70. Tag: 4. Juni 2009 „An der Wiege des Konfuzius“

4. Juni 2009

114 Kilometer durch leichtes Hügelland auf schönen Straßen von Xinzhuang nach Qufu, Konfuziustempel und Wohnanlage der Kong Familie in Qufu, 449 Höhenmeter

Der zeitige Start um 6.30 Uhr lohnt sich, nach dem Gewitter in der letzten Nacht ist es angenehm frisch und es bleibt auch so bis zum Mittag. Auf der Karte folgen wir einer kleinen Straße, in der Realität ist die Piste gut ausgebaut, aber es gibt nur wenig Verkehr.

Angenehm sind die kleinen flachen Hügel und ab und zu tauchen rechts und links etwas höhere Granitberge auf.

Wieder wird den ganzen Tag geerntet und es geht hauptsächlich durch kleine Dörfer. Am Straßenrand wird das Getreide getrocknet, gedroschen und die Spreu vom Korn getrennt, erst gegen Mittag wird es wieder etwas industrieller.

Mittag machen wir in einer kleinen Nudelbude und dann, als es nun wieder richtig warm ist, bleiben uns nur noch 25 Kilometer bis Qufu und auf diesen bekommen wir dann auch noch leichten Rückenwind.

Gegen halb drei sind wir schon am Ziel, trotzdem stehen stattliche 115 Kilometer auf dem Tacho und wir sind im Geburtsort von Konfuzius oder Meister Kong, wie er in China heißt.

Kaum eine Einzelpersönlichkeit hat China so stark geprägt, wie Konfuzius, wohl nicht einmal Mao. Konfuzius System von Verhaltensregeln und Riten sind bis heute die Basis der funktionierenden Gesellschaft in China und wirken auf uns eher befremdlich. Doch hier liegen die Ursachen dafür, dass in China Werte wie Familie und Gesellschaft höher bewertet werden, als persönliche Freiheit und Unabhängigkeit.

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Der Konfuziustempel zu Ehren des Meisters liegt in einem schönen Park mit alten Bäumen, die einzelnen Hallen sind eher öden und langweilig und die Schriftstelen aus über 1000 Jahren eher monoton, aber die gesamte Anlage verströmt einen Hauch von Ruhe und Ausgeglichenheit und auch das Anwesen der Kong Familie hat wenig Museumscharakter und wir genießen die Abendsonne in einem abgelegenen Teil des Parkes.Danach bleibt uns nur noch ein Abendessen und die Vorbereitungen für den nächsten Tag.

69. Tag: 3. Juni 2009 „Durch die Weizenkammer“

4. Juni 2009

127 Kilometer von Xinyi nach Xinzhuang durch Getreidefelder und abends seit langem wieder einmal Hügelland, 418 Höhenmeter, alles auf tollen großen und kleinen Straßen

Zu einem zeitigen Aufbruch kommen wir nicht, denn es gibt Frühstück im Hotel, das ist nicht zu reichlich und auch das Kaffeewasser ist eher lau als warm.

Noch 30 Kilometer geht es dann auf der Hauptstraße entlang, dann haben wir endlich wieder einmal die Möglichkeit abzubiegen und es geht nach den großen Industriestädten von gestern und vorgestern durchs bäuerliche Land.

Überall stehen die Getreidefelder in leuchtenden Farben und die Ernte ist in vollem Gange, waren in den letzten Tagen überall Mähdrescher auf größeren Feldern zu sehen, werden hier die Felder wieder kleiner und gegen Abend wird fast nur noch mit der Hand geerntet. Durch die kleine Straße sind wir hautnah dabei. Kleine Traktoren transportieren hohe Berge von Heu und an der Straße stehen dampfende Ungetüme von Dreschmaschinen

Gegen Abend gibt es dann auch einen Wechsel in der Landschaft, endlich tauchen wieder Berge auf und es gibt auch Nadelgehölze und nicht nur Pappeln. Die letzten 30 Kilometer geht es angenehm leicht auf und ab und man braucht nicht mehr nur so monoton vor sich hin zu treten.

Unser Zielort ist eher winzig und es sieht nicht gut aus mit Übernachtungsmöglichkeiten. Das einzige Guesthouse ist komplett verkeimt; zum Glück gibt es noch eine kleine Pension mit 2 sauberen Zimmern, erträglicher Dusche und mäßigem Außenklo, aber die Jiaotze gegenüber ist toll und das Bier kalt. Gegen 20 Uhr bin ich satt und todmüde und falle dann einfach ins Bett.

