Dienstag, 22. April 2008, von Aschchabad nach Abiwerd, 125 Kilometer, 227 Höhenmeter: „Historisches Wüstenlager“

25. April 2008

Wieder ein umwerfendes Frühstück im Hotel, ganz nach meinem Geschmack, mit viel Salat und Käse, aber auch die Müsli- und Marmeladenbrot Fraktion hatte nicht zu klagen. Vor dem Start wechselt Andre noch seine Sattelstütze, die Führung der Federung war, wie zuvor schon bei Ulli, total zerbröselt. Aus der Stadt heraus ist alles noch begrünt und ab und zu gibt es noch einen weiteren Monumentalbau in weißem Marmor, von Wohnvierteln ist nur wenig zu sehen. Dann stehen wir wieder in der Wüste, staubig und trocken, aber wir haben leichten Rückenwind und so radelt es sich sehr beschwingt, zumal die Straße am Anfang vierspurig und frisch asphaltiert ist. Während auf der rechten Seite unendlich trockene Weite liegt, ziehen an der rechten Seite ziemlich hohe Bergketten dahin. Die Karte zeigt, dass dort in vielleicht zehn Kilometer Entfernung schon der Iran liegt und ab und zu zieht auch ein Truck mit iranischem Kennzeichen an uns vorbei.

Gegen Mittag wird es dann etwas grüner, wir kommen wieder an bewässerten Feldern vorbei und überqueren dann erstmals den Karakorumkanal, der das Wasser vom fast 800 Kilometer entfernten Amurdaja heranführt. Diesem Fluss fehlt dann das Wasser für den Aralsee, der inzwischen zu zwei Dritteln ausgetrocknet ist. Dafür kann hier dann auf riesigen Flächen Baumwolle und Getreide angebaut werden.

Zum Mittagspicknick haben wir dann schon wieder 75 Kilometer hinter uns gebracht und 13 Uhr geht es weiter. Inzwischen zeigt das Thermometer 29 Grad im Schatten. Wer hätte so etwas noch vor ein paar Tagen gedacht, als wir im Wind vor Kälte geschlottert haben.

Abiwerd ist Siedlung, die Anfang des letzten Jahrhunderts aufgegeben wurde, mit einer dreitausendjährigen Geschichte. Viel ist von der Stadt nicht mehr übrig, lediglich Ruinen aus Lehm, der Wassergraben und die ehemaligen Stadtmauern sind noch erkennbar. Direkt davor bauen wir unser heutiges Zeltlager auf. Nach einem nachmittäglichen Kaffee, einen Luxus, den wir uns lange nicht mehr geleistet haben, stampfen alle durch die Ruinen und machen Fotos. Überall liegen noch Scherben herum, an der Farbe soll man angeblich das Alter ableiten können. Ansonsten gibt es nicht mehr viel, trockenes Gras, in dem sich eine Schlange rasch entfernt und auch eine Schildkröte ergreift relativ schnell die Flucht. Aber es ist schön so frei in den Ruinen herumstreichen zu können.

 

Unsere Küchenmannschaft ist schon wieder fleißig am Kochen und es duftet nach Rindfleisch und Kartoffeln, die im großen Kessel vor sich hin schmoren. Langsam senkt sich die Sonne zum Horizont und verschwindet dann nach und nach hinter den Ruinen.

Noch einmal quietschen Reifen auf dem Parkplatz und ein großer dunkler Jeep fährt vor. Es ist der Verantwortliche für die historische Stätte und kam, um nach dem Rechten zu sehen. Nun erfahren wir, dass es nicht erlaubt ist in den Ruinen herumzulaufen, Scherben zu sammeln und besonders sei es nicht erlaubt Fotos zu machen. Wir sehen uns alle an und grinsen in uns hinein, alle haben ihre Spaziergänge hinter sich gebracht, in einigen Taschen klimpern Scherben, und die Bilder sind auch alle im Kasten. Inzwischen ist es eh zu dunkel für irgendwelche Aktivitäten auf historischem Grunde und inzwischen wartet unser Essen auf uns. Ich habe nur mein Innenzelt aufgebaut und habe daher aus dem Zelt einen wunderbaren Blick auf den Sternenhimmel, eine Sternschnuppe durchschneidet die Nacht und ich wünsche mir noch etwas Schönes und schlafe ein Angekommenen schon weg getrunken. Der Wirt verspricht zwar in ein oder zwei Stunden für Nachschub zu sorgen, dies wird aber dann doch nichts mehr. Die Zelte bauen wir etwas hinter der kleinen Raststätte auf, es ist schwierig einen Platz zwischen den Dornenbüschen zu finden und obwohl die Wüste immer noch glüht, behalte ich meine schweren Schuhe an, denn der Dorn von heute Mittag schmerzt immer noch. Als die Sonne tiefer sinkt werden auch noch die Moskitos abenteuerlustig und hoffen bei uns blutige Beute machen zu können. Sie werden wohl auch recht satt, aber ich ziehe mir meine Regenkleidung an und eine dicke Gore-Tex Schicht ist so auch das einzige, durch das diese wilden Biester nicht hindurch stechen können. Aus Mangel an Getränken und des weiteren Ansturms der Insekten, verziehen sich alle nach dem leckeren Abendbrot mit Plow und Salat recht bald in ihre Zelte zurück. Ich genieße noch ein wenig den Sternenhimmel und krieche dann auch in mein Innenzelt, das hervorragenden Schutz gegen die Moskitos bietet.

