Archiv: 2010 Goldenes Dreieck

14. Tag: Sonntag, der 26. Dezember 2010

Sonntag, den 26. Dezember 2010

Ruhetag in Luang Prabang

langer Stadtspaziergang mit Besichtigung des Nationalmuseums und des Mt. Phousy und des Tempelbezirkes

Laut Hotel ist die Mönchsfütterung um 7 Uhr, deshalb stehe ich zeitig auf, aber als ich an die Straße mit den Tempeln komme ist schon wieder alles vorbei, um 6.20 ging es wohl schon los, also morgen noch einmal. nach dem Frühstück beginnen wir unseren Stadtrundgang mit dem Goldenen Palast des Königs Si Va Vong erst 1904 erbaut. Kein palast im Sinne eines europäischen Königs, eher ein netter Regierungssitz. Geht es im Thronsaal noch golden und pompös zu, lebten die „Königs“ hier eher bürgerlich noch bis 1975, dann unterschrieb der letzte Thronfolger die Abdankung. Interessant ist die Sammlung des Geschenke, die Regierungsdelegationen anderer Länder mitbrachten, revolutionärer Kitsch, Geschirr und verschnörkelte Schreibtischutensilien und eine Handvoll Abzeichen „Snatschok“ aus der ehemaligen Sowjetunion vom Leningrader Zoo und Pionierlager Artek. Inzwischen wurde die Garage des Königs wieder eröffnet und man kann 5 oder sechs Luxusfahrzeuge der 60er Jahre bewundern, meistens amerikanische Geschenke.

Vom Palast aus besteigen wir den „Schönen Berg“ Mt. Phou Si. Von hier hat man einen phantastischen Rundblick über die gesamte Stadt. Auf der einen Seite fließt der Mekong nicht zu träge dahin und auf der anderen Seite befinden sich am Ufer zahllose Gemüsegärten. Diese Gärten sind auch eine nordlaotische Besonderheit und es gibt sie nur in der Trockenzeit, denn während des Monsuns sind die Gärten von den Fluten des Flusses überspült. Kleine Gatter aus Bambus grenzen die Gärten voneinander und vom allgegenwärtigen Kleingeflügel ab. Auf der anderen Seite gibt es dann den Flugplatz, der gegen Mittag doch schon von recht vielen Maschinen angeflogen wird und die Neustadt, auch wenn es hier komplett an hohen Gebäuden fehlt, aber das tut der Stadtstruktur eher gut.

Auf dem Berg und rundherum befinden sich dann weitere Tempel mit vielen Buddhafiguren, die schönsten Wats heben wir uns aber für den Nachmittag auf, denn diese befinden sich auf der Halbinsel, die vom Mekong und dem Nam Khan gebildet wird. Der typischste Bau ist hier Wat Xieng Thong, dessen Dächer fast den Boden berühren. Im inneren gibt es einen Altar mit zahllosen großen und kleinen Buddhafiguren. An den Außenwänden befinden sich Glasmosaike, die in der Nachmittagssonne funkeln.

Am Abend schlendern wir mehr oder weniger genervt über den Nachtmarkt, in einer Nebengasse gibt es hier alle erdenklichen laotischen Speisen. Wir decken uns mit verschiedenen Frühlingsrollen und einigen scharfen Soßen ein und nehmen dann am Grillstand Platz, hier gibt es dann mit Zitronengras gefüllte Brassen oder Welse, sowie Huhn und Ente. Leider habe ich mir irgendwo eine mittlere Erkältung eingefangen, wahrscheinlich gestern während der Fahrt auf dem Truck und verschwinde mit einer Aspirin relativ zeitig im Bett.

13. Tag: Samstag, der 25. Dezember 2010

Samstag, den 25. Dezember 2010

Weihnachten im Weltkulturerbe

60 km nach Luang Prabang, 450 hm, kleiner Spaziergang durch die schöne Altstadt

Heute ist schon der letzte Radeltag in Laos, denn nach Luang Prabang geht es mit dem Boot weiter. Eigentlich schade, denn hier im lande sind die Straßen so wenig belebt und die Landschaft ist in fast jeder Ecke grandios. Eine Stunde haben wir noch mit dem Boot zu fahren, dann erreichen wir die Straße wieder und schwingen uns auf die Räder. Langsam lichten sich die dichten Nebel und wir haben wieder eine Märchenlandschaft. heute gibt es mehr Dörfer am Wegesrand und in der Nähe von Luang Prabang sieht man auch bessere Häuschen und weniger ärmliche Kinder.

