96 Kilometer von Chengde nach Jinshanling, 755 Höhenmeter, Besteigung der Großen Mauer und schöner Sonnenuntergang
Wieder brechen wir zeitig auf, doch diesmal frühstücken wir noch in der kleinen Gasse neben dem Hotel, dort gibt es Sojamilch, Ölstäbe und gebratenen Jiaotze, dann geht es aus der Stadt heraus. Es ist noch zeitig genung und so gibt es noch nicht zu viel Verkehr und auch als wir die Stadt verlassen, bleibt es angenehm, denn direkt neben der Fernverkehrsstraße verläuft die Autobahn und dort geht es ziemlich verkehrsreich zu.
Gute 60 Kilometer geht es dann in einem weiten Flusstal langsam aber stetig bergauf und es dauert eine ganze Weile, bis wir den Pass erreichen. Gut ausgehungert stürzen wir uns dann in das erste Lokal und machen eine gute Stunde Pause, dann geht es noch einmal kurz hoch und dann die lange Abfahrt hinunter.
Gegen Ende teilen wir dann die Straße mit vielen LKWs, denn die Autobahn nach Beijing ist immer noch nicht fertiggestellt, geplant war dies eigentlich schon für den letzten Sommer zu den olympischen Spielen, aber der Durchbruch durch den Gebirgszug und die langen Tunnels erwiesen sich als problematisch und so wird man wohl noch mindestens ein weiteres Jahr brauchen.
Gegen 14 Uhr sind wir dann in Jinshanling, aus dem Dorf ist noch nichts von der Mauer zu sehen und wir kümmern uns erst einmal um das Hotel oder besser um das einzige Hotel in dem kleinen Ort. Die Preise sind uverschämt hoch, für die kleinen feuchten Zimmer sollen wir 400 Yuan hinblättern, zum Vergleich dazu, das drei Sterne Hotel in Chengde kostete gerade einmal 300 Yuan. Nach einigem Verhandeln einigen wir uns auf 250 Yuan, die eine halbe Stunde später kommenden Chinesen zahlen ohne mit der Wimper zu zucken den vollen Preis.
Da wir ja schon einen Radfahrtag hinter uns haben gönnen wir uns die Fahrt nach oben mit der Seilbahn, bereuen dies aber schon kurz nach dem Einstieg. Das historische Modell ächzt und qietscht Besorgnis erregend, rappelt über alle Pfeiler und schwankt im Wind und so sind wir froh heil oben anzukommen.
Jinshanling ist einer der tollsten Abschnitte der Mauer und gleich aus mehreren Gründen, einmal ist die Mauer hier nicht totenoviert worden, das heißt der Abschnitt ist gut zu begehen, aber einige der Wachtürme sind als halbe Ruinen belassen worden, zum anderen hat man in alle Richtungen eine grandiose Sicht. Im Osten liegt der Abschnitt Simatai, zu dem man auch laufen kann, das ist aber eine anstrengende Halbtagestour und es gibt dann keinen anderen Weg wieder zurück. Also wenden wir uns nach Osten und genießen den Blick über die Mauer in beide Richtungen sind hier ca. 20 Kilometer einzusehen.
Große und kleine Berge waren für die Konstukteure kein Hindernis, in einer wilden Achterbahn zieht sich das Gemäuer immer über die höchsten Gipfel. Wir beschließen an dem einzigen Verkaufsstand ein wenig zu verweilen und auf den Sonnenuntergang zu warten, der Verkäufer ein in China recht bekannter Fotograf zeigt uns derweilen seine Fotobände von der Mauer, Stimmungsbilder jeder Jahres und Tageszeit, Regen, Schnee, Gewitter und Mondschein, wolkenverhangen und weite Horizonte. Dafür mache er hier oben schon seit Jahren diesen Kiosk, um immer Nah am Objekt seiner Fotos zu sein.
Langsam sinkt die Sonne immer tiefer und verschwindet dann in einer Wolke, wunderschön, aber eben nicht ganz perfekt, was solls, man kann nicht alles haben.
Unten im Dorf nehmen wir noch einen kleinen Imbiss zu uns und beschließen morgen schon um fünf Uhr loszufahren, bis Beijing sind es nur noch 130 Kilometer und die wollen wir morgen hinter uns bringen und schon so viel wie möglich schaffen, bevor es richtig heiß wird.