14. Tag: Montag, der 17. Juni 2013

29. Juli 2013

Nun zu zweit

107 Kilometer von Duschanbe nach Obi Garm, 1200  hm hoch und 940 wieder runter, alles auf guter Straße bei Sonne und 35 Grad und ein wenig Gegenwind

Nun radeln wir als endgültig zu zweit. Rüdiger und Monika sitzen inzwischen in der Maschine zurück nach Deutschland und wir sind 6 Uhr aufgebrochen. Am Morgen ist es noch recht angenehm kühl und auch ruhiger auf den Straßen, erst, als wir Duschanbe dann auf der Ausfallstraße nach Osten verlassen, gibt es ein wenig mehr Verkehr. Wir wundern uns, warum an jeder Ecke Polizisten stehen, aber das wird schnell klar, denn als ein Konvoi mit schwarzen Limousinen naht, wird schnell alles gesperrt und die dunklen Fahrzeuge donnern vorbei, dann heißt es wieder frei Fahrt für freie Bürger.

Auch tanken wir heute das erste Mal. An der Straße sind aller paar Kilometer alte Tanklaster geparkt, die Sprit verkaufen. Wir nehmen den etwas besseren mit 96 Oktan. So sind wir jetzt auch gewappnet für Übernachtungen im Freien.

nach 25 Kilometern folgen wir einem Abzweig und es wird etwas ruhiger auf der Straße. Es ist ein schönes weiter Tal hier auf dieser Seite aus Duschanbe raus. Überall kleine Dörfer, viel Landwirtschaft und Getreidefelder, die kurz vor der Ernte golden leuchten. Und auch hier im Hintergrund wieder die Pamirkette weiß gegen den Himmel leuchtend. Warum die ihre Wochenende Häuser alle im Zaravshan-Tal bauen, weiß der Teufel, hier ist die Landschaft viel lieblicher.

Den ganzen Vormittag haben wir leichten Gegenwind und es geht recht hügelig durch die schöne Landschaft. Mittags haben wir schon 62 Kilometer geschafft und als vor einem längeren Anstieg eine Teestube auftaucht, nutzen wir die Gelegenheit zur Mittagspause. Suppe mit fettem Fleisch, Salat, Kefir und Brot gibt es und diesen Satz werde ich wohl noch einige Dutzend Male schreiben müssen. Im Schatten von dunklen Platanen in der Teestube lässt sich recht gut ausruhen und ein Schläfchen halten. Vorher bin ich noch schnell unten in den Fluss gesprungen.

Gegen 15 Uhr trinken wir dann noch einen Kaffee und steigen wieder auf die Räder, es geht nun ordentlich nach oben, doch die Landschaft wird schöner. Es gibt weniger Getreidefelder, dafür überall schöne Wiesen und alles ist wunderbar satt Grün. Ein kleiner Pass ist nicht auszumachen, wir sind bis auf 1700 Meter Höhe hoch gefahren und hier oben geht es nun leicht hügelig entlang.

Erst 10 Kilometer vor dem Städtchen Obi Garm geht es dann steil nach unten in ein enges Tal. Wir setzen uns eine Weile in eine schöne Kurve und lassen die Blicke schweifen. Auf der anderen Seite liegen weit oben noch Dörfer, die nur durch einen schmalen Pfad mit der Straße verbunden sind. Hier ist man zum Einkaufen ins nächste größere Dorf mindestens vier oder fünf Stunden unterwegs, na gut, mit dem Esel vielleicht etwas schneller.

In Obi Garm suchen wir nicht nach dem Hotel, wir wollen eigentlich draußen schlafen. dafür tanken wir noch Wasser und Lebensmittel. nachdem wir fertig sind schenkt uns ein langbärtiges Großväterchen einen großen Beutel mit Brot, Tomaten und Gurken und wir sind hoffnungslos überladen.

Bei der weiteren Abfahrt haben wir Glück. Es gibt nur eine Stelle zum Zelten und die haben wir ausgewählt. In einer Kurve ist ein Stück Wiese, dort passen gerade die Zelte hin und den Berg hinunter kommt ein kleiner Bach, der wurde eingefasst und plätschert nun aus drei Meter Höhe nach unten, die perfekte Dusche.

Frisch gewaschen werfen wir dann den Kocher an und kochen uns ein Süppchen, dazu gibt es einen dicken Salat und Brot und Käse und dann wird es auch schon langsam dunkel. Wir packen zusammen und legen uns schlafen. Unser Platz liegt recht gut vor Blicken geschützt und so rechnen wir kaum mit nächtlichen Besuchern.

