18. Tag: Mittwoch, der 22. Mai 2013

22. Mai 2013

Spiel mir das Lied von der Einöde

60 Kilometer von Baipa nach Tingri, 270 lausige Höhenmeter, tolle Sonne bei bis 22 Grad und ab mittags etwas Gegenwind, Spaziergang durch den recht öden Ort Tingri und gemütliches Abendessen

Unser 8 Uhr Frühstück, 9 Uhr Start-Rhythmus ist uns schon in Fleisch und Blut übergegangen auch wenn wir nur einen kurzen Tag vor uns haben, aber gegen Mittag kommt immer der Wind und den wollen wir natürlich so wenig wie möglich gegen uns haben.

Neben der Kürze hat die Strecke heute wirklich kaum etwas zu bieten, wir radeln einfach durch ein weites recht trockenes Tal, Dörfer sind selten und die Gegend scheint auch wenig geeignet, um Landwirtschaft zu betreiben. Ebenso öde ist dann auch unser Zielort Tingri, dabei hat der Ort eine der spektakulärsten Kulissen, die man sich vorstellen kann, im Hintergrund, ganz weit entfernt, sind nämlich heute wieder die Eisriesen aufgetaucht und wieder zwei 8000er sichtbar.

An unser Hotel erinnere ich mich sogar, hier habe ich vor 20 Jahren schon übernachtet. Hier vom Snow Leopard Hotel könne man nämlich den Everest sehen, allerdings nur von der Außentoilette. Inzwischen hat das Hotel fast ordentliche Zimmer bekommen, leider ist gerade heute Strom und Warmwasser weg, sollen aber am Abend wieder kommen, na hoffen wir mal.

Nach einem etwas laschen Mittag brechen wir noch einmal zu einem Spaziergang auf, im Dorf mit den recht schmuddeligen Häusern treibt der Wind den Staub in dicken Fahnen vor sich her. Müde Leute sitzen recht uns links ab und zu vor den Läden, alles wirkt etwas müde. Passend wäre hier die Filmmusik zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ gewesen.

Hinterm Dorf biegen wir ab und erklimmen einen Hügel und genießen die Sicht auf die Berggipfel. Die stecken teilweise richtig dick in den Wolken, die von nepalesischer Seite hochgedrückt werden. Auf dem Rückweg decken wir uns dann noch einmal mit Bananen und Keksen ein und schlendern zurück. Auch ein schönes Stück geräucherten Yaks konnte ich in dem Laden entdecken und die Gruppe überzeugen, dies mitzunehmen. Später zaubert dann der Koch im Hotel dann auch wirklich ein leckeres Gericht daraus, kurz angebraten mit etwas grünem Paprika und Chili, ein guter Kontrast zu den anderen Gerichten, die durchweg etwas lasch sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass hier im Hotel so gut wie alle durchkommenden Gruppen absteigen und die meisten Langnasen scharfe Gerichte nicht vertragen.

Ab 20 Uhr gibt es dann auch Strom und es gibt theoretisch auch warmes Wasser, welches aber nur in einem dünnen Strahl aus der Leitung tröpfelt. So wird dann aus der Dusche doch wieder nur eine leichte Waschung.

17. Tag: Dienstag, der 21. Mai 2013

21. Mai 2013

Zurück in die asphaltierte Welt

Transfer von Rädern und Mannschaft von Passum nach Baipa, noch einmal grandiose Sicht über die Everest Range, Waschnachmittag und Räder putzen und schrauben bei mehr als sonnigen 28 Grad

Heute Morgen nehmen wir Abschied von unserer netten Gastfamile in Passum, dann verstauen wir die Räder auf dem Truck. das ist harte Arbeit, denn die Räder dürfen bei der schlechten Piste nicht ruckeln und wackeln, denn sonst haben wir heute Abend nur noch Schrott.

Danach geht es dann den gleichen Weg, den wir vor zwei Tagen geradelt sind wieder zurück. Wir holpern im Tal zurück bis Bedruk und dann wieder die unendlichen Serpentinen hoch zum Pang La Pass. Mit jeder Kurve wird die Sicht auf Everest, Choi Oyu und Makalu schöner und grandioser. Heute trübt wirklich kein Wölkchen die Sicht auf die stolzesten berge der Welt. Und es ist mehr als warm, fast schon zu warm, vor allem in unserem Minibus. Wegen des Staubes können wir kein Fenster öffnen und die Klimaanlage geht auch nicht. Wir machen aus der Not eine Tugend und halten öfter für eine Pause an, Atmen die klare Luft und staunen über die Aussicht fast wie beim ersten Anblick vor zwei Tagen. Auch heute zeigt das GPS wieder knapp über 2000 Meter am Pass an, damit sollte die Aussage in den Büchern mit 5150 Metern über dem Meer nicht stimmen, schließlich haben wir auf dieser Tour drei Messungen gemacht und auch schon auf den Vortouren zeigte der Höhenmesser 5230 Meter an.

