60. Tag: 25. Mai 2009 „Blick in die Vergangenheit“

26. Mai 2009

Kulturtour durch Shanghai, Jade-Buddha-Tempel und Yu Garten

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Hier in Shanghai prallen Welten aufeinander, es gibt das supermoderne China, es gibt das bewegte chinesisch Alltagsleben auf den Straßen und es gibt das alte China mit seinen Tempeln und Gärten. Letzteres steht heute auf dem Programm.

Nach dem Frühstück geht es mit dem Taxi zum Jade-Buddha Tempel. Dieser Tempel ist seit Jahren wieder recht aktiv und neben Reisegruppen pilgern auch viele Shanghaier hierher, um Räucherwerk zu verbrennen und die Grundlagen für gutes Business, ein langes Leben, baldige Schwangerschaft, Reichtum und sonstige Glücksseligkeit zu legen.

Der Höhepunkt ist jedoch der Jade Buddha, ein Geschenk burmesischer Buddhisten an den Tempel und einer der schönsten Buddhafiguren im Lande, nicht nur, weil sich die Art der Darstellung von den eher plumpen chinesischen Buddhas unterscheidet.

Wir genießen dann noch eine Weile den regen Betrieb im Tempel und beobachten die Chinesen beim Beten. Im Vergleich zu anderen buddhistischen Ländern ist in einem chinesischen Tempel fast alles erlaubt. Während in Laos und Burma ehrwürdige Stille im Tempel herrscht und die Pilger eher konservative Kleider tragen, machen sich Shanghaierinnen chic. Kurzer Minnirock und Stöckelschuhe sind keine Seltenheit und auch dem Touristen nimmt man eine kurze Hose nicht übel. Handys klingeln und für ein paar unwichtige Grüße wird schon einmal das Gebet unterbrochen.

Während man sonst im Lande kaum Bettler sieht, sammeln sich diese hier vor dem Tempel und wie es in touristisch stark besuchten Gegenden üblich ist, haben sie sich auf aggressives Betteln spezialisiert und sind nur sehr schwer abzuschütteln. Es ist schwer herauszubekommen, wie schwierig für diese Leute die Lebensumstände sind, oder aber ob sie die Bettelei als einträglichen Zweiterwerb benutzen.

Vom Tempel geht es dann in die Innenstadt, dort gibt es einen weiteren berühmten Garten, den Yu Garten. Dieser garten ist vielleicht mein Lieblingsgarten hier im Lande, denn die Struktur, also die Balance von Teichen, Steinen und Pavillons ist sehr ausgewogen. Leider ist er eine der Hauptattraktionen Shanghais und damit strömen immer hunderte von Touristen über die schmalen, verschlungen Wege.

Leider zieht sich am Nachmittag der Himmel zu und wir verzichten deshalb auf einen Wolkenkratzerausflug, denn vom Sonnenuntergang bekämen wir heute nichts zu sehen und versuchen uns auf der Nanjing Lu zu amüsieren, aber dort fängt es dann an zu regnen und so bleibt uns nichts weiter übrig, als schnell ein Restaurant zu suchen und dort den angebrochenen Abend zu verbringen.

59. Tag: 24. Mai 2009 „Wiedersehen in Shanghai“

26. Mai 2009

95 Kilometer von Suzhou nach Shanghai auf schneller Schnellstraße

„Auf nach Shanghai“ heißt es für uns heute, für Heino und Philipp ist es die letzte Etappe, Hubert kommt heute zurück und bringt seine Frau Barbara für die letzte Etappe nach Beijing mit.

Durch die moderne Vorstadt verlassen wir die klassische Gartenbaustadt Suzhou, der Weg ist nicht zu verfehlen, faktisch alle Straßen führen nach Shanghai. Vorbei geht es an modernen Neubauten und Wohnvierteln und einem luxuriösem Golfplatz. Hier beginnt das wirklich moderne China und in Shanghai erreicht es seinen Höhepunkt. Hier braucht man nicht mehr zu fragen, wann die Chinesen uns wirtschaftlich eingeholt haben, hier begreift man, dass Walter Ulbrichts These vom „Überholen ohne Einzuholen“ wirklich möglich ist.

Schon 30 Kilometer vor dem Zentrum beginnt die 18 Millionen Einwohner zählende Stadt, wir quälen uns durch ein staubige Baustelle und Hochhaussiedlungen.