13. Tag: Sonntag, der 16. Juni 2013

28. Juli 2013

Abschied in Duschanbe

Stadtspaziergang im der grünen  Zentrum Duschanbe und Abschied von Monika und Rüdiger bei Sonne und 30 Grad

Gestern Abend hatten uns Monika und Rüdiger noch mit der Nachricht überrascht, dass sie den Rückflug von Duschanbe für die nächste Nacht gebucht haben. Leider fühlt sich Monika nach dem Ruhetag in Istaravshan und dem gestrigen Transfertag nicht in der Lage aufs Rad zu steigen und über den Pamir zu fahren. das ist schade und traurig, wenn man sich so wie die Beiden auf die Tour gefreut hatte und sich auch noch extra dafür die neuen Räder angeschafft hatten. Heute machen sich die beiden mit einem Taxi auf den Weg zum Basar, um Verpackungsmaterial zu beschaffen.

Doro und ich waschen erst einmal Wäsche und sortieren das Gepäck um, dann machen wir uns auf, um ein wenig das Zentrum zu erkunden. Laut Reiseführer soll Duschanbe die schönste Hauptstadt Zentralasiens sein, doch wir können die Meinung nicht ganz teilen. Zum einen ist die Stadt eher ein großes Dorf, alles spielt sich entlang einer Hauptstraße, der Rudaki ab, zum anderen führt der Verkehr recht straff über die Straße und bei all den alten und schlecht eingestellten Automotoren hängt eine dicke Abgasglocke über der Allee.

Wir schlendern von Norden her dann langsam die Straße entlang. Es ist Sonntag und so ist am späten Vormittag noch nicht viel los, die meisten Läden haben noch geschlossen. In einem kleine Park gibt es dann auch eine Statur von Rudaki, einem Dichter am Hof des Samanidenkönigs vor1100 Jahren. Weiter im Süden im großen Park vor dem Parlamentsgebäude gibt es dann noch ein zweites Denkmal.

Doch vorher sind wir noch auf der Suche nach einem Internetkaffee, dabei schlendern wir an der Moschee vorbei. Hier gibt es ein Werbeplakat für die neue Moschee, die irgendwo am Stadtrand mit Hilfe des Emirates Quatar errichtet wird. Dies soll die größte Moschee in Zentralasien werden.  Auf den Straßen zeigt sich der Islam in verschiedenen Formen, wir treffen ein paar wenig total verhüllte Frauen, aber auch Mädchen in extrem kurzen Miniröckchen, die Hand in Hand mit ihrem Freund  spazieren. Die meisten Frauen aber gibt es mit den langen bunten Kleidern und leichten Kopftüchern. Hoffen wir, dass es gelingt, die Bestrebungen der Fundamentalisten nach einem Gottesstaat wieder zurück zu drängen. Zumindest ist das die Regierungslinie im Moment.

Endlich dann am Rudaki Prospek auch ein kleines Internetkaffee, die Verbindung ist nicht superschnell, aber in Ordnung und wir gehen eine Stunde lang unser Mails durch. Wenn wir ab morgen dann in die Berge eintauchen, wird es so schnell keine Verbindung mehr nach Hause geben.

Am zentralen Platz mit den Regierungsgebäuden befindet sich dann ein weiteres Monument. In einem Torbogen steht eine große Somoni Figur. Somoni gilt als der Vater der tadschikischen Nation und war ein Samonidenherrscher vor mehr als 1200 Jahren. Selbst der ehemalige Pik Komunismus, einer der höchsten Berge im Pamir, wurde jetzt in Pik Somoni umbenannt.

Wir schlendern noch ein wenig an den Regierungsgebäuden und am Parlament vorbei, die mit viel Marmor und Pomp eigentlich so gar nicht zu dieser eher dörflichen Hauptstadt passen und wollen uns schon wieder auf den Rückweg machen, doch wir stoppen noch in einem indischen Restaurant am Rudaki. Endlich mal wieder eine andere Geschmacksrichtung!

Am Abend gehen wir dann mit Monika und Rüdiger noch einmal Essen, alle sind traurig, dass sich die beiden nun auf den Heimweg machen, ohne den Pamir Highway befahren zu haben. Die Räder stehen schon verpackt im Garten des Hotels und morgen früh um vier Uhr fahren die beiden mit dem Taxi zum Flughafen. Nicht allzu viel später wollen Doro und ich dann auch aufbrechen, allerdings in die entgegengesetzte Richtung, den Bergen entgegen.