Dann holpern wir wieder abwärts in Richtung Hauptstraße, die wir anderthalb Stunden später wieder erreichen. Endlich die Fenster auf, kein Staub mehr bei Gegenverkehr und die Holperei hat ein Ende. Die Formalitäten am Checkpoint sind rasch erledigt und wir sind in Baipa wieder zurück in der Zivilisation, zumindest fast, denn Strom gibt es erst am Abend.

Als erstes ziehen wir unsere Klamotten der letzten Tage durch das lauwarme Wasser und hängen alles in der Sonne auf. Die Räder haben den Transport ohne größere Blessuren überstanden, nach einem reichen Mittagessen basteln wir eine halbe Stunde und spülen den Staub ab, dann sind alle Räder wieder einsatzbereit.

Baipa ist nicht der kleinste Ort, den wir auf der Tour gesehen haben, trotzdem dauert unser Spaziergang durch Dorf keine Stunde, im Megaspaziertempo und inklusive Shoppings. Kekse und Bananen standen auf dem Einkaufszettel. Vor allem letztere haben hier ultimativ hohe Preise, mehr als vier Euro blättern wir fürs Kilo hin, aber es gibt halt nicht so viele Bananenplantagen hier im Himalaya.

Die Küche hier im Tingri Bebar Hotel ist wahrlich vorzüglich und so schlagen wir uns abends wieder den Bauch voll, dann kommt der Strom wieder und damit auch das heiße Wasser und nun ist endlich die Gelegenheit, den Staub der letzten zwei Tage ganz vom Körper zu bekommen. Vorher jedoch müssen wir noch ein Interview eines Kamerateams aus Lhasa über uns ergehen lassen.

In den nächsten zwei Tagen erwarten uns dann nicht zu schwere Etappen, vor allem, wenn der Wind mitspielt, dann wird es noch einmal happig, wenn wir die letzten beiden hohen Pässe des Himalaya überqueren.

16. Tag: Montag, der 20. Mai 2013

20. Mai 2013

Die Mutter aller Berge

35 anstrengende Kilometer von Passum bis ins touristische Everest Basecamp und noch einmal 7 Kilometer mit dem Bus bis ins richtige Basecamp, gute 1000 hm Anstieg auf wiederum übler Piste mit grandioser Sicht bei Temperaturen um die 25 Grad

Die Holperpiste hat unsere Zahl der richtig mutigen Radler noch einmal halbiert und so bin ich mit Georg der einzige, der an diesem Morgen aufs Rad steigt. Markus hatte die Holperei an Handgelenk und Rücken ordentlich zugesetzt und Rainer war gestern schon vom Liegerad auf ein „richtiges“ Rad umgestiegen. Trotzdem hat sich für mich hier gezeigt, dass vor allem auf Asphalt das Liegerad dem normalen rad überlegen ist, ebenso meisterte Rainer alle Anstiege, inklusive der beiden 5000er immer am schnellsten.

Zwar haben wir heute noch einmal ordentlich Höhenmeter zu absolvieren, aber die verteilen sich recht gleichmäßig auf die gesamte Strecke und so geht es vor allem am Anfang nur ganz seicht nach oben. Die Frage, ob die Strecke in den letzten 20 besser oder schlechter geworden ist, ist schwer zu beantworten. Damals war die Straße zum Everest auch nicht geteert, es gab wenige Wellblechpiste, dafür aber ab und an Sandlöcher und die Piste führte durchs Flussbett, so dass ich mein Rad damals 10 Kilometer über Flussgeröllschieben musste und das war natürlich auch richtig übel. Der „Rest“ der Strecke war dann wohl ein wenig einfacher zu fahren. Außerdem denke ich, dass mit dem Gepäck, dass ich damals hatte und das waren an die 30 Kilogramm, mein Rad damals etwas besser gefedert war und die Holperei besser geschluckt hat. Auf jeden Fall ging es heute Morgen ebenso mit Wellblech weiter, wie gestern Abend.

