4. Tag: Freitag, der 7. Juni 2013

24. Juli 2013

Auf den Spuren des Emirs

noch ein Tag in Buchara, Besuch des Sommerpalastes des letzten Emirs, Plovgenuss und schlechte Nachrichten bei Sonne und schon bis 35 Grad

Eigentlich hatten wir heute Morgen nun aufs Rad steigen und die ersten Kilometer unserer Tour in Richtung Pamir hinter uns bringen wollen, doch Dank der russischen Airline „Rossya“ sind unser Gepäck und die Fahrräder immer noch auf Reisen. Es soll angeblich heute Abend in Samarkand eintreffen, so die letzte telefonische Auskunft.

Wir nehmen es nicht so tragisch, denn Buchara ist ein nettes Städtchen und es gibt immer noch etwas zu entdecken. Per Marshrutka Minibus machen wir uns dann auf den Weg zum Sommerpalast des Emirs, der etwas außerhalb liegt. Die Konversation im Bus ist etwas schwierig, denn es gibt immer weniger Leute, die Russisch sprechen. Zu Zeiten der Sowjetunion war Russisch die Amtssprache, nach dem Zerfall des Landes und der Unabhängigkeit hat dann faktisch niemand mehr Russisch gelernt, erst in den letzten Jahren hat man die Sprache wieder in den Unterricht aufgenommen. So kann man hauptsächlich mit älteren Menschen kommunizieren oder mit den Kindern.

Der Sommerpalast des Emirs ist eine kitschige Mischung aus russischer und zentralasiatischer Architektur. Hauptsache ausgefallen und teuer war auch damals des Herrschers Motto. Vor allem bei der Innenarchitektur wurde nicht gespart und die Zimmer und Säle mit tollen Fresken und Motiven versehen. Staunend läuft man durch die Räume und bestaunt die leicht verblichene Pracht. Im Garten dudelt traditionelle Musik und eine Gruppe von Kindern tanzt dazu, ab und zu greifen zwei Damen zum Mikrofon und singen lange Balladen zu den scheppernden Bässen. Leider ist alles viel zu laut, um es genießen zu können, den tanzenden Kids gefällt es aber sehr wohl.

Im hinteren Teil des Parks gibt es einen großen Pool, hier badeten die Konkubinen des Emirs. Selbiger saß auf einem Turm am Pool und beobachtete das bunte Treiben. Angeblich soll er dann einen Apfel der Dame zugeworfen haben, die er dann als nächtliche Begleitung auserkoren hatte, so erzählt jedenfalls eine Reiseleiterin einer deutschen Gruppe. Ich habe da so meine Zweifel, ob der etwas schwergewichtige letzte Emir solch ein guter Werfer war. Auch ist es fraglich, ob die vom aus 30 Metern Entfernung getroffene Konkubine dann auch die Richtige und nach dem Obstbewurf auch noch willig war. Mir geht schon wieder die Phantasie durch, vielleicht hat die Dame dann ja auch den Apfel zurückgeworfen.

 Wieder geht es mit dem Bus zurück in die Stadt zum Basar und wir kommen endlich zu unserem ersten und sehr leckeren Plov, dem usbekischen Nationalgericht. Eigentlich könnte man sich den Plov nicht „überessen“, denn es gibt unzählige Varianten, jede Region hat ihre eigenen Abwandlungen und vielleicht sogar jeder Koch. Traditionell wird der Plov von Männern gekocht, er gilt als Potenz steigernd und Lust anregend, in Tashkent ist immer Donnerstagabend Plovzeit und danach geht wohl die Post ab. Ein gutes Rezept für Plov werde ich dann auch auf meiner tomtomtofu Seite veröffentlichen und noch ein paar mehr Infos zu diesem leckeren Gericht. Mein erster Nachkochversuch in Berlin war noch kein super Erfolg, aber doch recht viel versprechend.

