Schwimmender Markt
Bootsausflug zum Schwimmenden Markt und Schlendern durch Can Tho
Genau halb sechs fängt der Motor an dem kleine Boot zu tuckern an und wir fahren auf den dunklen Mekong hinaus, gerade einmal vier Leute passen ins Boot, deshalb habe ich zwei Boote angemietet. So richtig wach ist keiner von uns, aber das wird nach dem ersten Kaffee und der kommt bald. kaum erreicht man die ersten Schiffe und Boote, die hier mit Obst und Gemüse voll beladen vor Anker liegen, kommen sofort die fliegenden Händler in kleinen Boote und umschwirren die Touristenboote und verkaufen Kaffee, Früchte und auch Nudelsuppen. ist schon erstaunlich, wie man das gesamte leben auf Wasser umstellen kann, nach fünf Generationen wachsen dann bestimmt auch Schwimmhäute.
Vielleicht 60 größere und mittlere Schiffe und Boote liegen hier vor Anker, dann kommen aus der Umgebung die Zulieferer und Verteiler und es setzte ein reges be- und entladen ein. Melonen wechseln bergeweise den Besitzer und werden dann flussabwärts davon geschippert. An den Fahnenstangen hängt eine Ananas, oder Wasserrettich oder ein Bund Lauchzwiebeln, so weiß man schon auf die Ferne, was hier gehandelt wird. Eine gute Stunde können wir das Treiben hier bestaunen, mit unseren kleine Booten können wir überall durchschlüpfen.
Die Händlerfamilien wohnen auf den Booten, aus manchem Fenster winken die Kinder, ein Hund tobt übers Deck und auf dem Vorschiff steht und kräht ein stolzer Hahn. Überall gibt es etwas zu sehen und zu staunen. Hinter dem Markt biegt unser Boot dann in einen kleine Kanal ein und wir schippern den Leuten faktisch am Wohnzimmer oder der Küche vorbei, ein Junge hängt draußen auf der „offenen“ Toilette und lässt sich durch die Touristenboote überhaupt nicht stören. Die Häuschen am Kanalarm sind auf Stelzen gebaut, entweder aus Beton oder aus manchmal beeindruckend dünnen Stöcken und Stämmen. Doch der Untergrund ist eben weich und schlammig und so manches Häuschen Schlagseite und schein in den Fluss rutschen zu wollen.
Wir stoppen an einer Fabrik für Reisnudeln, was trotz der vielen Touris recht interessant ist, Reismehl wird zu einem dicken Brei verarbeitet, der wird auf ein Dämpfsieb gestrichen und nur wenige Sekunden gedämpft, dann abgezogen und im Freien getrocknet, diese Reiskekse werden dann durch eine große Nudelmachine gejagt und heraus kommen die Reisnudeln, die man natürlich hier gleich auch in einer Suppe probieren kann. Und auch leckere Reismehlpfannküchlein.
Dann tuckelt unser Boot wieder eine Stunde den Mekong herunter zurück zum Hotel, hier gehen wir dann eigene Wegen, ich betreibe ein wenig Augenpflege und schreibe mein Blog und mache noch einen Spaziergang. Auf die Tempel verzichte ich in diesem Jahr, schlendere nur über den schönen Markt und durch ein paar kleine Handwerkergassen. Hier ist man Bootsmotoren, Schiffsschrauben und andere Sachen, die mit Fischerei und Schifffahrt zu tun haben, spezialisiert.
Der Markt wird auch wieder von Fisch und Gemüse dominiert und ist sehr bunt und durcheinander. Dazu kommen kleine Plastikbäume mit Goldpapier umwickelt, rote Briefumschläge und anderer Kitsch in Rot und in Gold. Das Tet-Fest, das vietnamesische Neujahr naht, dann wird eine Woche lang jegliche Tätigkeit im Lande flach liegen und kaum ein Restaurant geöffnet haben. Alle fahren zu ihren Familien und begehen dort das Fest. Auf dem Nachtmarkt gibt es einen Stand mit „Weihnachtsbäumen“, das sind hier kleine Orangenbäume, die müssen zum Tetfest natürlich neu austreiben, deshalb werden die Bäume hier gerade mit mühevoller Handarbeit entlaubt, damit sie in zwei Wochen, pünktlich zum Fest frische kleine Blätter austreiben können.
Zum Abend wird wieder einmal ein Abschied fällig. Thomas und Marie wollen noch ein paar Tage länger in Can Tho bleiben und wir sitzen lange im Lokal und reden noch einmal über die letzten Wochen, Tage und Eindrücke und hoffen auf ein Wiedersehen auf einer weiteren Tour, oder vielleicht sogar schon in Siem Reap oder Phnom Penh, die Welt ist ja schließlich ein Dorf. Also dann Tschüss Thomas und Marie, alles Gute und für den Leser hier auch Thomas Blog: www.tokiunterwegs.de