Aber auch hier setzt nach 15 Kilometern der psychologische Effekt ein, denn man kommt um einen Berg herum und dann taucht langsam Stück für Stück der Everest zum Greifen nahe, ohne jede Wolke am Gipfel. Und nun macht das fahren endlich wieder Spaß, ich habe das Gefühl, wenn ich noch dreo Stunden weiter radele, dann stehe ich mit meinem Rad knapp unter dem Gipfel, so schnell kommt der berg näher. Unterwegs teilen wir uns die Straße weiterhin mit nervigen Jeeps, aber auch ab und an mit Yaktreks. Vielleicht 20 schwer beladene Yaks blockieren die Straße und ziehen auch nach oben. Mit den Treibern teile ich ein paar Kekse und darf dann Fotos machen, leider ist viel Kommunikation nicht möglich, denn die Männer sprechen nur Tibetisch und kein  Chinesisch.

Gegen 13 Uhr erreichen wir dann wieder die 5000 Meter Höhe und dann taucht auch das neue Kloster Rongbuk auf und etwas weiter dann das touristische Everest Basecamp. Hier gibt es vielleicht 20 Zelte mit Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten. Weiter nach oben kommt man dann nur noch mit einer Art Shuttlebus. Diesen nehmen wir dann auch zusammen mit einer chinesischen Truppe und fahren noch weiter 7 Kilometer und 200 Höhenmeter bis in das richtige Basecamp, aber eigentlich nur bis kurz davor, zu den Zelten der Expeditionen darf dann niemand mehr.

Noch einmal genießen wir die Aussicht auf den Berg aller Berg, der sich langsam zuzieht und machen gemeinsam mit den Chinesen eine große Fotosession. Lange wollen wir auch nicht bleiben, denn hier pfeift nun doch ein kühler Wind.

Rückwärts fahren wir dann alle mit unserem Begleitfahrzeug, noch einmal 34 Kilometer Schüttelei und Staub auf der Buckelpiste auf der gleichen Strecke und ohne tolle Sicht, das muss einfach nicht sein. gegen 17 uhr sind wir wieder zurück in unserem tibetischen Guesthouse und entstauben uns notdürftig. Dann gibt es wieder tolles Abendessen unten in der tibetischen Teestube und dann folgt hoffentlich die letzte Nacht mit Hundegebell in diesem Land.

 


15. Tag: Sonntag, der 19. Mai 2013

19. Mai 2013

1000 holprige Kurven

72 hoprige Kilometer von Baipa nach Passum, 1020 Höhenmeter über den 5220 Meter hohen Pang La Pass, grandiose Sicht auf die Everest Range, dann wieder 1000 hm runter bis nach Passum, bei Sonne und leichten Wolken bis 24 Grad

Pünktlich wie immer um 9 Uhr verlassen wir Baipa, nachdem wir uns den Bauch noch mit gebratenem Reis vollgeschlagen hatten und radeln in den sonnigen Tag. Es ist zwar noch frisch am Morgen, wird aber recht schnell sehr angenehm, fast 20 Grad zeigt das Thermometer am Vormittag.

Einen kurzen Stopp haben wir noch am Checkpoint, hier müssen alle den Pass zeigen und die Genehmigungen werden sorgsam geprüft, dann dürfen wir weiter. nach ein paar Kilometern kommt der Abzweig zum Everest  Basecamp und der Asphalt hört auf.

Die Piste ist zwar recht neu, aber die vielen Jeeps und Kleinbusse, die hier jeden Tag unterwegs sind, haben den Weg in eine mächtige Wellblechpiste verwandelt und das ist kein wirklicher Fahrspaß mehr. Es kommt noch einmal ein kleines Dorf und dann geht es in die Serpentinen. Auch hier wieder viel Schotter und viel Hoperei wegen des Wellblechs, aber man merkt es nicht mehr ganz so schlimm. Das liegt aber nicht an der Piste, sondern an der niedrigen Geschwindigkeit, mit der wir vorwärts kommen. Die  radelnde Truppe wird dann auch merklich kleiner und zu viert nehemen wir dann letztlich den Pass in Angriff. Zu sehen gibt es nicht zu viel, denn das Tal ist trocken und die Schneeberge bekommen wir (hoffentlich) erst hinter dem Anstieg zu sehen. Stoisch kurbeln wir uns Kurve um Kurve nach oben. Auf der einen Seite ist es nicht so anstrengend, wie die anderen beiden 5000er, die wir gefahren sind, denn durch die Holperei kommt man nur mit 5 km/h höchstens vorwärts und damit nicht an die Grenzen der Lungenkapazität. Lediglich die Rüttelei legt sich aufs Gemüt und nach dem halben Anstieg werfe ich dann meinen MP3 Player an und dann läuft es besser. Irgendwann gegen 14 Uhr erreiche ich die letzte Kehre und dann wird der Blick frei und ich weiß, warum ich hier hoch gefahren bin. Vor uns liegt einer der phantastischsten Ausblicke der Welt, eine unendlich lange Reihe Schnee und Eis bedeckter Gipfel und darunter mindestens drei 8000er Gipfel. Auch der Everest ist zu sehen, nur seine oberste Spitze hängt ein wenig in einer mitteldicken Wolke.