12. Tag: Samstag, der 15. Juni 2013

27. Juli 2013

Der iranische Horrortunnel

134 Kilometer von Aini nach Duschanbe, 1550 Meter hoch, durch den Anzob-Tunnel und 2070 Meter Abfahrt bis nach Duschanbe, sonnig bei 15 bis 28 Grad

Schon um 6 startet das Taxi mit Monika und Rüdiger in Richtung Duschanbe, wenig später sitzen Doro und ich auf den Rädern und wir streben dem zweiten Pass entgegen. Zumindest diesen Pass, den Anzob-Pass hätte ich sehr gern geradelt, denn hier hängen Erinnerungen daran. Bei meiner ertsn großen Tour vor 20 Jahren, war der Anzob mit seinen 3370 Metern der erste Pass über dreitausend, den ich gefahren bin, oben befand sich eine Wetterstation und wir wurden damals herzlichst zu einem Tee und einer Übernachtung eingeladen. Heute führt leider ein Tunnel durch den Berg und die Passstraße wird nicht mehr weiter gepflegt. Allerdings soll es auch der Tunnel in sich haben, er ist in meiner Karte schon als „gefährlicher Tunnel“ eingezeichnet, auch wenn ich kaum mir kaum vortsellen kann, welche Gefahren in der 5 Kilometer langen Röhre warten sollen.

Doch bis dahin ist es noch ein Stück Weg. Und der Tag beginnt gleich mit kurzen bissigen Anstiegen, die uns aber keinen Meter nach oben bringen, sondern nach der Kuppe geht es dann wieder runter bis zu dem reißenden Nebenfluss des Zaravshan. Das Tal ist sehr wild und trocken, lediglich dort, wo aus Seitentäler Bäche herunter gesprudelt kommen, befinden sich grüne Oasen und kleine Dörfer. Dieser Kontrast ist beeindruckend, so viel Wasser, wie es hier gibt und wie es das Tal herunter prescht, kaum zu glauben, dass es dann kaum Vegetation gibt. Doch die grünen Oasen sind nicht nur eine Freude fürs Auge, sondern zumeist gibt es auch eine kleine Teestube.

Nach 20 Kilometern wird das Tal etwas breiter und es geht nicht mehr so wellig am Fluss entlang, dafür kann wieder Landwirtschaft betrieben werden und zu Sowjetzeiten gab es sogar ordentlich Industrie hier, wovon heute nur noch Fabrikruinen und in den Dörfern sowjetische Wohnblocks zeugen. Wir tanken in dem kleinen Städtchen Anzob noch einmal Lebensmittel und dann geht es flugs weiter, zwar ist es in den Bergen nicht mehr ganz so heiß wie unten in der Tiefebene um Buchara und Samarkand, aber auch bei knapp 30 Grad kommt man am Passanstieg ordentlich ins Schwitzen und ab dem Kilometer 39, dort ist der Abzweig in Richtung Tunnel, geht es in Serpentinen mit 7 oder 8 Prozent Steigung kräftig nach oben. Ab und zu geben die Berge den Blick frei auf die Gebirgsriesen des Pamir, deren Eiskappen in der Sonne leuchten.

Weiter oben ist es im Gegensatz zum Tal unten satt grün, eine wirkliche Idylle und eigentlich schade, dass es noch nicht einmal Mittag ist, denn hier gibt es Unmengen wunderschöner Zeltplätze auf bunten Blumenwiesen an klaren Bächen. Heizprobleme haben die Leute hier keine, man muss einfach nur mit der Schubkarre in die nächste Kurve fahren und die Steinkohle aus schmalen Flözen haken und schon kommt man über die kalten Winter.

