Erster Tag: Nach Süden, nach Süden

25. Oktober 2009

Ankunft in Kunming, Fahrräder empfangen, 14 neue Reiseteilnehmer! Spaziergang und reiches Mahl

Im Flieger von Beijing nach Kunming sehe ich in aller Ruhe mein Bilder durch, ja, es war wirklich eine schöne Reise, stellenweise ein wenig frisch und kalt, aber ansonsten durchweg gelungen. Das mit der Kälte sollte sich nun ändern, denn es geht weit in den Süden von China, in die Provinz Yunnan nach Kunming. 22 Grad sagt der Flugkapitän an und rumpelt durch die Haufenwolken langsam nach unten. Es rumpelt so heftig, dass einige Mädels der nordkoreanischen Frauenfussballmannschaft, die mit mir im Flieger sind, heftig kreischen. Wenig später landen wir jedoch sanft und dann geht es raus in die Sonne. Zwei Stunden habe ich noch Zeit, dann trifft meine neue Reisegruppe hier ein. 14 Leute, so viele hatte ich seit Jahren nicht mehr.

Auch der Flieger aus Bangkok kommt pünktlich an und speit meine 14 reislustigen Radfahrer aus. Im Moment sehen alle etwas müde aus, aber das ist nach 13 Stunden Flug normal. Zwei Bekannte sind dabei, Edgar und Wilfried waren mit mir am Anfang des Jahres schon auf der „Burmastraße“ mit China By Bike unterwegs, aber auch Joachim, Christa, Michael, sowie Eva und Udo sind China By Bike „Wiederholungstäter“.

Im Bus geht es in die Stadt und zum Hotel und schon eine Stunde später treffen wir uns, um die Räder in Empfang zu nehmen. Frisch gewartet, gibt es nur wenige Probleme, einige Sättel werden gewechselt und Lenkertaschenhalterungen angeschraubt, dann sind wir bereit für einen ersten kleinen Spaziergang in der Stadt.

Staunen an den ersten Teeläden, denn Yunnan ist die Tee Provinz Chinas und in den kleinen Teeläden, die es überall gibt stapelt sich vor allem Pu-Erh Tee. Einige belebt Straßen wandern wir entlang. Es ist Feierabendverkehr und auf den Straßentobt der Verkehr, viele Autos, aber noch mehr Fahrräder und Elektrobikes wühlen sich durch das Gewimmel und mitten drinnen wir.

Gegen 19 Uhr ziehen wir in mein Kunminger Stammlokal ein. Unten eine riesige gläserne Wand hinter der sich Gemüse und Fleisch stapeln. Das bestellen in Yunnan ist immer ein Freude, das es eine gigantische Auswahl an Gerichten gibt.

Wenig später gibt es leichtes Dali Bier, gebratene Rednüsse, Erbsenkraut mit Knoblauch, gebraten Hühnerherzen, Tofu mit hundertjährigen Eiern, Auberginen, Schweinfleisch rot gebraten, Tofu nach Art des Hauses und noch einiges mehr und wir haben Gelegenheit uns alle ein wenig zu beschnuppern. Den Abschluss bildet eine Runde mit Pao-Jiu, mit Papaya angesetzter Schnaps. Der und der lange Flug sorgen für ausreichende Bettschwere auf den harten Matratzen, die überall in China für guten Schlaf sorgen und morgen erwartet uns ein aufregender, vielseitiger Stadtbummel in Kunming.

28. Tag: Peking und das Goldene Dreieck

24. Oktober 2009

lles klappt perfekt, wir sind pünktlich am Flughafen, beim Einchecken gibt es keinerlei Probleme und unser Gepäck kommt wohlbehalten in Beijing an. Thomas und Andreas Gepäck checjken wir dann noch schnell ein und trinken einen Abschlusskaffee. Für die beiden geht eine schöne Reise zu Ende, auf mich und auf die Blogleser warten weitere Bilder und Geschichten, ab morgen dann aus Kunming, der Stadt des Tees im Süden des Landes. Morgen erwarte ich dort meine 12 Reiseteilnehmer und dann geht es los in Richtung Vietnam.

Im Hotelzimmer in Beijing erledige ich dann in aller Ruhe meinen Bürokram und kann es immer noch nicht fassen, dass es noch genug frei Plätze für die Weihnachtstour im Goldnen Dreieck gibt. Ich kann es nicht fassen, das ist wirklich eine der schönsten Touren, die China By Bike im Angebot hat. Deshalb hier noch einmal ein paar Bilder von vergangen Touren im Dreieck und eine detaillierter Beschreibung der Tour durchs Goldene Dreieck findet ihr rechts oben.

Das war es dann von der Berge, Tempel, Tankha Tour, die ich in dieser Form zum ersten Mal gefahren bin, anstrengend, aber voller Highlights. Grandiose Landschaften haben wir beradelt und an Tempeln und buddhistischen Klöstern hat es nicht gemangelt. Neben den Chinesen sind wir vielen Moslems der Hui-Minorität begegnet und natürlich vielen Tibetern. Kulinarisch ist die Tour eher „nudelig“ angelegt, das liegt an den unzähligen Moslemrestaurants, aber in den größeren und mittleren Städten finden sich Küchen und Köche aller Landesteile. Von Feuertopf über Baotze bis zu Grillspießen und Hundegulasch haben wir es uns an nichts fehlen lassen.

Glück hatten wir mit dem Wetter, lediglich vier Tage war es sehr ungemütlich, bis hin zu mittlerem Schneetreiben. Aber an den meisten Tagen hat uns die Herbstsonne im Hochland gut geholfen, nach den frostigen Morgentemperaturen wieder aufzutauen.

