38. Tag: Freitag, der 23. Januar 2015

26. Januar 2015

Wiedervereinigung in Saigon

Ankunft meiner Gruppe in Saigon und Spaziergang, sonnig und klar bei 30 Grad

Mit neuem Visa in der Tasche schläft es sich wirklich entspannter und lange, schön, wenn man am Morgen mal keine Gruppe „am Hals “ hat. Das ist jetzt natürlich nicht ernst gemeint, letztlich haben wir gemeinsam mehr als 2000 km hinter uns gebracht. nach einem dicken Frühstück mit Pfannenkuchen und Joghurt mache ich mich dann auf zum Bootsanleger und 10 Minuten später taucht dann auch das Tragflächenboot aus Vung Tau auf und meine Gruppe kommt heil an.

Schön, dass es diese Verbindung wieder gibt, im letzten Jahr war diese nach einem Brandunfall still gelegt worden, jetzt ist die Fähre wieder in Betrieb. Eigentlich ist es nicht erlaubt, Räder mit an Bord zu nehmen, aber wenn die Fähre nicht ausgebucht ist, geht das dann doch ohne Probleme. Am Wochenende sollte man vielleicht nicht damit rechnen die Räder an Bord zu bekommen.
Wir wühlen uns dann vom Anleger zum Hotel, das ist nicht so weit, vielleicht drei Kilometer. Der verkehr in Saigon wird immer als Paradebeispiel für verkehrschaos angesehen, aber meiner Ansicht nach geht es harmloser zu als in Hanoi. Zwar gibt es mehr Mopeds auf den Straßen, aber die Infrastruktur ist einfach besser organisiert und alles läuft flüssiger. Vor allem ist die Zahl der „Trolle“, die einem auf der falschen Fahrbahnseite entgegenkommen wesentlich geringer.


Da die Zimmer noch nicht ganz fertig sind, ziehen wir erst einmal in ein Lokal zu einem „Saigon“ Bier und ein paar frischen Frühlingsrollen und besprechen den gestrigen Tag und die Pläne für Saigon. Dann haben wir etwas Zeit für ein Schläfchen, Wäsche waschen und sortieren des Gepäcks und ziehen dann am späteren Nachmittag noch einmal los, die Umgebung erkunden.

Untergekommen sind wir in der Pham Ngu Lao Straße, das ist das Touristenviertel an sich. Zwischen zwei Straßenzügen gibt es nur Hotels, Restaurants, Bars, Massagen und Reisebüros. Dazwischen wirklich viele Touristen und fast ebenso viele fliegende Händler, die einem ständig Sonnenbrillen, Feuerzeuge, Karten, Nagelklipper, gefälschte Bücher und was weiß ich nicht alles andrehen wollen. Sitzt man im Restaurant, kommen diese im Minutentakt vorbei.

Wir ziehen eine große Runde durch den Stadtpark, hier tobt das Freizeitleben der Saigoner, das heißt spazieren gehen und Sport treiben: Joggen, Tanzen, Badminton oder am beliebtesten einen gefederten Ball mit den Füßen hin und her spielen. Dabei zeigen die Leute erstaunliche Wendigkeit, die sich in Kicks über den Kopf oder Roundhouse Tritten manifestiert. Andere turnen an Geräten herum und stärken Bauch- und Beckenmuskulatur. Weiter hinten im Park ist die „English Corner“, hier lauern vietnamesische Studenten den Touristen auf, um mit ihnen Englisch zu reden. das ist aber meist recht nett, auch wenn einige mehr als schauderhaft Kauderwelschen, na ja, jeder hat mal angefangen.

Über die touristische Meile geht es dann wieder zurück, langsam beginnt das Nachtleben, für das Saigon berühmt und berüchtigt ist. Hier werden die Bürgersteige nicht um 22 Uhr hochgeklappt, hier geht es um 22 Uhr erst richtig los, da wird es in den Bars laut und die Mädchen in Miniröcken häufiger.

Wir ziehen beim Inder ein und essen uns durch die Karte, schön scharf und gut und ein wenig zu viel, deshalb muss das Nachtleben der Stadt wohl noch einen Tag warten.

