In einem Seitental in der Nähe der Stadt gibt es das hängende Kloster von Hunyuan, das heute auf unserem Besichtigungsplan steht. Mit einem Bus und einigen Rädern geht es aus der Stadt hinaus und hinein in die Schlucht, der Bach, heute nur ein Rinnsal, hat sich mehr als 100 Meter tief in den Granit gefressen und eine beeindruckende Schlucht geschaffen. Schon auf dem Weg dorthin wird klar, dass wir nicht die einzigen Touristen sind, die das Kloster besichtigen wollen. Große Busse, kleine Busse und viele Autos rollen die Schlucht hinauf und finden sich auf dem großen Parkplatz wieder.
Auf der anderen Bachseite in der Felswand hängt dann das Kloster wie ein Schwalbennest in der Felswand und eine schmale Treppe führt nach oben. Wir entrichten unseren teuren Eintritt in die mit AAAA klassifizierte Sehenswürdigkeit nicht ohne Streit mit dem Kassenwart, denn an der Kasse steht, dass es für Rentner Ermäßigung gibt, allerdings steht es da nur auf chinesisch und deshalb gelte es nur für Chinesen, meinte der Chinese an der Kasse. Gutes Zureden und wildes Fluchen helfen nichts, er bleibt hart und unsere Rentner zahlen voll.
Dann endlich können wir uns in den langen Strom der chinesischen Besucher einreihen und die schmalen Stufen hinauf ins Kloster erklimmen.
Oben wird es dann noch enger und auf den schmalen mit Metall beschlagenen Holztreppchen stauen sich die Leute und natürlich will niemand auf Erinnerungsfotos an exponierter Stelle verzichten. Hier geht es darum da gewesen zu sein und dies auch belegen zu können und nicht um historische Hintergründe und Fakten. Letztlich hat das Kloster auch keine bedeutenden Skulpturen aufzuweisen, lediglich interessant ist eine Halle mit drei daoistischen Figuren, die belegen, dass dieses Kloster also von zwei Religionen genutzt wurde, fehlt also nur noch ein konfuzianischer Gelehrter hier.
Nach einer guten Stunde haben sind wir durch unsere Rund im Kloster durchgequetscht worden und pilgern zurück zum Parkplatz, nicht ohne noch einmal einen Blick auf die windige Holzkonstruktion in der Felswand zu werfen, wie Ameisen auf einem Ameisenhaufen krabbeln hunderte von Chinesen und ein paar Langnasen auf der Anlage herum.
Zurück im Hotel ist es Zeit für ein kleines Mittagsschläfchen, dann geht es an die Fahrräder, vielleicht das letzte Mal, dass einige kleine Reparaturen gemacht werden können, bevor wir in Beijing einrollen. Danach erleben wir eine kleine Überraschung, denn der Strom ist ausgefallen und es gibt auch kein Wasser mehr.
Mit dem Wasser aus dem Spülkasten bekomme ich dann wenigstens meine Hände ein wenig sauberer und kann dann noch ein wenig am Computer schreiben, aber nur so lange, wie mein Akku noch reicht.
Eckhardt ist ganz aufgeregt, denn das Hotel hat ihm einen falschen 50 Yuan Schein angedreht und den möchte er verständlicherweise wieder loswerden, allerdings ist die Dame vom Getränkestand nicht mehr im Hause und kommt erst am Abend wieder und so können wir das Problem erst am Abend lösen. Eckhardt ärgert sich aber über den Vorfall und schwingt sich aufs rad und fährt mit dem Schein in die Stadt zur Bank und dort behauptet man, der Schein sei gar nicht gefälscht und händigt ihm ein Bündel mit fünfzig 1 Yuan Noten aus.
Ich kann mir nicht erklären, wie der Schein echt gewesen sein soll, er war etwas kleiner als das Original, das Wasserzeichen war aufgedruckt, ebenso wie der Metallstreifen. Wenn das wirklich so ist, werde ich meine Reisekasse zu Hause auch selbst drucken, aber ich denke, die Bank wollte einen kleinen Skandal vermeiden und hat deshalb den Schein eingezogen und getauscht.
Gegen 5 Uhr gehe ich dann ins Restaurant, wo wir uns zum Spielen verabredet haben. Im Puff im Hotelkeller habe ich ein Ma-Jiang Spiel ausleihen wollen, aber der Leihpreis für eine Stunde sollte höher sein, als der Neuanschaffungspreis, also trabe ich noch einmal beim Manager des Hotels vorbei und bekomme dann meine Spielsteine.
Ma-Jiang oder auch Mah-Jiong, wie es im kantonesischen heißt ist kein sehr traditionelles Spiel, denn es ist erst vor ungefähr 150 Jahren entwickelt worden, dafür erfreut es sich um so größerer Beliebtheit und selbst auf der Straße wird gespielt. Während der Kulturrevolution war das Spiel, bei dem die Chinesen Haus, Hof, Vieh, Weib und Kinder verzockt haben verboten, heute wechselt beim Spielen wieder reichlich viel Geld den Besitzer.
In jeder Stadt gibt es kleine Läden mit Tischen, an denen man dieses Spiel mit dominoähnlichen Steinen Spielen kann. Auf den Steinen gibt es verschieden Zahlen und Symbole, die sich in Reihen sortieren lassen und die geordnet und gesammelt werden, ähnlich wie beim Romme. Mit unseren Fahrern erklären wir die Regeln und spielen dann gute zwei Stunden und natürlich ohne Geld.
Gegen halb acht wird dann unser üppiges Abendessen aufgetragen, es gibt immer noch kein Strom und Licht und so wird es beim Essen zunehmend dunkler und dunkler. Kurz bevor wir jedoch gar nichts mehr erkenn, macht es hörbar „Klick“, ein großes „Ahh“ geht durch den Raum und Strom und Wasser sind wieder zurück und so komme ich dann nach einem langen Tag doch noch zu einer heißen Dusche.
Und wieder einmal ein Bild von einem UFO, ganz schön viele „Aliens“ hier unterwegs.