Vierter Tag: Großer Pass und Polizeikontrolle

30. September 2009

106 Kilometer von Yongdeng nach Gulang, ein großer Pass mit 3030 Metern, 1040 Höhenmeter bei kühlen 8 bis 12 Grad

 

Halb acht rollen wir zu einem leckeren Baotze Frühstück, also gefüllte Teigtaschen, dann geht es in einen trüben Morgen, aber die Sonne scheint sich noch ihren Weg bahnen zu wollen.

Ich habe ganz vergessen unser Team vorzustellen, unterwegs bin ich mit Andreas und Thomas. Thomas kommt aus Bonn und war im letzten Jahr parallel zur Athen-Beijing Tour in Zentralasien unterwegs, in Buchara haben wir uns kurz gesehen. Andreas aus Berlin war im letzten Jahr schon mit mir im Süden, auf meiner Berge, Brücken und Wasser Tour.

Wir fahren heute parallel zur Autobahn, deshalb ist die Straße schön ruhig. Kontinuierlich geht es bergan und es gibt wieder unzählige kleine Orte. In Tianzu, einer tibetisch-regierten Kleinstadt werden wir von der Polizei gestoppt, nachdem die Beamten jemanden von der Ausländerpolizei heran telefoniert haben, wurden unser Pässe für gut befunden. Ich teile ihnen mit, dass wir gar nicht hier bleiben wollen, sondern noch gute 70 Kilometer weiter fahren und die Gesichter entspannen sich, wegen der Feiertage dürfen wir auf keinen Fall hier übernachten und Tschüß und ganz schnell bitte weiter fahren.

Wir haben nichts dagegen und strampeln weiter etwas bergan. Tibeter haben wir nur sehr wenig gesehen, aber weiterhin viele Hui-Moslems, bei einigen Läden sind die Aufschriften in Chinesisch und Tibetisch und wir kommen an einem ersten Stupa vorbei, der links der Straße auf einem Hügell thront. Es ist wesentlich frischer als gestern und je höher wir kommen, umso kälter wird es.

Nach einem nudligen Mittag geht es dann in Richtung Pass. Hier bläst uns ein kalter Wind entgegen, doch es geht nur noch 250 Höhenmeter straff bergan. Dann erreichen wir den ersten „Höhepunkt“ unserer Reise, den Krähenpass mit 3030 Meter Höhe, Andreas und Thomas waren mir dem Rad noch nie so hoch, herzlichen Glückwunsch, es darf dann auch ruhig das Hinterteil etwas schmerzen; doch es wird nicht der letzte Pass mit solcher Höhe sein.

Im letzten Jahr bin ich die Strecke schon einmal gefahren auf der Athen-Beijing Tour, allerdings in die andere Richtung, auch haben wir heute die schönere kleine Straße gewählt und nicht den Highway, wie im letzten Jahr. Leider gibt es oben auf dem Pass der alten Straße keine weitere Stupa oder Gebetsfahnen, sondern nur eine Wetterstation und Schafe.

Oben machen wir unsere Fotos und blicken im Windschatten des Passschildes noch ein wenig umher, ringsum hohe Berge und auf einigen Gipfeln kleine Schneeflecken. Für die Abfahrt packen wir uns richtig ein und dann geht es auf den nächsten 30 Kilometern wieder 1000 Höhenmeter hinunter in schneller Fahrt. Unten liegt die mickrige Kleinstadt Tianzu, auf der Hauptstraße gibt es zwei Hotels, das Zimmer kostet 80 Yuan, also 8 €, die Dusche ist nur lauwarm und die Handtücher nur so groß wie ein Taschentuch. Vor dem Hotel trafen wir noch ein Geschwisterpaar aus Taiwan, die auch in unsere Richtung unterwegs sind und verabreden uns zum Essen. Die beiden haben ein paar Tage den gleichen Weg, wollen dann aber weiter die Seidenstraße entlang bis Xinjiang.

Wir plaudern uns angeregt durch den Abend, doch schon gegen 21 Uhr sind wir alle richtig müde. Morgen radeln wir dann gemeinsam bis Wuwei. Nach dem langen und anstrengenden tag liegen nur 70 Kilometer vor uns, also fast ein Ruhetag.

Dritter Tag: Eindrücke aus dem Hui-Land

29. September 2009

Mit dem Flieger nach Lanzhou, dann 75 hügelige Kilometer bei Sonnenschein bis Yongdeng, 500 Höhenmeter

 

Und wieder zeitig raus, schon um 6 Uhr müssen wir los in Richtung Flughafen, dort die Räder aus der Gepäckaufbewahrung holen und einchecken. Alles funktioniert ohne Probleme, doch 40 € müssen wir fürs Übergepäck bezahlen, das ist ok dafür, dass wir drei Fahrräder dabei haben. Dann bleibt noch ein wenig Zeit für einen Kaffee, der ist genauso teuer, wie in Berlin, schmeckt dafür aber auch gut.

