Archiv: 2010 Hallo, Vietnam!

157. Tag in Hanoi – Sonntag, der 3.10.2010

Sonntag, den 3. Oktober 2010

1000 Jahre Abendstimmung

Sonntag heißt Ausschlafen und deshalb gehe ich nach dem morgendlichen Gourmetkaffee gleich wieder ins Bett. Seit einer Woche ist mein Haus ja auch rege bewohnt ich habe zwei Mitbewohner, Angelika wohnt jetzrt im zweiten Stock. Sie ist Praktikantin bei Goethe. Oben im dritten Stock, direk vor dem Hausaltar hat „icke“ sein Lager bezogen, er ist Praktikant Beim Daad und ich kann mir seinen Namen nicht merken, Pattrick oder Domminik, eben also „icke“. Die beiden waren gestern auch noch unterwegs und schlafen auch lange.

Danach raffe ich mich auf und schreibe endlich mal wieder einen Eintrag für mein Blog und korrigiere alle liegen gebliebenen Aufgaben meiner Schüler aus dieser Woche. Ein bisschen Internet und Mails beantworten und schon wird es wieder Abend.

Nachts entfaltet Hanoi dann seinen vollen 1000 jährigen Glanz. Zu Ehren der Straßenfestbeleuchtung wurde gestern auch schon mal ein anderes Stadtviertel vom Stromnetz genommen, aber die Beleuchtung ist schon prachtvoll. Auf den zahlreichen Bühnen werden mäßige Shows durchgezogen, leider sind wir „Westler“ halt verwöhnt und ein von schlechten Tänzern begleitetes Volkslied erzeugt eher ein müdes Gähnen, als ein wirkliches Hochgefühl an Stimmung.

Ich lasse mich am Abend einfach ein wenig vom Mopedstrom treiben, wie alle anderen auch und schieße meine Fotos vor dem Ho Chi Minh Museum und in der Stadt. Größere Events stehen erst am morgigen Abend bevor, ich habe mir den Eintritt zum Botschaftsempfang ergaunert, dafür musste ich erst noch ein neues Hemd erstehen, welches mich stattliche 25 USD gekostet hat und das muss ich bei Buffet dort woieder reinholen. Ob es funktioniert hat, das erfahrt ihr morgen.

156. Tag in Hanoi- Samstag, der 2.10.2010

Samstag, den 2. Oktober 2010

42

Mein Ausflug in Hanoi war auch heute nur mäßig ertragreich. Wegen der Feierlichkeiten zur 1000 Jahrfeier sind weiterhin Unmengen an Leuten auf der Straße und blockieren diese hoffnungslos. Ein freudvolles Vorankommen ist weiterhin nicht möglich und am Abend bricht alles zusammen.

Mit meinen neuen Mitbewohnern im haus ziehen wir zuerst in den Botanischen Garten, dort wird jetzt erstmals auch ein Eintritt fällig, 2000 Dong, also fast Nichts und das zahlt man ja gerne. Leider werden wir aber nach 10 Minuten von der Armee freundlich wieder heraus eskortiert. Aufgrund der vielen Zelte und Fahrzeuge vermute ich, das hier ein Rückstellungsraum für militärische Sicherheitskräfte geschaffen wird. Auch verständlich, denn nur mit den spärlichen Polizeikräften lässt sich ja eine solche Großveranstaltung über 10 Tage nicht sicherstellen. Also frage ich am Eintritt mal höflich nach, ob denn das Eintrittsgeld nicht zurück gezahlt werden könne, schließlich kann man ja nicht Eintritt für einen geschlossenen Park verlangen und die Dame am Counter reagiert äußerst unwirsch und so etwas provoziert dann natürlich meinen Wiederspruchsgeist. nach einem heftigen Wortwechsel bekomme ich meine 2000 Dong wieder zurück. Unsere vietnamesischen Freunde haben an einigen Stellen eben noch nicht verstanden, dass man für eine Bezahlung auch die Erbringung einer Leistung erwarten kann. Die zurückbekommen Dong spende ich dann postwendend an eine Nonne mit einer Bettelschale, denn es geht ja ums Prinzip.