37. Tag: Donnerstag, der 22. Januar 2015

26. Januar 2015

5 Minuten in Kambodscha

Visa Run von Saigon an die kambodschanische Grenze

Einen Tag hat mein Visum noch vorzuweisen und heute wird es damit richtig interessant. Ich habe bei einer Agentur einen Visa Run Trip gebucht, 160 Dollar kostet der Spaß und nach dem Frühstück werde ich vom Hotel abgeholt. Mit dem Moped geht es zu einer Agentur, dort bekomme ich einen Briefumschlag und ein Zettel mit Telefonnummern, einen für die Grenze, einen für Phnom Penh. In fünf Stunden soll ich wieder zurück sei, bin gespannt, wie die das machen wollen.
Dann geht es mit dem Moped weiter, der Bus steht nur 2 Minuten weiter bereit und der startet 10 Minuten später, mit anderen Reisenden, die auch ins Nachbarland wollen. Zum Schlafen komme ich im Bus nicht, bin halt doch etwas angespannt und es läuft „Tekken“ im Busvideo. Auch wenn der Ton nicht sehr laut ist, kann man die einfach gestrickte Handlung bei Actionfilmen doch immer gut nachvollziehen.

Der Film ist vorbei und wir erreichen wenig später die Grenze. ich wähle die erste Telefonnummer, Herr Tung. der steht direkt schon vor dem Bus und wartet auf mich, der Brief wechselt den Besitzer, ich darf auf sein Moped steigen und es geht zum vietnamesischen Grenzer, Herr Tung zieht mich an der langen Warteschlange vorbei, und ich bin nach 20 Sekunden wieder aus Vietnam ausgereist. Wieder aufs Moped geht es zum kambodschanischen Immigration, Herr Tung füllt das Formular für mich aus und schon habe ich mein Visum für Kambodscha, dann wieder rauf aufs Moped und zur Einreise. Hier gibt es noch einmal eine telefonische Nachfrage, aber 2 Minuten später bin ich in Kambodscha eingereist. Wieder 300 Meter mit dem Moped, auf der anderen Straßenseite, ich reise keine fünf Minuten später wieder aus Kambodscha aus. Mit dem Moped geht es dann zum vietnamesischen Immigration Büro. Dort dauert es dann immerhin fast 10 Minuten und ich habe mein Visum im Pass, ohne Formulare, ohne Passbilder, ohne Unterschrift.

Noch einmal 300 Meter mit dem Moped, wieder an allen Schlangen vorbei und ich bin wieder in Vietnam. Mr.Tung entschwindet schon, ich winke ihn noch einmal zurück und frage: „Thats all?“ „Yes“ und will wieder gehen. Ich drücke ihm noch ein schönes Trinkgeld in die Hand und meine es wirklich ernst mit meinem:“Nice to meet you!“ Er grinst, schüttelt meine Hand und entschwindet in der Masse, in dem Briefumschlag, den ich mitgebracht waren noch Unterlagen für ein knappes Dutzend weiterer Kunden die Herr Tung heute wohl noch auf einen Mopedritt einladen wird.

Mein Bus steht schon wieder vor der Tür und macht sich auf den Weg zurück nach Hanoi, der Beifahrer wühlt in seiner Tasche und sucht eine DVD, er will eine Raubkopie von „Jump Street“ einlegen, ich schüttle mit dem Kopf und weise auf „The Interview“, die umstrittene Komödie über den koreanischen Diktator. Fast sogar witzig, aber zum Schluss wieder amerikanisch pathetisch, war aber wohl kaum anders zu erwarten. Kaum ist der Film zu Ende sind wir dann schon wieder in Saigon, es ist 13.30 Uhr und ich habe ein weiteres Visum für einen Monat im Pass. Damit fällt mir ein Stein vom Herzen und die nächste Tour kann nächsten Montag ohne Stress beginnen.

36. Tag: Mittwoch, der 21. Januar 2015

26. Januar 2015

Nach Vung Tau, nach Saigon!

100 km für die Gruppe nach Vung Tau, 168 km für mich nach Saigon, Sonne und leichter Wind bei 32 Grad

Letzter Tag auf dem Rad, denn wir haben ja wieder den Plan, mit dem Tragflächenboot nach von Vung Tau nach Saigon zu fahren und wir werden uns heute trennen müssen. Mein Visum läuft in zwei Tagen aus und im Widerspruch zur Angabe der vietnamesischen Botschaft in Berlin und des Immigration in Hanoi, bekomme ich es in Saigon nicht verlängert, die Gründe dafür varieren von Person zu Person, die man dafür befragt. Meine Frau hat aber einen Adresse in Ho Chi Minh City aufgetan und die schicken mich morgen auf einen Visa-Run nach Kambodscha, hoffe dass es klappt, sonst sitze ich dann in Kambodscha fest, die neue und die alte Gruppe hat keinen Reiseleiter mehr und mein Gepäck wäre dann auch noch alles in Saigon. Aber ich mag wirklich nicht über eine solche Katastrophe nachdenken, schadet meinem Schönheitsschlaf in der Nacht.