Ein paar Tibeter verklingeln oben am pass Souvenirs und aller zehn Minuten kommt ein Jeep mit chinesischen Touristen angeblasen, meist eingehüllt in eine dicke Staubwolke, das hat uns ebenfalls neben der Holperei ordentlich zu schaffen gemacht. Wir essen oben auf dem Pass unsere Nudeln, erstmals ist es oben auf einem Pass nicht zu windig und angenehm warm. Dann schwingen wir uns wieder auf die Räder und machen uns an die Abfahrt. Wieder geht es in unendlichen Serpentinen nach unten. Die schlechte Straße bekommen wir jetzt noch mehr zu spüren, die Wellblechpiste schlägt auf die Handgelenke durch und wir werden auch insgesamt recht gut durchgeschüttelt. Immer wieder blasen Jeeps in einer dicken Staubwolke vorbei. Dafür wird die Sicht mit jeder Kurve nach unten besser und wir kommen den Eisgipfeln langsam näher.

Unten im Tal ist es noch einen Zacken wärmer, insgesamt scheint das Klima hier milder zu sein, denn auf den Feldern sprießt hier schon das erste Grün der Gerste, die überall angebaut wird. in einem kleinen Dorf in der Talsohle genießen wir einen Pott süßen Milchtees, dann machen wir uns auf die letzten 8 Kilometer bis zum Zielort Passum. Hier in der Ebene brettern die Jeeps dann noch ungehemmter durch die Landschaft, angeblich spürt man ab 70 km/h die Wellblechpiste nicht mehr, das zahlreiche Fußgänger, Mopedfahrer und vier Radler unterwegs sind, interessiert die Fahrer nicht.

Laut Lecbe, unserem tibetischen Führer, wollen die Chinesen die Piste gerne asphaltieren, aber die internationale Gemeinde der Umweltschützer möchte das nicht, vielleicht  sollte man die Tibeter in den Dörfern, die nun täglich in dichte Staubwolken eingehüllt werden, einmal zu dem Thema befragen.

Unser Guesthouse ist winzig, unten gibt es eine gemütliche warme Teestube und oben sind drei Zimmer mit ein paar Betten. Für tibetische Verhältnisse ist es recht sauber, inklusive der Toilette. Allerdings gibt es nur eine kleine Wasserschüssel zum Waschen und es wird nicht mehr als eine Katzenwäsche daraus.

Recht schnell ziehen wir unten in der gemütlichen Teestube ein und spülen den innerlichen Staub mit Tee und Bier runter, das Essen dauert eine Ewigkeit, aber was lange währt wird gut. Die vielleicht 40jährige Wirtin zaubert aus den paar Gemüsen und ein wenig Fleisch eine Reihe leckerer Gerichte, die wir hungrig verschlingen. Abends in der Dämmerung haben sich die Wolken am Everest wieder verzogen und wir können einen ersten Blick auf den freien Gipfel werfen, leider ist es schon zu dunkel, um noch zu fotografieren. Gegen 21.30 Uhr verschwinden wir dann in den Betten. In weiser Vorahnung stopfe ich mir schon wieder Ohropax in die Ohren, nicht wegen des Schnarchens meiner Mitstreiter, sondern wegen des Hundeterrors, der mit Einbruch der Dunkelheit wieder beginnt.

14. Tag: Sonntag, der 18. Mai 2013

18. Mai 2013

Der höchste Pass

82 km von Lhatse nach Baipa, 1350 Höhenmeter über den Gyatso La Pass mit 5260 Metern über dem Meer, bei 15 bis 20 Grad und Sonne und ein paar Wolken, Anstieg ohne Wind, runter mit ekligem straffen Gegenwind

Der Pass in die andere Richtung wäre heute ein Genuss gewesen, der Wind hätte uns mit einer steifen Brise gemütlich nach oben getragen und auf der andern Seite wäre es dann in einer schönen, nicht zu steilen Abfahrt schnell wieder nach unten gegangen. Doch das ist die Konjunktiv II Variante, zurück zur Realität.

