30. Tag: Montag, der 10. März 2014

10. März 2014

Downhill

76 Kilometer von Dalat nach Di Linh, 560 Höhenmeter, glücklicherweise mit Rückenwind bei Sonne und 32 Grad

Noch einmal heute ein dickes Frühstück im Hotel gegenüber und nicht ganz so zeitig aus dem Bett. Dann steigen wir so gegen 8.30 Uhr auf die Räder und rollen aus der Stadt. Mit Dalat haben wir gestern nicht nur den höchsten Punkt ( 1520 Meter über dem Meer) unserer Reise zurück gelegt, sondern sind auch schon den zweitausendsten Kilometer geradelt, Saigon liegt praktisch nur noch einen Steinwurf entfernt ( 280 km).

Also geht es heute gut nach unten, doch wir unterbrechen den Rausch noch einmal am Wasserfall. Der ist ganz beachtlich, aber auch nicht das 8. Weltwunder, ein Foto hat es zumindest in mein Blog geschafft. Dann haben wir alle Touristenspektakel von Dalat hinter uns gelassen und stürzen uns weiter in die Tiefe. Sogar der Wind ist mit uns und treibt uns die Autobahn hinunter und den Tacho auf über 60 km/h.

Die Landschaft hier ist recht zersiedelt und es wir überall Gemüse angebaut, später dann auch wieder Kaffee. In jeder Ortschaft gibt es eine Kirche und auf den Friedhöfen dominieren die Kreuze auf den Gräbern. Und selbst die letzten Buddhisten haben eine Guanyin vor der Haustür stehen, die man optisch fast mit der Jungfrau Maria verwechseln kann.

Unten in der Ebene, die immer noch 900 Meter über dem Meer liegt haben wir dann wieder tropische 33 Grad und schwitzen uns die Hügel hinauf. zum Glück gibt es überall Cafés, wo man ebensolches Getränk oder Zuckerrohsaft mit Eis genießen kann. Obgleich vor dem Eis in diversen Reisführern immer wieder gewarnt wird, bleibt fast keine Alternative dazu, zumindest, wenn man mit dem Rad in Südostasien unterwegs ist. Im voll klimatisierten Reisebus mag das vielleicht noch gehen, aber für uns nicht mehr und ich denke, morgen, wenn wir das Meer wieder erreichen, wird es noch heißer.

Unser Zielort Di Linh ist ein nettes kleines Städtchen und wir schlendern am späten Nachmittag über den Markt und bewundern das viele Gemüse und fragen uns immer wieder, warum das Zeug in den Restaurants nicht auf den Tisch kommt. Zumindest beim Abendessen haben wir Glück, es gibt auch Fisch und gefüllte Bittergurke.

Der Tag war nicht zu anstrengend, vor allem dank des Rückenwindes, morgen steht dann der letzte Pass auf dem Programm und dann sausen wir weiter in die Tiefe, 1400 Meter runter bis ans Meer. Nett war der Spaziergang auf dem Markt, eigentlich schienen hier alle gute Laune zu haben und wir durften nach Herzenslust Fotos machen, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Ort nur selten von Touristen aufgesucht wird.

29. Tag: Sonntag, der 9. März 2014

9. März 2014

Rund um Dalat wächst der Salat

Ruhetag in Dalat mit langem Frühstück, Schlendern durch die Stadt zum verrückten Haus und zum Sommerpalast des Bao Dai Kaisers, danach freier Nachmittag

Rund um Dalat gibt es ein Meer von Gewächshäusern und hier wächst alles was grün ist und auf den Tisch kommt, am Abend gönnen wir uns köstliche Artischocken und dazu Zuckerschoten. Auf dem Markt gibt es auch Rote Beete, frische Erdbeeren und grünen Spargel. Allerdings findet man davon in den Restaurants nur wenig. Was machen die Vietnamesen denn nur mit ihrem schönen Gemüse???? Vor allem unsere Vegetarierin Gesche ist manchmal fast am verzweifeln, wenn es wieder nur strunkigen Wasserspinat im Lokal gibt.

