25. Tag: Dienstag, der 4. Dezember 2012
Samstag, den 8. Dezember 2012Einbeinige Ruderer auf dem Inlee See
70 Kilometer und 450 Höhenmeter von Pindaya zum Inlee See, angenehme 28 Grad, wunderschöne Landschaft, dafür aber jämmerliche Holperpistebei angenehmen 28 bis 30 Grad
Wir beginnen mit Elfis Geburtstag, sie wird zum wiederholten Male 18 Jahre alt und wenn das mal kein Grund zum Feiern ist. Für den Morgen begnügen wir uns mit einem Lied und einem Geschenk für Elfi, die Orgie heben wir uns für den Abend auf.
Mehr noch faszinierend als der Buddhakoller gestern Abend in Pindaya sind die uralten Gummibäume am Rande des Ortes. Gemeint sind hier nicht die Rubber Trees, also Kautschukbäume, sondern so eher etwas in die Richtung Ficus elastica, zumindest der Blattform nach zu urteilen. Die Baumgiganten dürften einige hundert Jahre alt sein und die Äste laden bis zu 30 Metern aus und spenden einer riesigen Fläche Schatten. Ein toller Anblick, vor allem wenn man unter den tief herab hängenden Ästen auf einem schönen Weg hindurchradeln kann.
Pindaya eignet sich sowieso als Paradies für Aussteiger, es gibt noch ein paar nette Gebäude aus der Kolonialzeit, die Berglandschaft um den Ort lädt zu Wanderungen ein, es ist nur ein bisschen touristisch, hat aber Potential und es liegt auf 13oo Metern Höhe, das heißt, das Klima ist angenehmer als woanders im Lande. Ich mache mir jedenfalls einen Vermerk auf meiner Liste der Orte, in die ich mich früh-verrenten lassen kann.
Hinter Pindaya passiert dann das, womit ich schon seit Tagen gerechnet habe, Aung saust mit der halben Gruppe davon und hinten hängen die anderen hinterher. Eigentlich kein Problem, denn ich habe ja ein GPS, heute aber doch, denn für den heutigen Tag habe ich keine Wegaufzeichnung. Also fahren wir hinten immer schön geradeaus, durch wunderschöne Landschaft mit Gemüsefeldern, Kuhherden, weiteren großen Bäumen und hübschen Burmesinnen am Straßenrand, die uns freundlich lächelnd winken. Nach 6 Kilometern kommt dann auf einem Moped Aung hinter uns her gerauscht und bremst uns aus und wir dürfen die schöne Strecke wieder zurück. Die anderen liegen relaxed im Schatten und dann können wir endlich richtig durchstarten.
Die Strecke, die wir heute fahren ist aber auch eine der schönsten auf der Tour, zumindest, was die Landschaft angeht; am Anfang fahren wir Naturpiste, was auch recht angenehm ist, dann kommt schlechter Asphalt und Schotter und das ist eher der Horror. Dafür teilen wir uns den Weg nur mit einigen Ochsenkarren. Gemütlich sitzen die Bauern und ihre Familien auf den Karren und ziehen in Richtung Feld, um die Feldarbeit zu machen. Die Zeit scheint still zu stehen hier im Hinterland von Burma. Genauso werden die Ochsenkarren hier auch schon vor hundert Jahren gerollt sein, ebenso werden die einfachen Werkzeuge, wie Hacke, Rechen, Pflug und Schaufel auch vor 200 Jahren ausgesehen haben. Genauso werden die Häuser vor 300 Jahren schon aus Holz gebaut und mit Schindeln aus Reisstroh oder Palmenbättern gedeckt worden sein. Die größten Veränderungen hat wohl Kolumbus mitgebracht, nämlich Mais, Tomaten und Chili, die Mongolen unter Khubilai Khan sind durchgewalzt, dann kamen die Briten, die Japaner und wieder die Briten, die Kommunisten, die Militärs, doch die Frauen sind unverändert zum nächsten See zum Wäsche waschen und baden gezogen und haben an Tragestangen30 Liter Wasser mit nach Hause geschleppt. jetzt kommen die Touristen und noch immer geht das Leben den gleichen Lauf. Hoffen wir, dass es noch ein paar jahre so bleibt und Begriffe wie „Stress“, „Burn-out“, „ADS“, „Break even“ für immer Fremdwörter ohne Sinn bleiben.
Mittags, dabei ist es wegen des Umweges schon 14 Uhr, haben wir sehr gute Nudelsuppen mit Zitronengras und wir sind wieder zurück an der Hauptstraße. Eine tolle Abfahrt geht es hinunter und dann biegen wir zum Inlee See rechts ab. Langsam verdichtet sich der Verkehr, Touristenbusse bestimmen das Bild, denn der See gehört zum Muss-Programm eines jeden Burmareisenden.
In Nyaungshwe laden wir dann unser Gepäck auf drei kleine, lange Boote um, der Diesel heult auf und dann fliegen die Boote durch den Kanal zum See. Hunderte sind unterwegs, die meisten mit bunten Touristen, einige mit lokalen Burmesen und einige mit schweren Lasten. Dann weitet sich der Kanal zum See und dort stehen dann auch die ersten „einbeinigen“ Ruderer. Die Fischer auf dem Inlee See haben eine spezielle Rudertechnik entwickelt. Sie stehen auf kleinen, langen Booten hinten auf einer kleinen Plattform, allerdings nur mit einem Bein. Mit dem anderen Bein wird das Ruder zum Antrieb und Steuern geführt, eine Technik, die viel Training und ein gutes Balancegefühl voraussetzen. Heute machen einige der Fischer weniger mit den Fischen ihr Geschäft, sondern mit den Touristenbooten, für die sie mit Senknetzen auf den Booten balancieren und posieren.
Die Boote rattern über den blauen See, Möwen begleiten die Boote und erwarten von den Passagieren kleine Brotstückchen, die sie im Flug auffangen. Hinter der Hügelkette geht langsam die Sonne unter, als wir unser Ressort, eine Bungalowsiedlung auf Stelzen mitten im See. Wenn nicht noch 134 andere Touristen hier wären, wäre es ein sehr romantischer Ort.
Kurz nach uns wir eine Gruppe überschwerer, altersschwacher Briten entladen, für jeden Briten sind dann zwei bis drei Burmesen notwendig, um ihn vom Boot an Land zu verfrachten, bei einem Ankunftsbier lässt sich diese Szene wunderbar verfolgen.
Abends haben wir ein opulentes Mahl und danach feiern wir noch Elfis Geburtstag, und das schon fast traditionell. Beim letzten Male hatte unser burmesischer Guide ein leckeres Getränk, bestehend aus Rum, Honig und Limetten (wegen des Vitamin-C Gehaltes) namens Rumsour gemischt. Ich führe nun die Tradition fort, wechsle aber den Rum gegen Whisky aus. Die Zutaten hatten wir noch im letzten Ort besorgt und die Damen vom Tresen helfen mir, die Limetten auszupressen. Hier noch das Rezept für einen gesunden Nachtschlaf: Saft von 20 Limetten, 0,75 Liter Whisky oder Rum, ca. 300 Gramm Honig, alles gut vermischen und mit etwas Eis trinken. Gute Nacht!