In Shanghai lässt es sich erstaunlich angenehm radeln, Dank eines Systems an Einbahnstraßen, genau das Gegenteil hatte ich erwartet, doch unsere Route führt durch die ehemaligen Konzessionen, rote Backsteinhäuser, erbaut von den Holländern zieren den Weg.

Am Suzhou Fluss machen wir noch einmal Halt, denn hier bietet sich ein Blick auf die gigantischste Ansammlung von Wolkenkratzern der Welt, Shanghai-Pudong. Unser Hotel ist auch schnell gefunden, schließlich bin ich nicht das erste Mal in der Stadt.

Im Hotel haben wir eine schöne Ruhepause, dann kommen Hubert und Barbara vom Flughafen und wir beginnen mit einer eher erfolglosen Eroberung der Stadt.

Die berühmteste Meile der Stadt ist der „Bund“, die Hafenstraße mit den historischen Handelsgebäuden aus dem frühen 20. Jahrhundert. Doch dort, wo sonst tausende von Touristen zu finden sind ist eine hektische Großbaustelle. Shanghai bereitet sich auf die Expo 2010 vor und die Uferzeile wird komplett umgestaltet und im Moment ist nichts mehr möglich.

Mit einiger Mühe erhaschen wir einen nächtlichen Blick auf das Hochhausmeer auf der anderen Seite, mit noch größerer Mühe verlassen wir die Baustelle und mit dem Einsatz der letzten Kräfte finden wir auch noch ein Restaurant und feiern ein wenig unser Wiedersehen.

Zwei Tage in der Stadt bleiben uns noch und dann geht es weiter in Richtung Norden „nur“ noch 2000 Kilometer nach Beijing fehlen uns noch für die Durchquerung des Landes von Norden nach Süden.

58. Tag: 23. Mai 2009 „Gärten und Pagoden II“

26. Mai 2009

Superbrunch mit 5 Sternen, Spaziergang am „Tigerhügel“ und Besichtigung des Tee-Museums

Heute gehen wir zum Frühstücken in das 5 Sterne Hotel gegenüber, denn dort gibt es eines der besten Frühstücksbuffets in ganz China. In zwei Stunden schaffen kreisen wir mehrfach um die riesige Auslagefläche und fressen uns im Uhrzeigersinn durch, auf der letzten Runde gibt es dann fette Sahnetorte und dann geht nichts mehr.

Mit dem Taxi geht es dann ein wenig nach Norden aus der Stadt hinaus, zum „Tigerhügel“. Dies ist der bei den Chinesen beliebteste Park rund um einen Hügel und oben steht die schiefe Pagode von Suzhou. Der Hügel war ein alter Steinbruch und so gibt es kantige Felsvorsprünge und tiefe Einschnitte, schöne Bambushaine und viel illustres Volk. Wir schlendern mit den Massen hinauf und machen unsere Stopps an den Kodakpunkten, auch heute sind wir wieder auf jedem dritten chinesischen Foto zu finden. Nach dem Rundgang gehen wir natürlich nicht schon wieder essen, sondern trinken nur ein kühles Bier und dann geht es weiter zum Seiden Museum. Die Ausstellung ist nicht sehr groß, aber außerordentlich gut aufbereitet, mit wunderschönen Beispielen aus mehr als 4000 Jahren Geschichte. Es gibt schöne Exponate zur Seidenherstellung, vom Füttern der Seidenraupen über das Spinnen und Färben bis hin zum Weben. In der Ming und Qing Dynastie erreichte dann die Seidenweberkunst ihren absoluten Höhepunk, es gab riesige Webstühle mit komplizierten Systemen zum Weben von hauchdünner Seide oder schwerem Brokat. Die ausgestellten Beispiele überzeugen durch die Vielfalt und Kompliziertheit der Muster und Motive, durch leuchtende Farben und eine Dynamik, die heute von industriellen Webstühlen nicht erreicht werden kann, Heino und ich sind begeistert vom Museum, Philipp ein wenig müde.

Am späten Nachmittag setze ich mich dann noch einmal an den Computer, aber leider klemmt die Internetverbindung, aber ich komme wenigstens zum Schreiben und es bleibt sogar noch ein wenig Zeit für ein Schläfchen.