Der Flieger bringt uns in zwei Stunden nach Lanzhou, die letzte halbe Stunde haben wir einen guten Blick auf die Gobi Wüste, dann wird es bergiger und es ist nicht mehr ganz so trocken und dann landen wir auf dem Lanzhou Airport, der ca. 80 Kilometer nördlich der Stadt liegt. Mehr als eine Stunde brauchen wir, um die Räder zu montieren, das Reinigungsteam entsorgt sofort unsere Kartons und Pappen und dann kann es losgehen. Draußen ist es angenehm warm, die Sonne scheint und obwohl der Flugkapitän nur 14 Grad angesagt hat, ist es Wetter für kurze Hose und T-Shirt.

Wir fahren erst einmal nach Norden, flach geht es durch kleine Moslem Dörfer. Die Gegend ist von der moslemischen Hui-Minorität bevölkert und die Frauen sind alle mit Baumwolltuch und Mundschutz gegen das raue Klima und den Wind maskiert. Die kleinen Orte bieten viele Fotostopps, in einem kleinen Hof dampft ein solar betriebener Teekessel, der Topf ist in der Mitte eines 2m großen Hohlspiegels aufgehängt, bis zu eine halbe Stunde braucht man, um die zwei Liter zum Kochen zu bringen.

Nach 25 Kilometern machen wir an einer Nudelbude Rast und verschlingen hungrig eine große Portion Nudeln mit Hammel, für (den anderen) Thomas gibt es Rührei mit Tomate.

Dann wird es hügelig und überall wird Maisstroh auf kleine Traktoren geladen, die zuckeln dann langsam mit mächtig viel Überbreite ins nächste Dorf. Am Straßenrand wird geschlachtet, die Haut und der Kopf des Schafes liegen auf dem Boden, der gehäutete Körper wird, an einen Ast gehängt ausgenommen. In den kleinen Dörfern sitzen alte Männer an der Straße und Frauen tragen ihre Babys herum. Nach einigen Hügeln und kleinen trockenen Bergen erreichen wir die Hauptstraße, dann geht es noch 15 Kilometer bei kräftigem Verkehr nach Yongdeng, ein nettes Hotel ist schnell gefunden und die heiße Dusche tut gut, dann wandeln wir noch ein wenig durch das kleine Zentrum und essen in einem kleinen Lokal. Die Nudeln zu Mittag waren so reichlich, das wir uns mit zwei kleinen Gerichten begnügen, bevor wir wieder zurück schlendern. Nach zwei Nächten mit nut wenig schlaf, falle ich in mein angenehm hartes Bett und freue mich auf acht Stunden Schlaf, welche auch durch nichts gestört werden.

Alles klar in Beijing

28. September 2009

Kurz vor der Landung startet der Flieger noch mal durch, aber nach einer Ehrenrunde setzen wir einigermaßen sanft auf. Mit etwas Rennerei vom vierten Level ins zweite Level und dann wieder ins vierte und dann zurück ins zweite, lassen sich dann die beiden Räder bis morgen einlagern. Mit der neuen Metro geht es aus dem supermodernen Terminal 3 Bereich dann in die Stadt. Ein Taxifahrer will uns für 100 Yuan zum Hotel bringen und hat Glück, dass ich beide Hände frei habe, mit dem nächsten Taxi bezahlen wir 17 Yuan, die Hotelresevierung hat geklappt, nette Zimmer im Jugendhotel für 240 Yuan, aber wir ziehen gleich los, Geld tauschen auf der Bank, mein Rad auslagern lassen, Transfer für den nächsten Tag organisieren und dann noch schnell Kultur: Um die Ecke liegt der Lama-Tempel, weihrauchgeschwängerte Luft, Mönche, die auf Fotoapparate abgerichtet sind, viele Touristen, ein paar um Glück, Kinder, mehr Geld oder Heirat betende. Es gibt eine kleine Einführung in Tempelkunde und den Guinness Buch der Rekorde Buddha- der weltgrößte aus einem Stück Holz gefertigte Buddha mit 36 Metern Höhe lächelt weit oben erhaben über uns und den Rest der Welt.

Auch Maysie, das Babyschaf meines Sohnes Peters ist begeistert vom Tempel und ein kleiner Junge vom Schaf.

Wir schlendern durch die abendlichen Hutong, die kleinen Wohnviertel, die Leute sind auf den Straßen, Lachen, Spielen Karten und Frauen schwatzen, hunderte von Rentnern sind freiwillig all gelb gekleidete „Sicherheit“ aktiviert und beschäftigt, die Hauptstadt sauber und ordentlich auf den 60. Republikgeburtstag vorzubereiten. Olympia ist endgültig vorbei und die Beijinger gehen wieder ungeniert im Schlafanzug spazieren.

Dann endlich haben wir uns unser Abendessen verdient, gleich gegenüber in einem meiner kleinen Lieblingslokale, drei Gericht und Jiaotze bis zum Umkippen und ein paar Flaschen Bier. Danach sind wir nach der langen Nacht zum umkippen müde und morgen müssen wir schon wieder halb fünf morgens aufstehen, um unseren Flieger zu bekommen.