Im Plovrestaurant geht es ganz amüsant zu. Schön zu sehen ist, dass sich die konservativen Moslems im Land bis jetzt nicht durchsetzen können. So sind die meisten Frauen nicht verpackt und viele tragen ihre tollen langen Haare offen sichtbar, andere tragen nur ein leichtes schickes Kopftuch. Überhaupt scheinen die Frauen recht selbstbewusst zu sein, neben uns am Tisch sitzen drei Damen beim Plov und einem gezapften Bier und haben eine angeregte Unterhaltung.

Noch einmal bummeln wir durch das alte Zentrum Bucharas, aufgefallen ist uns dann noch ein kleiner Handwerksbetrieb, der Handpuppen herstellt, auch eine alte Kunst. leider gibt es in der ganzen Stadt keine Aufführung mit den Puppen. Die 30 cm großen Figuren zeigen Personen aus dem Alltag, den Emir und sein Gefolge, Ali Baba und die 40 Räuber, sowie andere Gestalten aus 1000 und einer Nacht. Dass einige Puppen Politkern ähneln ist vom Künstler gewollt.

Ebenfalls überall im Zentrum gibt es Studios von Miniaturmalern. In mühevoller Kleinarbeit entstehen wunderbare kleine Kunstwerke, ebenfalls mit Motiven aus orientalischen Märchen und Sagen und Mythen aus der Geschichte. Die haarfeinen Details sind beeindruckend und wir sind schon wieder versucht hier Gepäck zuzuladen, aber wir haben ja noch eine harte Radtour vor uns und wollen keine Bildergalerie über 4000er Pässe schleppen.

Und es gibt noch eine schlechte Nachricht, der von uns anvisierte Grenzübergang in Pendschikent ist geschlossen. Es gibt nur noch einen Grenzübergang weiter im Norden und einen im Süden, beides bedeutet doch einen ziemlichen Umweg von 250 Kilometern. Alles Mögliche hatte ich vorher noch einmal recherchiert, vor allem die Sicherheitslage im Pamir an der afghanischen Grenze und eventuelle Ausweichrouten, falls es, wie im letzten Jahr, zu Unruhen am Pamir-Highway kommen sollte. Das aber die Hauptverbindungsstraße in nachbarliche Tadschikistan gekappt wird, damit hatte ich nicht gerechnet. Im Moment ist das aber auch noch nicht unser Problem, denn wir haben ja noch nicht einmal die Räder und hoffen auf den morgigen Tag in Samarkand.

3. Tag: Donnerstag, der 6. Juni 2013

24. Juli 2013

Abwarten und Tee trinken

nächster  gepäckfreier Tag in Buchara, Stadtspaziergänge und Teehaus am Basar, wieder sonnig bei 30 Grad

Vom Flughafen haben wir noch nichts gehört, ein Anruf bestätigt wenigstens, dass unser Gepäck nun (irgendwann) nach Samarkand geschickt wird und nicht mehr hierher. Wir werden also wohl aus unserer Fahrradtour nun am Anfang doch etwas anderes machen müssen, deshalb brechen wir heute nicht in die Altstadt auf, sondern ins moderne Buchara. Der Weg ist nicht so weit, dass wir ein Taxi brauchen und zu Fuß hat man eher mehr Gelegenheit, die Stadt etwas kennen zu lernen, auch wenn es schon 9 Uhr morgens wieder schön heiß ist.

Entlang der Hauptstraße reihen sich jede Menge mit Läden und wir finden in der Nähe eines zweiten Basares dann auch einen kleine Shop, der Bahnfahrkarten verkauft, für den nächsten Tag gibt es leider nix mehr, aber wir können dann am übernächsten Tag mit dem Zug nach Samarkand.

Wir schlendern dann wieder über den Basar, vorbei an Obstständen und Gemüse und an den vielen Gewürzständen. Es ist eine wahre Freude, die Leute hier zu beobachten und ein wenig zu kommunizieren. Kaum hat man einmal den Bann gebrochen, wollen plötzlich alle fotografiert werden und alle Seiten haben ihren Spaß. Goldzähne bekommen wir also wieder mehr als reichlich zu sehen.