57. Tag: 22. Mai 2009 „Gärten und Pagoden I“

26. Mai 2009

Spaziergänge durch den „Garten des einfältigen Beamten“ und den „Löwengarten“ und den Park an den Zwillingspagoden

Um die Ecke gibt es einen schönen Bautze Laden und daneben gleich ein Cafe, also die besten Vorraussetzungen für ein Frühstück am Ruhetag. Danach geht es mit dem Taxi zum „Garten des einfältigen Beamten“. Hier ist bunter Betrieb von Touristen und Verkaufsständen.

Der garten ist der größte in Suzhou und es gibt zahlreiche Teichen, Pavillions und angelegt Hügel. Mit den Massen strömen wir durch diesen Garten und genießen den Schatten der alten Bäume. Hin und wieder kommen wir an eine Ecke ohne Touristen und können schöne ruhige Ausblicke genießen. Nicht weit entfernt liegt dann der „Löwengarten, der Supergau der Taihustein-Kultur, die kleine Anlage ist praktisch mit dem Geröll aus dem Taihu See zugeschüttet, ein ganzes Gebirge mit verschlungenen Wandelgängen wurde errichtet. Seinen Namen hat der See von einigen Steinen, die mit etwas Fantasie einem Löwen ähneln. Auch hier tummeln sich wieder jede Menge Touristen.

Dafür geht es dann an den Zwillingspagoden sehr ruhig zu. Diese beiden Türme im Zentrum tauchen wohl in keinem Handbuch Suzhous auf, auf jeden Fall sind Heino und ich hier ganz alleine. Der Park ist umrandet von einer Ausstellung steinerner Säulensockel aus 6 Jahrhunderten, es gibt schöne Bonsais und in einem Nebengebäude üben ein paar Studentinnen an der Wölbbrettzither.

Am Nachmittag beleibt noch etwas Zeit für ein kurzes Schläfchen und dann gibt es schwere Fleischgerichte in einem Hunan-Restaurant.

56. Tag: 21. Mai 2009 „Reise nach Venedig“

21. Mai 2009

42 gemütliche Kilometer von Tongli nach Suzhou, Rundgang durch den „Garten des Meister der Netze“

Suzhou gilt als das Venedig des Ostens, eine Metropole am Kaiserkanal, selbst durchzogen von einem Kanalnetz und reich geworden durch den Handel mit Salz und Seide. Doch bis dahin ist es noch einen halben Tagesritt. Nicht zu früh frühstücken wir und starten dann gegen 9 Uhr. Es regnet nicht mehr, aber es ist bewölkt und es weht ein angenehmes Lüftchen.

Noch einmal geht es durch die engen Gassen an den Kanälen von Tongli, dann sind wir wieder auf der großen Straße. Drei Versuche starten wir, von dieser wegzukommen, doch jedes Mal wird die Straße schmaler und schmaler und endet dann auf einem Hinterhof am Wasser und keine Brücke ist weit und breit zu sehen, so fahren wir dann doch die Hauptstraße entlang. Doch nach einer knappen Stunde sind wir schon im Entwicklungsgebiet von Suzhou, das heißt breite asphaltierte Alleen, wenig verkehr und entstehende Neubauten rechts und links. So geht es dann noch einmal 20 Kilometer bis ins Stadtzentrum. Über einen Kanal müssen wir noch hinweg und schon sind wir im nächsten Touristenzentrum. Boutique reiht sich an Boutique, Restaurant an Restaurant und dazwischen viele Hotels. Das Nanlin Hotel, ein fünf Sterne Teil ist uns etwas zu teuer, allerdings gibt es dort das beste Frühstücksbuffet in ganz China. Wir steigen um die Ecke ab in einem kleinen Hotel für einen Fünftel des Preises und beschließen dann übermorgen zum Frühstück ins Sternelokal zu gehen.

In einem Guangzhou Restaurant haben wir dann ein leckeres Mittagsmahl mit Entenleber, Aubergine und gedünsteten Schweinerippchen, dann trinken wir noch einen schönen Nachmittagskaffee.

Suzhou ist die Stadt der Garten, viele ehemalige Beamte des Kaisers haben sich hier ihre Altersruhesitze angelegt und prachtvolle Gärten angelegt. Der kleinste Garten Suzhous ist gleichzeitig der berühmteste und liegt gleich um die Ecke, der „Garten des Meisters der Netze“