Beim Frühstück heute im Hotel gegenüber sieht es jedoch recht gut aus, ein schöner Obstteller rundet alles ab und Joghurt gibt es auch, so lässt sich ein Ruhetag ruhig angehen. nach dem Frühstück sehen wir uns das Verrückte Haus der Frau Hang Nga an. Am Eingang bekommen wir erklärt, dass die Architektin 14 Jahre in Moskau gelebt und studiert hat, das erklärt dann auch die Reisebusse mit dicken russischen Matroschkas und ihren dicklichen Zwergputins. Das Haus soll ein organisches Netzwerk sein und die Naturverbundenheit ausdrücken.  Aus sieht es allerdings, als ob die Schöpferin in einem Bildband von Gaudi geblättert hat und dazu einige Flaschen Hundertwasser oder wohl eher Wodka konsumiert hat. Wenn man dann auch noch einen Staatspräsidenten als Vater hat, ist die Finanzierung eher das kleiner Problem. Witzig ist es trotzdem, in dem Gebäude mit vielen schmalen Gängen, Gärtchen und Brücken herumzuklettern und die einzelnen kleinen Zimmerchen, die man auch als Hotelzimmer buchen kann, zu bestaunen.

Allerdings verlieren wir uns dabei wieder einmal aus den Augen und Schwups ist die halbe Gruppe wieder verschwunden. Etwas missmutig besichtigen Hajo und ich dann noch den Sommerpalst des letzten vietnamesischen Kaisers Bao Dai und schlendern dann zum Hotel zurück, wo wir uns dann auch alle wieder treffen.

Toll ist das Mittagessen in dem vegetarischen Restaurant. Hier wird Huhn, Fisch und Rind angeboten, aber alles besteht aus Soja oder Weizenextrakt, ist aber von der tierischen Vorlage kaum zu unterscheiden.

Am Nachmittag trennen sich dann unsere Wege jeder hat noch etwas anderes vor, Hajo und Gesche wollen mit dem Schwanenboot übern See und Antje noch ein wenig die kleinen Gassen der Stadt erobern. Für mich bleibt nur der Arbeitsplatz am Computer und sechs Tage im Blog, die es nachzutragen gilt bis zum Abendessen beim Chinesen.

28. Tag: Samstag, der 8. März 2014

8. März 2014

Ins Bergressort

52 Kilometer von Dinh Van nach Dalat, 810 hm auf Autobahn und kleiner Straße, Mittagsschlaf und Spaziergang durchs Zentrum

Nicht ganz so zeitig müssen wir heute raus und das Frühstück auf dem Markt ist recht lecker, mal wieder eine Suppe der besseren Art und die Baguettes von gegenüber sind auch nicht schlecht. Frittierte Reismehlbällchen runden das Mahl ab.

Die Route musste ich heute ein wenig ändern, den von Antje, die schon in Dalat angekommen ist, kam die Nachricht, dass die letzten 30 Kilometer schreckliche Baustelle seien, worauf wir natürlich keine Lust haben, nach den fast drei Tagen, die wir schon durch Staub und Dreck gefahren sind.

So geht es dann noch ein wenig auf der Straße 27 weiter. gestern war die noch recht ruhig gewesen, heute gibt es schon etwas mehr Verkehr und der kräftige Gegenwind ist wirklich unspaßig. So brachen wir fast zwei Stunden für die ersten 20 Kilometer und dann eine Kaffeepause mit dem üblichen leckeren Eiskaffee.

Unsere Alternativstrecke nach Dalat ist dann zuerst die Autobahn, diese biegt nach Norden ab und schon haben wir den Wind nicht mehr von vorn, sondern von schräg hinten und es lässt sich besser radeln, sogar wenn es leicht nach oben geht.

Dann folgt wieder eine Gabelung und wir testen eine kleine Nebenstrecke und haben Glück. sehr klein, landschaftlich schön und wenig befahren. Zwar wird ab und an gebaut, aber ohne Verkehr wirbelt auch kein Staub. Nach oben hin wird auch die Hitze geringer, unten hatten wir schon 30 Grad, bei einer schattigen rast 5 Kilometer vor Dalat sind es dann nur noch 27. dann folgt der letzte Anstieg und gegen 14 Uhr erreichen wir den ehemaligen französischen Luftkurort.

