Archiv: 2015 Mekong

6. Tag: Donnerstag, der 29. Februar 2015

Samstag, den 31. Januar 2015

Radler der Kokosnuss

80 Kilometer von My Tho nach Tra Vinh auf winzigen Straßen durchs Mekongdelta, bei Sonne und 34 Grad

Sonne ohne Ende seit dem frühen Morgen, um halb acht steigen wir auf die Räder und fahren erst einmal zum Tempel. Aber dieser ist kein buddhistischer, sondern ein Cao Dai. Der Cao Dai ist eine eigen Religion hier aus Vietnam, der Religionsgründer hat einfach alle Religionen zusammen gemixt und nun wacht das Auge Gottes, eingerahmt von einem Dreieck über die Seelen. Der Tempel ist nur von außen bunt, von innen eher beschaulich und schlicht.

Der erste Mekongarm liegt direkt bei My Tho und darüber führt eine große Brücke, so haben wir heute fast schon einen „Berg“ zu fahren und fasz 60 Meter über dem Wasser können wir auf die Schiffe herunterblicken, die unten ihre Bahnen ziehen. Bis in die idyllische Stadt Ben Tre geht es 15 Kilometer auf der Hauptstraaße entlang, dort setzen wir uns in die Hafenstraße und genießen bei Kaffee und Früchten das bunte Leben. Bote werden be- und entladen, durchtrainierte Körper schleppen die schweren Säcke. Der Kaffee ist überaus gut und die Früchte dazu eine Gedicht, zwar ist die Mango noch nicht ganz reif, aber ein wenig säuerlich ist auch sehr aromatisch.

Auf der anderen Seite des Flusses folgen wir dem kleinen Pfad an einem weiteren kleinen Mekongarm. Hier in den winzigen Siedlungen dreht sich alles um die Kokosnuss. Zwischen den Dörfern riesige Kokosplantagen, dann werden die Kokosnüsse geschält, gespaltet und die Nuss geöffnet und das Mark heraus gekratzt. Bis auf das Spalten ist alles Frauenarbeit. Wir verteilen in der Fabrik eine Runde mit Keksen und dürfen dafür etwas Kokos an Wegzehrung mitnehmen.
Auch auf den Flüssen und Kanälen dreht sich alles um die Nuss. Kähne mit Kokosnüssen werden entladen, leere Schalen beladen, die kommen dann in eine andere Manufaktur und werden die Fasern gewonnen und getrocknet. Unsere Pfade werden immer kleiner und schmaler und es erscheint wie ein Wunder, dass man irgendwo wieder auf einer größeren Straße herauskommt. Weiter geht es dann zum nächsten Mekongarm und auf eine belebten kleinen Fähre über den Fluss zum nächsten Kokosnussparadies.

Kurz vor Tra Vinh dann eine weiter Fähre und dann rein ins Städtchen. Das Hotel ist einfach, aber sauber, leider haben ich wie jedes Mal hier das Problem ein Restaurant zu finden. Der einzige ordentliche laden um die Ecke hat geschlossen und in der ganzen Stadt gibt es nur Nudelstände. Nach ein wenig Lauferei haben wir dann doch noch Glück und bekommen eine Mahlzeit ohne Nudeln. Und die ist nicht einmal schlecht, eine schöne Portion an gebratenem Gemüse. Zwar hatten wir vegetarisch bestellt, aber es war mit Tintenfisch, aber unser Vegies können das akzeptieren. Morgen sind wir dann wieder in einer größeren Stadt und das sieht es viel besser aus mit der Versorgung.

5. Tag: Mittwoch, der 28. Januar 2015

Samstag, den 31. Januar 2015

Countryside

80 Kilometer von Saigon nach My Tho, straffer Verkehr aus der Stadt heraus, dann kleine Straßen und winzige Wege durch Felder und Plantagen bei Sonne und 30 Grad

Halb acht schwingen wir uns auf die Räder und stürzen uns in den morgendlichen Stau. Inmitten von 2 Millionen Mopeds wühlen wir uns aus der Stadt, mit 6 Personen im Schlepptau nicht ganz einfach, aber schon nach 10 Kilometern wird es deutlich ruhiger, wir sind nun auf der Ausfallstraße.

