Mittwoch, 11. Juni 2008 von Qing Shui He nach Qing He, 85 Kilometer,160 Höhenmeter
Montag, den 23. Juni 2008Heute haben wir einen großen Sprung vor uns, denn es gilt den an der Grenze verlorenen Tag wieder herauszuholen. Also wollen wir zeitig starten, aber das Hotel macht uns einen Strich durch die Rechnung, denn im Hotel wird das gesamte Personal für eine Fotosession mit den berühmten Radfahrern zusammengetrommelt. Danach steigen wir ausnahmsweise nicht aufs Rad, sondern in den Bus.
Der Pass hoch zum Sairam See soll eine üble Baustelle und die vor uns liegenden 200 Kilometer sind eh nicht per Rad zu schaffen. Im Bus sehen wir, dass dies eine gute Entscheidung war. Gab es im letzten Jahr noch die alte Straße, ist nun alles aufgerissen uns eingehüllt in dicke Staubwolken kommt der Bus nur sehr langsam vorwärts. An engen Stellen staut sich der dichte Lkw Verkehr und alles wird ab und zu durch riesige Schafherden blockiert. Hier beginnt gerade die Saison und die großen Schafherden werden in die Berge getrieben.
Erst gegen 12 Uhr erreichen wir den Pass und vor uns liegt die große azurblaue Fläche des Sairam Hu, umrandet von hohen Bergen, deren schneebedeckte Gipfel in Wolken gehüllt sind. Meine Überraschung ist groß, denn im letzten Jahr gab es hier noch vielleicht einhundert kasachische Jurten, in denen man essen oder auch übernachten konnte, aber alles ist weg. Nur noch 5 oder 6 weiße Zelte gibt es hier, alles andere ist einer großen Umstrukturierung zum Opfergefallen. Die Autobahn wird hier oben durchführen und der gesamte See wird zum Naturschutzgebiet.
Zum Glück kann man wenigstens in einer der Jurten essen und die Speisekarte sieht auch ganz gut aus. Bis das Essen fertig ist bleibt noch ein wenig Zeit zu einem Spaziergang am Ufer des Sairam Hu. Überall weiden hier Pferde.
E und einige Kasachen bieten kleine Spazierritte an. Das Wasser ist eisig kalt, so dass keiner mehr Lust auf ein Bad hat, zumal es hier oben auf 2000 Metern natürlich auch schon so frisch ist, dass wir alle die Jacken aus dem Gepäck holen.
Das Essen dauert eine Weile und ich helfe der Kasachin ein wenig beim Gemüse und Knoblauch schneiden, damit dann eine halbe Stunde später alles fertig ist.
In der Jurte hätten 40Personen gut Platz und wir können uns gemütlichst auf den Teppichen um den langen flachen Tisch ausbreiten und eine Mischung aus Grillspießen und chinesischen Gerichten genießen.
Danach schwingen wir uns auf die Räder und fahren mit Rückenwind am See entlang. Am anderen Ende des Sees, das viel karger und trockener ist, als das Westufer hätten wir eigentlich laut erster Planung im einzigen Hotel am See übernachten wollen, aber auch hier ist die gesamte Siedlung samt Hotel ausradiert worden, was allerdings auch kein Verlust ist.
Leider schlägt dann der Wind um, als wir über den nächsten Hügel kommen und bläst den Traum von einer genialen brausenden Abfahrt einfach weg. So heißt es auch die nächsten 60 Kilometer, die es gute 1500 Höhenmeter nach unten geht kräftig strampeln und schnell kommen wir auch nicht voran.
Welch krasser Gegensatz in der Landschaft innerhalb nur weniger Kilometer. Am Seeufer war alles Grün und es gab riesige Weiden und hier auf der Abfahrt sieht es aus wie auf dem Mond, alles ist trocken und nur ein paar mickrige stachelige Pflanzen wachsen hier. Von Leben kaum eine Spur, nur in der Ferne stehen 5 Kamele und füghlen sich hier heimisch. Durch dieses abfallende Plateu führt jetzt in weiten Schleifen die Autobahn, die zum Glück kaum befahren ist, so dass wir im Wind wenigstens unsere Ruhe haben. Nach 60 Kilometern gegenwindiger Abfahrt erreichen wir dann unseren Treffpunkt an der ersten Mautstation. Unser Zielort Qing He ist noch fast 100 Kilometer entfernt und für die meisten von uns nicht mehr zu erreichen, also packen bis auf sechs Mutige, alle die Räder wieder auf den Bus und dann geht es per Fahrzeug weiter durch die trockene Ebene.
Obwohl das Hotel in Qing He etwas einfacher ist, sind alle mit dem Standard zufrieden und glauben mir auch, dass in China alles besser wird, zumindest was das Essen und die Übernachtungen angeht. Auch die Stimmung in der Gruppe ist inzwischen merklich besser geworden, seit wir wieder in der „zivilisierten“ Welt mit sauberen betten und warmen Duschen eingetroffen sind. Ich suche für uns ein angenehmes moslemisches Restaurant, wir können im freien sitzen und es gibt Ban Mian, hausgemachte Nudeln und scharfe Soße mit oder ohne Fleisch und dazu noch ein paar kalte chinesische Gerichte und für die Fleischgenießer noch ein paar Grillspieße.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommen dann auch unsere unverzagten Radler an und natürlich gibt es auch für unsere Tageshelden noch genug zu essen und ein oder zwei oder drei kalte Bier um den trockenen Staub in den Kehlen herunter zu spülen.