Letzter Tag in Hanoi
Mein Koffer steht in der Ecke und ist gepackt, es ist kaum mehr Gepäck als ich hier angekommen bin, ich bin halt kein großer Shopper, außerdem muss ich mit dem gepäck noch knappe zwei Monate unterwegs sein.
Sechs Monate hier in Vietnam liegen hinter mir. Die Zeit war dicht gefüllt mit viel Arbeit und noch mehr Eindrücken und Impressionen. Wenn ich auf meine Bilder und Artike zurückschaue frage ich mich, habe ich das wirklich alles erlebt. Was an Erinnerungen bleibt, wird sich erst in den nächsten Wochen und Monaten zeigen, aber es war eine tolle Zeit.
Der Unterricht hat mir Spaß gemacht und ich hatte eine tolle Klasse. Die Zeit hier mit Peter war eine Herausforderung ohne gleichen, aber ihm hat es auch gefallen und er möchte wieder einmal mit Papa hierher reisen.An den Wochenenden habe ich viele Ausflüge gemacht und ein paar Radtouren am Ho Chi Minh Pfad. Heraugekommen ist dabei eine Radtour, die im Februar 2011 mit vier oder fünf Gästen laufen wird.
Schon deshalb ist der Abschied vom Lande kein richtiger, denn in drei Monaten bin ich wieder zurück mit dem Fahrrad und dann hoffentlich ohne Probleme mit den Knien oder Sehnen am Fuß. Darauf freue ich mich schon.
Zum Schluss die große Frage: Was ist Vietnam? Keine Ahnung, aber ich habe einen Schimmer, wieviel ich vom Lande noch nicht weiß. Es ist eine Nation im Auf- und Umbruch und zwar einem Umbruch mit einer Kraft und Geschwindigkeit, die wir in Europa nicht kennen. Doch viele Touristen und Landeskenner erheben schon wieder den Zeigefinger und sagen, das kann nicht gut gehen, das ist nicht gut für die Menschen in Vietnam und nicht gut für die Umwelt und gestehen dem Lande nicht einmal 10 oder zwanzig Jahre für Umbrüche zu, die in Europa mehr als 50 Jahre gebraucht haben.
Die menschlichen Beziehungen in Vietnam haben gelitten. Von Mitgefühl und Barmherzigkeit keine gespürt. Wir haben ihnen gezeigt, wie Kapitalismus funktioniert und sie haben das Prinzip besser verstanden als wir. Geld machen und schnell reich werden und sich in den Häuserburgen verschanzen und nach außen Präsentieren, das ist wichtig geworden. Ein soziales gefüge ist jedoch noch intakt und das ist die Familie, hier sind die meisten Vietnamesen fest eingetktet und geordnet. Politik, die ist allen mehr als egal, sollen die oben doch machen, was sie wollen, im Moment funktioniert es und viele kommen vorwärts und zum erträumten „MEHR“. Ho Chi Minh, wird von allen geehrt und geliebt, aber er ist eine Ikone und ein Symbol, wenn da nicht das Mausoleum wäre, könnte man meinen es ist eine erdachte Figur, ein Mythos. Und den kann man verehren und Besuche abstatten, aber das bringt kaum eine Verpflichtung mit sich.
Rücksichtslosigkeit und Korruption hat mich immer wieder auf die Palme gebracht, es gibt nur noch die „ICH“ Regel, richtige Freunde zu finden ist schwer, ich habe nur eine handvoll Leute kennen gelernt die ich meine Freunde nennen möchte, dafür aber eine ganz kleine, die viel mehr für mich ist. Vielleicht, nein mit Sicherheit, weil sie ziemlich anderes ist als die meisten, liebevoll, warm und weich und mit sehr viel Gefühl und sie hat mir gezeigt, wie man über Korruptuion und Betrug nur lachen kann. Ich habe ihr gezeigt, wie man Betrüger betrügt, wenn auf meinem Parkticket nur 2000 Dong steht und der Kassierer aber 5000 kassieren will, ich habe ihm 2000 gegeben und bin weggefahren oder wenn der Taxifahrer noch ein paar Extrarunden dreht, dann zahle ich eben weniger, die Leute nölen dann ein wenig, aber sie können nix dagegen tun!
Ja, so war das in Vietnam, ich liebe das Land und verfluche es für seine Nudeln und die fehlenden Gewürze, die Alltagsküche ist langweilig. Nur in guten Restaurants findet man gehobene und sehr schmackhafte Gerichte, also gute Nachrichten für Touristen, ja, wenn man nur drei Wochen im Lande ist, dann ist Pho und Bun Cha eine tolle Sache und am Abend wir ja eh fürstluich diniert. Aber was machen die Vietnamesen mit den ganzen tolllen Gemüsen, die auf den Märkten verkauft werden, das bleibt für mich die zentrale und wichtigste Frage nach sechs Monaten im Lande.
Morgen gibts noch mal eine Fotosammlung und dann ist der Blog aus Vietnam an seinem Ende, aber was des einen Ende, ist des anderen Anfang: Burma nach den Wahlen, es grummelt in meinem Magen und am Wochenende geht es los:“ Adventure is out there!“