Nach 25 Kilometer stoppen wir für einen ersten Kaffee, zuvor haben wir noch eine kleine Räucherstäbchenmanufaktur besichtigt, ein winziger Familienbetrieb. Die „Räuchermasse“ wird in großen Bottichen angerührt und dann auf vorher zurecht geschnittenen Stöckchen gespritzt. Die fertigen Stäbchen liegen dann auf Matten im ganzen Haus und auf der Straße zum Trocknen. Wie überall in Vietnam lebt dann nicht nur eine Familie vom Gewerbe, sondern das Business siedelt sich in einem ganzen Dorf an.

Endlich können wir auch von der Ausfallstraße abbiegen und sind nun richtig auf dem Lande, der Weg holpert zum ersten Mekongarm, viele Reisfelder gibt es auf dieser Seite des Flusses. Bei einem Zuckerrohrsaft warten wir auf die erste Fähre, mit der es dann über den Fluss geht und dort weiter durch kleine Dörfer. immer mehr bestimmen heute dann Drachenfruchtplantagen das Bild. Auf vielen Plantagen wird im Moment gerade geerntet und am Straßenrand warten große Körbe voller roter Drachenfrüchte nur darauf, abgeholt zu werden.

Gegen 16 Uhr rollen wir in My Tho ein, das Hotel ist heute etwas einfacher, aber es ist sauber und es gibt eine Dusche im Zimmer, was will man mehr, zumal das Städtchen noch einiges zu bieten hat. Nämlich einen schönen Markt und über den schlendern wir dann mehr als einen Stunde. Viel Seafood wird gehandelt, aber als Spezialität des Ortes vor allem Trockenfisch in allen Varianten, entsprechen gut „duftet“ es auch in der Marktstraße.

Auf dem Weg zurück finden wir ein nettes Seafoodlokal, die Bestellung ist etwas schwierig, aber dann bekommen wir doch eine gute Auswahl an Muscheln, Shrimps und Gemüse auf den Tisch und werden satt und zufrieden. Der erste Tag aus Saigon ist gut gelaufen, das Verkehrschaos liegt hinter uns und es macht Freude hier die kleinen Wege zu erkunden.

4. Tag: Dienstag, der 27. Januar 2015

Samstag, den 31. Januar 2015

Chinatown

Radausflug in den Distrikt Nummer 5, Chinatown, viele Tempel und Märkte bei Sonne und 33 Grad, 22 km

Heute dann ein wenig länger auf den Rädern durch die Großstadt, mit unsere langen Kolonne von 8 Radlern mitunter gar nicht so einfach, aber nach einer Viertelstunde haben wir uns eingespielt. Zuerst besuchen wir die Straße mit den Radläden, Thomas bekommt einen neuen Sattel, Helma eine neue Trinkflasche und ich lasse mir die Umhüllung des Schaltzuges wechseln, dann geht es weiter in die andere Richtung.

In Saigon ist es nicht einfach zu radeln, nicht nur wegen der vielen Mopeds und des Verkehrs, sondern wegen des vertrackten Systems von Einbahnstraßen, wenn man dann drei Mal abgebogen ist, weiß man dann fast nicht mehr wo man hergekommen ist und hinwill. Da macht sich das GPS dann doch ganz nützlich und so erreiche wir nach einer halben Stunde die ersten Tempel in Chinatown.

An den Läden sind die Aufschriften überall auch in Chinesisch, aber die Sprache spricht keiner, die Familien wohnen zumeist schon mehrere Generationen hier und sind komplett integriert, obwohl Hochzeiten mit „Vietnamesen“ nicht gern gesehen sind.

Die Tempel hier sind eine Mischung aus Konfuzianismus und Buddhismus und einer ist prachtvoller als der andere. Neue Tempel gibt es und alte. letztere bestechen meist durch ihre Architektur und die aufwändig gestalteten Dachgiebel mit kleinen Tonfiguren. Im Inneren hängen Räucherstäbchen von der Decke, eigentlich sind es keine Stäbchen, sondern Spiralen, die räuchern langsam vor sich hin, die größeren davon brennen bis zu einer Woche.
Gehandelt wird in Chinatown noch mehr als anderswo in der Stadt. Interessant ist die Straße mit den Kräutergroßhändlern. Hier wird alles was einmal gelebt hat getrocknet und als Arznei verkauft. Vor den Läden lagern dann in großen Säcken die Wurzeln und getrockneten Tier und Früchte.