Aus einem Lehmofen werden gerade gebackene gefüllte Teigtaschen herausgenommen und frisch serviert, wir genehmigen uns ein paar von den leckeren Teilchen, dazu gibt es grünen Tee, der bei der Hitze gut erfrischt. Leider entdecken wir erst beim Gehen, dass die nächste Teestube auch Plov, das usbekische Nationalgericht, aus gedünstetem Reis, Karotte, Knoblauch, Rosinen, Hammelfleisch und Gewürzen bestehend, anbietet. Wir sind aber schon von den Teigtaschen voll, aber wir beschließen dann, hier morgen zu Mittag einzukehren.

Auf dem Rückweg ins alte Zentrum suchen wir zwischen ein paar Häuserzeilen die Madrasa Chahor Minor, nicht der größte Bau in der Stadt, aber mit ihren vier blau gefliesten Minaretten auf engstem Raum für mich das schönste Gebäude in der Stadt, leider ist das Tor allerdings verschlossen. Dafür bekommen wir gegenüber im Schatten von der Familie des Souvenirverkäufers eine Kanne Tee angeboten und lassen uns im Schatten niederHier hängt auch ein Foto aus den fünfziger Jahren, die vier Minarette waren nicht  blau gefliest und oben auf jedem Turm gab es ein großes Storchennest.

 Wie schon mehrfach, erzählen uns dann die Leute, wer aus der Familie schon einmal in Deutschland war. Natürlich nicht  aus touristischen Zwecken, aber in der DDR hat wohl die Hälfte aller usbekischen Männer zwei Jahre Dienst in der Roten Armee schieben müssen, so scheint es uns jedenfalls.

Die Stadt lebt natürlich auch vom Tourismus und so haben sich auch die traditionellen Handwerke darauf ausgerichtet. Man kann sich hier tolle Seidenteppiche mitnehmen oder weben lassen, geschwungene Dolche mit Damast klinge erwerben. An den Gewürzständen werden Zimt, Anis und Kreuzkümmel in Flaschenkürbisse verpackt und an den Touri gebracht und auch ansonsten gäbe es jede Menge netter Dinge, wie Pelzmützen und Seidenschals zu erwerben, aber wir haben ja zu einen eine anstrengende Radtour vor uns und zum anderen bis zum heutigen Tag nicht einmal einen Koffer oder eine Tasche, die dümpeln wohl weiterhin in St. Petersburg oder in Samarkand vor sich hin. Wir ziehen daher eine gemütliche Teestube vor und versuchen uns mit Kaffees und Tees mit Gewürzen. Die Mischungen sind erstaunlich und erstaunlich gut, wie Kaffee mit Kardamom und Zimt oder Gewürztee aus Ingwer, Zimt, Kardamom, Nelken und schwarzem Pfeffer.

Für den heutigen Nachmittag nehmen wir uns dann den Ark vor, das war der festungsähnliche Bau am Rand des Zentrums und der ehemalige Sitze des Emirs. Im Inneren befinden sich neben ein paar Verwaltungsgebäuden ein paar kleine Museen, etwas angestaubt im Sowjetstil gehalten, mittelmäßig interessant und eher mäßig aufschlussreich. Es gab ein paar interessante Fotos aus dem alten Buchara, insbesondere  eines, das das alte Zentrum in einem recht zerstörten Zustand zeigt. Leider gab es keine Datierung und die mit ihren Handy beschäftigten Aufpasserinnen im Museum hatten auch keinen Schimmer, wie das Foto einzuordnen sei.

