Der letzte Ritt
102 Kilometer von La Gi nach Vung Tau, 386 hm und leichter Rückenwind bei Sonne und 36 Grad, wahrscheinlich unser letzter Fahrtag
Schon ein komisches Gefühl, dass wir heute wohl zum letzten Mal aufs Rad steigen. Ganz sicher ist es noch nicht, denn wir wollten ja dann von Vung Tau mit dem Tragflächenboot nach Saigon. Da aber seit einem Brand im Januar der Betrieb eingestellt ist, wissen wir noch nicht, ob es eine Alternative gibt, oder ob wir dann doch über die Autobahn nach Ho Chi Minh Stadt brettern müssen.
Aber so weit sind wir noch nicht, denn wir starten heute wieder einmal sehr zeitig in La Gi. Schon um 6 Uhr morgens ist es ungewöhnlich warm, das wird heute mehr als heiß werden, deshalb gibt es gleich zum Frühstück Eiscafé und ein paar Baguettes dazu.
Der Wind bläst heute auch schon am Morgen ein wenig, glücklicherweise halbwegs aus der richtigen Richtung. im letzten Jahr hatte ich die Route am Meer entlang gewählt, die ist aber recht windanfällig, deshalb nehmen wir heute die Strecke, die etwas weiter weg vom Ozean liegt und haben Glück.
Gegen Mittag überholen uns wieder die Motorradfahrer, die wir schon in Dalat getroffen haben, da wird doch heute nicht wieder das Radrennen stattfinden. Straßenmarkierungen auf Sprint und Ziel verdichten sich und dann beginnt ein großes Tatü-Tataa und hinter uns tauchen die Radfahrer auf. Der Jubel am Straßenrand von den Zuschauern, die sich sporadisch eingefunden haben gilt uns, das ist natürlich witzig, wenig später zieht dann das Feld an uns vorbei, ich hätte schon Lust gehabt, mich für ein paar Kilometer einzuklinken, zu schnell waren die nicht, vielleicht 30 km/h, aber mit meiner kaputten Schaltung brauche ich da nicht einmal dran zu denken.
Nur ein paar Kilometer weiter ist das Ziel, eigentlich schade, wenn wir nur 5 Minuten schneller gewesen wären, wären wir hier als erste durchgefahren, macht schon Spaß so ein Radelerlebnis mit Zuschauern an der Straße, gibt ein wenig Tour de France Gefühl und unser Doping heute ist Zuckerrohrsaft, den es an jedem Stand gibt.
Bei wieder einmal 36 Grad braucht man fast 6 Liter Getränk pro Tag und weniger zu Essen, auf der Anschlusstour nach Kambodscha wird es noch extremer werden.
Heute sehen wir auch ab und an Bauern auf den Reisfeldern, es wird geerntet. Vor 5 Wochen um Hanoi wurden gerade einmal die Felder vorbereitet oder die kleinen Pflanzen gesteckt. Heute liegt der Reis auf freien Flächen vor den Höfen und wird getrocknet.
Auf der Autobahn soll es dann nach Vung Tau gehen, noch 20 km bis zum Ziel. Die Ausschilderung ist chaotisch, der Wegweiser zeigt nach links, da ist aber die falsche Spur. Während Hajo und ich in verschieden Richtung sehen, kollidieren wir und ich gehe zu Boden, Gesche fährt noch hinten drauf, glücklicherweise passiert nicht viel, bis auf ein paar Abschürfungen am Reiseleiter kommen wir glimpflich davon und brauchen, nachdem wir dann die richtige Spur gefunden haben, erst noch einmal einen Kaffee.
Es ist 15 Uhr als wir in Vung Tau ankommen und wenn man vom Rad steigt und der Wind nicht bläst, dann merkt man, wie heiß es eigentlich ist. das spricht natürlich für ein Schläfchen, bis die Sonne nicht mehr so hoch steht, dann ziehen wir um den Block und finden einen netten Straßenstand mit Seafood. Für 12 Euro essen wir Krabben, Muscheln, Aubergine und zwei kleine Thunfische und sind satt bis zum Umkippen. Zu Hause hätten wir für den Preis nicht einmal die Getränke bekommen.
Vom Fenster kann man das Meer hören und sehen, es rauscht beruhigend vor sich hin und morgen ist Ruhetag, viel bewegen werden wir uns nicht, das ist ganz gewiss.