Montag, 21. April 2008, Ruhetag in Aschchabat

21. April 2008

Was für die Anderen ein Ruhetag ist wird für mich wohl harte Arbeit werden, denn das Internet geht nur über Modem und ist quälend langsam. Draußen futuristische Prachtbauten, innen digitales Mittelalter, das Frühstück dagegen eher bürgerlich spießig, aber super gut. Eine riesige Auswahl an Salaten, Fleisch und auch sonst Alles, was der westliche Tourist so mag, lässt keinen Wunsch mehr offen. Dann stürze ich mich an die Arbeit und verknote meinen Rechner mit dem Telefonnetz. Dann heißt es Texte schreiben, Fotos sortieren und bearbeiten und alles versenden. Letzteres dauert am längsten und kostet mich 6 Dollar pro Stunde. Irgendwann gegen 13 Uhr sehe ich nur noch bunt Flecken auf dem Bildschirm und entschließe mich zu einem Spaziergang. Aus dem hotel steuere ich auf die Prachtavenue zu. Links und rechts monumentale Regierungsgebäude, Quaderförmige Kästen mit Kuppel oder traditionell orientalisch mit vielen Kuppeln gehalten. Große breite Straßen mit nicht zu vielen Autos, aber an Menschen fehlt es hier. Nur überall Polizei und Armee. Ich fotografier links und recht und werde immer wieder darauf hingewiesen, dass ich das nicht darf. Wozu diese tollen Gebäude, wenn keiner da ist, der sie ansieht und wenn man nicht einmal fotografieren darf. Ich fotografiere trotzdem weiter und so habe ich wohl heute ein gutes Dutzend Bilder von Gebäuden, die nicht fotografiert werden dürfen. Ich hoffe, dass mich keiner meiner Leser an die Hiesige Polizei verrät! Am anderen Ende eines riesigen menschenleeren Platzes steht wieder ein Turkmenbashi Denkmal, obenauf eine goldene Statue des großen Führers, der sich mit der Sonne dreht. Stalin hätte hier, den Personenkult betreffend noch einiges lernen können. In dem folgenden Park gibt es wenigstens ein paar Leute. Ein paar alte Männer spazieren an den Springbrunnen entlang und Liebespärchen halten Händchen. Ich darf auch ein Bild von einem jungen Pärchen machen, aber nur mit dem Versprechen, dass es in Turkmenistan nicht veröffentlicht wird und Mutti und Vati der jungen Dame nichts davon erfahren. Ich glaube, dass Versprechen kann ich halten. Hinter dem Prunkviertel beginnt wieder die Sowjetunion, zumindest optisch. Häuser aus den 50er Jahren und vermüllte Hinterhöfe mit schrottreifen Autos. Die Benz und BMW sind eher auf den großen Straßen zu finden. Die Frauen, zumindest die Turkmeninnen, tragen wunderschöne lange enge Kleider, die zu ihren schlanken Figuren passen. Viele andere Frauen dann eher westlich und sehr knapp, wohl hauptsächlich Russinnen, von denen es hier im vergleich zu den anderen bereisten Ländern sehr viele gibt. Auch sprechen die Leute durchweg gut Russisch, ob jung oder alt. Leider muss das an Eindrücken reichen, denn im Hotel wartet noch jede Menge Arbeit auf mich und ich werde nicht einmal Zeit zu einem Mittagsschlaf haben.

Und so wird es dann auch, ich arbeite wieder bis 19 Uhr und dann gehen wir alle zusammen ins russische Restaurant von gestern. Heute kennen wir die Karte natürlich und so wird es noch leckerer als am Vortage. Danach bin ich wieder so müde, dass ich nur noch ins Bett fallen kann.

