Archiv: 2009 Am Roten Fluss

17. Tag: Zur See

Dienstag, den 10. November 2009

Transfer von Ninh Bin und Einschiffen auf unserem Luxuskahn, Fahrt durch die Insellandschaft

Noch einmal nutze ich die Gelegenheit, um mein Blog zu vervollständigen, denn danach ist bis Hanoi erst einmal keine Gelegenheit mehr dazu. Aufgrund der vielen Schnäpse mit dem Besitzer des Hotels am Vorabend, war ich dann auch nicht mehr so kreativ und recht froh, den Weg unter die Dusche noch zu finden.

Leider ist das Klima jetzt schon wieder so heiß, dass man eigentlich zum Schlafen die Klimaanlage einschalten müsste, aber dabei erkältet man sich dann auch sehr schnell und so entscheiden ich mich dann meistens für eine schweißtreibende Nacht.

Gegen 9 Uhr ist Joachim frisch geimpft und guter Dinge wieder zurück aus Hanoi und wir besteigen unseren kleinen Transferbus zur Halong Bucht.

Bus fahren ist nirgends ein richtiges Vergnügen, so auch nicht in Vietnam, obwohl die Straßensituation in den letzten Jahren schon besser geworden ist, es gibt nicht mehr so viele Holperpisten und Baustellen, aber der Verkehr ist nach wie vor chaotisch, besonders in und um die Städte herum.

Nach zwei Stunden gibt es dann in einem netten Lokal gutes Essen, langsam dominieren Fisch und Meeresgetier die Auslagen der Restaurants und die Garnelen waren auch recht gut. Nach dem Essen wird auch die Strecke interessanter, rechts neben der Straße taucht das Meer auf und in der Ferne sehen wir hundert von kleinen spitzen Inseln, die wie Zuckerhüte aus dem Meer schauen.

14 Uhr sind wir am Hafen, wo schon dutzende von Schiffen auf Touristen warten. Das Check-in dauert eine Weile und dann schaukeln wir im Beiboot zu unserer Luxusyacht, die Zimmer sind schöner als manches Hotelzimmer und es gibt eine schicken Salon und ein Oberdeck zum sonnen. So vergeht dann auch der Rest des Tages mit Bier trinken, während am Boot grandiose Felsen vorbei fliegen. 6 Gänge Abendessen beenden den tag und dann geht es in das leicht schaukelnde Bett in der Kabine.

16.Tag: Tal der kleinen Häuser und die trockene Bucht

Montag, den 9. November 2009

56 km durch abwechslungsreiche Landschaft und Kegelkarst von Cuc Phuong nach Ninh Binh, größter buddhistischer Tempel in Vietnam, 200 Höhenmeter bei 32 Grad

Heute ist nun unser letzter Radeltag, diesmal ohne Joachim, dessen Hundebiss in Hanoi behandelt wird. Bis jetzt sieht es nicht zu schlecht aus, die Wunde scheint sich nicht zu entzünden und eine Tollwut Impfung kann noch rechtzeitig erfolgen.

Bevor wir uns aufs ad schwingen geht es noch in die Affenschutz- und Zuchtstation, die vor 20 Jahren gegründet wurde. Hier wurden Exemplare seltener Arten vor dem Küchenmesser gerettet, später wurde angefangen, Nachwuchs zu züchten und heute werden regelmäßig Tiere wieder in die frei Natur, vor allem aber in Nationalparks entlassen.

Wir drehen eine Runde zwischen den großen Käfigen mit den possierlichen und beweglichen Kletterkünstlern, die das tägliche Touristenprogramm mindestens genauso interessant finden, wie ihre aufrecht gehenden Nachfahren vor den Käfigen.

Wir radeln ein sympathisches Tal entlang, es gibt nur sehr kleine und winzige Häuser, mache haben nicht einmal 15 Quadratmeter Grundfläche und im Inneren gibt es gerade einmal ein Doppelbett, einen kleinen Schrank und einen Herd, das reicht für eine vietnamesische Familie, denn das Leben spielt sich hauptsächlich außerhalb des Hauses ab, so werden auch die Maiskolben draußen vor der Tür geschält. Alles was die Familie braucht, wächst auf den kleinen Feldern, es gibt Bananenstauden, Papayas, Maisfelder und kleine Getreidefelder und Gemüsebeete.

