12. Tag: Mittwoch der 27. April 2011
Mittwoch, den 27. April 2011Der 1000ste Kiloimeter und das Land der gelben Häuser
106 Kilometer von Suwalki über die litauische Grenze nach Drukininkai, 530 hm auf guter Straße und 8 km Piste, ohne Gegenwind! und bei herrlichen 25 Grad
Pünktlich um 8 Uhr steht unser neuer Fahrer aus Litauen vor der Tür, Gedeminas heißt er und es dauert eine Weile, bis wir ihm ein Lächeln entlocken und das ging so: Nachdem er mit eher frostigem Gesicht unser Gepäck verstaut hatte und wir zum Aufbruch bliesen, stellte ich ihn der Gruppe vor und diese antwortete wie ein Chor von Zweiklässlern: „ Hallo Gedeminas!“ und dann kam das Grinsen.
Die letzten Kilometer in Polen sind noch einmal mehr als interessant, denn wir stoppen in zwei schönen Dominikanerklöstern, vom Turm des Klosters Wigry hat man eine herrliche Sicht über masurische Seen und riesige Wälder. In Sejny befindet sich ein zweites Kloster, wirt zahlen sogar Eintritt fürs Museum, doch das ist eher ein große Baustell, lediglich spannend ist es in einer alten Kiste mit noch älteren Fotoplatten eines örtllichen Porträtfotografen zu kramen und die Glasplatten mit den Negativen gegen das Licht zu halten. Die Kiste mit den verstaubten Schätzen hätte ich mir am liebsten aufs Rad geschnallt.
Außerdem lernen wir das polnische Wort für Bratpfanne: nämlich „Brrtfanna“, geht doch gut zu merken!
Hier in Seijny verlässt uns dann auch Monika, sie wäre gern noch bis Vilnius mitgekommen, muss aber morgen wieder in Warschau an der Uni sein. Sie verspricht uns, eventuell in China zu sein, wenn wir dort ankommen, mal sehen ob es klappt.
An Ereignissen mangelt es nicht, noch in Seijny fahren wir an einem Auto vorbei, das genau 30 Sekunden vorher Feuer gefangen hat, die Feuerwehr ist sehr schnell und schon zwei Minuten später vor Ort, noch bevor überhaupt viele Neugierige wie wir sich auf der Straße sammeln konnten.
Wenige Kilometer später, kurz vor der Grenze nach Litauen haben wir unser erstes Jubiläum: die ersten 1000 Kilometer von berlin liegen hinter uns und damit schon ein zwölftel der Reise, einfach nicht zu glauben. Wir arrangieren ein schönes Stilleben mit Maysie (das Schaf von meinem Sohn Peter, das auf meinen reisen immer auf mich aufpasst), dem GPS mit der Kilometermarke und unserem Zubrowka-Schnaps, einem 40%igem Wodka mit Büffelgras, was dem Getränk einen leicht kräuterigen Geschmack verleiht.
Dann sind wir in Litauen und versuchen uns mutig auch gleich an der ersten Abkürzung. Die winzige Straße führt durch eine viel sanfter Landschaft als in Polen, alles ist leicht hügelig und fast beschwingt und die Litauer lieben kleine gelbe Holzhäuser, die in jedem kleinen Dorf oder einfach in der Landschaft verteilt zu sehen sind.
8 Kilometer müssen wir über ein Piste, was nur einmal unangenehm wird, als uns zwei LKW in einer dichten Staubwolke verschwinden lassen, dann haben wir wieder Asphalt zurück.
Bis zum Ziel geht es weiter über seichte Hügel und weite Frühlingslandschaften und etwas später durch Kiefernwälder in den kleinen Ort Drushkinkai, einem Kurort mit einem schönen See fast im Zentrum. An dessem Ufer finden wir auch ein lokales Restaurant mit tollem litauischen Essen. Zepellinui sind mit Fleisch gefüllte Kartoffelklöße und es gibt eine hervorragende Sauerkrautsuppe. Im Nachbarsaal sorgt eine zwei Mann (plus Frau) Combo für Stimmung bei Kurgästen. Bei russischen Schlagern kommt Gerhard dann auch in Stimmung und etwas später schwingen auch Barbara und Karin das Tanzbein. Alles endet dann glücklicherweise noch nicht bei Wodka, sondern bei einem Abschiedsfoto.
Wir müssen etwas eher ins Bett, denn mit der Grenze haben wir heute die erste Zeitzone überschritten und es erst am Ziel gemerkt, als keine Wechselstube mehr aufhatte, aber zum Glück gibt es ja noch Bankautomaten.