Nach 55 Kilometern zeigt der Höhenmesser 2700 Meter und vor uns liegt ein Loch im Felsen. Da wir wiederholt vor dem Tunnel gewarnt worden waren, setze ich Doro auf ein Auto und versuche selbst noch eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Aber eigentlich war ich ja neugierig auf den „gefährlichen“ Tunnel, den die Iraner hier in den Felsen gefressen haben und so schwinge ich mich fünf Minuten später aufs Rad und stürze mich in das dunkle Loch. Eigentlich ist es eher ein Höhlenexpedition, denn der Tunnel ist unbeleuchtet, doch die zahlreichen Fahrzeuge spenden mir etwas Licht. Den Boden kann ich aber damit noch nicht sehen, denn hier steht oder besser fließt das Wasser immer 5 bis 10 Zentimeter hoch. Die Autos im Tunnel manövrieren um die Löcher herum, ich versuche es ihnen nachzutun, es ist wirklich gefährlich, einmal, weil die Fahrzeuge jede Möglichkeit nutzen, um etwas schneller zu sein und sich tolle Überholmanöver unter der Erde liefern, zum anderen, weil der Tunnel nicht asphaltiert ist, im Wasser manchmal richtig tiefe Löcher sind und die Armierungen aus Stahl, die überall heraus ragen, nicht zu sehen sind.

Obwohl es kühl ist im Tunnel und das Wasser am Boden eiskalt, schwitze ich vor lauter Anspannung. Ich muss auch andauernd absteigen und durch tiefere Löcher durchschieben. Dabei bin ich begeistert von der Rücksichtslosigkeit der Autofahrer, die dann hinter mir ein ordentliches Hupkonzert anstimmen. Einmal bin ich so sauer, dass ich mitten in einem kleinen See das Rad kurz so abstelle, dass keiner mehr vorbei kommt und im Scheinwerferlicht einen dicken Stinkefinger zeige, dafür werde ich dann durch die vorbeiblasenden Fahrzeuge nicht nur an den Füßen nass. Der Höhepunkt oder Tiefpunkt im Tunnel ist ein strudelnder Wasserschwall, irgendwie wird hier das Wasser einen Meter aus dem Boden  sprudelnd heraus gedrückt, glücklicherweise kann man am rechten Rand daran „vorbeitauchen“. Die letzten zwei Kilometer des Tunnels, den ich „Highway to hell“ taufe, ist dann etwas angenehmer, weniger Wasser, kleinere Pfützen, aber immer noch tückisch, denn einmal falle ich mit dem Vorderrad regelrecht in eine Versenkung. Glücklich bin ich dann, als ich das Licht am anderen Ende sehe und wieder die Berglandschaft auftaucht. Doro ist überrascht, dass ich nur wenige Minuten nach ihr und auch noch recht lebendig hier auftauche. nach einer kurzen Pause wollen wir weiter, aber mein Vorderrad ist platt, ein „Schlangenbiss“, wohl als ich im Tunnel in das Loch gefallen war, glücklicherweise waren die Löcher so klein, dass ich noch bis zum Ausgang gekommen bin. Der Platten ist schnell geflickt und dann sind es noch 85 Kilometer bis Duschanbe und alles nach unten.

Die Abfahrt ist so, wie ich es erwartet hatte, zuerst schrauben wir uns Serpentinen nach unten, dann geht es immer am Varzob Fluss entlang, diesmal ohne Hügelei auf guter Schnellstraße und mit konstantem leichten Gefälle von zwei oder drei Prozent, reines Genussfahren. Das Varzobtal ist Lieblingsausflugsgebiet der Leute aus Duschanbe, deshalb ist das ganze Tal mit Feriensiedlungen und Ferienhäusern zugebaut. Kaum ein Quadratmeter ist noch frei und dort wo frei ist, wird auch schon gebaut. Eigentlich hatten Doro und ich überlegt hier in dem „idyllischen“ Tal zu übernachten, aber hier ist uns einfach zu viel los und bis Duschanbe ist es auch nicht mehr so weit.

Gegen 19 Uhr sind wir in der Stadt und finden nach kurzer Suche aus das verabredete Hotel, „Adventurers Inn“, das heißt, weil alles ausgebucht ist, dass wir die Zelte im Garten aufstellen. Monika und Rüdiger sind am späten Vormittag hier schon eingetroffen und warten auf uns mit einer schlechten Nachricht, doch davon erzähle ich morgen, für heute brauche ich erst einmal eine Mütze Schlaf.

