Happy Christmess auf der Polizeistation
Mopedausflug mit Hindernissen in die Trockenen Halongbucht, 40 km, bei etwas trüben 23 Grad
Unten auf der Straße ertönt eine Endlosschleife „Dschingle Bells“ und erinnert auch hier daran, das heute Weihnachten ist, ansonsten ist das Land nur spärlich dekoriert, für die Vietnamesen ist heute normaler Arbeitstag und morgen und übermorgen auch.
Nach dem Frühstück probieren wir die Mopeds aus und stürzen uns auf die Straße, erst einmal zur Tankstelle und dann auf einen der Karsthügel mit einem kleinen Tempel, von dem Pavillon auf halber Höhe hat man bei schönem Wetter eine grandiose Sicht, heute aber bekommt man gerade mal einen Überblick über die Landschaft.
Dann geht es zum Hoa Lu Tempel, um den Tempel befand sich vor 1100 Jahren die Hauptstadt der Dinh Dynastie. Von der ist nicht mehr viel übrig als ein einziger alter Tempel zwischen den Reisfeldern. In den letzten Jahren hat man noch einen großen Platz für Festivals und ein paar steinerne Bögen hinzugefügt, um den Touristen, die allesamt hierher gekarrt werden, etwas zu bieten. Dieses Jahr jedoch ist der Tempel unter Renovierung, das merkt man aber erst nachdem man den Eintritt bezahlt hat. Die Tore werden von Grund auf renoviert, das heißt abgerissen und neu gemacht, über dem Tempel wurde ein Blechdach errichtet und im Haupttempel ist alles mit Holzverschlägen gesichert und der Rest mit Folie umwickelt. Also weiter zum nächten Tempel.
Das ist der Bai Dinh Tempel, noch einmal 10 Kilometer entfernt, der ist aber nicht historisch, sondern wurde als größter Tempel in Südostasien komplett neu errichtet. Ich kenne ihn in allen Baustufen, aber seit einem Jahr ist er mehr oder weniger fertig, bis auf eine 13 stöckige Pagode. Die Mopeds muss man auf einem Parkplatz etwas abseits parken, dann wird man mit einem Elektrokarren zum Tempel gefahren.
Und hier passiert das Unglück. Beim Aussteigen lasse ich meine Lenkerbox in dem kleinen Karren stehen, da ich die Kamera herausgenommen und umhängen hatte. Das bemerke ich aber erst 20 Minuten später. Ich lasse Helma, Thomas, Christian und Michael den Tempel weiter besichtigen und mache mich auf die Suche, ohne Erfolg, obwohl ich überall mehrfach nachfrage. Glücklicherweise ist der Pass im Hotel, aber 10.Millionen Vietnamdong ist für einen Vietnamesen hier mehr als ein fettes Weihnachtsgeschenk, nämlich ein Halbjahreseinkommen. Ich mache mir eher Sorgen wegen der Tasche, die brauche ich dringend am Lenker für die Kamera und den Kleinkram und Ortlieb hat hier im Lande keine Vertretung. Und so mache ich mir dann kaum Hoffnungen. Nach der Rückkehr in die „Talstation“ gebe ich aber noch nicht auf, der Fahrleiter der Elektrokarren ruft dann sogar die Polizei an, die könne helfen. Das glauben wir kaum, aber nach einer Nudelsuppe und einem Kaffee, kommt die Meldung, die Tasche sei gefunden worden.
Ich werde dann in die Polizeistation gefahren und tatsächlich, die Tasche ist wieder da, total verschlammt und nass und das Geld ist natürlich weg, aber wenigsten werde ich die Reise mit meiner Lenkerbox fortsetzen können, für die wäre in Vietnam auch nur schwer Ersatz zu finden gewesen. Doch die Polizei lässt mich noch nicht gehen, da sich Helma die Nummer des Fahrzeuges gemerkt hatte und der Fahrer des Wagens Nummer 9 konnte zwei Männer identifizieren, die in dem Gelände als Fotografen arbeite und die Tasche aus dem karren genommen hatten. Gegen 16 Uhr kommt der Polizist strahlend ins Büro und knallt ein dickes Geldbündel auf den Tisch, 11 Millionen VND und 110 Dollar. Das hatte ich nun nicht erwartet. Es wird ein Verlust und ein Übergabeprotokoll gemacht und dann kann ich wieder zur Gruppe zurück. Den „Genossen“ von der Polizei hinterlasse ich eine Million und wünsche „Frohe Weihnachten“, lediglich für die beiden Fotografen, die die Tasche genommen, geleert und entsorgt hatten dürfte der Heiligabend nicht so erfreulich sein.
Leider müssen wir aus Zeitgründen nun die Bootsfahrt streichen, das ist nicht ganz so tragisch, denn bei dem trüben Wetter wäre nicht so viel zu sehen gewesen und so wollen wir noch ein paar kleine Wege zur Stadt zurück erkunden. Doch dann das zweite Ereignis des Tages, Michels Moped tuckert zwar noch fröhlich, bleibt aber mit Kupplungsschaden liegen. Wir müssen auf Hilfe vom Hotel warten, zum Glück gibt es ein Lokal, wo wir uns die Zeit vertreiben. nach einer Stunde, es ist inzwischen dunkel, erscheint dann der „Mechaniker“, der kann auch nichts machen. ich muss dann das kaputte Moped fahren und er schiebt dieses mit gestrecktem Bein von seinem Moped zurück in die Stadt. das geht entgegen aller Erwartungen ganz gut, aber es ist wohl für ihn, als auch für mich recht anstrengend.
Den Abend verbringe ich damit die Polsterungen meiner Lenkerbox zu trockenen, da muss morgen die Kamera wieder rein, deshalb komme ich auch nicht dazu gemütlich meine Weihnachtsmail zu schreiben. das Abendessen reißt dann alles wieder raus. Die „Mutti“ in einem kleinen offenen Lokal kocht noch besser als der laden vom Vortag und so bekommen wir vorzügliches Rind, vorzügliche Ziege, bestes Hühnchen und schön knoblauchlastiges Gemüse. danach gibt es noch ein Extrabier auf den Heiligabend und dann ziehen wir uns zum Skypen oder telefonieren ins Zimmer zurück.
Frohe Weihnachten auch nach Deutschland, wir werden wohl die nächsten zwei oder drei Tage kein Internet haben, die Bilder vom heutigen Tag reiche ich natürlich nach, wenn wir wieder Netzanbindung haben!