Am Abend erwartet uns ein kulturelles Highlight, die deutschen Autoren Ingo Schulze und Juli Zeh wurden zur Lesung eingeflogen und in den letzten Tagen kräftig beworben. Die „bedeutendsten zeitgenössischen Schrifsteller“ der jüngeren Generation präsentieren sich so zurückhaltend und sparsam, wie deren Wikipedia-Einträge. Untermalt von einer Powerpoint Präsentation geht es dialoglastig durch den Wenderoman Ingo Schulzes „Adam und Evelyn“.  Der Buchausschnitt machte kaum Appetit auf den Wenderoman. Juli Zeh berichtet dann davon, dass sie ja ganz gern ihren Hund mit nach Vietnam genommen hätte, dann dümpelt die kraftlose Moderation ziellose durch alle politischen Großprojekte in den letzten Jahren, ohne irgendwo konkret zu werden. Das letztlich interessante Thema der Juristin und Schriftstellerin Julie Zeh, ob denn die Instrumente der Machtausübung  positiv oder negativ sein könnten wurde  auch nur kurz angeschnitten und dann wurde weiter im Belanglosen gefischt. Frau Zeh verzichtet dann auch ganz darauf in dieser „Lesung“ ein Kapitel aus ihren Büchern zu lesen. Entsprechend mager fällt die folgende „Diskussion“ aus, es gibt keine Fragen und ich kann mich in einem Punkt der Juli Zeh anschließen, die auf die Frage“ Was will uns der Dichter damit sagen?“ geantwortet haben soll: „Nichts“. Das ist ja dann schon fast mehr Zen als die ultimative Antwort „42“ auf die ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. (Douglas Adams: „Hitchhiker’s Guide through the Galaxy“)

Frau Zeh und Herr Schulze reisen jetzt noch drei Wochen in Vietnam  umher, vielleicht mündet die Reise ja in weiteres schöpferisches „Nichts“, zumindest Frau Zeh wird in einem Blog auf der Goethe-Hanoi Seite davon berichten. (Bis zum 5.10.gab es aber noch keinen Beitrag), Ich bin gespannt, vielleicht gibt es ja auch ein paar interessante Worte zum Thema „Hund“, die einzige Frage, die ich hätte stellen wollen und mir dann doch verkniffen habe, ich will/darf / muss ja noch drei Wochen hier arbeiten. Dann endlich sitze ich wieder auf meinem Rad und hier gibt’s meine Erlebnisse als „Cyclist’s Guide through the eastern Galxies“.

155. Tag in Hanoi -Freitag, der 1.10.2010

Freitag, den 1. Oktober 2010

Auferstanden aus Ruinen

Die letzten zwei Wochen waren schrecklich. Immer die Schmerzen im Rücken, aber seit ein paar Tagen kann ich wieder Yoga machen und ich merke, wie es mir von tag zu Tag besser geht.Das wird auch Zeit, denn hier in Hanoi geht es in riesigen Schritten auf das 1000 jährige Stadtjubiläum zu. Am 10.10. ist es so weit und heute am Freitag wurden die offiziellen Feierlichkeiten eröffnet. Man plant großes, im Zentrum, rund um der Hoan Kiem See stehen mehrere große und kleine Bühnen und der folgenden Woche werden Dutzende von Ausstellungen, Galerien und Gebäude eröffnet, leider hat nur keiner so richtig den Überblick, was wann und wo passiert.

Die ganze Stadt ist recht bunt geschmückt, man hat tonnenweise Blumen heran gekarrt und in mehr oder weniger hässlichen Gestellen und Körben im Stadtgebiet verteilt. Aus jedem Haus hängen fahnen und Flaggen und es gibt tausende von Spruchbändern über den Straßen. Am Abend gehen die Lichter an und die Stadt gleicht einem Weihnachtsbaum, flackernde Lichter und Lichterketten überall, davon muss ich unbedingt noch Bilder machen.

