10. Tag: Dienstag, der 18. Februar 2014

18. Februar 2014

Fremdsprachen

105 Kilometer von Yen Cat nach Vu Quang, 400 hm auf Nebenstraßen bei trüben 23 Grad, nachmittags dann Regen

In Vietnam wird vietnamesisch Gesprochen, das ist nicht verwunderlich. Und die Sprache ist nicht einfach. 2010 hatte ich versucht, sie zu lernen, aber dann demotiviert aufgegeben. Vietnamesisch ist eine tonale Sprache, es gibt fünf Töne, was also bedeutet, dass eine Silbe, hier auch ein Wort auf fünf verschieden Art und Weisen ausgesprochen werden kann und damit auch fünf Bedeutungen besitzt. Für europäische Ohren klingt jedoch alles gleich. Dazu kommt dann noch ein Unterschied an Wörtern und in der Aussprache von Norden, Süden und Mitte dazu, so dass es selbst bei Vietnamesen zu Missverständnissen kommen kann.

Theoretisch lernt jeder Vietnamese in der Schule Englisch, das Vokabular aber endet in der Regel bei „Hello“, „money“, „how are u“ und eventuell bei Fortgeschrittenen bei „where are u from“ und „what’s ur name?“. Lediglich in Sam Son trafen wir eine Gruppe von Junglehrerinnen, die tatsächlich ein gebrauchsreifes Englisch sprechen konnten. Damit fällt Englisch als Kommunikationsmittel hier im Lande also auch aus. In der Regel kommen wir aber mit Hilfe meines 234 Wort Vokabulars und mit Hilf Gestik und Mimik ganz gut über die Runden.

Aus der Kolonialzeit ist sprachlich nicht viel hängen geblieben, außer dass man ab und zu für einen Franzosen gehalten wird, und ab und an mit „Bonjour“ begrüßt wird, aber ansonsten ist auch hier das Ende der Fahnenstange erreicht.

Umso erstaunter war ich im Hotel „Volga“ hier in Yen Cat, dass der Chef fließend Russisch sprach. Zwar hatten bis in die 70er Jahre alle Vietnamesen in der Schule Russischunterricht, aber der war wohl noch schlechter, als der in der DDR. Aber unser Wirt hier hat 10 Jahre in Moskau als Brigadier und Dreher gearbeitet und war auch noch ganz gut im Training, keine schlechte Überraschung.

Als wir früh in der Nudelstube einrücken, werden wir dann sogar auf Deutsch begrüßt, der Besitzer der Nudelstube war 12 Jahre im Osten und hat zuletzt bis 2004 als Zigarettenverkäufer in  Schönweide „gearbeitet“, bis er von der Polizei geschnappt und in den Flieger gesetzt wurde. Schön zu sehen, dass mit deutschen Steuergeldern hier ein Nudelshop unterstützt wurde, besser als das Geld in Auslandseinsätzen der Bundeswehr und nicht eröffnete Flughäfen zu versenken.

Zwar ist es heute schon morgens schön warm, aber immer noch trübe, mal sehen, ob wir auf der Tour die Sonne noch einmal sehen, für die nächsten Tage ist eh wieder Regen angesagt und wir meckern schon fast gar nicht mehr, wenn wir durch den trüben Tag fahren, dabei ist es landschaftlich überall sehr schön und die grünen Reisfelder würden einfach toll in der Landschaft strahlen.

Heute ist noch einmal der letzte Schontag ohne große Höhenmeter, zu Beginn geht es über ein paar Hügel mit meist Kautschukplantagen, dann wieder weite Landschaften mit viele Reisfeldern, später dann viel Mais und Gemüse. Den ganzen Nachmittag geht es mehr oder weniger am Fluss entlang mit weiten Auen, auf den Straßen ist recht viel los, aber keine Autos, sondern Ochsengespanne oder Bauern zu Fuß oder mit dem Moped auf dem Weg vom Feld nach Hause. Wahrscheinlich alle gerade noch rechtzeitig, denn gegen 16 Uhr fängt es an zu Nieseln, der sich dann mit Regen immer abwechselt.