Sonntag, 20. April 2008, Wüste bei Bamt nach Aschchabat, 161 Kilometer, 295 Höhenmeter: „Sonntagsflug in die Hauptstadt“

21. April 2008

Mehr Radler als gestern Abend geplant wollen die gesamte Strecke bis nach Aschchabat durchfahren, deshalb raschelt es schon kurz vor sechs in den meisten Zelten. Ich werfe den Kocher für Tee an und es gibt ein schnelles Müslifrühstück, dann heißt es schnell noch Zelt einpacken, Zähne putzen und mit dem Spaten in die große Wüstentoilette und wirklich wir kommen kurz nach sieben los. Die Wüste hat sich an uns genug ausgetobt und die Sonne strahlt uns entgegen, ein wenig trüb, aber immerhin. Es weht ein laues Lüftchen und zwar von hinten!!! Wer hätte so etwas gedacht.

Da wir dem Frieden noch nicht trauen treten wir ordentlich in die Pedale. Wer weiß, wie lange wir solches Glück haben. Wir wechseln uns vorne ab und ziehen mit 28 Kilometern los, manchmal zeigt der Tacho auch mehr als dreißig. Nach dreißig Kilometern ist dann auch Schluss mit der Schlaglochpiste, eine neu gebaute Autobahn erwartet uns und nun gibt es kaum noch ein Halten mehr. Wir fahren nicht nach Aschchabat, sondern wir fliegen.

Die Wüste ist nicht mehr so wüst, wie in den letzten Tagen, wir kommen in die Nähe des Karakorumkanals und deshalb liegen links und rechts der Straße Felder mit Getreide oder Baumwolle. Immer öfter kommen wir an größeren Dörfern vorbei oder durchqueren eine kleine Stadt. Die Polizei hält uns die Autofahrer vom Halse und wir erleben wunderbares Radfahren. 45 Kilometer vor Aschchabad, in Geok-Tepe schalten wir dann runter und gehen in ein kleines Lokal, dort gibt es leckere Mantui, gefüllte Teigtaschen und Suppe dazu, eine gute Mittagstärkung nach dem 120 Kilometer Ritt hierher, wer hätte gedacht, dass wir so schnell sein können. In dem kleinen Lokal belegen wir einen Raum mit flachem Tisch und Teppichen und das lädt natürlich zu einem kurzen Mittagsschlaf ein. Geweckt werden wir durch Eckhardt, der heute gern allein fahren wollte und unsere Räder gesehen hat, er schaut kurz rein und radelt gleich weiter, noch bevor ich ihm die Hoteladresse sagen kann.

Hatten wir bisher in Turkmenstan noch keine Moschee gesehen, fahren wir auf dem Weg in die Stadt gleich an drei riesigen Prachtbauten vorbei, einer größer als der andere. Auf einem Parkplatz an der Straße vor einem Denkmal sehen wir eine tanzende Menschenmenge. Wir biegen ab und sehen uns das an, eine Hochzeit ist hier im Gange, einer spielt Akkordeon, ein weiterer Mann schlägt eine Trommel und ein Dritter spielt ein Blasinstrumnet. Langsam bewegt sich das Brautpaar durch die tanzende Menge. Von der Braut ist nicht sehr viel zu sehen, sie ist von oben bis unten in prächtig geschmückte Gewänder verpackt und kann nur winzige Tippelschritte machen. Der Bräutigam trägt einen westlichen Anzug. Nach 5 Minuten ist alles vorbei, denn das Braupaar steigt ins geschmückte Auto, die Gäste in andere Fahrzeuge und alle brausen laut hupend von dannen.

Am Ortseingang wieder eine riesige Moschee und ein Mausoleum, alles mit goldenen Kuppeln und Türmchen und so prächtig wie das Taj Mahal in Indien für den Turkmenbashi, den ersten Präsidenten des unabhängigen Turkmenistan Saparmurat Niyazov. Der Hang zum Personenkult ist nicht zu übersehen. Die Bilder des jetzigen Zahnarzt-Präsidentenstehen im ganzen Lande an jeder Ecke. Vor dem Gebäudekomplex viel Armee und Bewachung und Springbrunnen, nur an Menschen mangelt es. Ähnlich sieht es auf der Prachtavenue aus auf der wir nun ins Zentrum radeln, gigantische Gebäude im orientalischen Stil, mit Kuppeln und Türmchen, viel Gold und riesigen Springbrunnen davor sind hier in den letzten zehn Jahren errichtet worden. Alles erscheint ein wenig wie in einem futuristischen Film, doch dafür wird morgen noch Zeit sein, jetzt ruft erst einmal die Dusche. Vorher gibt es noch ein „schmutziges Bier“ und dann sind auch alle da, bis auf Eckhardt, der wohl eine andere Route in die Stadt genommen hat. Ich informiere die Traffic Polizei, die uns begleitet hat und nach knapp zwei Stunden trifft auch er im Hotel ein, die Polizei hat ihm das Hotel nennen können und so sind wir zum Abendessen wieder alle vereint.