Eng und schummrig ist der Markt für Stoffe, hier ist es schwer sich durchzuwühlen, auf der Straße lagern ballen bunter Ware und es wir gemessen, geschnitten. dann werden Mopeds bis zum Umfallen überladen und der Fahrer auf Liefertour geschickt.

Auf dem Rückweg reiben wir dann wieder die Schultern mit den vietnamesischen Motorradfahrern und erreichen wohlbehalten das Hotel. langsam geht es ans Packen der Sachen, morgen geht es dann los, Richtung Süden ins Mekongdelta, das richtige Abenteuer beginnt.

3. Tag: Montag, der 26. Januar 2015

Samstag, den 31. Januar 2015

Kriegsreste und Abschied

nächster Stadtrundgang durch Saigon mit Kriegsrestemuseum und Wiedervereinigungspalast, Abschied von der alten Gruppe bei Sonne und 32 Grad

Unsere drei „Alten“ sind in Aufbruchsstimmung und bauen schon seit 8 Uhr an den Rädern und verpacken sie in den Kartons. nach dem Frühstück brechen wir dann alle zusammen noch einmal auf, die letzten Sehenswürdigkeiten warten.
Durch kleine Gassen und Straßen wühlen wir uns durch die Stadt. In einer Straße werden nur Klamotten verkauft, in der nächsten werden nur Stempel gemacht und Schilder geprägt. Selbst in den schmalen Gassen herrscht wuseliges Gewimmel. Platz heißt überall das Hauptproblem. vor einem Frisör werden alle geparkten Mopeds zum Trocknen der Handtücher genutzt. In den kleinen Häusern befindet sich unten eine winziger Verkaufsraum, an der hinteren Wand ist die Ware gestapelt, an der Seite befindet sich die Küche, also ein Wasserhahn und eine Kochstelle und eine Stiege führt nach oben in den zweiten Stock, wo auch gerade noch Platz für ein Bett ist.

Unser erster Halt gilt einem Kaffee und einer Nudelsuppe, dann geht es um die Ecke zum „Kriegsrestemuseum“. Hier wird aus vietnamesischer Sicht über die Gräueltaten der Amerikaner im Vietnamkrieg berichtet. Lange Fotoserien untermalen das Grauen, ausgestellt werden auch verwendete Waffen, vor allem Splitterbomben und Behälter für Agent Orange. Etwas hoffnungsvoller ist lediglich das unter Geschoss mit internationalen Postern zur Unterstützung der Vietnamesen, die in den 70er Jahren die Welt gegen den barbarischen Krieg aktivierten. Auch Poster aus der DDR sind zu finden. Vor dem Museum sind Panzer und Flugzeuge aller am Krieg beteiligten Parteien ausgestellt und dienen heute hauptsächlich als Selfie-Kulisse, selbst eine Gruppe thailändischer oder kambodschanischer Mönche kommt nicht umhin, sich vor Panzern und Maschinengewehren fotografieren zu lassen.

Beleibt bei allen Touristen ist der Wiedervereinigungspalast drei Straßen weiter, hier haben die vietnamesischen Panzer am 30. April 1975 die Zäune durchbrochen und die Kapitulation mit Südvietnam ausgehandelt. Allerdings findet sich hier nur wenig Material zum Krieg, sondern interessant ist vor allem die unveränderte Einrichtung aus den 60er und 70er Jahren, die seit der Machtübernahme der Nordvietnamesen nicht verändert wurde. Allerdings wird der Museumsspaß hier durch zwei Millionen anderer Touristen etwas gemindert.

Vom Palast gönnen sich einige den Spaß, mit der Rikscha zurück zum Hotel zu fahren, das geht nicht wesentlich schneller als zu Fuß , ist aber ganz witzig, wie sich die Fahrer hier durch den dichten Verkehr klingeln. Kaum angekommen, dann heißt es Abschied von Michael, der um 18 Uhr in seine Maschine zurück in die Schweiz steigen wird. Der „Rest“ zieht dann noch einmal beim Inder ein auf ein letztes ausgiebiges Mahl und dann verabschieden wir auch Christian und Thomas. Und damit ist nun der erste Teil der Tour wirklich zu Ende. Schön war es wieder einmal auf dem Ho Chi Minh Pfad zu radeln, 2300 Kilometer haben wir hinter uns gebracht, nicht sooo heiß war es in diesem Jahr und wie immer hatten wir ein paar Regentage im Norden. Lediglich zwei Plattfüße waren zu reparieren und das war es dann schon mit der Pannenstatistik der vierten Tour. Version fünf folgt dann im nächsten Jahr, dann aber nicht im Dezember, sondern Ende Januar nach dem Tetfest.