Da die Ankündigungen und Programme so unklar sind, sehe ich mich einfach mal ein wenig planlos um, wie viele andere Hanoier auch. Der Hit sind die „I love Hanoi“ Stirnbänder, mit denen man hier in diesen Tagen Farbe bekennen muss. Die Stadtregierung hat mit einigen Maßnahmen versucht, den chaotischen verkehr in der Stadt in den griff zu bekommen. So stehen jetzt an jeder Ampelkreuzung neben zwei Polizisten noch vier oder fünf Studenten in blauer Uniform und Trillerpfeifen und versuchen den verkehr zu regulieren, meist gegen die Ampelschaltungen. Entsprechend ist das Resultat, mehr Stau und Verstopfung und man verwendet die Gehwege nun vollends als Fahrbahn für Mopeds. Jahrelang antrainierte Disziplinlosigkeit lässt sich halt nicht auf Befehl abstellen. Die Verkaufsstände in der Stadt sind angewiesen, die Gehwege frei zu halten und keine Stühle und Tische vor den Läden aufzustellen, jetzt kann man genau sehen, wer wie gut geschmiert hat, denn einige Stände sind verschwunden und andere breiten sich um so ungenierter aus. Am Abend wird dann alles gnadenlos zugeparkt und die „Eigentümer“ der öffentlichen Gehsteige verlangen dann bis zu 20.000 Dong Parkgebühren, das ist zwar nur ein Euro, aber immerhin drei bis fünf mal mehr als normal und auch die „Xe Om“ Fahrer wittern Goldgräberstimmung und man bekommt nur noch nach einem Wutanfall einen halbwegs vernünftigen Preis. Dafür ging gestern Abend dann dem Fahrer unterwegs das Benzin aus und ich durfte noch 10 Minuten laufen und er hat sich laut klagend darüber beschwert, dass ich ihm 10 % des Fahrpreises nicht ausgezahlt habe.

Wie ihr seht hält sich meine Euphorie noch in Grenzen, vielleicht ändert sich das noch, aber wenn man selbst nicht mehr mit dem Rad durchkommt, dann ist der Spaß vorbei. Nichtsdestotrotz habe ich am Freitag ein paar schöne Bilder gemacht, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Da ich wieder auf dem Posten bin, werde ich in den nächsten Tagen viel in der Stadt unterwegs sein und es sieht auch so aus, als ob das Wetter mitspielt.

145. Tag in Hanoi -Dienstag, der 21.09.2010

Dienstag, den 21. September 2010

Flachgelegt

Am Sonntag hat es im Rücken gekracht und ich liege mit einem Hexenschuss schwer angeschlagen darnierder und habe zu NIX mehr Lust, weil jede Bewegung schmerzt, entsprechend leidlich bin ich wohl auch in meinem Unterricht. Ein erster Arztbesuch ist gestern gescheitert, in der großen internationalen „S.O.S.“ Klinik hat man mir vier Stunden Wartezeit angeboten und wollte 123 USD für eine Erstkonsultation, da wird sterben ja wirklich wieder zur Alternative. Heute war ich dann etwas erfolgreicher in der vietnamesischen Klinik, leider wollte mir der Arzt nicht den „erlösenden Schuss“ geben, sondern lässt mich Codein und Meloxiam, hoffe, dass ich wenigstens Ende der Woche wieder so mobil bin, dass ich Yoga machen kann, bis dahin muss ich wohl noch 10 Minuten extre jeden Morgen fürs Schuhe anziehen einplanen.

Ihr braucht mich jetzt nicht bemitleiden, das können Männer auch sehr gut alleine! Interessant ist vor allem, das Radfahren noch wunderbar geht, lediglich das Auf-und Absteigen sieht nicht sehr elegant aus.Bis später!

Euer Tomtomtofu

142. Tag in Hanoi – Samstag, der 18.09.2010

Samstag, den 18. September 2010

Bilder einer Ausstellung  I


Wieder ein Wochenende, an dem ich nicht rauskomme, obwohl die Sonne scheint und der Himmel einmal richtig klar ist, aber auch heute haben wir wieder einmal Unterricht gemacht, ich habe noch zu korrigieren……. Außerdem ist mir noch die Idee gekommen, meine Bilder die ich in Hanoi und Vietnam gemacht habe, in einer Ausstellung zu präsentieren. Doch dazu müssen alle Bilder noch auf Schwarz/Weiß getrimmt und die Kontraste nachbearbeitet werden.

Eigentlich hasse ich jegliches Nacharbeiten von Fotos, ich schneide meine Fotos ledeiglich zurecht und arbeite selten einmal die Helligkeit oder die Kontraste nach, aber für eine Ausstellung ist doch das eine oder andere notwendig und das kostet natürlich viel Zeit. Heute Abend werde ich dann schon mal ein paar Ergebnisse ins Netz stellen und dann in der nächsten Woche ein paar Galerien abklappern. Trotzdem macht es Spaß noch einmal jeden Tag und jedes Bild anzusehen, das ich in den letzten Monaten hier gemacht habe und das sind sehr viele!

Anfang Oktober wird es dann wieder bunter hier im Blog, denn dann beginnen die Festlichkeiten zu 1000jährigen Jubiläum von Hanoi und ich hoffe wieder auf einen Flut von neuen Eindrücken.