Die letzten 20 Kilometer sind also mehr als ungemütlich und im einzigen Guesthouse am Ziel nutzt das die mürrische Dame des Hauses noch einmal zu einer satten Preiserhöhung. Die Zimmer sind allerdings frisch geputzt, das heißt sehr nass gewischt. Natürlich gibt es keine Heizung und bei 200 % Luftfeuchtigkeit gibt es keine Chance, dass der Boden heute noch trocknet. Wenigstens ist die Dusche warm.

Im Regen machen wir uns dann auf den Weg zum Abendessen, erst scheint es, also ob der einzige laden im Ort zu hat, aber es waren nur die Türen verschlossen. Der Chef erinnert sich noch an mich und packt sein Handy mit den Fotos vom letzten Jahr aus, da waren meine Haare noch wesentlich kürzer. Die Freude ist groß und das Essen in Ordnung, aber wir halten es nicht zu lange aus, das Thermometer zeigt gerade einmal 13 Grad, deshalb verschwinden wir auch schon um 20 Uhr ins Bett, während draußen der regen weiter vor sich hin plätschert.

9. Tag: Montag, der 17. Februar 2014

18. Februar 2014

Tag der Wasserbüffel

101 Kilometer von Yen Cat nach Tan Ky, 550 hm hügelig auf dem HCM- Pfad und Nebenstrecke, viel Dörfer und schöne Landschaft, trüb bis 22 Grad

Gegen 8 Uhr brechen wir auf, stoppen aber gleich wieder für die Nudelsuppe zum Frühstück, die Pho Bo ist hier besonders gut, der Koch hat einen tollen Rinderfond im Kessel. So gestärkt geht es dann auf den HCM Pfad hügelig hoch und runter. Relativ warm ist es von Anfang an, aber immer noch trüb, die gewaschenen Klamotten sind kaum trockener bzw. nasser als gestern Abend.

Viel zu erzählen gibt es vom heutigen Tag nicht, war eben ein richtiger Radfahrtag, mit gemütlichem Radeln, schönen Pausen. Inzwischen packen wir uns immer einen Joghurt ein und produzieren dann bei der Pause eine leckeren Joghurt-Kaffee, solltet ihr zu Hause auch mal probieren, mit richtig, richtig starkem Kaffe und Joghurt ohne Geschmack, dazu dann gesüßte Kondensmilch nach Geschmack.

Mittags muss ich dann eine Speiche wechseln und werde von einer Biene in die Zunge gestochen, die dumme alte Bienenfalle mit einer geöffneten Coladose, in die ich wieder einmal getappt bin, nach drei Stunden ist der Schmerz dann wieder weg.

Unheimlich vielen Wasserbüffeln begegnen wir heute, es scheint, die haben die Tiere heute alle nur für uns zusammengetrieben und so treffen wir sie einzeln oder in Gruppen, vor dem Gespann, mitten auf der Straße oder im Wasser badend.

Landschaftlich war es heute anfangs nicht sehr anspruchsvoll, fast den ganzen Tag dominierten eher kahle Hügel, vor allem wird in der Region Zuckerrohr angebaut und nur in den Ebenen zwischen den Hügeln wieder viel Reis. Erst gegen Nachmittag erreichen wir wieder ein paar malerische Karsthügel.

Auf den letzten Kilometern habe ich einen Begleiter mit dem Moped, der Mann ist äußerst kommunikativ und auf knapp 10 Kilometern wiederholen wir so gut wie alle Vokabeln die ich kenne und trainieren die Aussprache für „Wasserbüffel“, „Kuh“, „Banane“ oder „Huhn“ und alles, was sich so am Straßenrand bewegt.