11. Tag: Freitag, der 14 Juni 2013

27. Juli 2013

Übern ersten Berg

90 Kilometer von Istaravshan nach Aini, 1800 hm hoch und 1400 hm wieder runter bei 12 bis 20 Grad, Wolken und etwas Regen auf guter Straße durch den Shakristan-Tunnel

Heute wollen wir den ersten Pass in Angriff nehmen und brechen deshalb um 6 Uhr auf. Die Berge liegen vor uns, auch wenn die Gipfel heute in Wolken sind und die Schneegrenze heute niedriger liegt als am Vortag. Die dunklen Wolken in den Bergen haben oben ordentlich für Schnee gesorgt. Wir brauche keine Angst zu haben jetzt Mitte Juni ist die Pass ständig frei. Außerdem ist noch gar nicht so klar, ob wir heute über den Shakristan Pass mit seinen 3378 Metern Höhe drüber müssen oder können, denn seit zwei Jahren ist der von den Chinesen gebaute Tunnel nun fertig und es ist fraglich, ob die alte Passstraße überhaupt noch unterhalten wird.

Gleich von Anfang an geht es gemäßigt nach oben, meist mit nicht mehr als 5 Prozent Steigung. Das Wetter verspricht nicht das Beste für den heutigen Tag, es nahen hinten dunkle Regenwolken, die sind dann mal wieder weg und kommen aber später wieder. Aber wir haben ja weniger Sonne gewollt. nach 25 Kilometern mit leichtem Anstieg und ebenso leichtem Gegenwind erreichen wir Shakristan, einen kleinen Ort. Hier gibt es noch einmal ein paar Läden und eine Teestube. Die kommt mehr als gelegen, denn gerade als wir dort ankommen gibt es eine heftigen kurzen Regenguss.

Leider bekommt Monika die Nahrungsaufnahme nicht sonderlich gut, aber auf die Dauer kommt man ohne Essen auch nicht über die Berge. In einem langsam enger werdenden Tal nähern wir uns weiter den Bergen und sind auf einmal mittendrin. Die Landschaft ist angenehm grün und an den Hängen weiden Kühe oder Schafe. Ab und zu begegnen wir einem Eselreiter auf dem Weg zwischen den wenigen Siedlungen. Unterwegs machen wir dann noch einmal in einer Teestube Pause, das Wetter hat sich stabilisiert und es gibt keinen Gegenwind mehr, doch Monika hat nicht viel Freude am Anstieg. Wir diskutieren, ob sie nicht vielleicht doch auf ein Fahrzeug umsteigt, radeln dann aber doch weiter.

Beim Kilometer 55 erreichen wir den Abzweig zum Tunnel, die ehemalige Strecke über den Pass ist leider gesperrt und wird auch nicht mehr weiter gepflegt. Schon von hier unten lässt sich erkennen, dass die alte Straße von Erdrutschen überlagert wird und an anderen Stellen ragen Schneezungen darüber hinweg. Schade, denn 2008 sind wir diesen schönen Pass noch gefahren.

Mit der neuen chinesischen Straße ist die Strecke auch wesentlich sicherer geworden. Trotzdem zeugen Autowracks in der Tiefe von den Gefahren der alten Strecke und von dem doch recht rigiden Fahrstil der Tadshiken. Überholmanöver in nicht einsehbaren Kurven bringen halt viel mehr Adrenalin ins Blut. Als Radfahrer kommen wir aber doch rech unbehelligt durch.

Die letzten drei Kilometer bis zum Tunnel geht es noch einmal kräftig hoch und der Tunneleingang liegt bei 2620 Metern Höhe. der Tunnel, von Chinesen gebaut, ebenso wie die supergute Straße, ist gut ausgebaut und beleuchtet, hat zwei breite Spuren und stinkt nur mittelmäßig nach Abgasen, nach oben hin zunehmend. Für die 6 Kilometer brauchen wir 25 Minuten, denn im Tunnel geht es leicht nach oben. Bei 2740 Metern erreichen wir dann wieder das Tageslicht und damit haben wir das Schlimmste vom Tage geschafft. Von nun an geht es bis nach Aini bergab.

Unterwegs müssen wir uns ordentlich einmummeln, denn auf der Abfahrt wird es ordentlich frisch und das Wetter ändert sich in jeder Kurve. So gibt es noch einmal Graupelschauer, Sonne und regen und Wind von allen Seiten. Ein paar chinesische Bauarbeiter sind mehr als erfreut, als ich sie auf Chinesisch anrede. Sie fluchen ein wenig über das Land hier, in dem es nix ordentliches zu essen gibt. Sie kommen immer über die Saison für 8 Monate her, um die Arbeiten an der Straße zu beenden und di Strecke zu unterhalten. Bezahlt wird gut mit 6000 bis 8000 Yuan pro Monat, ca. 4000 bis 6000 €, Nebenkosten gibt es nicht und die Unterkünfte seien auch ok.

