem Singsang herunterleiern, ab und zu durch Gongs unterbrochen.
Der Höhepunkt des Rundgangs ist die 26 Meter hohe Statue des Boddhisattva Avalokiteshvara in stehender Position. Die ursprüngliche Statue war 1938 von sowjetischen Truppen eingeschmolzen worden und die heutige Figur ist 1990 mit Spendengeldern von 5 Millionen Dollar wieder errichtet worden. Man kann ehrfürchtig seine Runde an dem streng blickenden Boddhisatva Gebetsmühlen drehend seine Runde im Strom der Pilger ziehen.
Nach dem Besuch im Kloster fahren wir durch die nördliche Vorstadt, in der zwischen einigen Holzhäusern noch zahlreiche Jurten stehen. Viele der Familen aus der Steppe haben noch „eine Jurte in Ulaanbaatar“, hier lebt dann ein Familienmitglied oder die Großeltern und beaufsichtigen die Kinder, die hier in den Herbst und Wintermonaten die Schule besuchen. Im Winter werden die Jurten mit Kohle, holz oder Kuhdung beheizt, wesewegen die Stadt unter furchtbartem Smog leidet, so dass sich die Ulaanbaataer nicht trauen die Fenster zu öffnen. DieLage der Stadt im Talkessel und die kalten rockenen Wetterlagen begünstigen natürlich die Smogbildung.
Am Nachmittag pilgert die Gruppe getrennt durch verschiedene Museen, während ich mich an den Schreibtisch setze, nicht ohne vorher einmal durchs Zentrum gelaufen zu sein. Moderne und Tradition prallen hier zusammen. man sieht die alten Leute in traditionellen Kleidern, während auf dem Suchbaatar Platz im Zentrum Streetbaketball gespielt wird. Entsprechend hippig ist auch das Publikum. Die jungen Mädels zeigen freizügig sehr viel Bein und kleiden sich kurz und trendig, den Jungs gelingt das meist noch nicht so gut.
In den Straßen rollt dichter Verkehr und das Auto ist ein Statussymbol, man sieht verdammt viele dicke „Hummer“ in den Straßen der Steppenmetropole, ich möchte behaupten noch mehr als in Moskau.
Am Abend treffen wir uns alle zum Konzertbesuch. Es ist ein beeindruckendes Potpourri aus Tanz, Volksmusik und mongolischer Klassik. Das Ballet in bunten pseudotraditionellen Kleidern ist etwas kitschig, die Tänze zu buddhistischen Rhytmen von Tänzern in Dämonenmasken und schweren Kostümen schon glaubhafter. Die Darbietungen der Kehlkopf und obertonsänger sind noch besser als im Restaurant gestern Abend und reißen und uns und das gesamte Publikum, das nicht nur aus Touristen besteht mit. Die Darbietung einer Schlangenfrau gehört natürlich auch zum Programm, die Frauen könne ihren Körper dermaßen elastisch verbiegen, dass man aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt und sich meine Yogaübungen dagegen eher lächerlich anfühlen.
Das Mongolische Nationalorchester besteht hauptsächlich aus traditionellen Instrumenten und adaptiert dabei auch westliche Klassik und die Pferdekopfgeige kann gut und gerne mit einer Violine mithalten. Wirklich restlos begeistert verlassen wir das Konzerthaus.