Vom französischen Flair ist nicht viel geblieben, die Stadt besteht eigentlich nur aus Hotels und nicht nur viele Ausländer treiben sich hier herum, sondern die Nähe zu Saigon, das nunmehr nur noch 350 Kilometer entfernt liegt, kommen auch viele Vietnamesen mal gerne übers Wochenende her. Vor allem natürlich wegen des milden Klimas, faktisch weht immer ein frisches Lüftchen, zwar ballert die Sonne hier oben in 1500 Metern Höhe über dem Meer ordentlich, aber es wird selten mehr als 30 Grad heiß. Und dafür wächst das Gemüse an den Hängen der berge. Rund um die Stadt stehen Gewächshäuser für ebendieses und für Blumen. Und das spiegelt sich dann auch auf dem Markt wieder. Erdbeeren, Zuckerschoten, Brokoli, Spargel und vieles andere, was in tieferen Regionen Vietnams nicht so gut gedeiht, wächst hier und wird natürlich auch für die Millionenstadt Saigon angebaut.

Wir suchen uns erst einmal einen Chinesen und der zaubert uns dann jede Menge leckerer Gerichte auf den Tisch. Dann schlendern wir durchs Zentrum mit den vielen kleinen Gassen und den Ständen rund um den Markt. Wirklich ein Bild zum Sattsehen und hungrig werden. An einem der Stände enden wir dann bei einem Lau, einem Feuertopf mit Seafood. Wir freuen uns über das angenehme Klima, den Fakt, dass es Antje auch wieder gut geht und die Tatsache, dass wir morgen noch einen Ruhetag haben.

27. Tag: Freitag, der 7. März 2014

7. März 2014

Königsetappe

114 km von Lien Son nach Dinh Van, zwei Pässe mit 1650 hm, bei Sonne und 35 Grad, recht gute und ruhige Straße

Da Antje wieder nicht gut schlafen konnte und sich nicht besser fühlt, entschließt sie sich dann doch, mit dem Bus nach Dalat vorzufahren. Wir bringen sie deshalb sehr, sehr, sehr zeitig noch zum Elefantencamp, von wo der Transfer möglich ist.

Gerade einmal 5.30 Uhr ist es, als wir aufbrechen und erst wenig später kommt die Sonne über den Horizont und taucht die Reisfelder und Hügel rundherum in sanfte Nebelschwaden. Wenn man dafür nicht so zeitig aufstehen müsste, könnte man eigentlich immer so früh los, um die Morgenstimmung zu genießen.

Nach 10 Kilometern durch flaches Land kommt dann die erste Steigung, rundherum ist wieder viel Wald, aber oben dann wieder karge Landschaft mit viel Maniok. Die Dörfer sind klein und die Hütten recht armeselig, an den Leitern vor der Tür erkennen wir die Häuser, die zur Muang Minorität gehören. Etwas später dann, in einem etwas größeren Ort, laufen uns auch Frauen in bunten, traditionellen Gewändern über den Weg, aber es ist nicht herauszubekommen ob das auch die Muang sind oder eine andere Minorität.

Wir kommen an einem großen Stausee vorbei, der von Fischern stark bewirtschaftet wird. Die Familien leben auf kleinen schwimmenden Häusern und das ganze Leben spielt sich auf dem Wasser ab, was von einer Brücke sehr schön zu beobachten ist.

Bis zum Mittagessen hügelt es kräftig weiter, dann finden wir kurz vor dem Pass noch ein Lokal mit Reisgerichten. obwohl parallel zu uns gerade die lokale Volleyballmannschaft inklusive Fanclub einfällt, ist die Küchenbesatzung nicht überfordert und wir bekommen unsere Gerichte recht schnell.

Dann kommt der erste Pass und es ist ordentlich heiß, als wir nach oben klettern. da die Sonne im Zenit steht gibt es auch kaum einmal eine schattige Stelle und zur allgemeinen Freude hat der einzige Kiosk, den es oben gibt, geschlossen. Bis ins nächste Städtchen sind es dann noch einmal hügelige 6 Kilometer, aber dort gibt es dann Kaffee und kalte Getränke.

Der zweite Pass dann, bei leichten Wolken und nicht mehr so hohen Temperaturen ist dann nicht mehr so anstrengen, trotzdem sind wir froh über diesen Berg zu sein. Nach einer kalten Cola geht es dann abwärts bis zum Ziel Dinh Van, dass wir gerade mit dem Dunkelwerden erreichen. 1650 Höhenmeter zeigt der Höhenmesser an, eine tolle Leistung und das wieder bei Temperaturen bis 35 Grad, unsere Königsetappe. Zwar sind wir noch nicht aus den Bergen raus, aber so heftig kommt es nicht noch einmal auf dieser Tour.