Samstag, 19. April 2008, 161 Kilometer, irgendwo in der Wüste bis irgendwo in der Wüste bei Bamt, 160 Kilometer, 245 Höhenmeter: „Gute Wüste, Schlechte Wüste“

21. April 2008

Ein guter Morgen. Es ist nicht mehr ganz so kalt und es weht nur ein kleines Lüftchen, aber natürlich immer noch aus der falschen Richtung. Unsere fleißigen Helfer haben 8 Uhr das beste Frühstück seit langem gezaubert, Müsli, Tee, Milchpulver, Gurken, Tomaten, frisches Brot, Marmelade, Wurst und Käse in ausreichenden Mengen. Die fruchtlosen Diskussionen von gestern sind vergessen und heute macht das Fahren sogar etwas mehr Spaß, auch wenn die Strecke nicht viel abwechslungsreicher ist als gestern. Manchmal wird der Wind etwas stärker, dann wieder schwächer und mittags kommt die Sonne heraus und das Thermometer zeigt angenehme 20 Grad.

Irgendwann passiert das, was einmal passieren musste, vorne weicht jemand einem Loch aus, der nächste bremst ein wenig, der Dritte stärker, der Vierte kommt gerade noch zum stehen und Robert stürzt. Der Helm fängt das Schlimmste ab, aber Richard hat Schmerzen in der Brust; wahrscheinlich ist eine Rippe gebrochen. Nichts Gefährliches sagt der Doktor, aber Robert muss für ein paar Tage auf den Bus und ist furchtbar traurig.

 Das Mittagspicknick ist genauso gut, wie das Frühstück und so radeln wir gut gestärkt weiter. Die halbe Gruppe versucht die verlornen Kilometer vom Vortage wieder herauszufahren, damit Aschchabat morgen auch mit dem Rad erreichbar bleibt. Ata lässt sich von mir drei Mal versichern, dass wir die 160 Kilometer auch schaffen und fährt dann nach vorne, um das Zeltlager zu errichten.

Wir finden einen guten Rhythmus und lösen uns im Windschatten ab und kommen gut voran und es ist genau 19 Uhr, als das Zeltlager links neben der Straße in der Wüste zu sehen ist. Ata, unser turkmenischer Führer, hatte eine Stunde später mit uns gerechnet; und nun sieht es ganz gut aus morgen Aschchabat mit dem Rad zu erreichen, es dürften noch etwa 170 bis 180 Kilometer sein und wenn das Wetter ist, wie heute, können wir das schaffen.

Im Lager sind die fleißigen Köche schon wieder am Werk und zaubern einen leckeren Rindfleisch Kartoffel Eintopf. Marlies sammelt Holz für ein kleines Feuerchen und als das abgebrannt ist, sehen wir alle einer ruhigen Nacht entgegen. Ein paar Sterne leuchten und der Wind hat komplett abgeflaut; was mich für den morgigen Tag hoffen lässt.

Freitag, 18.April 2008, Balkanabat bis irgendwo in der Wüste, 81 Kilometer, 438 Höhenmeter: „Hagel in der Wüste“

21. April 2008

So gut (und teuer) das Abendbrot im Hotel war, so schlecht ist wiederum das Frühstück, ein Minniklecks Butter und ein kleiner Klecks Marmelade, adliges Brot (Brot von Gestern), eine Mokkatasse Kaffee und ein Aufpreis für einen weiteren Klecks Marmelade, natürlich kein Ei und keine Wurst und keinen Käse, lediglich ein winziges Süppchen.

Draußen bläst wieder der Gegenwind, nicht ganz so stark wie gestern, aber in Kombination mit dem Frühstück ist die Stimmung ganz unten und es gibt mächtig Streit um Nichts.

