Archiv: 2010 Hallo, Vietnam!

68. Tag in Hanoi- Freitag, der 2. Juli 2010

Freitag, den 2. Juli 2010

Auf dem Ho Chi Minh Pfad-Plan für eine Radtour im Januar 2011

Endlich wieder ein Karte in den Händen und nach drei Monaten schaffe ich es endlich meinen alten Freund Duong, der sonst für „China by Bike“ hier unsere Reisen organisiert, zu treffen. Gemeinsam sitzen wir dann mehrere Stunden und basteln die Radtour zusammen, die dann im nächsten Winter laufen soll.


Hier in Hanoi beginnt die Tour und dann geht es runter in den Süden, auf dem Weg liegen Minoritätendörfer, Nationalparks, Höhlen und heiße Quellen, die bizarren Felslandschaften in der trockenen Halong Bucht, die Palastanlagen von Hue, die Cham-Tempel von My Son, das Höhenressort von Dalat, ab und zu schöne Strände und viele wilde Straßen am Meer und durch die Berge. Abwechselnd geht es von der Küste wieder zurück auf den eigentlichen Ho Chi Minh Pfad, aber hier wird es auf die Dauer schwierig annehmbare Übernachtungen zu finden und so zieht es uns wieder zurück an die Küste und über den Wolkenpass.

Nach 2300 km erreichen wir dann Saigon und haben das Land von Norden nach Süden durchquert. Dafür habe ich im Moment 35 Tage geplant, eventuell kommen noch ein paar dazu. Reisebeginn wäre das Wochenende um den 23. Januar 2011, die Rückkehr nach Frankfurt dann um den 27. Februar oder bei der längeren Version um den 6.März 2011.

Die Etappen betragen zwischen 5o km und 118 Kilometern, der Durchschnitt liegt bei knapp 80 Kilometern pro Fahrradtag. Das Profil geht von holländisch flach bis hin zu schwerem Mittelgebirge, in Dalat geht es bis auf 2000 Meter Höhe hinauf.


Klimatechnisch ist die Jahreszeit sehr günstig. Es ist Trockenzeit und es ist die kühlste Zeit im Jahr. Nachts können die Temperaturen im Norden auf erfrischende 12 bis 15 Grad fallen, der Tagesdurchschnitt liegt bei 19 Grad Ende Januar. Nach Süden hin wird es dann deutlich wärmer, hier liegen die Nachttemperaturen Ende Februar schon bei 24 Grad und die Tagestemperaturen bei etwa 30 Grad. Also alles in allem ideales Radlerwetter und hoffentlich nicht zu viel Regen, während es im Norden noch 12 Regentage in Februar hat, wird es im Süden mit nur 5 Regentagen trockener. Für die Ausrüstung heißt das fast durchweg kurze Hose, aber für den Abend braucht es dann doch einen dünnen Faserpelz und natürlich gehört die Regenkluft ins Gepäck.

Wie auf allen meinen Privattouren gibt es kein Begleitfahrzeug, aber nach den Erfahrungen der letzten Jahre, lässt sich das Gepäck auf 12 bis 15 Kilogramm reduzieren, also zwei Packtaschen hinten und da ist dann ein dünner Schlafsack schon mit dabei.


Übernachtungen reichen vom Normalhotel mit Klimaanlage, Bad und Dusche bis hin zur einfachen Herberge in kleinen Städten. Hier werden wohl an einigen Orten keine europäischen Marken erreicht, Moskitos und anderes Kleingetier gehören zu den Nachtgästen, sind aber mit der Chemokeule gut zu vertreiben, an vielen Plätzen gibt es dann auch Moskitonetze. Einzelzimmer und Doppelzimmer wird es bis auf möglicherweise ein oder zwei Ausnahmen geben.

Maximal 5 oder sechs Leute werde ich auf die Tour mitnehmen, die Tour hat den Charakter einer Aufklärungstour, das heißt, mir sind nur wenige Orte und Strecken bekannt, aber es wird auf alle Fälle eine spannend und sehr interessante Tour, besonders für Feinschmecker und Fotografen!