So kommt es, dass wir dann heute nur den halben Tag zusammen radeln, wir versuchen es alle noch einmal zu genießen, wer weiß, wann jeder von uns wieder in Vietnam ist und so nehmen wir langsam Abschied von Reisfeldern, Bäuerinnen mit den typischen vietnamesischen Hüten, den Non La. Wir genießen jeden Kaffee doppelt und vor allem die Sonne.
Nach dem Mittagessen biegen meine Leute dann nach Süden ab in Richtung Vung Tau. Mein Plan ist es, bis zur Autobahn zu fahren und dann auf einen Bus umzusteigen. Die Autobahn erreiche isch schnell und die macht einen Schwenk nach Norden und ich habe die mittlere Bries dann ordentlich im Rücken und schon will ich nicht mehr in den Bus. Die ersten 60 km sind in knappen zwei Stunden runtergerast, dann gönne ich mir einen Kaffee, ein Bier und ein Sprite und das bringt genug Energie für die fehlenden 40 Kilometer. Leider kommen wegen eines militärischen Sperrgebietes noch einmal acht Kilometer Umweg dazu: „Enemy no entry“ erklärt mir der freundliche Posten, also macht der „enemy“ kehrt und fährt außen herum. Gegen 18 Uhr erreiche ich dann langsam die Stadt, das ist gut so, denn es wird langsam dunkel. Noch einmal kommt ein Umweg dazu, früher gab es über den Flussarm zum District 1 eine Fähre, heute gibt es einen Tunnel. Der ist zwar für Mopedszugelassen, aber nicht für Fahrräder. Eigentlich interessiert mich so etwas weniger, aber neben dem üblichen Posten mit Armbinde und Fähnchen bewaffnet, sitzen noch ein paar Polizisten und rauchen und neben ihnen steht ein verdammt schnelles Motorrad. Also muss ich auch hier außenrum fahren.


19 Uhr bin ich im Hotel, warme heiße Dusche, dann gleich nebenan zum Inder und noch ein Bier auf der Straße, morgen früh wird es dann spannend, mal sehen wie das funktionieren soll mit dem Tagestrip nach Kambodscha.
Die Gruppe ist auch gut in Vung Tau angekommen, der Plan für morgen: Strand, baden, kühle Biere trinken.

35. Tag: Dienstag, der 20. Januar 2015

26. Januar 2015

Tag der Drachenfrüchte

70 Kilometer von Phan Thiet nach La Gi, Sonnenschein und 32 grad, leichter Wind

Ist heute wirklich schon der vorletzte Radtag dieser Tour, wie schnell die Zeit vergeht und trotzdem scheinen auf der anderen Seite, die tag von Hanoi schon weit zurück zu liegen und Weihnachten in Ninh Binh, das ist auch schon eine Ewigkeit her.

Ein gemütlicher Radtag wird es zumal auch, nur 70 Kilometer und keine Berge sind zu fahren, nach dem Frühstück versuche ich wieder einmal eine meiner berühmten Abkürzungen, die Strecke, die uns auf die Nebenstraße am Meer bringen soll ist zwar kürzer, holpert aber mächtig durch die Vorstadt und führt an Müllhalden vorbei und verwandelt sich in einen sandigen Feldweg, die Leute hier in ihren ärmlichen Hütten, haben definitiv hier noch keinen westlichen Radfahrer vorbei fahren sehen. nach 2 Kilometern sind wir dann auf der Uferstraße. Es geht heute den ganzen Tag immer mehr oder weniger nahe am Meer entlang. es gibt unzählige kleine Ressorthotels, aber es herrscht gähnende Leere, in den Anlagen sieht man kaum Touristen. Zielgruppe sind Russen, denn es wird hier alles in Russisch angeboten: Bootsausflüge, Angeltouren und Restaurants werden hier alle in Russisch angepriesen.

Neben den Hotels gibt es dann zahlreiche Investruinen und Baustellen, die der Küste hier einen eher depressiven Charakter verleihen. Erst nach 20 Kilometern wird es schöner, die Hotels hören auf, wir fahren durch kleine Dörfer und Reisfelder und viele Drachenfruchtplantagen. An einem Stand bekommen wir dann sogar die noch leckerer Version der Frucht zu essen, von außen nicht zu unterscheiden, ist das Fruchtfleisch nicht weiß, sondern tiefrot und wesentlich aromatischer.