Wenn man gerade aus dem spätwinterlichen Deutschland  gekommen ist, ballert die Sonne doch recht ordentlich und so suchen wir dann etwas Schatten in einer Teestube im Park gegenüber der alten Festung. Die Speisekarte in Usbekistan ist auch noch gewöhnungsbedürftige, denn hier steht vor allem viel Fleisch drauf. Am liebsten mögen die Usbeken ihren Hammel oder ihr Rindviehgegrillt, als Schaschlik, oder einfach als Fleischberg auf dem Teller oder in einer Suppe mit Kartoffeln und Karotten. Dazu findet man dann einen Tomaten-Gurkensalat und zu allem gibt es frisches Fladenbrot, das hier Liepioschka heißt . Recht lecker sind dazu sind auch eine Art Quark oder Kefir, aber Hauptbestandteil der Speisen bleibt das viele fette Fleisch und ich hoffe nur, dass das mein Magen vier Wochen lang mitmacht.

2. Tag: Mittwoch, der 5.Juni 2013

23. Juli 2013

Ohne Gepäck in Buchara

zeitige Ankunft in Buchara, Suche nach einer Herberge und Stadtspaziergänge, sonnig bei 30 Grad

Es ist halb Vier morgens und noch stockduster als der Flieger in Buchara aufsetzt. Die Einreiseformalitäten in Usbekistan verlaufen reibungslos und natürlich bleibt das Gepäckband leer. Das Personal ist trotz der frühen Morgenstunde freundlich  und geleitet uns zu dem kleinen Zimmerchen in dem verlorenes Gepäck bearbeitet wird. Eine Dame spricht ein leidliches Englisch und so können wir  den gesamten Sachverhalt ganz gut zu Papier bringen. Tatsächlich kommt der nächste Flieger aus St. Petersburg hier erst eine Woche später an, allerdings gebe es mehr Flüge von St. Petersburg nach Samarkand und so soll das Gepäck dann eben nicht hierher, sondern dorthin geschickt werden. Wir erhalten dann eine Telefonnummer, um noch einmal nachforschen zu können und stehen dann im ersten Licht der Morgendämmerung auf einem verwaisten Parkplatz vor dem leeren Flughafen von Buchara. Taxis und Menschen scheint es hier um kurz nach vier Uhr morgens nicht zu geben. Doch wir haben Glück, der Angestellte, der gerade unser Protokoll aufgenommen hat, hat ebenfalls Feierabend und lenkt uns zu dem einzigen Fahrzeug auf dem großen Parkplatz, seinen Lada. Ohne Gepäck passen wir da natürlich alle ziemlich gut rein und werden in die Stadt chauffiert.

Nun das stehen wir hier an der historischen Handelsroute von Europa nach Asien, der Seidenstraße, an einem der historischsten Orte hier in der Region überhaupt. Mehr als 2000 Jahre Geschichte liegen unter unseren Füßen, Alexander der große ist wahrscheinlich hier in der „Glücklichen Stadt“, das bedeutet ‚bukarek‘ in der sogdischen Sprache, abgestiegen wir stehen jetzt hier um 5 Uhr morgens und haben nicht einmal mehr eine Zahnbürste im Gepäck. Zum Glück braucht man heute keine Karawane bepackt mit Gewürzen, Edelsteinen oder wertvollen Seidenstoffen, um eine Herberge zu finde oder zu bezahlen, sondern es reicht eine Kreditkarte oder ein paar von den Euroscheinchen, die wir noch im Gepäck haben. Doch noch, es ist gerade einmal halb sechs morgens, sind alle Bürgersteige hoch geklappt. Das Minihotel, welches ich für uns ausgewählt habe ist noch verriegelt und verrammelt  und so beschließen wir, uns die Stadt in der Morgensonne anzusehen.