Nach unten rollt es sich ganz gut bis hinunter zu dem reißenden Zeravshan, der unten durch Tal donnert. Hinter der Brücke geht es dann noch einmal einen kleinen bissigen Anstieg hoch und dann weiter durch ein paar kleine Dörfer bis nach Aini. Mitten im Zentrum gibt es ein „Hotel“ mit einem Gästezimmer und drei Betten, aber der Raum ist so groß, dass auch noch genug Platz für eine Isomatte bleibt.

Im Restaurant gibt es eine recht passable  Karte und ein paar ordentlichen Gerichten und bis auf Monika können wir es uns gut gehen lassen. Leider hat sich ihr Zustand nicht verbessert und so will sie am nächsten Tag doch lieber mit dem Bus fahren, als über den nächsten Berg nach Duschanbe. Das Fahrzeug für den nächsten Tag ist dann auch recht schnell organisiert und Rüdiger schließt sich natürlich an. So müssen morgen Doro und ich wieder alleine radeln.

10. Tag: Donnerstag, der 13. Juni 2013

26. Juli 2013

Ruhetag in Istaravshan

Ausschlafen und Spaziergang über den Basar von Istaravshan, Sonne und Wolken bei 32 Grad

Bevor wir in die Berge starten haben wir also noch einen Tag zum Ausruhen und hoffen, dass sich Monikas Verdauungssystem wieder einpegelt. Den Vormittag nutze ich, um noch ein wenig am Rad herumzuschauen, die Packtaschen besser einzustellen und die Ketten zu putzen und zu ölen.

Dann brechen wir zu einer Runde durchs Städtchen auf und tingeln in Richtung Basar. Dort gibt es auch wieder Wechselstuben und so können wir uns ordentlich mit Tadschikischen Somani ausrüsten, für 100 USD gibt es 470 Somoni, das Preisniveau hier im Land schein mir geringfügig höher als in Usbekistan. In den Läden gibt es jede Mege „westlicher“ Lebensmittel zu kaufen, wie Käse, Wurst, Schokolade, Joghurt. Der Preis ist aber mit deutschen Preisen vergleichbar. Preiswerter ist es natürlich dann, regionale Produkte zu kaufen.

Der Basar hier ist sehr attraktiv, vor allem das Fehlen von Touristen macht ihn authentisch und so kann man unbehelligt durch die verschiedenen Abteilungen schlendern. In einer Gasse gibt es nur Kleidung zu kaufen, auch noch einmal unterteilt in Männer und Frauenkleidung. Die Frauen hier wirken wesentlich moslemischer als in Usbekistan. Alle tragen die bunten, traditionellen, langen Kleider und meistens dazu ein Kopftuch. Die Männer haben ihre traditionellen Kleider abgelegt und laufen so geschmacklos herum, wie überall in der Welt: Jeans oder Anzughose plus Hemd oder T-Shirt. Lediglich die alten Männer imponieren noch durch ihre rauschenden Bärte und ihre traditionellen Mäntel.

Eine Teestube im Basar hat dann sogar sehr magenverträgliches Essen, wir bekommen eine große Portion Kartoffelbrei und dazu eine Rinderboulette. Auch gibt es selbst gemachte Fruchtsäfte und wie üblich eine große Kanne Tee.

Weiter hinten im Basar werden dann Lebensmittel verkauft, ein ganzer Straßenzug mit Nüssen und Dörrobst, dann kommen Reis und Hülsenfrüchte. In einer Nebengasse befindet sich dann ein Laden, der schweren Goldschmuck verkauft und natürlich fast ausschließlich nur von Frauen besucht wird.

Dann durchqueren wir noch die Handwerksabteilung, wo man vom krummen Nagel bis zum Hammer alles bekommt, was man für sein Häuschen benötigt, leider ist das meiste aber Billigware aus China und das erklärt dann auch, warum viele gut gemeinte Bauideen bei der Eröffnung schon wieder abrissreif sind, so wie die Installationen in unserem Hotel.

Am Abend schaffen wir es dann rechtzeig essen zu gehen, bevor die Restaurants schließen und statten uns noch mit Lebensmitteln für den kommenden Tag aus. Monika hat sich wohl recht ordentlich erholt, hoffen wir, dass morgen die Sonne nicht so ballert, wenn wir unsere erste richtige Bergetappe fahren.