Angekommen in der Kleinstadt La Gi machen wir uns recht schnell auf den Weg zum Fischereihafen, überall wird auf dem Platz vor den großen Lagerhallen Seafood sortiert, gekühlt und verpackt. Eisblöcke werden umgeladen, geschreddert und auf die zum Auslaufen bereiten Boote gebracht. Von großen Fischen leider heute nicht viel zu sehen, die werden vermutlich am zeitigen Morgen hier an Land gebracht. Trotzdem interessant, wenn auch olfaktorisch nicht unbedingt ein Hochgenuss. nach eine knappen Stunde sind wir froh, aus dem strengen „Fischduft“ wieder heraus zu sein.

La Gi hat noch eine Besonderheit, es gibt nicht ein einziges Lokal in der Stadt, in dem man Fisch zu essen bekommt, dafür aber Straßenstände mit Fruchtsäften und Smoothies. Leckere Sache und zwei von diesen Shakes sind schon fast eine Mahlzeit.

34. Tag: Montag, der 19. Januar 2015

25. Januar 2015

Zurück ans Meer

101 km von Di Linh nach Phan Thiet, 700 hm über den letzten Pass, dann Downhill runter ans Meer

Der letzte Bergtag ist noch einmal unglaublich schön, die Landschaft bietet noch einmal alles auf, um uns von ihrer Schönheit zu überzeugen, gleich nach dem Frühstück vermissen wir aber erst einmal Michael, den wir hier auf „T.C.“ umgetauft haben, das bedeutet so ausgesprochen und “ Thuỵ Sỹ“ vietnamesisch geschrieben: Schweiz. Auf alle Fälle hat ihn niemand nach dem Frühstück wegfahren sehen und da die Nudelstube direkt an der Kreuzung liegt, gingen wir davon aus, dass „T.C.“ ( mit der Gruppenkasse) in die falsche Richtung geflüchtet ist. Heldisch macht sich Christian an die Verfolgung, kehrt aber nach 20 Minuten unverrichteter Dinge zurück. Michael war eben doch nicht „geflüchtet“, sondern ist einfach an uns vorbeigehuscht. Beim ersten Cafe treffen wir ihn dann wohlbehalten wieder.

Kaffee bestimmt heute noch einmal massiv das Bild der Berge hier, Plantagen, Plantagen und noch mehr Plantagen….soweit das Auge reicht, der Urwald ist weit zurückgedrängt und holt uns erst am Pass oben noch einmal ein. Hinterm Pass ändert sich das Bild, die Landschaft wird kahler und trockener, hier ebne wohnen Minderheiten in relativer Bescheidenheit. Kaum noch Steinhäuser, viele kleine Holzhäuser und viele Kinder. Hinter den Dörfern beginnt dann die große Abfahrt. Schmale, gute Straße durch dichten Wald und 1200 Meter nach unten, danach ist es bestimmt 10 Grad wärmer, vorbei ist es mit dem Kaffeeanbau, dafür beginnen jetzt die Drachenfruchtplantagen.

Die in Deutschland nach lasche Kiwi schmeckenden Früchte sind hier auf den Märkten wesentlich leckerer und aromatischer. Sie sind die Früchte einer Kaktusranke, die hier auf großen Feldern angebaut werden. Dazu werden ca. 2 Meter hohe Betonpfähle eingegraben, an denen sich die Pflanzen stützen können. Auch wird hier in der Ebene wieder viel Reis angebaut, der steht hier schon richtig hoch und es dauert nur noch etwas mehr als einen Monat und er wird schon wieder geerntet.


Helma hat in Phan Thiet noch einmal Pech und wird von einem Mopedfahrer geschnitten und geht zu Boden, wieder auf den gerade verheilten Ellenbogen, kein Wunder, dass sie erst einmal stinksauer ist. Weggebrochen ist auch die Halterung für die Lenkerbox, ansonsten glücklicherweise nix passiert. Der „Unfallgegner“ hat zwar angehalten, aber sich dann doch recht schnell aus dem Staub gemacht.

Wir rollen dann in der Hafenstadt ein. Im Hafen liegen hunderte von größeren Fischerbooten, ein bunter und schöner Anblick, unser Hotel mit Seeblick ist leider voll, aber wir machen abends noch einen kurzen Spaziergang am Meer entlang und ziehen dann ins Seafood Restaurant ein, noch einmal lecker frischen Fisch und Shrimps in großen Mengen!