68. Tag: 2. Juni 2009 „Auf schnellen Pisten“

4. Juni 2009

140 Kilometer von Chuzhou nach Xinyi auf bester Piste und mit teilweise leichtem Rückenwind

Wieder einmal versuchen wir eine halbe Stunde eher zu starten, was uns auch ganz gut gelingt, auch das Frühstück ist heute super pragmatisch, an einer Kreuzung stadtauswärts einen dicken Pfannenkuchen mit Ei und Gemüse und ein wenig Joghurt dazu. Das reicht dann auch für fast 30 Kilometer, wo wir dann die Entscheidung zu treffen haben zwischen Schnellstraße oder Nebenstraße mit Baustelle und aus den Erfahrungen der ersten Etappe heraus entscheiden wir uns natürlich für die Schnellstraße. Erst ein paar Kilometer später realisieren wir, das auch hier gebaut wird, aber wenigstens gibt es die alte Straße neben der Baustelle noch und es wird ab und zu Wasser verspritzt, damit es nicht ganz so sehr staubt.

Also kommen wir schneller als im Eilzugtempo voran, die Kilometer fliegen vorbei, aber es ist wieder heiß und nicht ganz so angenehm wie am gestrigen Tage.

Gegen 10 Uhr stoppen wir an einem Restaurant, um eine Kaffeepause zu machen, der Wirt und Betreiber sitzt am Tisch und schläft tief, doch wir finden Tassen und heißes Wasser auch ohne ihn. Erst ganz am Ende, als wir schon wieder aufbrechen wollen, wacht er auf und nimmt nach leichter Gegenwehr auch unsere 3 Yuan fürs heiße Wasser an.

Das Mittagessen ist wieder hinreichend lecker und ein wenig zu viel und danach kocht der Asphalt auf der Straße und die nächsten 30 Kilometer gibt es keinen schattigen Baum. Obwohl wegen der Baustelle die Straße etwas eingeschränkt ist, war heute den ganzen Tag lang der Verkehr nicht zu stressig nur wenn es in die Ballungsräume und großen Städte ging, war etwas mehr Vorsicht geboten.

In der schlimmsten Nachmittagshitze machen wir dann noch eine Eispause und haben die letzten fünf Kilometer Glück, denn wir treffen auf einen Traktor mit einer großen Heuladung und knappen 30 Stundenkilometern, in dessen massiven Windschatten wir wunderbar mitsegeln können.

Der Abend ist so unspektakulär wie der Tag, Jiaotze Restaurant und warme Dusche und noch ein wenig Arbeit am Computer.

67. Tag: 1. Juni 2009 „Am Kaiserkanal“

4. Juni 2009

155 schnelle Kilometer am Kaiserkanal entlang von Yangzhou nach Chuzhouqu

Was für ein schöner Tag, so muss eine reise in China sein. Angenehmes Wetter, es ist sonnig, aber nicht heiß und die Straßen sind leer, super asphaltiert und es gibt lange schattige Pappelalleen.

Da fällt gar nicht ins gewicht, das ich gleich am Morgen einen Zusammenstoß mit einem Motorradfahrer hatte, der mir gnadenlos in die sput gezogen ist. Lenker und Rad gehen nach rechts und ich nach vorne ab, zum Glück auf eine Fläche, auf der zwei Zentimeter dick Weizen zum Trocknen gelagert ist. Somit komme ich mit einer kleinen Schürfwunde am Ellenbogen und am Knie davon, der Motorradfahrer hatte schreckliche Angst vor mir, denn ich war richtig sauer.

Vor dem Frühstück legen wir schon knappe 30 Kilometer zurück und danach geht es flugs weiter, die kleine Nebenstraße erweist sich als gut ausgebaute Piste und wir kommen ohne jeglichen Wind gut voran bis zum Kaiserkanal.

Der „Dayunhe“, der Kaiserkanal, ist hier gut 100 Meter breit und es herrscht reger Schiffsverkehr, einzelne Kähne und ganze Schleppverbände sind zu Hauf unterwegs und unsere Straße führt direkt am Rande entlang. So ist es ganz abwechslungsreich beim schnellen radeln immer einen Blick auf den Kanal zu haben und an den beladenen Kähnen, die etwas langsamer sind als wir, vorbei zu ziehen.