Und wie üblich sind wir abends recht müde, nach dem Essen kann ich mich gerade noch für ein paar Zeilen im Blog motivieren, die gelingen mir dann auch eher schwächlich, dafür brauche ich dann morgen früh nicht zu schreiben, vielleicht reicht die Zeit dann für ein paar Yogaübungen als Ausgleich für die 100 Kilometer Strecken.

8. Tag: Sonntag, der 16.Februar 2014

16. Februar 2014

Auf dem Ho Chi Minh Pfad

80 Kilometer von Sam Son nach Yen Cat, wir erreichen den Ho Chi Minh Pfad bei anfänglichem Nieselregen, dann wieder trübe bis 20 Grad, kleine Straßen und 10 km auf der 1A

Es regnet, oder eigentlich auch nicht. Es ist eigentlich nur die grauen Wolkensuppe, die so tief hängt und die 130 Luftfeuchtigkeit schlagen sich jetzt nieder und es ist mehr als ungemütlich und natürlich verlassen wir viel zu dick eingepackt das Hotel.

Zum Frühstück gibt es eine lokale Spezialität, Bun, das sind Röllchen aus Reismehlteig, die mit schwarzem Sesam serviert werden. Der Teig wird vorher auf einem Dämpfsieb ausgestrichen und zu einem Crêpe gedämpft, dann kommt der Sesam drauf und flinke kleine Hände rollen und schneiden den Bun dann. Dazu gibt es zwei frische Minibouletten vom Grill, lecker und gut.

Heute ist auch wieder der Tag der kleinen Straßen, fast am Meer entlang geht es durch winzige Dörfer und unterwegs gibt es zahlreiche kleine Märkte, neben Gemüse und Obst wird auch Fisch verkauft. Bei jedem Stopp gibt es ein großes Aufsehen, ich denke die letzen ausländischen Radler auf dieser Strecke  waren Frank , Katrin und ich vor genau einem Jahr.

Eigentlich hatte ich heute wieder eine Abenteuerstrecke durch über kleinste Pfade durch Reisfelder ausgewählt, aber wegen des Nieselregens plane ich noch mal um, denn wir wollen keine Schlammpisten fahren. Wir müssen uns noch einmal 10 Kilometer über die 1A durch den dicken Verkehr und eine Baustelle quälen und ordentlich verschlammt sind wir danach auch. Dann können wir wieder auf die Nebenstraße abbiegen und treffen nur noch ab und an ein paar Frauen auf dem Rad und dem Weg zum oder vom Feld.

Heute passieren wir mindestens10 Trauerfeiern, das Getröte und Getute der schrillen Musik ist schon von weitem zu hören, wahrscheinlich ist hier der Sonntag ein guter Tag um abzutreten oder zumindest um die damit verbunden Feierlichkeiten abzuhalten. Viel kann man dazu nicht sehen, der Sarg wird im Wohnhaus aufgebahrt und die Leute sitzen vor der Tür, ebenso wie die drei oder vier Musiker und dann ertönt stundenlang die schauerliche Musik.

Mittags finden wir ein kleine Lokal, eine Reismahlzeit verschafft uns neue Kräfte für die ersten kleinen Berge, die wir heute zu fahren haben, aber es bleibt noch ganz harmlos. Ab und zu geht es einen kleinen Hügel hinauf und dann wieder runter. Die Region schein gute Beziehungen zur alten DDR gehabt zu haben, denn ungewöhnlich viele IFA W50 sind hier heute unterwegs, die meisten der mehr als 25 Jahre alten LKW sogar in einem recht ordentlichen Zustand.

Inzwischen haben wir fast schön schönes Wetter, es ist immer noch etwas trübe, aber es sind fast 20 Grad und Hajo und ich steigen erstmalig auf die kurzen Hosen um, hoffen wir, dass es so weiter geht.