Wir starten bei optimalem Wetter nach einem genialen Frühstück mit Toast und Pancakes und viel Kaffee. Die Sonne lacht aus vollem Herzen, somit ist es nicht zu kalt und der Wind lässt auch noch auf sich warten. 6 Kilometer geht es noch flach bis zum Abzweig. nach rechts geht es in Richtung Westtibet zum heiligen Berg der Tibeter: Mount Kailash. Nach links, unsere Richtung in Richtung Everest und Nepal. Dann beginnt der Anstieg, nicht zu steil und nicht zu flach geht es mit ca. 3 bis 5 % Steigung nach oben, das klingt recht wenig, aber wir sind ja auch auf 4000 Metern Höhe über dem Meer und da ist die Luft schon mehr als signifikant dünner. Nur mit gleichmäßigem und langsamen Tempo geht es nach oben. Reger Betrieb herrscht heute am Berg, da sind noch die drei Chinesen aus Shanghai und eine weitere Gruppe von 5 Chinesen, die den höchsten Pass auf dem Weg nach Katmandu heute bezwingen wollen. Der Gyatso La trennt uns mit 5260 Metern von der Himalaya Range mit dem Everest und einigen 8000ern mehr.

Unten im Tal wird noch ein wenig Landwirtschaft betrieben, dann kommen Schafherden, dann nur noch Yaks. Unsere Gruppe zieht sich auseinander, ab und zu ist eine Pause von Nöten zum Luft schnappen und zum nachschieben einer Banane. Dann geht es im Schnaufrhythmus weiter nach oben. Der Anstieg variiert kaum, mal ein Prozent mehr, mal ein Prozent weniger. Georg wollte eigentlich durchsteigen, aber auf zwei Dritteln der Höhe reißt seine Kette, das Fahrzeug mit den Ersatzteilen ist weit entfernt, aber ich kann die Kette notdürftig flicken und er muss im kleinsten Gang weiter, um nicht zu viel Kraft auf die Kette zu bringen.300 Höhenmeter vor dem Pass treffe ich dann auf einen Chinesen der Fünfergruppe, der Mann ist völlig fertig, aber ich kann ihn aufmuntern und teile mit ihm meine Notkekse und gebe ihm eine halbe Flasche Wasser ab, dann kommt auch er wieder vorwärts. Knappe zwei Kilometer vor dem Gipfel wird es dann ungemütlich, der Wind pfeift und kommt natürlich straff von vorn, aber der Anstieg ist gleich geschafft und dann tauchen die Gebetsfahnen auf und dann ist eigentlich alles egal. Der Pass ist bezwungen. Und, das ist das schönste, heute schaffen es alle von uns hier auf dem Rad anzukommen. Oben ist dann wieder große Fotosession, schließlich haben wir einen der höchsten Pässe in Tibet bezwungen und den höchsten auf unserem Weg von Lhasa nach Katmandu. Auch mein Chinese trifft irgendwann ein, sieht aber nicht so gut aus, etwas Blut tropft aus der Nase und wir setzen ihn auf unser Begleitfahrzeug und wir machen uns auf die Abfahrt. Die macht aber überhaupt keine Freude, denn der Wind bläst uns heftig ins Gesicht, es ist fast anstrengender als der Anstieg und demotivierend, trotz der vier Prozent Gefälle, würde man einfach stehen bleiben. Leider bleibt es dann die nächsten 40 Kilometer windig, wir fahren Windkanal in die falsche Richtung, egal wie sich das Tal windet, der Wind geht schön mit.

Gegen 18 Uhr erreichen wir dann Baipa, unseren Zielort und sind total fertig, aber wir haben es geschafft. Ein paar Kilometer vor dem Ziel gab es dann noch eine Belohnung, der erste Blick auf den höchsten Teil der Himalaya Range, einige 8000er sind zu sehen, der Everest hängt leider in den Wolken.

Noch vor dem Duschen ziehen wir ins Restaurant und stopfen uns voll, hatten wir wegen des Windes doch aufs Mittag, also unsere Instant-Nudel-Mahlzeit verzichtet und nun schlagen wir uns den Bauch so voll, wie es nur geht, denn morgen müssen wir noch einmal über 5200 Meter Höhe und dann soll der Pass nicht asphaltiert sein, hoffen wir, dass wenigstens der Wind nicht mehr so konsequent gegen uns ist.

Richtig heißes Wasser zum Duschen gibt es leider nicht und der Strom kommt auch erst um 20.30 Uhr, aber das macht heute alles nix mehr aus. Für heute heißt es nur noch: Bier austrinken, Dreck vom Körper spülen und ab ins Bett. Der Tag ist geschafft und es hätte noch schlimmer kommen können und damit bin ich wieder beim Konjunktiv II.