Gleich in der Nähe gibt es einen großen ehemaligen Wasserspeicher, um den herum viele alte Maulbeerbäume stehen. Der Boden ist blauschwarz von heruntergefallenen Früchten. Das Stadtzentrum ist historisch toll hergerichtet, keins der alten Gebäude zeigt Anzeichen von Verfall. An dem Divan Beghi Wasserspeicher befindet sich ein nettes Restaurant und rundherum schon eine alte Moschee und eine ehemalige Koranschule. Davor eine Statue von Hodscha Nasreddin, dem zentralasiatischen Protagonisten zahlreicher lustiger Anekdoten. Er sitzt hier auf einem Esel reitend, allerdings nicht verkehrt herum auf dem Esel sitzend, wie er in der Türkei oft dargestellt wird.

An den alten Straßenkreuzungen der Stadt befinden sich überdachte Basare, die Kuppelbauten schützten die Händler vor der Hitze, doch heute ist noch alles leer, die Händler sind noch nicht einmal da, um ihre Stände aufzubauen. Folgt man dem Weg noch ein wenig, kommt man zu den fotogensten Plätzen der Stadt. Rund um das hohe Kalan Minarett befindet sich ein erstaunliches Ensemble von Gebäuden. Da ist das blaue Tor der Kalan Moschee auf der einen Seite und auf der anderen befindet sich die Mir-I-Arab Medresa, eine Koranschule, zu sowjetischen Zeiten, die einzige arabische Lehranstalt der Region, in der auch heute noch gelehrt wird. Staunend stehen wir auf dem menschenleeren Registan und bewundern die Bauten mit den typischen blau gefliesten Kuppeln aus dem 16. Jahrhundert. Das Minarett geht sogar bis ins 12. Jahrhundert zurück und selbst Dschingis Khan soll hier staunend vor dem ausgewogenen Ziegelbau gestanden haben und es dann nicht zerstört haben. Etwas weiter hinten dann endet das historische Stadtviertel am Ark, dem festungsartigen Schutzbau der Stadt. Hinter den Mauern dieses Bollwerks residierte bis 1920 noch der letzte Emir des ehemaligen Emirates Buchara.

Nun haben wir erst einmal einen Überblick über das historische Zentrum und wir schlendern zurück. In unserem Minihotel in einer winzigen Gasse ist inzwischen auch schon Leben eingekehrt und wir bekommen zwei nette Zimmerchen zu einem vernünftigen Preis und ein ordentliches Frühstück. Die Kreditkarten nutzen hier im Lande wenig, dafür hilft uns der Besitzer des Hotels, unsere Euro in Sum zu tauschen. Für einen Euro gibt es 3400 Sum, der größte Schein ist 1000 Sum und so bekommen wir für einen Hunderter unserer Währung einen riesigen Packen des usbekischen bedruckten Wertpapiers. Die Sonne steht nun schon hoch am Himmel und es ist ordentlich warm geworden, das Thermometer zeigt 30 Grad an, also Zeit für ein Schläfchen nach dem langen Flug und dem Stress in Petersburg.

Am Nachmittag sehen wir uns dann alles noch einmal an, natürlich nun mit Händlern, Leuten und Touristen, die die Straßen und Plätze bevölkern. Vor allem um den Wasserspeicher tobt das Leben und Hodscha Nasreddin auf seinem Esel dient als beliebt Fotokulisse. Die Besichtigung des Arkes, der Festung, heben wir uns für den nächsten Tag auf und schlendern noch ein wenig weiter durch einen schönen Park bis zum Mausoleum der Samaniden, dem ältesten Gebäude in der Stadt aus dem 10. Jahrhundert. Der Bau wurde lediglich aus Ziegelsteinen errichtet, die in zu abwechslungsreichen Mustern zusammengesetzt wurden und das, obwohl der Islam Verzierungen von Gräbern nicht erlaubt.