Noch einmal die Eckdaten:

Auf dem Ho Chi Minh Pfad“

anspruchsvolle Radtour vom Norden in den Süden Vietnams, auch mit harten Bergetappen, Strecke: 2300 km, Dauer 35 Tage (oder 42), Beginn: ca. 23.01.2010

Anmeldungen/Nachfragen: tomtomtofu@gmx.de

67. Tag in Hanoi- Donnerstag, der 1. Juli 2010

Donnerstag, den 1. Juli 2010

Geburtstagsfrust und warum das Leben in Vietnam trotzdem so angenehm ist

Der Geburtstag spielte früher in Vietnam keine große Rolle und wurde nicht gefeiert oder begangen und Geburten wurden auch nicht zentral mit Datum registriert und das bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts. Das ist auch eine Erklärung dafür, dass Onkel Ho Chi Minhs Geburtstag nicht bekannt ist und er ihn vermutlich auch selbst nicht kannte. So kann es also in Vietnam durchaus passieren, das man auf älte Leute trifft, die nicht wissen wie alt sie sind. Was für viele Leute ein Fluch ist, wäre doch für andere wieder ein Segen, könnte man dann doch in den Onlineforen gleich das gefühlte Alter angeben. Und es ist schon beunruhigend, wenn es nun geradlinig auf die 50 zugeht und wenn ich mich an 50jährige Jubileen in meiner Kindheit erinnere, da waren das immer Partys von schon schrecklich alten Leuten.

Aber natürlich hat der Handel und die Volkswirtschaft auch hier in Vietnam den Geburtstag für sich entdeckt und für Kinder und Jugendliche ist nun zumindest eine große Torte ein muss. Dafür gibt es dann in der Stadt unzählige Konditoreien, die auf die Herstellung der garantiert  an natürlichen Zutaten und Aromen freien Geburtstagstorten spezialisiert sind. Die Dinger enthalten tonnenweise Kalorien und schmecken nicht ganz so scheuslich bunt, wie sie aussehen. Glücklicherweise bekommt jeder immer nur ein kleines Stück davon.


Aus oben genannten Gründen feiere ich heute auch nicht, sondern Peter und ich verleiben uns dann einen dicken Eisbecher ein. Eigentlich wollte ich dann noch in ein teures Restaurant, aber da weder Peter noch ich Hunger haben, gehen wir einfach ins Bia Hoi um die Ecke auf eine Portion Pommes und zwei Bier und morgen ist ja noch ein Arbeitstag hier im heißen Lande. Am Abend habe mache ich mir ein paar nette Gedanken dazu, warum es sich, zumindest als Ausländer, hier so angenehm lebt. Es fehlt einfach an jeglicher Bürokratie, die einem das Leben versauert und man kann hier wirklich tun und lassen, was man will, keiner nimmt einem etwas übel, wenn es nicht läuft, man ist halt Ausländer, aber alle zollen einem Respekt für drei halbfalsche Worte auf dem Markt.

Das aber die Bürokratie gleich um die Ecke hockt, zeigte der Ausflug zur Chinesischen Botschaft heute. Bearbeitungszeit 5 Tage und Preis 30 USD, das ist man ja gewöhnt, und ich war vorgewarnt und hatte einen Wisch meines Arbeitgebers dabei, der der Reise zustimmt. Doch dann kam Problem Nr. 1, in Peters Pass war noch ein gültiges Visum, bis zum 2.07., die Reise hatten wir wegen der Aschewolken nicht angetreten. Ich solle wiederkommen, wenn das Visum abgelaufen sei. Ich versuche zu argumentieren, dass es nach Ablauf der Bearbeitungsfrist schon abgelaufen wäre und kann mich nach 10 Minuten Disskusion auch durchsetzen, dann Problem Nr. 2, in meinem Pass ist nur noch eine Doppelseite frei, ich zücke meinen Zweitpass, aber so etwas hat man hier noch nicht gesehen, eine Person und zwei Pässe, wieder vergehne fünf Minuten der Disskusion und dann reicht die Doppelseite im alten Pass doch noch. Zum Schluss kassieren sie auch noch meine letzte Passkopie ein und damit muss ich jetzt das Wochenende in Hanoi bleiben und verballere am Montag völlig sinnlos einen Tag Urlaub, traurig, traurig.

Und in meiner Mailbox befinden sich dann die Relikte der deutschen Bürokratie, trotz eindringlicher Bitte, mehrfachen Hinweisens und ausdrücklicher Zahlungsbereitschaft, ist das Finanzamt nicht in der Lage mir eine kurze Mail mit Höhe der Steuerforderung und Bankverbindung zu schicken. Dafür hängt jetzt im Amt ein öffentlicher Aushang und ich komme mir vor wie im „per Anhalter durch die Galaxis“. Weiteren Stress gibt es natürlich wieder einmal mit der Bank, die auf Mails grundsätzlich nicht antworten und die Krankenversicherung schickt auch Mahnungen, obwohl ich eine schriftliche Kündigung in den Händen halte. Und hier in Hanoi, hier kann ich einfach nur so vor mich hinleben, wie die Vietnamesen auch, abends noch einmal raus auf die Straße auf ein Bia Hoi oder einen Milchshake oder eine Nudelsuppe…….eigentlich schade, dass ich nur einen Vertrag für sechs Monate habe.