Die Suche nach einem Lokal gestaltet sich dann etwas schwierig, aber wir werden fündig  und bekommen endlich mal wieder ein paar andere Gemüse als den täglichen Wasserspinat. Zur Belohnung für den Tag gibt es dann im Hotel noch eine Massage. Die ist nicht schlecht und nicht gut, und Hajo hat sich stark dagegen zu wehren, den unteren Zentralbereich seines Körpers massiert zu bekommen.

 

26. Tag: Donnerstag, der 6.März 2014

6. März 2014

Endlich wieder Genussradeln

54 Kilometer von Buon Ma Thuot nach Lien Son, 350 Höhenmeter auf kleiner ordentlicher Straße in schöner Landschaft bei Sonn bis 35 Grad

Endlich wieder Genussradeln! Der letzten drei Tage auf dem HCM Pfad waren recht stressig, vor allem wegen des Verkehrs, so dass wir kaum noch ein Auge auf die Landschaft haben konnten. Hier in Buon Ma Thuot geht die Straße jedoch direkt weiter nach Saigon und wir haben noch einen Abstecher nach Dalat vor und biegen auf einen Nebenstraße ab. Die ist recht gut asphaltiert und es gibt weniger Verkehr, außerdem werden wir mit weniger Bergen und einer kurzen Etappe belohnt.

Landschaftlich ist es sehr reizvoll. Es gibt überall tolle Granitformationen, manchmal liegen Blöcke mit einer Größe von 20 Metern in der Landschaft. Recht trocken ist die Gegend, so dass in den Hügellandschaften fast nur Maniok angebaut wird. Am Straßenrand sitzen dann die Frauen und hacken die Wurzeln zum trocknen in kleine Scheiben und sortieren. Dabei hocken sie bei 35 Grad in der Sonne und sind eingemummelt, also ob kältester Winter sei, natürlich als Schutz vor der Sonne, aber für uns unvorstellbar, wie man es so aushalten kann.

Obwohl wir es auf gerader Strecke am Morgen wieder einmal geschafft haben, uns zu verlieren, sind wir schon gegen Mittag in Lien Son. das winzigen Städtchen liegt an einem See und der lädt zu einem Spaziergang ein, aber erst nach einem erholsamen Päuschen.

Erstaunlich ist es vor allem in so einem Nest auch noch Ausländer zu treffen, aber am See gibt es ein Elefantencamp und der dient als Zwischenstopp für die Motorradfahrer von Dalat nach Hoi An. Von den Elefanten bekommen wir aber nichts zu sehen. Dafür aber streifen wir durch das Dorf der Muang-Minorität, die in traditionellen Langhäusern wohnen. Toll sind vor allem die „Hühnerstiegen“, die als kurze Leitern dienen. Am Ende des Langhauses befindet sich dann die Küche. Das heißt, da gibt es dann im Holzhaus eine Feuerstelle, die gerade einmal von ein paar Steinen eigefasst wird. Deutsche Brandschutzexperten würden einen Schlaganfall bekommen, aber im Dorf sind nirgendwo Reste eines Feuerunfalls zu sehen.

Auch scheint die Minorität christlich zu sein, denn es gibt eine kleine Kirche, die ist jedoch eher eine Hütte und die Bänke für die Gläubigen befinden sich im Freien davor.

Ansonsten scheint das Leben im Dorf sehr relaxed, irgendwo sitzen ein paar Leute um ein Feuer und spielen, die Kinder toben im Dorf herum und wagen sich auf recht dünne Äste im Baum und überall laufen die Tiere frei rum, Hühner, Enten, Katzen und Wasserbüffel, nur von den Elefanten des Camps bekommen wir keinen zu Gesicht.

Um den See gibt es grüne Reisfelder und ein paar nette Kaffees. Hier zu sitzen, eine Getränk zu schlürfen und sich den kühlen Wind um die Ohren sausen zu lassen ist eine Wonne. Nicht zu spät ziehen wir dann zum Abendessen ins fast einzige Lokal, denn morgen geht es sehr zeitig los, wir haben eine schwere Bergetappe vor uns. Antje fühlt sich schon ein oder zwei Tage nicht so toll und überlegt deshalb, morgen auf den Bus umzusteigen. Im Elefantencamp habe ich deshalb nachgefragt und sie will morgen früh entscheiden, ob sie fährt oder nicht.