6. Tag: Kloster auf dem Wolkengipfel
Freitag, den 20. November 2009Tagesausflug zum Yunfeng Si, dem „Wolkengipfelkloster“, 25 Kilometer über Hügel, bei Wolken und Sonne in raschem Wechsel, 6 bis 18 Grad
Nach der Auberginenpleite von gestern Abend heute Morgen vegetarische Baotze im Lokal um die Ecke, diese hatte ich gestern Abend extra noch geordert und die Mädels haben dann extra für uns noch ein zweite Mischung mit Füllung für die gedämpften Teigtaschen hergestellt. Weil gerade die Sonne über die Hügelkette steigt, räumen wir die Tische nach draußen und so ist es nicht mehr ganz so kalt, wie auf Joosts Thermometer angezeigt, nämlich ungemütliche 6 Grad Celsius.
Gut gestärkt geht es dann zum Glück ein wenig bergan und danach sind dann auch die Umgebungstemperaturen etwas verträglicher. In Richtung des Wolkengipfelklosters durchqueren wir nette kleine Dörfer mit schönen Holzhäusern der Dai Stämme. Charakteristisch für diese Gegend ist eine Art Scheune mit kleinem rechteckigem Grundriss, aber der Bau geht gute drei Stockwerke in die Höhe. Zu fast jedem Gehöft gehört ein solcher Turm und diese bestimmen das Bild in der ganzen Landschaft.
Wegen des Nebels ist vom Kloster auf dem Gipfel noch nichts zu sehen, dafür aber gibt es im nächsten kleinen Dorf einen lokalen Wochenmarkt. Die „Motivklingel“ läutet unablässig und wir pilgern an den vielen Ständen vorbei und staunen über die Auslage, die nichts mit den modernen Geschäften in den Städten zu tun hat. Dafür gibt es Obst, Gemüse und Tofu in unendlicher Vielfalt. Wir decken uns am Keksstand mit Proviant ein, während mich mehr der Stand mit vielleicht zwanzig Sorten eingelegtem Gemüse interessiert. Aber nicht nur für uns ist der Markt interessant, für die Lokals sind wir hier auch eine willkommen Überraschung, denn Ausländer kommen hier nur ganz wenige ins Land der Vulkane und wohl die meisten mit den zwei oder drei Gruppen von China By Bike jedes Jahr.
Dann reißen auch die Wolken auf und uns ist ein erster Blick aufs Kloster hoch oben auf der Bergkette erlaubt. Die Straße führt uns noch ein wenig an den Berg heran, dann enden wir auf dem Parkplatz. Hier gibt es auch einen Sessellift, aber die meisten von uns nehmen den treppigen Weg nach oben. Etwas mehr als eine halbe Stunde braucht man für die vielleicht 400 Höhenmeter, dann erreichen wir die obere Station des Liftes und den Eingang zu dem daoistischen Tempel.
Akrobatisch und wie eine Festung wirkt der Tempel auf dem Gipfel des Berges. Der Tempel an sich ist nicht spektakulär, aber die Lage ist es auf alle Fälle. Die Himmelskönige sind schnell besichtigt, aber für die grandiose Aussicht brauchen wir etwas länger. Vor uns liegt ein weites Tal, bis zur nächsten Bergkette sind es vielleicht 15 Kilometer und dahinter liegt schon Burma, das nächste große Ziel unserer reise. Im Tal viele kleine Dörfer und viele gelbe Flecken mit Rapsfeldern. Fürs vegetarische Mittag oben auf dem Gipfel sind wir zu spät, aber wir haben die Kekse dabei und es gibt starken, grünen Tee.
Rückwärts nehmen wir dann fast alle die Seilbahn nach unten, aber die rattert so langsam über die Rollen, dass wir zu Fuß fast schneller gewesen wären, aber auf dem beschaulichen Weg nach unten hat man noch einmal sehr gute Aussichten.
Auf dem gleichen Weg geht es dann zurück nach Gudong und jeder nutzt den späten Nachmittag anders, die einen für einen weiteren Bummel durchs Städtchen und die anderen für ein kleines Schäferstündchen. Abends geht es dann raus in die Kälte zum Abendessen im besten Lokal der Stadt, ein offenes Lokal, recht unscheinbar, aber die Küche ist vorzüglich. Gegen die niedrigen Temperaturen bestellen wir eine Flasche Reisschnaps für 8 Yuan, also 80 Cent, aber der Stoff ist gut, hat keinen Spritgeschmack, wärmt und macht keine Kopfschmerzen. Entsprechend beschwingt ist der Rückweg zum Hotel und wohl tief der Schlaf aller auf den traditionell harten chinesischen Matratzen.