63. Tag in Hanoi- Sonntag, 27. Juni 2010

Sonntag, den 27. Juni 2010

An den Lotusteichen

Heiraten ist eine wichtige Sache in Vietnam und dazu gehört ein umfangreiches Fotoalbum für die Familie und Freunde. In Hanoi und in jeder Stadt gibt es viele Fotostudios, die auf genau diese Bilder spezialisiert sind, romantische Szenen im Brautkleid, ob in weiß oder traditionell, hauptsächlich kitschig und schmalztriefend, aber wunderschöööön..

Die Lotusteiche am nördlichen Ende des Westsees hier in Hanoi ziehen im Moment gerade wieder die Fotografen und Brautpaare im Dutzend an, denn der Lotus steht in kräftigem Grün und beginnt zu blühen.

Obgleich sich wieder ein super-heißer Tag ankündigt fahren deshalb Peter und ich raus zu den Teichen. Als wir ankommen brennt die Sonne schon wieder fast mit 40 Grad, doch an den Teichen herrscht Konjunktur. An drei oder vier Stellen führen Wege zwischen den Teichen zu kleinen Bretterbuden und hier wird letzte Hand an die Bräute gelegt und dickes Make-up aufgetragen und dann geht es in einem kleinen Boot raus aufs Wasser. Die Fotosession ist kein Vergnügen unter der Sonne. Die Bräutigame schwitzen ungeschminkt, und so manches glückliches Lächeln wirkt eher gequält. Ein weiteres Pärchen erträgt die Tortur dann mit mehr Spaß und wirkt auch auf den Bildern etwas gelöster und zu guter Letzt landet die Braut auch noch halb im Wasser, was den Spaßfaktor noch erhöht.

Fast zwei Stunden bleiben wir an den Teichen und beobachten das bunte Treiben, dann brauchen wir dringend etwas zu trinken. Peter war wieder der heimliche Star am Set und wird wohl in einigen Hochzeitsalben mit zu sehen sein und ich bin auch zufrieden mit meinen Schnappschüssen.

Für uns war es das dann für heute, zurück nach Hause, kalte Getränke, ein Eis und ein Nachmittagsschlaf, das ist das einzige, was wir noch wollen.

62. Tag in Hanoi- Samstag, 26. Juni 2010

Samstag, den 26. Juni 2010

Nudelsuppenphilosophie II

Die vietnamesische Nudelsuppe ist natürlich nicht das ein und alles in der asiatischen Welt und man findet in Thailand, in Japan, in Korea und natürlich in China Nudelsuppen, die es getrost mit der Pho aufnehmen können. Ich selbst bin etwas unentschlossen, welchen Suppen ich den Vorzug geben möchte.

Da wären die japanischen Ramen-Suppen, ich glaube von der Raffinesse der Zubereitung sind sie nicht zu überbieten. Zentrales Element ist der klare Fond und feine Nudelchen, allerdings bei Radfahrerhunger nicht unbedingt ein hinreichendes Vollwertfrühstück.

In Thailand bestechen die Suppen durch ihr kräftiges Aroma, auf Feinheit kommt es nicht an, aber die Fonds auf Seafoodbasis und abgerundet mit Fischsauce und natürlich mit verschiedenen Chili-Essigmischungen, getrocknetem Chilie und einer Prise Zucker begeistern mich immer wieder. Dazu gibt es Fischbällchen oder Fleischbällchen oder auch vorgekochtes Huhn von Rind oder Huhn.

So groß wie China sich über den Kontinent erstreckt, so vielfältig sind seine Nudelsuppen. Hier wird zwischen Weizennudeln, Resinudeln und Bohnennudeln unterschieden. Der Fond ist meist eher zusammengewurschtelt, in einem großen Kessel brodeln Fleischreste vor sich hin und der Fond wird nicht geklärt. Ist der Fond also eher unspektakulär ist es dann das „Aufmotzen“ der Suppe, was den Geschmack ausmacht. An Fleisch kommen regional verschiedene Hackfleischpasten dazu und aus einem Buffet an Gewürzen kann der Esser auswählen. Für mich immer notwendig ein großer Löffel aus gehacktem Knoblauch und Ingwer, eingelegtes saures Gemüse, meist Rettich, Frühlinszwiebeln und Koriander.

