Lanzhou von oben und von unten-das Ende einer Reise
Ruhe und Besichtigungstag in Lanzhou, trüb, dann sonnig bei 18 Grad, knappe 12 Kilometer zu Fuß durch die Stadt und zur Weißen Pagode
Noch einmal stehen wir zeitig auf, denn der Baulärm weckt uns schon gegen halb acht und das frühstück ist auch eher mies. Was für ein garnduios schlechtes Hotel und ich habe es auch noch selbst ausgesucht! Das ist in China schon beachtlich, dass sich der Zustand von Hotels über ein oder zwei Jahre rapide verändern kann, meist aber nicht zum guten. Auf der anderen Seite gab es aber auch schon positive Überraschungen, wenn das hotel zum Beispiel aufwändig saniert wird, aber im nächsten Jahr werden wir auf alle Fälle wechseln. Heute lohnt sich das nicht mehr, denn morgen ganz zeitig sitzen wir schon im Bus zum Flughafen und gestern Abend hatte auch niemand mehr Lust auf einen Wechsel.
Zuerst fahren wir mit dem Taxi zum Gelben Fluss, hier gibt es ein kleines Monument, dass sich die „Mutter des Gelben Flusses“ nennt. Der Sandsteinklotz, der eine Mutter mit ihrem Kind darstellt und die bedeutung des gelben Flusses für die Entwicklung der chinesischen Kultur und Geschichte aufzeigen soll, ist weder besonder schön, noch alt. Aber es zieht viele lanzhouer und lokale touristen an und so kann man hier wunderbar Chinesen beim Chinesen Fotgrafieren fotografieren oder einfach nur beobachten. Von hier aus wandertt es sich schön am Fluss entlang und es gibt einen schmalen Park, in dem die Städeter ihre Hunde spazieren führen oder Sport treiben. Heute können wir einer ziemlich guten Taichi Vorführung beiwohnen. Ein vielleicht 60 Jähriger zeigt für uns auf Wunsch noch einmal die Vorstellung vom Betrunkenen Schwerttmeister. Die dem imaginären Trunk folgenden Schwankungen sind choreographisch gewollt und diese Schwerttfolge ist eine der schwierigsten Taichi-Übungen. Das sehen viele der chinesischen Passanten auch so und der Meister muss nun auf Druck der Zuschauer ein drittes Mal antreten. Vielleicht gelingt es mir sogar die Sequenz bei u-tube einzubinden, aber dazu muss ich erst einmal meine Kinder zu Hause befragen, wie man so etwas macht.
Mir der Seilbahn geht es dann über den Fluss nach oben in die Berge auf der gegenüber liegenden seite. Hier befindet sich ein Park mit einer schönen alten Pagode aus der Yuan Dynastie, leider wird auch hier gebaut, so dass wir nicht gemütlich im Teehaus sitzend die Perspektive der ganzen Stadt genießen können. Das geht erst von einem kleine Pavillion, vor dem uns die gesamte Stadt zu Füßen liegt.
Unter uns fließt recht schnell strömend der Gelbe Fluss vorbei, der, hier gerade ins Lösland eintauchend schon beginnt seine typische erdige Farbe anzunehmen. Vor zwei Tagen war der Fluss noch fast rein und klar, schnitt sich aber dann sein Bett durch gelben Lössand aus der Wüste Gobi sich in dieser Region mit einer Dicke von mehreren hundert Metern ablagerte in einem Gebiet, welches sich von hier fast bis Beijing hinzieht. Das schlammfarbene Gewässer ist die Wiege der chinesischen Zivilisation, aus kleinen prähistorischen Siedlungen am Leben spendenden Fluss entwickelten sich Großreiche und über Jahhundert die höchstentwickelte Kultur der Welt. Lanzhou bildete dabei eine wichtige Grenze zwischen dem chinesischen Kernland und verschiedenen Reichen im Westen des Landes. Um die Stadt, als Einfallstor und wichtiger Posten an der Seidenstraße zu schützen, wurde die Chinesische mauer weiter augebaut und bis Yumen weiter geführt. Nach dem Zuzsammenbruch der Han-Dynastie war Lanzhou sogar zeitweise Hauptstadt der Frühen Liang im 4. Jahrhundert.
Historie findet man jedoch im Stadtzentrum kaum, deshalb wurde auf der anderen Flussseite unter der weißen Pagode Geschichte wieder neu konstruiert und es sind einige protzige Tempel entstanden um Touristen und Tagesasuflüghler anzulocken.
Am Nachmittag sind wir dann wieder „unten“ in der Stadt und schlendern über die Zhangye Straße, wo man Kaufhäuser und Markenläden aller Art findet. Jedoch kaum ein vernünftiges Restaurant, die befinden sich alle in den Seitenstraßen etwas weiter weg.
Dafür kann man aber Kaffees und Bäckereien finden, in denen Schwarzwäder Kirschtorte nicht unbekannt ist. Wir tätigen unser letzten Einkäufe und laufen dann die gesamte Strecke zum Hotel zurück. Hier heißt es dann packen, denn morgen um halb sechs in der Frühe kommt unser Taxi und fährt uns zum Flughafen.
Als dann alles im Koffer verstaut ist gehen wir dann zu unserem letzten gemeinsamen Abendessen und essen uns noch einml quer durch die besten Gerichte, die wir in den letzten Wochen kennen gelernt haben und damit ist dann diese Reise auch fast beendet, viele Erinnerungen und ein paar kleine Geschenke treten morgen den Weg nach Deutschland an und eine große Kollektion toller Bilder.
Im nächsten Jahr zur gleichen Zeit ist es dann wieder soweit und es besteht für alle meibne leser die Möglichkeit, nicht nur hier im Blog dabei zu sein, wenn wir uns wieder auf den Weg am Rande des tibetischen Hochlandes machen.