Die Straße führt über kräftige Hügel am Nam Ou Fluss entlang, ab und zu gibt es große Karstberge. Die Kinder an den Straßen sind Radler gewöhnt und reihen sich auf um unsere Hände abzuklatschen. Einige machen sich einen Gaudie daraus kräftig zuzupatschen, dass es ordentlich zwiebelt, aber natürlich nicht nur bei den Radlern.

Da wir ja den Homestay haben ausfallen lassen, müssen wir über Mittag 60 km mit dem Begleitfahrzeug zurücklegen und radeln dann wieder die letzten 30 km auf Luang Prabang zu. Die große Stadt hat 40.000 Einwohner und ist dem Weltkulturerbe zugeordnet. In der ehemaligen Königsstadt herrschte noch bis 1956 der letzte König und es gibt im Zentrum wunderbare Häuser in einer Mischung aus laotischer Tradition und Kolonialstil. Die meisten Komplexe sind sehr stilvoll renoviert und dienen als Guesthouse, Hotel, Laden oder Restaurant und die touristische Struktur ist auf der Höhe der Zeit. Besonders zu weihnachten wird es schwer eine Übernachtung zu finden und die Touristen drängeln sich auf den Märkten, die inzwischen nichts Lokales mehr zu bieten haben, sondern der Khaosan Road in Bangkok ähneln und diversen märkten in der Region. Same, same, but not very different.

Zusätzlich zum Pauschaltourismus lebt die Stadt von großen Pilgergruppen aus Thailand, denn es ist auch das buddhistisch-religiöse Zentrum des Landes mit mehreren Dutzend größeren und kleineren Tempeln und mehreren hundert Mönchen. Abgesehen von der wunderbaren Kulisse am Mekong und seinen Zuflüssen in der Umgebung und den aufwändig restaurierten Häusern ist vom eigentlichen Laos nicht mehr viel übrig geblieben, aber so lieben es die Touristen und warum sollen nicht auch die Laoten von der Globalisierung profitieren. Bei uns läuft es doch noch genau so, wo ist den Berlin noch Berlin?

Relaxen und fast preiswert abhängen lässt es sich allemal und für die, die wirklich nicht auf weihnachtliche Stimmung verzichten können finden sich in einigen Restaurants dann auch Plastik-Tannenbäume und das Personal rennt in den gleichen beknackten roten Mützen herum, wie in diesen Tagen überall auf der Welt.

Auch das Essen ist dem Mainstream angepasst, scharf heißt hier eben mit wenig Chili, sehr scharf wird ignoriert. Am Abend ist es ein Horror über den Nachtmarkt zu drängeln, und ich habe auch keine Lust. Gestern auf dem Boot oder heute auf dem Fahrzeug habe ich mich mächtig verkühlt und habe deshalb schlechte Laune und verschwinde zeitig im Bett.

12. Tag: Freitag, der 24. Dezember 2010

Freitag, den 24. Dezember 2010

Heiligabend im Paradies

Geruhsames Nichtstun in Muang Noi Neua am Nam Ou Fluss, sonnig und ein sanfter Wind bei 28 Grad


Heiligabend in Deutschland kann einer der stressigsten Tage im Jahr werden, die letzten Weihnachtsgeschenke müssen besorgt werden, Riesenschlangen in den Supermärkten, die Jagd nach den letzten Zutaten für die Fressorgien in den nächsten Tagen, die Verwandtschaft rückt mit Kind und Kegel an, von Geruhsamkeit keine Spur und bevor noch der Weihnachtsmann klopft freut man sich auf das Ende der Stresstage…….nicht so in Laos und deshalb bin ich in diesem Jahr auch wieder hier. Gestern haben wir uns am Abend entschieden noch eine Stufe ruhiger zu fahren und hier im paradiesischen kleinen Dörfchen am Nam Ou Fluss zu bleiben. Morgens vor dem Frühstück machen wir ein Runde Yoga, dann warten die ersten Leckereien aus der Küche, wie Banana Pancakes oder Müsli, auch wenn ich mich wieder für die Reissuppe mit ein wenig Hühnchen und Chili entschieden habe. Christa und Ulli entscheiden sich dann für eine kleine Wanderung in den bergen, Gisela, Simone und Rüdiger leihen sich ein Paddelboot für den Fluss und entscheide mich für ein Buch und einen sonnigen Platz auf der Terrasse. Das Buch schaffe ich dann auch bis zum Mittag und falle dann sogar in sanften Schlummer, bis es Zeit wird für ein leckeres Gemüsecurry und zwei Bier auf den Feiertag. Pünktlich um halb 10 wird der Generator abgeschaltet und es ist wieder Ruhe über der Landschaft.