Außerdem siegt China in punkto Vielfalt, an den Ständen werden neben den „normalen“ Nudeln auch meistens „Hun-dun“ (Wonton) angeboten, kleine Nudeltaschen mit Hackfleischfüllung. In und um Kanton haben die Menschen die Hun-dun mit Leidenschaft weiter entwickelt und hier werden die Taschen mit Shrimps und Seafood gefüllt, mein absoluter Frühstücksfavorit überhaupt, aber leider bin ich zu wenig in der Region.

In Xinjiang werden auch hervorragende Nudeln gemacht, aber die kommen als Hauptmahlzeit, als Spaghetti oder Bandnudeln oder in gezupften Nudelstücken und nicht in der Suppe auf den Tisch, deshalb will ich dies hier nicht weiter erötern

In Laos tendiert man eher zur vietnamesischen Variante mit vielen Kräutern plus dem thailändischen Korb an Scharfgewürzen dazu.

Das zu meinen Nudelerfahrungen in Asien, zumindest, was die Nudelsuppen angeht, geht es sehr abwechslungreich zu. Bilder reiche ich noch nach.

61. Tag in Hanoi- Freittag, 25. Juni 2010

Freitag, den 25. Juni 2010

Nudelsuppenphilosophie I

Schaut man in die einschlägigen Reiseführer unter Kulinarischem, dann wird in Vietnam überall die Pho-Nudelsuppe an erster Stelle genannt und als DIE Spezialität in Vietnam empfohlen.

Und tatsächlich bilden Nudeln und Nudelsuppen in Vietnam einen Grundbaustein der Ernährung der Vietnamesen. Wer sich nicht gerade morgens eine dünne Reissuppe einverleibt, der landet spätestens in der ersten Arbeitspause am Pho Stand nebenan. Und diesen Stand gibt es überall und in allen Dimensionen.

Da gibt es die kleinen Hockerecken, die nur aus einem kleinen Kocher, der mit Kohle beheizt wird bestehen, dazu kommt ein Eimer mit Nudeln, ein Eimer Wasser für den Abwasch, eine Schüssel mit Kräutern und ein gekochtes Huhn. Hier gibt es dann drei Hocker zum Sitzen und ein winziges Plastiktischchen. Für einen knappen Euro werden jetzt hier die Nudeln überbrüht, eine Kelle Fond kommt dazu, ein paar Scheiben des vorgekochten Huhns, fertig ist die Frühstücksnudel. Dazu kommt dann noch eine Schüssel mit frischen Kräutern, darunter Thai-Basilikum, Salat und ein paar Kräuter, deren Namen ich nicht kenne. Damit lässt sich dann die Suppe geschmacklich ordentlich aufpeppen. Chili wird eher sparsam verwendet, oft stehen noch Limetten und Essig mit Knoblauch auf dem Tischchen.

Einige Nudelstuben haben es zu Berühmtheit gebracht und die Vietnamesen nehmen lange Anfahrtswege auf sich, um dort ihrer Nudelleidenschaft zu frönen. Hier gibt es dann Suppen mit anderen Fleischsuppen, beliebt ist auch die Pho Bo mit Rindfleisch, Lamm oder Ente ist aber auch möglich.

Die Nudeln, die hier in Vietnam verwendet werden sind vorgebrühte Reisnudeln, manchmal greift ein Stand auch gnadenlos und böse auf Instant-Nudeln zurück. Charakteristisch ist, das sie Pho in zwei komplett getrennten Arbeitsschritten entsteht, das eine ist das Kochen der Brühe und des Fondes, der andere ist die Zubereitung der Suppe. Für letzteres reichen ein bis zwei Minuten, während das Zubereiten des Fondes mindestens 4 bis fünf Stunden betragen sollten, viele „Profis“ schwören auch auf eine 24 Stunden Suppe, so lange sollte der Fond leise vor sich hin köcheln und ziehen. Ich glaube, dass es auch einige Läden mit einer „ubnendlichen“ Suppe gibt, das heißt, der Brühenbehälter wird niemals alle jeden Tag immer wieder aufgefüllt.

Die besseren Nudelstuben sind für mich die, die mit Frischfleich arbeiten. In kleine Streifen geschnittenes Rindfleisch wird kurz blanchiert oder angebraten und kommt leicht „blau“ in die Suppe und das ist dann wirklicher Essgenuss.

Bei aller Leidenschaft für Nudeln aber, muss ich sagen dass die Pho überbewertet wird, denn in ganz Südostasien werden wunderbare Nudelsuppen serviert. Und da ich ja schon ein wenig herumgekommen bin, schreibe ich morgen einen zwieten Teil der „Nudelsuppenphilospphie“, die Pho im internationalen Vergleich.