Als sich das Tal öffnet und wir in die Ebene wieder hinunter fahren, sehen wir schon die ersten Karstkegel der Trockenen Halong Bucht, die aus der Ebene heraus ragen. Eine traumhafte Landschaft mit großen Reisfeldern zwischen den Kegeln und vielen Seen und Teichen.

In einem kleinen konfuzianischen Tempel machen wir Rast und haben endlich Gelegenheit unseren Appetit auf frische Ananas zu stillen. Das tut gut, denn heute ist es wieder richtig heiß und jetzt am späten Vormittag dürfte die Quecksilbersäule schon wieder 30 grad überschritten haben.

Hinter einem Hügel liegt die Baustelle für den größten buddhistischen Tempel in Vietnam. Vor 4 Jahren standen einige Rohbauten, vor zwei Jahren konnte man im Baustellengewimmel schon die halbverpackten Buddhafiguren sehen und in diesem Jahr sind die drei großen Tempel so gut wie fertig gestellt. Gebaut wird dennoch an den Nebengebäuden und die Parkanlage braucht auch noch viel Pflege. Der Gesamtkomplex ist gigantisch, fast einen Kilometer erstreckt sich Anlage und es gibt vier große Hallen. Trotz recht moderner Konstruktion ist alles in edlen Hölzern gehalten, die 1000 armige Guanyin erstrahlt in Gold und rundherum füllen sich die hunderte von Nischen für kleine Buddhas von freigiebigen Spendern für den Komplex. In der nächsten Halle strahlen drei große Buddhas in goldenem Glanz und auch schon die ersten Pilger sind hierher unterwegs. Ich denke, in ein oder zwei Jahren gibt es hier eine touristische Attraktion für viele Vietnamesen und Ausländer ebenso, die bald in keinem Reiseführer fehlen wird.

Als wir nach einer Stunde der Besichtigung wieder aufbrechen wollen, haben wir einen weiteren Platten, die Ursache ist nicht zu finden und auch nicht das winzige Loch im Schlauch. Ein Vietnamese borgt mir schnell sein Moped und ich fahre kurz zum nahen See und suche die undichte Stelle.

Jetzt haben wir die trockenen Halong Bucht endgültig erreicht Der alte Tempel ist eine Enttäuschung, einmal, weil der Strom ausgefallen ist und zum anderen, weil wir, kaum angekommen, von Straßenhändlern belagert werden.

Dafür ist die Rundfahrt durch die „Bucht“ ein Erlebnis. Zwischen den Karsthügeln liegen idyllische Dörfer an kleinen Seen mkit wunderschönen kleine Häusern und Höfen. Auf einem kleinen Pfad winden wir uns zwischen Hügeln und Feldern hindurch und kommen nur langsam vorwärts, denn jede Ecke bietet eine neue Perspektive für schöne Ausblicke und Bilder.

Gegen 17 Uhr erreichen wir Ninh Binh und es bleibt noch Zeit um die Räder zu demontieren. Ich schwinge mich auf ein Moped und lasse mich zum Friseur fahren, bekomme einen professionellen Haarschnitt, eine gute Rasur und ein paar Tassen Tee, sowie den Ritt zurück zum Hotel. Das Abendessen im Hotel ist gut und es gibt gebackene Bananen, was die Gruppenstimmung steigert.

Leider muss ich dann noch mit dem Hotelbesitzer trinken und der ist verdammt trinkfest, das Zeug hat 45 Prozent und darin schwimmt Schlangenleber, das sei gut für die Potenz, was mir allerdings nichts nützt, da der Effekt auf alle Fälle wieder vom Alkohol zunichte gemacht wird und wohl auch nicht so lange vorhält, bis ich wieder zurück in die Heimat komme, oder etwa doch?

15. Tag: Nicht den Letzten beißen die Hunde

Sonntag, den 8. November 2009

92 Kilometer vom V-Resort zum Cuc Phuong Nationalpark, leichte Hügel durch Karstlandschaft, 650 Höhenmeter und Sonne bei bis 32 Grad

 

In diesem Jahr ist die neue Straße fertig und so haben wir erstmals die Chance zu einem weitern ganzen Fahrradtag ohne Transfer. Das freut uns alle, den Radfahren in Vietnam war bisher wirklich sehr angenehm, die Straßen waren meist in Ordnung, die Menschen, die wir getroffen haben, nett und freundlich, die Landschaften grandios und das Wetter meinte es bisher mehr als gut mit uns.