Auf dem Rückweg liegt dann einer der Basare der Stadt, hier ist zwar die Haupthandelszeit längst vorbei, aber die Leute sind aufgeschlossen und bei unseren Fotoversuchen ernten wir oft ein breites Lachen, vor allem von den Frauen und die dabei ihre vergoldeten Zähne fröhlich entblößen. Das gilt als schön in der Region und man kann damit natürlich auch seinen Wohlstand präsentieren. Auf dem Touristenbasar könnte man sich dann passend dazu eine dicke und große Pelzmütze zulegen, bei 30 Grad nicht die beste Idee, aber die Winter sind hier doch recht kühl, wie wir auf einigen Fotos gesehen haben: eine dünne Schneedecke rund um die Moscheen und Medresen.

Auf dem Rückweg ziehen wir dann in das Restaurant am See, gleich in der Nähe unseres kleinen Hotels, die Preise sind gepfeffert, aber hier auf dem kleinen Platz hat sich abends halb Buchara versammelt zum Flanieren, Schwatzen oder Eis essen und vom Restaurant hat man einen schönen Überblick.

1. Tag: Dienstag, der 28. Mai 2013

23. Juli 2013

Alptraum in St. Petersburg

Flug von Berlin über St. Petersburg nach Buchara…und das Chaos nimmt seinen Lauf      

Am Morgen in Berlin klappt alles wie am Schnürchen, mein Reisefreund Leo bringt mich samt im Karton verpackten Rad nach Berlin Schönefeld, der Berliner Feldflughafen, der eigentlich noch lausiger ist als sein westliches Tegeler Gegenstück. Das betrifft die Anfahrt, bei der man ewig mit der S-Bahn durch die Gegend schaukelt und auch den Service vor Ort. Der Vorteil ist, das man hier keine Waage besitzt, um das Gewicht eines Fahrrades, ob mit oder ohne Karton festzustellen, so hat man wenigstens keine Probleme mit dem Übergepäck.

Meine beiden Mitstreiter Monika und Rüdiger sind auch schon eingetrudelt und verpacken noch die Räder mit viel Plastik, dann reihen wir uns in die Warteschlange. Hier läuft alles glatt, wir brauchen für die Räder keinen zusätzlichen Betrag entrichten und so entschwinden dann die Gepäckstücke auf dem Förderband und die Räder am Übergepäckschalter. Allerdings nur mit einem Aufkleber bis St. Petersburg. Wir fragen noch einmal nach, aber die Dame am Schalter lässt sich nicht erweichen, auch Transitgepäck kann nicht durchgecheckt werden. Nicht ganz so schlimm, denken wir, denn wir haben ja schließlich 7 Stunden Aufenthalt und kommen nicht aus dem Flughafen raus, also wenigstens noch etwas zu tun, außerdem kenne ich ja das Procedere von meinem letztjährigen Flug nach Irkutsk. Das hier schon die Ursache für das Chaos der nächsten Tage beginnt ahnt keiner von uns.

Pünktlich hebt unser „Air Rossya“ Flug dann ab und schaukelt ereignisfrei nach St. Petersburg. Auf  dem Flughafen dort prangt immer noch das Schild „Leningrad-Stadt der Helden“. Und hier erleben wir die erste Überraschung. Wir kommen nicht an unser gepäck, denn die Gepäckausgabe liegt außerhalb des Transitbereiches. Doch die Dame am Transferschalter sichert uns zu, alles gehe seinen (sozialistischen) Gang und ein anderer Reisender mit dem Ziel Ukraine beruhigt uns, dass sei bei allen Transitflügen so und in der Regel gebe es keine Probleme.

Nun denn, so sitzen wir dann in dem winzigen Transitbereich, der vielleicht gerade einmal 300 Quadratmeter umfasst, über einen Duty-Free Shop, eine Toilette und eine Bar verfügt und das wars dann auch schon. Zum Glück ist nicht viel los und so findet sich eine ruhige Ecke, in der man noch ein Sudoku lösen und ein Nickerchen machen kann.