Nach einer schönen Abfahrt erreichen wir dann den Ho Chi Minh Pfad, seit ein paar Jahren ist das aber kein Pfad oder Weg mehr, sondern eine gut ausgebaute Straße mit wenig Verkehr, die uns jetzt bis tief in den Süden begleiten wird. Für heute sind wir aber recht schnell in Yen Cat und gleich am Ortseingang befindet sich ein recht neues Hotel, Restaurant ist gleich nebenan und so können wir recht faul den Abend genießen ohne uns noch groß bewegen zu müssen.

Außerdem verspricht es eine ruhige Nacht zu werden, bisher sind wir morgens immer durch Lausprechermusik und Propaganda geweckt worden, aber das Dorf beginnt erst 400 Meter weiter und so sind wir guter Hoffnung, morgen nicht um 5 Uhr aus dem Schlaf gerissen zu werden.

7. Tag: Samstag, der 15. Februar 2014

16. Februar 2014

Zum ersten Mal am Meer

103 Kilometer von Ninh Binh nach Sam Son, ein wenig Hautverkehrsstraße, viel Nebenstraße und auch kleine Wege, Kathedrale in Phat Diem und Füße im Meer, bei knapp 20 Grad und Wolken

Nach dem Frühstück brechen wir um 9 Uhr auf und rollen erst einmal mit viel Verkehr aus der Stadt. Der wird aber recht schnell weniger, als wir dann nach Süden abbiegen und noch weniger, als wir eine neue Strecke über kleine Dörfer probieren, leider ist es nur ein schlecht geteerter Feldweg. Bei Sonnenschein mag das ganz interessant sein, doch heute ist alles wieder grau in grau, dafür aber ein wenig wärmer als gestern.

Das Land ist platt und flach und überall gibt es Reisfelder zwischen den Dörfern, die Bauern sind wir überall fleißig bei der Arbeit. Heute bekomme wir zum ersten Male auch die Mud-Surfer zu sehen. Ein Bauer steht dabei auf einem Holzbrett und lässt sich von einem kleinen Traktor übers Feld ziehen, um dieses zu glätten und das Stecken der Reispflanzen vorzubereiten. Vor ein paar Jahren habe ich das noch als Wasserbüffelgespann sehen können, aber auch in Vietnam bleibt die Entwicklung nicht stehen.

Überall zwischen den Reisfeldern finden sich auch die Gräber. Für den vietnamesischen Bauern ist es wichtig, auf dem eigenen Feld begraben zu werden, doch da die Landfläche immer kleiner und die Familien immer größer werden, ist dies seit einigen Jahren nicht mehr erlaubt und es werden unfruchtbare  Brachen verwendet.

Etwas später holpern wir in Phat Diem ein. Dort gibt es eine große Kathedrale. Nicht dass es an Kirchen in der Region fehlt, dies aber ist etwas besonderes. Von außen sieht sie aus wie ein buddhistischer Tempel, bloß das oben ein Kreuz drauf gesetzt wurde, von innen gibt es viele tolle Holzarbeiten und die Innenausstattung ist eben auch wie in einer Kirche. Auf eine knappe Million Einwohner in der Diözese kommen hier 140.000 römisch-katholische Gläubige. Von denen sieht man aber heute kaum einen, lediglich eine französische Reisegruppe treffen wir auf dem Gelände und Fotografen, die mit ihren Models den schönen Hintergrund haben wollen.

Auf der kleinen Straße kommen uns heute Unmengen von Schülern auf ihren Rädern entgegen, offenbar ist die Schule gerade zu Ende, wir kommen aus den „Hello“ rufen und dem Zurückwinken gar nicht mehr heraus. unterwegs gibt es wieder viele Gelegenheiten, das reispflanzen zu beobachten. Immer sind die Bauern erfreut, von uns begutachtet zu werden, noch nie hat einer unwirsch zurück gewunken, wenn ich die Kamera gezogen habe. Doch nicht nur an Reisfeldern kommen wir vorbei, sondern es wird auch viel Gemüse angebaut.