Am Pool mit Sonnenaufgang haben wir heute unsere schönste Yoga Session bisher, eine leichte kühle Briese weht über die Landschaft und das Zentralgestirn schiebt sich langsam über die Berge, während wir unsere Muskeln und Bänder in alle Richtungen dehnen und strecken.

Fast 30 Kilometer geht es ein schmale Straße entlang, bei uns wäre der Weg eher eine asphaltierte Ortsverbindung zwischen zwei unbedeutenden Dörfern, aber hier rollt Verkehr in allen Größen. Lkws der DDR Marke W 50, auf denen ich vor 23 Jahren fahren gelernt habe, ein paar Pkws und dann hunderte von Mopeds und noch ehr Fahrräder. Da die Straße wirklich schmal ist, kann hier niemand rasen, also läuft alles ganz friedlich ab, lediglich gehupt wird bis zum Umfallen.

Und auch die Landschaft lädt wieder eher zum Verweilen ein, als zum Weiterfahren, es geht weiter durch Karstgebiet, aber die Berge sind nicht nah, groß und steil, sondern Hügelketten, mal näher und mal weiter. Dazwischen liegen große Ebenen, lange Straßendörfer mit nur wenig Reisanbau, hauptsächlich Mais wird kultiviert.

Dann erreichen wir die neue Straße, die schon fast chinesisches Format hat. Hier macht das Fahren nicht ganz so viel Spaß, denn nun fährt man nicht mehr so unmittelbar durch die Dörfer und Felder und hat auch nicht mehr den Blickkontakt zum Bauer auf dem Feld. Dafür kommt man aber wieder einmal ein Stück schneller vorwärts.

Heute erreicht die Temperatur wohl satt über 30 grad und entsprechend abgekämpft rollen alle beim Mittagessen ein. Es gibt heute mal keine Nudeln, sondern Reis und ein paar kleine Gerichte, darunter der Wasserspinat, der eigentlich nie fehlt, kross gebackene Schweinshaxe und hart gekochte Eier in Fischsauce, letzteres ein sehr simples, aber auch sehr schmackhaftes Gericht.

Als die Sonne nicht mehr ganz so hoch steht fahren wir erholt weiter und reparieren unterwegs noch unseren Plattfuß Nummer 8, ganz schön lochanfällig sind unsere Räder auf dieser Tour, aber wir sind ja 15 Leute mit 30 Rädern.

An Hunden hat es bisher nicht gefehlt auf der Tour, schon in China tummelten sich jede Menge Promenadenmischungen auf den Dorfstraßen herum. Doch die Asiaten sind ja für ihre nicht sooo große Tierliebe bekannt und so zieht der chinesische und vietnamesische Straßenhund sehr schnell den Schwanz ein und versucht nur aus der ferne manchmal ein halb grimmiges Bellen; die Gefahr wegen zu großer Aufdringlichkeit im Kochtopf zu landen ist doch recht groß und im Hundekopf tief verwurzelt.

Umso verwunderter waren wir alle, als ein Köter aus einer spielenden Gruppe heraus sich in der Wade eines unserer Teilnehmer verbeißt und sich dann wieder zurückzieht. Wir sind alle geschockt. Zum Glück scheint nicht viel passiert zu sein, die Wunde blutet ordentlich und bis zum nächsten Tag sind keine Infektionen zu orten. Natürlich schicken wir den Gebissenen zum Arzt und dann sogar noch weiter nach Hanoi, um den Tollwutimpfschutz herzustellen. So nun liebe mitzitternde Leser, ich soll den Namen des Gebissenen erst einmal noch nicht nennen, um die Familie nicht zu beunruhigen, aber ihm geht es gut und er kommt in ein paar Stunden wieder zurück aus Hanoi.

Abends erreichen wir dann den Cuc Phuong Nationalpark, dafür müssen wir noch einmal einen schweißtreibenden Hügel hinauf. Die Hotelbungalows liegen direkt am Rande des Regenwaldes und die Zikaden surren die ganze Nacht hindurch. Mit den Mücken haben wir Glück, es gibt nur ein paar wenige Exemplare, da es ja in den letzten zwei Wochen nicht geregnet hat.

