55. Tag: 20. Mai 2009 „Wässriger Tag in der Wasserstadt“
21. Mai 2009Verregneter Ruhetag in der Wasserstadt Tongli, melancholischer Spaziergang
Im dunklen Hotelzimmer fällt es nicht schwer bis kurz vor Acht zu schlafen, zumal es draußen schläfrig vom Himmel plätschert. Ein Frühstücksei und Kaffee gibt es im Hotel und dann beginnen wir unsere Runde durchs Städtchen mit den organisatorischen Dingen, Bank of China und ich bekomme endlich nach langer Suche wieder Telefonkarten, um mein Handy nachladen zu können.
Im Unterschied zu Wuzhen wohnen hier die Leute noch in der Stadt und der Tourismus ist hier etwas historische gewachsen, als anderswo. Erstmals habe ich in den 90er Jahren von Tongli gelesen, da sei gerade die erste Straße zum Städtchen gebaut worden, vorher habe man es nur über den Wasserweg erreichen können. Dann war ich 1997 zum ersten Male hier, es gab in paar kleine Restaurants und ein paar einfache Hotels.
Inzwischen gibt es außerhalb der Stadt zahlreiche Hotels, Einkaufsstraßen mit Boutiquen, Busstation, Touristenparkplätze, in der Stadt lebt die Hälfte der Bevölkerung vom Tourismus.
In der Umgebung wird Seide hergestellt und die Stadt ist bekannt für ihre Seidenstickerei und Seidenweberei und so gibt es jede Menge Silkstores. Schnupftabakfläschchen werden von innen bemalt und lokale Leckereien, verschiedenes Gebäck und rotgekochte Schweinshaxen werden in zahlreichen Läden verkauft und man bekommt fast überall auch einen Kaffee.
Wir schlendern durch die schmalen gepflasterten Sträßchen entlang des Kanalsystems und teilen uns die verregnete Stadt nur mit wenigen Touristen. Im Tuisi-Garten, einer alten Familienresidenz mit einer wunderschönen Gartenanlage gibt es außer uns nur noch eine Gruppe Franzosen. Kleine gewundene Wege führen von Pavillon zu Pavillon und über die kleinen Brücken. Im Teich gieren dicke Goldfische nach etwas Futter, dass ihnen die Touristen zuwerfen und wenn dann ein paar Krümel die Wasseroberfläche erreichen, verwandelt sich der Teich in eine Suppe aus goldenen und roten zappelnden Fischleibern, die sich gierig auf das Futter stürzen.
Mittag verabschiedet sich unsere Radlerin Meili aus Hangzhou und fährt mit dem Bus zurück. Wir genehmigen uns dann eine große Portion Jiaotze und einen langen Mittagsschlaf und machen uns auf die zweite Runde durch die Stadt. Noch ein schöner Garten und ein paar kleine Museen stehen auf dem Programm und Abendbrot unter einem Dach direkt an einem kleinen Kanal. Noch einmal fängt es richtig an zu gießen und wir hoffen, dass das Wetter morgen etwas besser wird, wenn wir dann nach Suzhou radeln, unserer vorletzten Station auf der zweiten Etappe.