Allerdings lässt mir die Sache mit dem Gepäck keine Ruhe und so knappe zwei Stunden vor dem Abflug nerve ich noch einmal das Sicherheitspersonal. Der Mann hängt sich an das Telefon und stellt fest, ooohps, das Gepäck steht ja noch am anderen Terminal, er habe aber veranlasst, dass es gebracht werde, die neuen Gepäckabschnitte erhalten wir dann beim Einchecken. Beruhigt warten wir dann ab, bis sich die nicht so vielen Passagiere nach Buchara am Gate versammeln.

Während die anderen Passagiere schon den Flieger besteigen, kommt ein freundlicher Herr von der Security zu uns und will sich noch einmal unsere Pässe ansehen. Dieser prüft er dann mehr als genau, was fast 20 Minuten beansprucht, inzwischen ist es nur noch eine halbe Stunde bis zum Start. Fertig mit der Prüfung winkt er eine schicke Blondine heran, welche uns eröffnet, dass unser Gepäck „arrested“ wurde und wir könnten jetzt in den Flieger einsteigen.

Ich eröffne ihr, dass wir nicht ohne das Gepäck in den Flieger steigen würden und frage, warum die Räder nicht im Flieger seien und ob und wann das Gepäck nachgesendet werden könnte. Das Gepäck sei wegen des Aufkleber nach Petersburg nicht weiter geleitet worden, es könne von uns dann in Buchara angefordert werden und die nächste Maschine ginge erst in einer Woche. Tolle Show.

Und wir sollte jetzt gefälligst in den Flieger steigen, sagt die Dame schon etwas ungemütlich. Auf die Frage, warum wir das erst 15 Minuten vor Abflug erfahren, obwohl wir uns mehrfach um das Gepäck bemüht haben zuckt sie mit den Schultern. Wir hätten jetzt drei Optionen: einmal ohne Gepäck in den Flieger zu steigen oder zurück nach Deutschland zu fliegen oder hier auf den nächsten Flieger nach Buchara zu warten. Der flöge in einer Woche und den Transit dürften wir natürlich nicht verlassen.

Ich will mich kurz mit Monika und Rüdiger beraten aber, die Schnepfe drängelt, sie habe jetzt Feierabend und der Flieger müsse los. Ich erkläre ihr, dass mir ihr Feierabend scheißegal sei, schließlich hätte man alle Probleme in den zurückliegenden 6 Stunden lösen können und wir jetzt 10 Minuten die Problematik abwägen würden.

Wir entschließen uns dann doch in den Flieger zu steigen, ohne Gepäck und erst einmal nach Buchara zu fliegen, denn ein Rückflug, der noch nicht einmal gebucht wäre, brächte keine Lösung, eine Woche im Transit ebenfalls nicht und notfalls muss uns die Airline eben von Buchara wieder zurückbringen, also rein in den Flieger, der dann mit 20 Minuten Verspätung abhebt und in die Nacht entschwebt na wenn das mal kein großartiger Reiseauftakt war!

24. Tag: Dienstag, der 28. Mai 2013

28. Mai 2013

What to do in Katmandu II?

letzter Tag in Katmandu mit Spaziergängen und Einkaufen oder Auskurieren, Kofferpacken und am Abend dann zurück in Richtung „Spätwinter“, alles noch einmal bei sommerlicher Sonne bis 30 Grad und einem schönen Gewitterguss

Das war also unser Tibetreise, die endet heute nicht so erquicklich, denn irgendetwas bei unserem Abschlussessen ist schief gelaufen. Klaus liegt total flach und hat die Nacht auf der Toilette verbracht. Lore bekommt ein wenig Fieber, nach dem Frühstück verbschiedet sich Georg aufs Krankenlager, sein Kreislauf ist total zusammengesackt. Petra und ich sind mit einem zusätzlichen Toilettengang noch einmal glimpflich davon gekommen. Der „Rest“, also Markus und Rainer zeigen keinerlei Beschwerden. Ergründen können wir die Ursache nicht. Am Bier kann es nicht gelegen haben, es haben nicht alle welches getrunken, ebenso wie am Fisch, an den Pilzen oder am Gemüse- einfach rätselhaft!