Häufig ist der Seitenstreifen von den Bauern belegt worden, sie legen ihr geerntetes Getreide hier aus und die die darüber rollenden Fahrzeuge dreschen die Ähren, somit werden wir zu unfreiwilligen Erntehelfern und letztlich hat es mir geholfen, mir bei dem heutigen Sturz kaum Verletzungen zuzuziehen.

Eigentlich wollten wir in Baoyin ein

66.Tag: 31. Mai 2009 „Bonsais und Elektrofahrräder“

4. Juni 2009

Ruhetag in Yangzhou mit Besichtigung des Daming Tempels, des Schmalen Westsees und des Bonsaigartens

Früher war China wirklich das Land der Fahrräder, ich erinnere mich noch gut an meine erste Radtour vor 17 Jahren, als in manchen Städten richtige Fahrradstaus entstanden und es weder vorwärts noch rückwärts ging, eventuell war dann einmal ein Auto zwischen den schweren schwarzen Rädern verkeilt. Dann nahm die Zahl der Autos rasant zu und die der Räder langsam ab, dann explodierten die Autozahlen in China und die Fahrräder blieben, aber eben nicht mehr so viele, wie in den 80er und frühen 90er Jahren.

Heute kommen die Zweiräder zurück, Elektroräder und Elektroroller sind in, allein im letzten Jahr haben die Chinesen davon 20.000.000 gekauft und die Hälfte dieser 20 Millionen Räder scheinen hier in Yangzhou herumzufahren. Tolle Modelle gibt es vom pragmatisch einfachen Modell, über das rote sportliche oder das gelbe spritzige und das rosa kitschige, bis hin zu den schnellen Rollern und es scheint so dass diese Räder wieder anfangen die Autos zu verdrängen; leitet China hier einen neuen Welttrend und die ökologische Kehrtwende ein? Schön wäre es ja!

Wir verzichten heut wieder einmal aufs Rad und fahren mit dem Taxi zum Daming Tempel etwas außerhalb. Der Tempel wurde zu Ehren eines berühmten Mönches der Ming Dynastie gebaut, der den japanischen Buddhismus stark beeinflusste. Allerdings brauchte der Mönch sechs Anläufe, um der Einladung der japanischen Buddhisten zu folgen, immer wieder scheiterte die Reise an zu schwerer See und einmal wurde sein Schiff sogar bis nach Hainan im Süden des Landes abgetrieben. Von den alten Gemäuern ist in den Wirren der Kriege und Revolutionen nichts übrig geblieben, aber von der Pagode hat man einen schönen Blick über die Stadt und den Schmalen Westsee. Dieser schließt sich südlich an den Garten des Tempels an, mit einer riesigen und sehr schön und neu gestalteten Parkanlage an, die Gelegenheit für stundenlange Spaziergänge gibt.

Angelegt wurde der See und der alte Teil des Parkes für den Qianlong Kaiser der Qing Dynastie, dieser soll die Inspektionen im Süden des Landes immer gerne in Yangzhou unterbrochen haben, um zu angeln, die Fische hätten immer gut gebissen oder von beflissenen Dienern an den Haken gehängt worden, wird gemunkelt.

Im Park gibt es einen wunderschönen Bonsaigarten und ein Bonsaimuseum ist im entstehen und mit Barbara habe ich noch jemanden dabei, der sich für die Zwergbäume interessiert.

Danach suchen wir im Zentrum ewig nach einem netten Kaffeehaus und finden dann auch eines, dort kann man für 25 Yuan bestellen bis zum umfallen, aber nach drei Kugeln Eis und zwei Kaffee Wiener Art ist Schluss. Danach steht noch ein wenig Shopping auf dem Programm, Hubert ist auf der Suche nach der idealen Kamera und wird auch fündig, dann bleibt uns nur noch ein gutes Abendessen, um den Ruhetag zu vollenden; das finden wir dann auch in einem Jiaotze Laden und ich bin froh, dass Hubert und Barbara meine Leidenschaft für die gefüllten Teigtaschen teilen.

Ab morgen stehen uns dann einige Etappen durchs flache Land bevor, es wird weder historisch noch landschaftlich zu interessant sein, aber bis Peking ist es noch weit und wir müssen erst einmal ein paar Kilometer gewinnen, um der Hauptstadt ein wenig näher zu kommen.