11. Tag: Donnerstag, der 23. Dezember 2010

Donnerstag, den 23. Dezember 2010

Wilde Wasser und Bananapancakes auf dem Nam Ou

Bootsfahrt auf dem Nam Ou von Muang Khua nach Muang Ngoi Neua bei 25 Grad und Sonnenschein, Abstecher in ein kleines Dorf

Nach der langen gestrigen Etappe können wir heute ausspannen, denn es geht mit dem Boot den Nam Ou Fluss hinunter. Der Fluss windet sich nahe der vietnamesischen Grenze durchs Bergland und fließt dann nicht weit von Luang Prabang in den Mekong. Da es nur einen langen Umweg per Straße nach Luang Prabang gibt wählen auch Dutzende von Backpackern diese Route und das schon seit Jahren. So trifft man dann auch am Hafen die gleichen Leute wie abends im Restaurant oder schon zwei Tage zuvor in Luang Namtha und auch wieder ab und zu ein paar Radler, in den letzten tagen waren es mindestens sechs andere Radler, alles Belgier und ein deutsches Pärchen. Am Bootsanleger unten am Fluss suchen dann alle ein Platz in den wenigen Booten, doch auch wenn die Boote übervoll beladen werden, alle kommen irgendwie mit. Einig brausen mit den Schnellbooten in nur drei Stunden den Fluss hinunter, die meisten nehmen die größeren Kähne in die zwischen 8 Touristen oder 20 Laoten geladen werden.

Jetzt in der Trockenzeit ist der Wasserstand recht niedrig, wahrscheinlich nur an wenigen Stellenmehr als drei Meter tief und an breiten Stellen wahrscheinlich sogar wesentlich weniger. Unser Schiffer muss ordentlich navigieren, aber er kennt den Fluss wie seine Westentasche. Weiter unten wird das Wasser richtiggehend wild und hier gehört schon großes Geschick dazu, das Boot zwischen den Felsen und Klippen auf Kurs zu halten, während das Wasser ordentlich am Bug hochschlägt und uns ab und zu ein wenig nass macht.

Die Qualität der Boote hat einen großen Schritt nach vorn gemacht, in den letzten Jahren waren es immer nur kleine Höckerchen gewesen, auf denen wir saßen, in diesem Jahr sind es aus einem Bus demontierte Sitze. Nach drei Stunden machen wir eine kleine Pause und steigen auf einem schmalen Pfad in ein kleines Dorf, das man vom Boot hat nur erahnen können. Entlang einer kleinen „Straße“, Fahrzeuge gibt es außer einem Kinderfahrrad natürlich nicht, rieht sich Häuschen an Häuschen, am rechten Ende des Dorfes befindet sich die Krankenstation und auf der anderen Seite das kleine Kloster und dahinter noch die Schule.

Dazwischen dann 500 Meter mit den typischen Holzhütten auf Stelzen und ab und zu ein kleiner Laden mit den nötigsten Waren zum Leben, wir Töpfe, Schiffsschrauben, Hämmer und Werkzeug, daneben ein Laden mit Klamotten und einer Näherin, die auf einer alten fußbetriebenen deutschen Maschine arbeitet. Auf der Straße brennen kleine Holzfeuer und in Bastkörben über einem Dämpftopf wird der Sticky Reis, Klebereis, zubereitet. Kinder, Schweine, Enten, Hunde und Hühner teilen sich den Platz auf der Straße und tollen herum, die Frauen sitzen bei kleinen Handarbeiten an den Feuern und schwatzen. Alles in allem ein geruhsames Leben während des warmen Winters, wenn die Feldarbeit auf den Reisfeldern in den Bergen nicht ruft.