Was also tun am einem solchen Tag in Katmandu? Ich hatte mich eh schon für ein paar Stunden an  den Computer abgemeldet, um für alle noch die Bilder fertig zu bearbeiten, bei 12 GB an Rohmaterial eine Menge an Arbeit. Rainer und Lore machen noch einen längeren Spaziergang im Zentrum, den beiden fehlen ja die ersten Katmandu Tage und der  Rest liegt dann im Krankenlager. Glücklicherweise können wir unsere Zimmer ohne Aufpreis bis zum Abend behalten.

Damit bin ich eigentlich schon bei der abschließenden Statistik: Wir haben auf unserer Tour etwas mehr als 1000 Kilometer gefahren und dabei stattlich 10.000 Höhenmeter zurückgelegt. Am Anfang hatten wir fast alle ein paar Probleme mit der dünnen Luft, was sich vor allem durch pochende Kopfschmerzen bemerkbar machte. Zum Ende hin, hatten wir uns dann recht gut an die Höhe angepasst und kamen die letzten 5000er fast ohne Atemschwierigkeiten übers Himalaya.

Das Wetter war uns eher ein guter Begleiter, erst hier in Nepal gab es einen nennenswerten Regenguss, als auch einen Schauer in Lhasa. Die Temperaturen schwankten in den Bergen zwischen knapp über null Grad bis hin zu 25 Grad oder vielleicht sogar mehr. Der Wind frischte in der Regel mittags auf und blies uns dann leicht bis kräftig entgegen, das war aber nie ein richtig großes Problem, tendenziell hatten wir wohl mehr Glück mit dem Wind, als andere Gruppen.

Das tolle Wetter hatte natürlich den grandiosen Nebeneffekt, dass wir tagelang wunderbare Sicht auf die höchsten Gipfel der Welt hatten, eigentlich schöner, als wir es uns erträumt hatten. Wir haben sie alle gesehen, die großen 8000er und die namenlosen 7000er und wir waren richtig nahe dran. Und nicht nur deshalb hat sich die Tour richtig gelohnt.

Interessant war es mit den tibetischen Pilgern die Tempel zu umrunden und in dunklen mit Yakbutterlampen beleuchteten Räumen buddhistischen Mönchen beim Singen zuzuhören. Die Menschen in Tibet sind etwas verschlossener, als man das aus anderen Reiseländern in Asien kennt, aber wir haben tolle Gesichter gesehen und viele fröhliche und lachende Kinder, auch wenn wir ziemlich oft den Ruf nach „money“ gehört haben und das bis ins hinterletzte Dorf.

Kulinarisch ist Tibet natürlich auch nicht sehr einfach, allerdings können wir da den Chinesen recht dankbar sein, die nicht nur die tolle Infrastruktur geschaffen haben, die ein solche Radreise erst möglich macht, sondern auch dafür, dass man ab und an dann doch zum „Chinesen“ essen gehen kann, wo es dann doch eine recht ordentlich Auswahl an Gerichten gab.

Unsere Räder haben gut durchgehalten, drei Plattfüße haben wir geflickt, eine gerissene kette gewechselt und einen fast zerschlissenen Mantel gewechselt, das war’s!  Außer einem Sturz gleich am ersten Radeltag, gab es auch sonst keine größeren Unglücke und Erkrankungen, wenn man sich den heutigen und letzten Tag einmal wegdenkt.

Die Bilanz der Tour ist also eine sehr positive, auch weil wir ein recht gute Gruppe mit starken Radfahrern waren. Ich hoffe, dass wir uns irgendwann in den nächsten Jahren wieder auf den Straßen und Pisten Asiens wieder treffen werden: Einen lieben Gruß noch einmal an alle, ich hoffe ihr seid gut zu Hause angekommen und habt die letzten Auswirkungen unseres Abschlussessens gut überstanden!