55 Kilometer von Mohan nach Luang Namtha, Grenzübertritt und radeln in der Republik der Gelassenheit, 450 Höhenmeter, 18 bis 28 Grad
Heute Morgen ist es definitiv kein Nebel, sondern es verschlingen eine große Portion Baotze, also den gefüllten Teigtaschen, dann geht’s noch einmal zurück zum Hotel. Pünktlich kommt der von mir organisierte Fahrer mit seiner Dreirad- Motorrad Kutsche und kann unser Gepäck sogar bis zur laotischen grenze transportieren. An der Grenze gibt es keine Probleme, lediglich die Ausstellung der Zollformulare für unsere Räder braucht seine Zeit und ich kann auch noch etwas Geld tauschen. Die Kilowährung in Laos heißt Kip und für einen Yuan bekomme ich 1200 Yuan, das heißt, einem Euro entsprechen 11.000 bis 12.000 Kip.
Auch an der laotischen grenze läuft alles gut, mein alter Tour Guide Freund Tho wartet schon auf uns und hilft uns bei den Formalitäten, dann liegt mein geliebtes China hinter uns und das genauso geliebte Laos vor uns.
Unseren Lokalguide von Green Discovery kenne ich jetzt schon seit drei Jahren und ich freue mich, dass wir mit Tho den einzigen laotischen Führer bekommen haben, der gut Englisch spricht und der auch lange Radetappen zurücklegen kann. In Laos ist Radfahren nicht so populär und kein Laote würde auf den Gedanken kommen, lange Strecken zu radeln.
In Laos ticken die Uhren etwas anders, nicht nur, dass die Zeit eine Stunde zurück gestellt wird, auch geht hier alles ruhig und gemütlich von statten, aber das werden wir noch schätzen lernen. Und auch die Sonne bekommen wir zurück, denn die recht dunklen Wolken haben sich verzogen.
Im Grenzgebiet plant man Großes, die Chinesen errichten hier ein Megahotel und einen Spielsalon, in China ist Glücksspiel untersagt, hier in Laos wohl nicht und so hat ein chinesischer Investor hier eine Las Vegas Neuauflage vorbereitet.
Danach kommen kleine Dörfer mit vielen einfachen Hütten, nur an der Straße, wo man vom Transitverkehr profitieren kann stehen ab und zu etwas prunkvollere Wohnbauten. Am Abzweig nach Oudomxai haben wir dann unsere erste laotische Mahlzeit, die Nudeln hier sind definitiv leckerer als in China, man kann sie mit frischen Kräutern wie Thai-Basilikum und Zitronenmelisse verfeinern und mit Fischsauce, Limettensaft und Chili nachwürzen. Dazu gibt es einen ersten Grünen Papayasalat und einen Teller mit gedämpften kleinen Bambusschösslingen. Auch das laotische Bier trifft unseren Geschmack, es ist etwas herber und stärker als das chinesische Gebräu.
Nach dem Mittag gibt es vor allem viel Landschaft und die kargen Siedlungen sind seltener, alles ist wunderbar Grün und fruchtbar. Die Laoten wohnen hier in einfachen Bambushütten und vor allem die Kleidung der Kinder ist eher ärmlich und so mancher kleine Laote muss auf ein Höschen verzichten, was bei dem warmen Klima noch kein großes Problem darstellt, aber hungrig sehen die Kids deshalb noch lange nicht aus.
In einem kleinen Dorf wurde an der Straße ein Festzelt aufgebaut und es findet eine Hochzeit unter den hier lebenden Kmong statt. Viele der Frauen tagen bunte Kleider, die mit Münzen bstickt sind, was beim Laufen ordentlich klimpert. Einige tragen Hüte mit langen Fäden. Eine kleine Zwei-Mann-Kombo sorgt mit Synthesizer und Gesang für tanzbare Musik und es wird vorwiegend in Doppelreihe marschierend um eine Bananestaude getanzt, wobei weniger Wert auf Tanzschritte, als auf die Bewegung der Hände gelegt wird. Natürlich werden wir ab und zu an einen Tisch gerufen und es wird uns ein Gläschen von selbst gebranntem Laolao Schnaps angeboten. Eine Literflaschen von dem Brand aus glutinösem Reis kostet einen Euro und hat über 40 % Alkohol, aber das Zeug ist meistens sauber destilliert, so dass keine Kopfschmerzen zu erwarten sind.
Vor Luang Namtha sieht es wieder etwas wohlhabender aus. In der Ebene sind auf den großen Reisfeldern auch zwei Ernten möglich. Seit einem Monat stehen die Felder jedoch leer, der nächste Termin zum Stecken der jungen Reispflanzen ist erst ende Januar. Auf einigen Feldern weiden Wasserbüffel, auf anderen wird gerade grob gepflügt.
Langsam rollen wir dann in die Stadt ein, groß ist sie nicht, denn es gibt nur eine Hauptstraße von vielleicht drei Kilometer Länge und auf jeder Straße zwei Parallelstraßen. Die Gebäude haben meist einen kleine Garten und maximal zwei Stockwerke. Trotzdem ist die Stadt recht touristisch, es gibt viele Schilder in Englisch und eine Pizzeria, chinesische Restaurants und ein indisches Restaurant, sowie Laundry und Internet. Unser Hotel ist ein kleines Ressort am Rande der kleinen Stadt, die bei uns noch als großes Dorf durchgehen würde. Wir wohnen in schön ausgestatteten Bungalows und genießen die warme Dusche und die Spätnachmittagssonne und natürlich noch eine Flasche Lao-Bier.
Abend gehen wir in ein nettes Restaurant am Rande des Städtchens und haben einige gute Currys. Auch hier in Laos wird gerne scharf gegessen, was wir inzwischen auch alle mögen, dazu gibt es wieder laotisches Bier und eine Runde Reisschnaps. Ordentlich müde geht es dann ins Hotel zurück und ein riesiges Bett wartet schon auf mich.