107. Tag: Sonntag, der 31. Juli 2011
Sonntag, den 31. Juli 2011Stürmischer Baikal
Ruhetag in Poloskoje, sonnig und windig-stürmischer Tag bei 14 oder 15 Grad
Die ganze Nacht hat der Wind ordentlich am „Hotel“ gerüttelt und es hat wohl auch noch ein wenig geregnet, aber am Morgen leuchtet die Sonne über dem See. Weiße Wolken treiben mit hoher Geschwindigkeit am Himmel dahin und der Wind bläst ordentlich und es ist so frisch, dass alle die Hände in den Taschen vergraben und die Wollmützen noch ein wenig tiefer ins Gesicht ziehen.
Das Frühstück ist einfach und lecker, fluffige Eierkuchen und Brot, dazu aber selbst gekochte Marmelade aus Walbeeren. Mit der Bootsfahrt wird es wohl Nichts werden, zumindest am Vormittag, die Wellen sind zu hoch fürs Boot, aber ein Spaziergang auf der langen Landzunge ist auch sehr schön. Wenn da am anderen Ufer in weiter Ferne nicht die berge wären, könnte man meinen am Meer zu sein. Ein einzelner Kitesurfer zieht seine Runden, am Ufer laden ein paar alte abgesoffene Ruderboote zum Fotos machen ein. Neben uns enigen Spaziergängern gibt es noch ein paar Möwen, die ihre Kreise ziehen und ein paar bunt gefleckte Kühe, die auf der Suche nach dem besten Klee hinter uns herziehen oder einfach nur gemütlich wiederkäuend in der Sonne liegen und karmafreie freilaufende Biomilch produzieren.
Fast neben dem Guesthouse befindet sich auch das einzige Männerkloster hier in der Region. Von den dreißig Mönchen, die hier leben sollen, sehen wir Nichts, aber in der Kirche findet der örtlich sinntägliche Gottesdienst statt. Erst traue ich mich nicht zu fotografieren, aber hinten sitzen zwei drei ältere Damen und schwatzen vor sich hin, während der Gottesdienst vorne mit liturgischen Gesängen durchgezogen wird. Ein dreiköpfiger Frauenchor unterstützt die tiefe Stimme des Abtes, der fleißig die Weihrauchlampe schwenkt.
Nach dem Mittag springen wir dann in den Bus und fahren ein paar Dörfer weiter -in eine „Omul-Fabrik“. Natürlich keine Fischfabrik, sondern eine Aufzuchtstation. Zu sehen gab es nicht zu viel, denn die Fische werden erst im Herbst gefangen und der Rogen wird dort besamt und bleibt nur über den Winter dort. Dann werden die Babyfische in den Baikal entlassen, 1,5 Millionen Tierchen. Ein großer Teil davon endet wohl bald wieder als „Fischfutter“, aber nach 7 oder 8 Jahren landen die leckeren Fischchen auf dem Teller oder im Räucherofen. Nicht nur die Russen und Touristen mögen den Omul, er ist auch das Hauptgericht für die Baikalrobben, die den See besiedeln, aber nur selten hier in den touristischen Gebieten zu sehen sind. In dem kleinen Museum bestaunen wir noch ein paar ausgestopfte angestaubte Bewohner der Region und werfen einen Blick auf ein Modell des Sees, der das größte Süßwasserreservoir der Welt ist. Wir lernen allerlei Nützliches, der See ist über 1600 Meter tief und alle Flüsse der Welt bräuchten ein Jahr, um den See zu füllen und die Angara, der einzige Abfluss bräuchte 400 Jahre, um den See zu entleeren. Solche Zahlenspielereien machen müde und so nutzen wir den Rest des Ruhetage zum Ausruhen, Spazierengehen, Lesen oder Schläfchen halten.
Am Abend ziehen wir alle noch einmal an den See, dort werden die Omule aus dem Schleppnetz geholt. Ein Schiff hat das Netz an Ufer geschleppt und ein alter LKW fährt vor, dann kommen die Fische mit Schaufeln und „schöpfen“ die Fische auf die Ladefläche, alles ist ziemlich archaisch und nicht nur ein Ereignis für die Touristen. Die Fischer genießen ihre abendliche Show und die Kids aus dem Dorf kommen mit großen Plastetüten und fangen die Fische, die versuchen aus dem Netz zu hüpfen oder die sich durch die Maschen winden konnten. Überleben die Fische auch die Kids, dann warten gierige Möwen auf ihr Chance und nutzen diese reichlich.