10 Kilometer müssen wir uns dann über den Highway der 1A bewegen, da es hier die einzige Brücke über den Roten Fluss gibt. Der Verkehr ist echt sehr dicht und es ist unerträglich Lauf, aber es ist nicht gefährlich, da keiner zu schnell fährt. Trotzdem biegen wir hinter der Brücke dann gleich auf winzige Nebenwege ab, die uns manchmal fast bis ins Wohnzimmer der Bauern führen. Hier wird nicht schlecht gestaunt, wenn wir vier bunten Radler wie aus einer anderen Welt auftauchen. Doch nach 12 km wird uns die Holperei im Zickzack über die Feldwege dann zu bunt und wir stechen durch bis zur Hauptstraße zurück, sind ja nur noch 10 Kilometer bis zum Meer.

Das liegt dann auch vor uns sticht vor dem Grau des Himmels kaum ab. Trotzdem laufen wir ein paar Meter am Strand entlang und die Mädels stecken die Füße ins nicht zu kalte Wasser. Hajo und ich ist es dazu schon wieder zu kühl, wir müssen keine Panik machen, wir werden den Ozean noch ein paar Mal zu sehen bekommen und dann wird es richtig warm sein.

Das Abendessen ist dann opulent, wir starten mit Großgarnelen, dann folgen Muscheln und ein richtig leckerer Fisch. Dafür lohnt es sich schon einmal anderthalb Millionen rauszuhauen. Dafür ist das Hotel recht einfach und kostet uns nur 200.000 VND, also ca. 8 Euro.

6. Tag: Freitag, der 14. Februar 2014

14. Februar 2014

„Hoppe, hoppe Reiter………“

55 km mit dem Moped durch die Karstformationen um Ninh Binh: Hoa Lu Shrine, Bai Dinh Tempel und Bootsfahrt in Tam Coc, Versenkung eines Mopeds im Wassergraben und Happy End im Restaurant mit gegrillter Ziege, bei maximal 17 Grad, Wolken und fast einem halben Sonnenstrahl

Heute schlafen wir ein wenig länger, es ist ja schließlich Ruhetag, um 8 Uhr geht es zum Frühstück und um 9 Uhr probieren wir die Mopeds. Nachdem Hajo jahrelang und ich 12 Monate keine Moped mehr gefahren sind, fühlt sich alles etwas wackelig an, doch mit der Automatik-Honda ist alles kein Problem. Was der Vietnamese kann, das können wir auch!

So geht es dann erst einmal zur Tankstelle, wo wir für 50.000 VND zwei Liter Benzin fassen und dann können wir in die Landschaft abbiegen. Zuerst steuern wir einen kleinen Tempel an, der auf einem Karstfelsen liegt. Von der Pagode auf halber Höhe hat man eine gute Sicht über die Landschaft: Reisfelder, Dörfer, viel Wasser und Karstkegel. Wer die Gegend hier trockenen Halong Bucht genannt hat war vermutlich ein Alkoholiker auf Entzug. Zugegeben, das Meer liegt 60 Kilometer weg, aber Wasser gibt es mehr als genug.

Unser nächster Stopp ist dann der Hoa Lu Schrein, ein Tempel, der früher das zentrum einer alten Königsstadt war. Von der Stadt ist bis auf demn Tempel nichts mehr zu ahnen und bis vor wenigen Jahren , war auch dieser schwer zu finden, aber die Tourismusindustrie hat rundeherum alles geebnet und alles Reisebus gerecht gestaltet. Deshalb schlagen nicht nur alle Ausländer auf, sondern auch die Vietnamesen gleich in ganzen Schulklassen. Der Tempel ist eher klein und dunkel und nach 10 Minuten ist man einmal durch die Ahnenkammer gestiegen, viel witziger sind die vielen Schüler, die alle mit den Langnasen Fotos machen wollen, wir tun ihnen gerne den Gefallen und sind damit auf 245 verschiedenen Handyfotos verewigt.

