72. Tag: Sonntag, der 26. Juni 2011
Sonntag, den 26. Juni 2011Ruhetag in Omsk
Ruhetag in Omsk mit Stadtspaziergang bei 25 Grad und Sonne
Der Irtysch fließt in Rufweite vorbei und am Strand finden sich schon am Vormittag die ersten Badegäste, die die Sonne genießen wollen. Es lässt sich gut aushalten unter dem Planeten, denn es weht wieder ein frisches Lüftchen. Uns ist das zwar zum Ruhetag mehr als egal, aber die Windrichtung und Windstärke verheißen für die kommenden Tage wenig Gutes und auch die Tagesetappen von 130 bis 140 Kilometern sind nicht von Pappe.
In der Stadt geht der Sonntag eher ruhig und gemächlich los, die Straßen sind leer und es gibt nur wenige Spaziergänger. Am Strandcafe proben die Kids einer Tanzschule und führen die Eltern ihre neu erlernten Schrittkombinationen vor.
Die Stadt ist viel angenehmer als Jekatarienburg, es gibt viel schöne alte Bausubstanz mit klassizistischen Häusern, die gut renoviert sind. Dazu kommen ein paar leuchtende Kuppeln der orthodoxen Kirchen und ein paar moderne Gebäude, einigermaßen ins Stadtbild eingepasst und kein wilder Versuch des Architekten sich selbst ein missglücktes Baudenkmal zu setzen.
Wir schlendern durchs gesamte Zentrum noch einmal bis zum alten Stadttor, an dem wir gestern die Tanzenden beobachtet haben. Aber heute geht es auch hier mehr als ruhig zu.
Im Kunstmuseum soll es eine der besten sibirischen Ausstellungen mit Bildern von Repin und Wrubel geben. Obgleich ich noch einmal die Adresse des Museum abgleiche, landen wir dann doch in einer Ausstellung mit Bildern über das künstlerische Leben in Omsk während der Sowjetunion. Aber eigentlich war es ein Glücksgriff, denn es ist nicht einfach so viele Werke des sozialistischen Realismus auf einen Schlag sehen zu bekommen.
Obgleich die Stadt von weitem einen netten und schönen Eindruck macht gibt es auch hier noch sozialistischen Realismus, zum Strand führen ziemlich kaputte Treppen und es fliegt überall Müll herum. Zentrale Grünflächen im Zentrum wirken zum Teil nicht sehr gepflegt, vor allem die Uferpromenaden sind zugewachsen. Auf den Straßen fehlen Gullideckel und so weiter, also die übliche Schlamperei wie im ganzen Land.
Am Abend treffen wir uns dann wieder auf einen weiteren kurzen Spaziergang und ein Abendessen in der Pizzeria, das gibt genug Energie für den nächsten Tag. Ich habe mal im Internet den Kalorienrechner aufgerufen und zusammengestellt, wieviel wir an einem Fahrradtag so verbrennen und bin da bei einem 140 Kilometer Tag auf knappe 6000 Kalorien gekommen, für die Mädels könnte es etwas weniger sein, vielleicht etwas über 5000 Kalorien; und jetzt muss man auf der anderen Seite einmal nachrechnen wie viel man dafür (fr)essen kann, um genug Energie auf die Rippen zu bekommen. Gerhard hat seine Gürtel schon zwei Löcher enger geschnallt und die Erfolge, die ich im März mit meiner Schokoladendiät zu verbuchen hatte, sind auch schon wieder aufgebraucht.
Morgen geht es weiter durchs wilde Sibirien mit sehr viel Nichts und agressiven Bremsen, dafür werden wir wohl mindestens 6 oder 7 Tage kein Internet haben, bevor wir in Novosibirsk ankommen.