40. Tag: Sonntag, der 25. Januar 2015 / 2. Tag: Sonntag der 25. Januar 2015

Mittwoch, den 28. Januar 2015

Alles was einen Anfang hat, hat auch ein Ende und umgekehrt

letzter Tag für meine „alte“ Truppe, Ankunft der „neuen“ Gruppe bei Sonne und 32 Grad

Heute wieder ein spannender Tag, vor allem für mich, denn meine neue Gruppe kommt Mittag an und ich muss raus zum Flughafen. Die „alte“ Gruppe hat frei und ich schicke sie auf den Bitexco Financial Tower, der sich als Wahrzeichen über der Stadt erhebt und sich durch seine Höhe und die auffällige Hubschrauberplattform an der Seite von anderen Hochhäusern unterscheidet. Von oben hat man eine tolle Aussicht über die Stadt, über den Mekongarm auf die andere Seite, des Flusses, wo sich alles rasant entwickelt, während es diesseits ein Gewimmel von hunderttausend kleinen, schmalen Häusern ist.

Auch gibt es gleich um die Ecke im Park ein französisches Fest, im Moment spielt eine Harcore Band französischen Punk. Das Interesse der wenigen Umstehenden und Zuhörenden ist mehr als gemäßigt und richtigen Käse bekommen wir auch nicht zu Gesicht. Nur die „Grinsekuh“ „La Vache qui rit“ ist vertreten.


Pünktlich erreiche ich mit dem Rad den Flughafen, der Verkehr ist nicht so straff jetzt gegen Mittag, glücklicherweise, ich will ja meine „Neuen“ nicht gleich zu sehr schocken. Wenig später speit das Empfangstor vier Fahrradkartons aus, dahinter verstecken sich Hajo und Gesche, die im letzten Jahr schon von Hanoi mit mir nach Saigon gefahren sind, sowie Sabine und Marion, die zum ersten Mal in Vietnam sind. Dazu kommt dann noch Helma, die morgen nicht nach Hause fliegt und Thomas und Marie werden auch noch ein paar Tage bei uns bleiben.
Die Räder sind recht schnell geschraubt, Thomas und Christian sind auch zum Flughafen gekommen und schnappen sich die leeren Kartons für ihre Fahrräder und machen sich per Taxi auf den Weg zum Hotel. Wir anderen stürzen uns in den Verkehr und kommen gut über die nur sieben oder acht Kilometer bis zum Hotel.

Der Nachmittag endet dann beim Spaziergang im Park und beim Bummel hier durchs Touristenviertel, wir tauschen Geld und ziehen ins Lokal. Gestern erreicht dann auch der Tauschkurs hier seinen vorläufigen Tiefstwert, es gibt nur noch 21.000 Dong für einen Euro, das haben wir vor 5 Wochen in Hanoi noch für den Dollar bekommen, damals stand der Euro bei 26.000 Dong. Viele Dank liebe Bundesregierung und EZB und natürlich haben Sie recht Frau Merkel, der Verfall des Euro wird nur so empfunden und ist nicht real. Wenn man sein Geld hier übrigens fest für ein Jahr anlegt, natürlich in Vietnamdong, dann gibt es zwischen 6,5 und 7,5% Zinsen (Für den neugierigen Leser: Zinsen sind eine Art Vergütung für Festanlagen und bewegliche Gelder, die bis ins letzte Jahrhundert auch in Deutschland gängig waren, dann aber zusammen mit dem Sozialstaat eingestampft wurden).

Wie auch immer, wir legen unser Geld hier lieber in gutes Essen und kühles Bier an und enden dann auch wieder draußen auf der Straße bei weiteren Bieren. Kurz und gut, die neue Gruppe ist angereist, alle sind putzmunter und das zweite Abenteuer kann beginnen.