On the way- Auf dem Weg nach China

27. September 2009

Nun ist es wieder so weit, der Zug rattert nach Frankfurt, draußen scheint noch einmal die Sonne und der Wetterbericht hat langfristig Regen und Kälte prognostiziert, also nix wie weg.

Heute Morgen habe ich dann noch die Wohnung auf Hochglanz gebracht, so dass die Wohnung mit angenehm wenig Gepäck, zwei Radtaschen, die Lenkerbox und noch eine weitere Tasche mit Schlafsack und Computer, angenehme 18 Kilogramm, na gut in Beijing kommt dann noch das Werkzeug dazu, und das war’s dann wirklich.

Seit langem fahre ich wieder einmal mit der Bahn nach Frankfurt, die Preise für ein One-Way Flugticket waren nicht zu verkraften und über Leipzig geht es dann erst einmal mitten durch meine Heimat Thüringen, sieht aus dem Zugfenster alles schön grün und sonnig aus, vielleicht sollte ich hier auch mal eine Radtour machen.

In Frankfurt habe ich noch drei Stunden zeit, aber besser etwas zu früh als zu spät, weil sich wieder jemand vor den Zug werfen muss. Etwas später kommt dann auch Thomas mit Riesenfahrradkarton, aber es gibt beim Einchecken keine Probleme und vor dem Gate 25 treffen wir auch auf Andreas. Ich habe im Transitbereich eine kleine Flasche Wein geschenkt bekommen und Andreas sorgt für die Schokoladenbasis.

Inzwischen werden die Wahlergebnisse bekannt gegeben und wir sind froh aus dem Lande zu kommen, waren doch bei einem schlechten Wahlergebnis Anschläge angedroht. In Frankfurt versucht man mit massivem bewaffnetem Polizeiaufgebot dem zuvor zu kommen, als Passagier ist man eher beunruhigt und hofft, dass nicht gleich der Kugelhagel beginnt.

Fast pünktlich sind wir in der Luft und entschweben den deutschen Problemen, neben mir sitzt ein Koch, der mit 25 Kollegen und 200 kg Übergepäck nach Japan reist, um die VIP-Lounge des Formel 1 Rennens nächste Woche zu bekochen und wir haben interessante Gespräche über Thai-Currys, Grünkohl, Hummer und Sauerkraut, sowie das Frischalten von Petersilie und Schnittlauch, von denen ein Bund in Japan 14 € kostet.

Außerdem war es eine glorreiche Idee auch mir vegetarisches Essen zu bestellen, ein Gemüse-Reis, der sehr frisch und lecker war, etwas abechslung zu „beef or chicken“.

Die Berliner Yoga Connection

25. September 2009

Meine mehr oder weniger langen Aufenthalte in Berlin sind in der Regel ziemlich anstrengend und so melden sich recht schnell alte Probleme, die auch meinen Radtouren nie habe; die Rückenschmerzen.

Nachdem ich dann vor einigen Jahren die gesamte Schulmedizin mit Massagen, Spritzen, Medikamenten und Schlammpackungen einmal durchhatte, wollte mir mein Arzt nichts mehr verschreiben, die Krankenkasse stand am Abgrund des Ruins und ich hatte immer noch Schmerzen im Rücken.

„Machen Sie doch Yoga!“ blaffte mich die Ärtin an, die weder aus dem Röntgenbild und dem CTG eine schlüssige Ursache finden konnte, jedenfalls ein besserer Tipp als der vom Kollegen: „Wir werden alle mal alt und müssen mit unseren Problemen leben!“

Eine Freundin gab mir dann den Tip eines kleinen Yogastudios um die Ecke und ich war überrascht, dass mich nun keine halbspirituelle Sitzung mit Gliederverrenkung erwarteten, sondern richtiger Sport, mit Schwitzen und Muskelkater und zwar an Stellen, die es eigentlich gar nicht gibt.

Nach zwei Wochen Yoga konnte ich dann wieder meine Fußspitzen anfassen und der Muskelkater war wieder weg. Nach zwei Monaten brauchte ich dann nachts keine Tablette mehr gegen den Schmerz zu nehmen, um Schlafen zu können und die Restbestände lagern bis heute unangetastet im Medizinschrank.

So kam ich damals zum vielleicht weltweit kleinsten Fitnessstudio der Welt und bin bis heute dort geblieben, zumindest wenn ich im Lande bin und die Rückenschmerzen sich wieder einstellen wollen, ach ja und Spaß macht es obendrein auch noch sich die Hände dreimal um den Rücken und Oberschenkel zu schlingen und dann zu verknoten.

Und für alle die, die Lust bekommen haben, geht mal hin zu „Bewegung in Balance“ , Prenzlauer  Promenade 20, 13086 Berlin und viele Grüße an Rebecca!