14. Tag: Reisfelder im Delta des Roten Flusses

Samstag, den 7. November 2009

60 Kilometer von Yenbai bis zum V-Resort bei Vin Boi im Delta des Roten Flusses und durch Karst

Etwas trübe sieht es am Morgen aus, aber wir sind ja in den Subtropen und in der Nähe des Flusses und da braucht die Sonne morgens schon eine Weile, um den Dunst wegzusaugen. Die Strecke heute ist ganz anders geartet, als die vorherigen Tage. Der Rote Fluss mäandriert hier langsam und bedächtig dem Meer entgegen und entsprechend flach ist auch die Landschaft. Rechts und links Reisfelder, soweit das Auge reicht, manchmal etwas Mais und Zuckerrohr.

Auf der kleinen Straße gibt es kaum Verkehr, manchmal ein Bus oder ein kleiner Lkw, Fahrräder und Wasserbüffel. So ist das Fahren wirklich ein Genuss.

In einigen Feldern gibt es recht große Friedhöfe, die Gräber sind hier alle etwas höher gelegt und mit einem kleinen Shrine versehen. In Vietnam werden die Toten zuerst begraben und dann nach ein paar Jahren noch einmal in einen kleinen Sarg umgebettet.

An einer Schule herrscht großer Jubel, als wir dort vorbeifahren und es ist kein großes Problem, die Kinder zu einem großen Gruppenbild zu formieren. Auf jeden Fall haben alle Beteiligten riesigen Spass. Überhaupt kommt man mit ein wenig Kommunikation zu richtig guten Bildeern.

Leider müssen wir dann gegen 11 Uhr in den Bus steigen und mit diesem 80 Kilometer zurücklegen. Die Straße auf Hanoi zu ist einfach zu stressig, schon hier ungefähr 80 Kilometer vor der Stadt geht es kaum noch vorwärts, die Luft ist staubig und es wäre kein gutes Gefühl, hier noich mit den Rädern durch zu müssen.

Unser abendlicher Streckenabschnitt ist dann noch einmal sehr schön, es geht leicht bergan durch ein Karstgebiet. Weiße Karstfelsen ragen in die Luft und viele der Kegel sind dicht mit Dschungel bedeckt. So geht es noch einmal 20 Kilometer durch kleine, recht ärmliche Dörfer, bis wir unser Ressorthotel erreichen.

Purer Luxus erwartet uns, es gibt einen großen sauberen Pool, Saune und ein Indoorpool, der aus einer heißen Quelle gespeist wird. So wird der Abend dann zumn Waschtag für die Seele und ich packe dann sogar Rasierzeug und Nageschere aus und bin zum Abendessen ein völlig neuer Mensch.

13. Tag: Grüne Berge, grüne Täler

Freitag, den 6. November 2009

92 Kilometer von Pho Rang nach Yen Bai, 800 Höhenmeter bei schönstem Sonnenwetter

Leider bin ich immer noch stark erkältet und kann diesen schönen Tag kaum richtig gebnießen. Dabei ist es einer der landschaftlich schönsten Tage der Tour. Es geht vor allem durch Minoritätengebiete und Dörfer mit wunderschönen Holzhäusern auf Stelzen. Irgenwie scheinen noch mehr Kinder auf den Straßen zu sein und alle jubeln uns zu, es ist manchmal ein wenig wie bei der Tour der France.

Den ganzen tag geht es kleine Hügel hoch und runter und hinter jeder Kurve warten neue Bilder. Am Nachmittag ist das Bild von Dörfern geprägt, die hauptsächlich vom Teeanbau leben, überall an den Bergen und Hügeln gibt es ausgedehnte Teeplantagen.

Mittags im Nudelsuppenlokal gibt es einen kleinen Affen, nein, nicht zum Essen, sonder der Affe wird dort als Haustier gehalten. Maysie, mein kleines Reiseschaft akzeptiert er sofort als kleines „Äffchen“ und fängt an es liebevoll zu lausen. Entsprechend schwierig wird es dem Affen dann das Schaf wieder abzuluchsen, aber nach einigen Ablenkungsversuchen gelingt es endlich.

Am Nachmittag quäle ich mich mehr oder weniger bis zum Ziel und lege mich gleich ins Bett, deshalb heute nur ein kurzewr Bericht des Tages und ich denke nach 10 Stunden Schlaf sollte es mir morgen wieder besser gehen.