Noch einmal zwei Stunden geht es dann weiter flussabwärts durch den unendlich grünnen Dschungel, ab und zu ein kleiner Weg und ein paar Wasserbüffel am ufer zeugen davon, dass sich weiter oben ein ähnliches kleines Dorf befindet.

Am Nachmittag kommen wir dann in Muang Ngoi Neua an, ein kleines Backpackerparadies zwischen Karstbergen, das seit einigen Jahren vom Bootstourismus lebt. Es gibt zahlreiche kleine Guesthäusern mit Preisen zwischen drei und fünf Euro für die Übernachtung, jedes Guesthouse hat ein kleines Restaurant und die Errungenschaften der Zivilisation werden per Boot herangeschafft. Ältere Frauen buckeln schwere Bierkisten vom Bootsanleger in die Lokale und jetzt in der Saison verteilen sich bis zu 50 Backpacker und Touristen in dem kleinen Dorf. Auf der Karte stehen Bananapancake und Müsli und es gibt sogar Nutella und Käse. Von hier aus kann man kleine Wandertouren machen oder einen Angeltrip auf dem Fluss oder aber einfach gar nix und auf einer der Terrassen sitzen und die Abendstimmung genießen. Ab halb sieben rattern dann die Generatoren, denn Strom gibt es bisher noch nicht und der vor Ort erzeugt wird dann auch um 22 Uhr wieder abgestellt und dann ist es sehr ruhig im kleinen Dorf, bis am frühen Morgen wieder die Hähne krähen und dichte Nebel über dem Fluss und der traumhaften Landschaft liegen.

10. Tag: Mittwoch, der 22. Dezember 2010

Mittwoch, den 22. Dezember 2010

Langer Tag durch den Dschungel

100 km von Oudomxai nach Muang Khua, 840 Höhenmeter, wolkig bis sonnig bei 24 Grad

In der Nacht hat es geregnet und am Morgen sieht das Wetter auch noch recht unentschieden aus. Wir brechen recht zeitig auf, denn wir haben einen langen tag vor uns und zuerst geht es dreimal den Berg recht kräftig hinauf. Anfangs reiht sich noch Ort an Ort, aber dann gibt es rundherum nur noch dichten Wald. Etwas später fahren wir dann noch einmal durch ein fruchtbares Tal mit vielen abgeernteten Reisfeldern, aber dann wird es wieder wilder.

Obwohl die Route eigentlich immer am Fluss entlang führt, ist es recht anstrengend, denn es geht unablässig kleinere und mittlere Hügel hinauf und wieder hinunter. Wir haben Glück und das Wetter hält sich, mal kommt die Sonne durch und dann sieht es fast wieder einmal nach Regen aus. nach 70 km erreichen wir den einzigen Ort, in dem es ein kleines Restaurant gibt, das Angebot ist nicht üppig, aber zum Klebereis gibt es ein paar scharfe Pasten, gewürzten Seetang aus dem Fluss, Rindfleischstreifen, gegrillte Fische und gegrillte Eichhörnchen. Leider will keiner außer mir probieren und so verschiebe ich das dann auf die nächste Tour.

Weiter geht es dann noch einmal 40 km mit ebenfalls vielen Hügeln, aber durch das kühle Wetter ist der Tag nicht so anstrengend wie sonst. Landschaftlich ist die Strecke am kleinen Fluss entlang und durch den dichten Wald sehr schön und eine der schönsten Streckenabschnitte überhaupt. Gegen 16.30 Uhr erreichen wir dann Muang Khua, ein winziges Städtchen am Nam Ou Fluss, eine Fähre verbindet den Ort mit der Straße, die auf der anderen Seiten in die Berge ins nahe Vietnam verschwindet. Die Straße ist eine üble Piste und es gibt keine Ortschaften, aber es wird gebaut und in ein paar Jahren gibt es dann eine asphaltierte Trasse.

Abends sind wir dann in einem der beiden Lokale im Ort nicht die einzigen Gäste. Ein gutes Dutzend Touristen kommen hier täglich durch und alle wollen, so wie wir morgen auf dem Fluss mit dem Boot weiter fahren. Doch zuvor gönnen wir uns eine ruhige Nacht im chinesischen Guesthouse gleich neben dem Markt.