Dann geht es weiter durch die Karstfelsen zum Bai Dinh Tempel. Dieser Komplex ist erst in den letzten 10 Jahren entstanden und ist der größte buddhistische Tempel in Südostasien, der mit drei großen Tempelgebäuden an einem Berghang liegt und fast 2 Quadratkilometer umfasst. Eine riesige Pagode befindet sich noch im Rohbau. Hier sind wir auch wieder mit hunderten von Vietnamesen unterwegs, Ausländer finden kaum den Weg hierher. Wir wandeln den Wandelgang entlang, vorbei an 300 Heiligen in Stein und erfreuen uns an der Vielfalt der Gesten der heiligen Männer und Frauen, von denen es eine Hand voll gibt.

In den Hallen warten ein riesige 1000 armige Guanyin in Bronze, in der letzten gibt es die drei Buddhas der Zeitalter und in der mittleren Halle meditiert ein riesiger Shakiamuni. Zwischen den Tempeln befindet sich eine ansehnliche Parkanlage und wir sind hier knapp zwei Stunden beschäftigt. Inzwischen darf man den Tempel nur noch mit einer Art Shuttlebus befahren, man hat etwas außerhalb eine Parkplatzanlage errichtet und muss dann dort umsteigen, um zum eigentlichen Eingang zu kommen.

Etwas hungrig nach den vielen Tempeln und Buddhas suchen wir uns einen Stand mit einer Nudelsuppe und jagen auf unseren Mopeds weiter durchs Karstgebiet. 12 Kilometer weg liegt an einem kleine Fluss der Ort Tam Coc, dort steigen wir auf ein kleines Boot um und lassen uns durch eine Schlucht rudern, so wie auch die anderen Touristen. Eigentlich wollten wir alle auf ein Boot, so wie die Vietnamesen, aber es dürfen immer nur zwei Ausländer in einen Kahn, während sich die Vietnamesen dort mitunter zu fünft vergnügen.

Der Fluss schlängelt sich mit Dutzenden Booten drauf durch ein enges Tal, trotzdem sind links und rechts noch Reisfelder, dann geht es drei Mal durch ein Felsentor in das nächste Tal und das alles auf dem Boot. Die Fahrt ist trotz des Massenansturms von Touristen immer wieder ein Erlebnis. Besonders interessant ist, dass hier mit den Füßen gerudert wird. Das heißt, die Bootsfahrer sitzen recht bequem und haben die Füße an den Paddeln und es sieht ein wenig aus wie Radfahren, ich habe es vor drei Jahren mal probiert, aber keinen Erfolg mit der Technik.

Inzwischen ist es schon wieder recht kühl geworden und wir machen uns deshalb auf den Rückweg. Wir überlegen noch kurz, ob wir noch einen weiteren Berg mit einer Pagode und schöner Aussicht besteigen wollen, entschließen uns dann aber, doch nur ein paar Fotos mit uns auf den Mopeds vor schöner Kulisse zu machen. Schließlich wollen die Frauen auch einmal vietnamesisches Fahrgefühl haben. Und da passiert es: Antje steigt auf das Moped fährt auf dem schmalen Weg 50 Meter und will dann drehen, unterschätzt aber den Wendekreis und die Leichtgängigkeit des Gases und Schwupp, landet sie mitsamt Moped im Wassergraben. Der Schreck steht ihr ins Gesicht geschrieben. Wir ziehen zuerst Antje und dann mit viel Mühe das Moped aus dem Schlamm. Zu meinem Erstaunen springt das Teil sogar wieder an. Noch eine gute Viertelstunde läuft dann Wasser aus dem Auspuff und wir tuckern zurück nach Ninh Binh zum Guesthouse.

Nach einer heißen Dusche ziehen wir dann in die Stadt zum Abendessen. Reispapierrollen mit Sternfrucht, grünen Bananen, Kräutern und gegrillter Ziege sind hier eine lokale Spezialität. Dazu essen wir noch einen leckeren Fisch und Aal und schließen damit wieder einen tollen Tag mit finalem Schockelement ab.