In kleinen Gruppen geht es dann durch die Wüste. Lange unendliche Straßen führen bis zum Horizont und es gibt nicht einmal mehr Kamele. Der Himmel trübt sich ein und wir holpern über die schlechte Straße. Auch gestern war der Asphalt grauenvoll. Ab und zu ein paar Hundert Meter recht ordentliche Straße, dann vom Wetter zerfressener Belag, dass es nur so holpert. Unsere Räder machen das alles gut mit. Gestern hatte nur Heino einen Plattfuß von dem Dornengestrüpp, aber bei der grässlichen Holperei und Löchern in denen man sich verstecken könnte, haben wir heute keine Probleme. Große Stellen sind so, dass es aussichtslos ist, den Löchern auszuweichen, da heißt es nur Augen zu und durch, Geschwindigkeit stabilisiert schließlich. Dann nimmt der Wind wieder zu und wir stehen wieder in einem halben Sandsturm. Seit gestern haben wir wieder Polizeibegleitung, die uns die Fahrzeuge sehr engagiert vom Leibe hält. Trotz des wenigen Verkehrs staut es sich hinter uns und wir lassen die Kolonne aller 5 Kilometer durch. Zu den Löchern kommen dann noch Sandverwehungen, durch die man nur langsam hindurch kommt, in der ersten Sandbank kommen gleich drei Radler zum Liegen, aber in den Sand fällt es sich relativ weich und so passiert nichts Schlimmeres. Gegen Mittag fängt es dann an zu regnen und wir drängen uns alle im zu engen Bus, Brot und Wurst und Tomaten und Käse werden von hinten nach vorn durchgereicht. Als wir dann aufbrechen wollen, kommen kleine Hagelkörner dazu u d es sind gerade noch einmal sechs Grad Temperatur. Haben wir nun alle widrigen Kombinationen von Wüstenwetter durch oder kann es noch schlimmer werden. Mit so etwas hatte niemand gerechnet und selbst unser Führer und der Fahrer sagen, dass sie ein solches Wetter noch nicht erlebt haben. Vor 15 Jahren habe ich Ende Juli die Wüste mit 55 Grad erlebt, auch nicht angenehm, ich musste damals 4 Uhr morgens losfahren, weil die Sonne so unbarmherzig brannte und ich nach 13 Uhr zu keiner Bewegung mehr fähig war, selbst nachts waren es mehr als 28 Grad. Aber damals war der Asphalt super und es scheint mir, dass seitdem hier nichts mehr am Straßenbelag gemacht wurde.

Die halbe Gruppe steigt in den Bus und die andere Hälfte kämpft weiter gegen den Wind, der jetzt wenigstens manchmal ein wenig abflaut und wir nicht mehr ganz so langsam vorankommen. Gegen 18 Uhr kommt der Bus zurück, und obwohl wir die letzten 20 Kilometer noch geschafft hätten, allerdings bis 20 Uhr, sind alle froh über die kleine Abkürzung, wenn das noch so ein paar Tage weitergeht, kann sich in Aschchabat keiner mehr bewegen und das betrifft auch unsere stärksten Fahrer, die den ganzen Tag vorne im Wind stehen und den anderen Windschatten spenden.

 

Zum Glück haben wir eine Teestube gefunden und es gibt zwei hintere Räume, die wir anmieten können. So müssen nicht alle das Zelt aufrichten und es gibt einen warmen Raum zum Teetrinken und Ausruhen. Da drinnen wieder alle wieder tausend Varianten diskutieren, wie wir nach Aschchabat kommen, gehe ich nach draußen und helfe dem Begleitteam bei der Zubereitung des Plow. Über einem großen Gaskocher wird Rindfleisch angebraten und dann kommen nach 20 Minuten viele Zwiebeln und Karotten hinzu, Wasser wird angegossen und alles köchelt eine gute Stund und duftet appetitlich. Dann wird der Reis eingebracht und die Kochflamme zurückgenommen und nach weiteren 40 Minuten ist ein leckerer Plow fertig, dazu ein Salat und alle sehen nicht mehr so verdrießlich aus und natürlich fahren wir morgen weiter, so weit wir eben kommen und zur Not überbrücken wir die letzte Etappe nach Aschchabat, aber schlechter kann das Wetter nicht mehr werden.

In der Teestube finden sich ab und zu ein paar Trucker ein und sind von Ulli begeistert, der Kontakte knüpft, um hier gebrauchte Lkw zu verkaufen. Auch ansonsten ist das Interesse an den Radlern groß und wir plaudern alle noch bis in die Nacht.

Einige Verwegene bauen draußen doch noch die Zelte auf und auch ich bevorzuge eine Nacht in der Frische, eingemummelt in meinen warmen Daunenschlafsack