Wieder einmal Hotelfrühstück, aber ich würde lieber auf der Straße essen und habe keine Lust mehr auf die kleinen saueren Salate am Morgen. Danach geht es dann noch ein zum Einkaufen in die kleine Stadt. Wir versorgen unseren Bus mit genügen Wasserflaschen für die nächsten Tage in der Wüste und dann geht es aus der Stadt heraus durch die lang gezogene Oase, wieder in Richtung Autobahn.
Heute kommen wir ohne Probleme auf die Autobahn, obwohl es auch heute eine Nebenstraße neben der vierspurigen Asphaltspur gibt. Aber der Asphalt ist dort schon wieder “aufgetaut“ und die Strecke führt auch nur durch die Wüste, meistens direkt neben der Autobahn.
Vor der Stadt gibt es riesige Windparks, zusammen wahrscheinlich mehr als zweihundert Windräder, die sich fleißig im Wind drehen und heute haben wir kein Glück und wir müssen gegen diesen Wind strampeln. Trotzdem kommen wir recht gut voran und wir bleiben recht ordentlich in der Gruppe zusammen, so dass es nur für die Vordersten richtig anstrengend ist.
Mittag gibt es in einer Rasstätte an der Autobahn, wie immer Nudeln und dann geht es weiter bei knapp 40 Grad in Richtung Jiayuguan. Am späten Nachmittag erreichen wir bei immer heftiger werdendem Wind die öde Ausfahrt. An der Tankstelle an der nächsten Kreuzung gibt es einen verlockenden Kühlschrank, der ist aber nicht am Netz und alle Getränke sind mehr als lauwarm.
Hinter einer Biegung taucht dann eine riesige Wehranlage auf, die erste Festung unter dem Himmel, wie es die Chinesen nennen und die erste große Bastion gegen die nomadisierenden Turkvölker in den Steppen und Wüsten des Nordens. Die Anlage die wir vor uns haben stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist vor 20 Jahren aufwändig renoviert worden, und strahlt deshalb vor der gewaltigen Kulisse des nächsten Gebirgszuges, des Qilin-Shan, relativ neu in der Abendsonne.
Unser Hotel liegt direkt hinter der Festung, aber es gibt kein Wasser und der Manager ist erstaunt, als ich daraufhin nicht bleiben will, aber ohne Duschen ach dem heutigen langen Tag in der Wüste, das ist einfach nicht möglich. Nach einigen Diskussionen bekomme ich das Geld für die Übernachtung ausgezahlt und habe wenigstens genug Cash, um eine andere Möglichkeit zu finden und zu bezahlen.
Während die Gruppe die erste große Bastion der chinesischen Mauer besichtigen soll, werden unsere beiden Fahrer in der Stadt ein ordentliches Hotel auftreiben. Wieder einmal haben die Chinesen die Eintrittszeiten geändert, über den Haupteingang kommen wir überhaupt nicht mehr in die Festung, aber an einem Nebeneingang können wir noch Karten erstehen. Dann liegt vor uns die nun schon fast menschenleere Festung.
Strategisch hatte die Große Chinesische Mauer nie die bedeutende Funktion, die sie wohl haben sollte, aber diese Fort hier mitten in der Wüste ist schon beeindruckend und wird wohl auch auf plündernde Nomadenstämme einen abschreckenden Eindruck gemacht haben. Zu dem sollten die ,mehr als 10.000 Soldaten, die hier in dem Fort untergebracht werden konnten wohl in der Lage sein, die Grenze an dieser fernen Ecke des Landes zumindest in den Glanzzeiten der Dynastien zu sichern.
Wir genießen hauptsächlich die grandiose Aussicht auf die Berge hinter der Wüste und das Spiel der Abendsonne in den Gemäuern und ergehen uns ein wenig in Spekulationen, wie das Leben hier vor 350 Jahren ausgesehen haben könnte, als das Fort ebenso neu ausgesehen haben muss, wie nach der letzten Renovierung vor Jahren.
Als wir gegen halb 9 gemeinsam mit einer chinesischen Familie das Gemäuer wieder verlassen, wird hinter uns gleich alles verriegelt und verrammelt, wir waren wirklich die letzten Gäste des Tages.
Die letzten Kilometer des Tages sind dann schnell gefahren. Unsere beiden Fahrer haben ein gutes Hotel organisieren können. Direkt davor gibt es einen Biergarten mit Grillständen und ein paar Garküchen. Gegrillte Fische und gebratenes Gemüse, dazu kaltes Bier sind dann der Abschluss eines langen und interessanten Tages.