Vielen Dank hiermit an Elvira, die unsere Erlebnisse so fleißig kommentiert hat und ich hoffe, Du bist auf den nächsten Touren weiter dabei! Also dann bis Morgen auf der nächsten Tour!

Euer Tomtomtofu

27. Tag: Ruhetag in Lanzhou

23. Oktober 2009

Ausflug zum Berg der weißen Pagode

Ruhetag heißt erst einmal ausschlafen und nicht mehr Radfahren; mit dem Taxi geht es durch die Stadt zum Gelben Fluss. Der Taxifahrer ist wieder ein verkappter Michael Schuhmacher und schlängelt sich in wilden Spurwechseln durch den Großstadtverkehr. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig Unfälle passieren, doch die meisten Fahrerchaoten scheinen auch hinten ein Auge zu haben. Es wird geschubst und gedrängelt, aber zur Not lässt man dann doch den Bus noch in die kleine Lücke. Als ich den Gurt anlegen will, sagt mir der Fahrer, dies sei nicht nötig, doch ich antworte nur, dass ich meine schöne große Nase gar nicht so schlecht finde und schnalle mich trotzdem an.

Mit der Seilbahn geht es dann über den Fluss und den Berg hinauf. War unten noch reger chinesischer Ausflugsverkehr, haben wir den Park oben für uns alleine. An der weißen Pagode aus der Yuan-Dynastie, die gar nicht so weiß ist, setzen wir uns in die Sonne und genießen die warmen Strahlen bei einem Glas Ba Bao Cha, 8 Edelsteine Tee, ein grüner Tee mit getrockneten Früchten und der einzige grüne Tee der gezuckert getrunken werden darf. Die großen Kandiszuckerbrocken sorgen dafür, dass auch noch der vierte Aufguss süß schmeckt.

Dann steigen wir langsam wieder abwärts. Die Aussicht ist wegen der Dunstglocke über der Stadt wenig berauschend, aber die Parkanlage trotzdem ganz nett zum Spazieren. Unten packt uns dann der Hunger und wir finden auf dem Markt einen internen Fressmarkt. Beeindruckend ist der Nudelschaber, der von einem großen Block Nudelteig mit einem Messer lange dünne Nudelstreifen direkt in den Wok schabt. Das passiert mit hoher Geschwindigkeit und fast zwei Metern Abstand zum Nudeltopf und die geschabten Nudelstreifen fliegen nur so durch die Luft und keine einzige verfehlt ihr Ziel.

Der Nachmittag vergeht beim Packen schnell und Andreas findet auch noch eine schwere bronzene Buddhafigur, die ihm gefällt. Am Abend wollen wir noch einmal chinesisches Nachtleben und das heißt nicht wilde Partys, Drogen und laute Musik, sonder dichtes Gedränge in der Fressmeile. Einen ganzen Straßenzug entlang reihen sich vielleicht hundert Stände aneinander mit Feuertöpfen, Grillspießen, Nudeln, Mais, Nüssen, Malatang, der scharfen Suppe mit selbst ausgewählten Inhalten, moslemischen Brotbäckern und vielem mehr. Und leider gibt es keinen so großen Hunger, dass man von allem einmal probieren könnte. Auf dem Rückweg komme ich dann auch noch in den Kaufrausch, es gibt an der Hauptstraße einen Stand mit als Nierenschoner abgenähten Katzenfellen. Einen davon nehme ich mit, der Winter in Berlin kommt ganz bestimmt und dann kann ich mir die Katze auf den Rücken binden.

Im Hotel machen wir dann noch eine kleine Flasche chinesischen hochprozentigen Schnaps nieder, der allerdings nur mit Kaffee oder Red Bull zu genießen ist und dann geht es ab ins Bett, morgen müssen wir um 4 Uhr raus, halb fünf wartet (hoffentlich) unser Fahrer, um uns zum Flughafen zu bringen.

26. Tag: Perfekte Organisation in Lanzhou

22. Oktober 2009

Ruhetag in Lanzhou, Verpacken und Organisation des Rücktransportes der Räder,

Hundefleisch beim Koreaner

Eigentlich sah es nach einem schweren Organisationstag aus, aber China hat uns wieder einmal positiv überrascht. Ein großer Fahrradladen ist mit Hilfe der Hotelmanagerin schnell gefunden. Mit nur leichten Überredungskünsten werden innerhalb der nächsten halben Stunde Kartons freigemacht. Im Warenhaus um die Ecke gibt es alles, was man noch für eine flugtaugliche Verpackung braucht: Klebeband, Riemen und Gummigurte. Dann eine knappe Stunde Bastelei und die Räder sind stoß- und fallsicher verpackt. An der Marktstraße 100 Meter weiter findet sich auch sofort ein Fahrer, der uns die Räder wieder ins Hotel und übermorgen zum Flughafen bringt. Und wir sind glücklich, dass alles so schnell und reibungslos funktioniert hat und nun bleibt uns der Rest der Zeit wirklich zum relaxen.

Heute bummeln wir noch ein wenig durchs Zentrum, Andreas stattet sich wieder, wie im letzten Jahr mit Trainingsjacken aus und Thomas zieht es noch einmal zum fotografieren in die kleinen Nebenstraßen. Hungrig vom Bummeln ziehen wir dann beim Koreaner ein, leckeres Gemüse und Fleisch gibt es vom Tischgrill, mein Favorit bleibt jedoch ein Rindertartar an Birnenstreifen mir rohem Eigelb und viel Knoblauch. Andreas ist begeistert vom Hundegulasch, der wirklich auch nicht schlecht schmeckt. Und von unserem vegetarischen Thomas gibt es dann ein schönes Bild mit Grünsalat.

25. Tag: Unerwartet bergiger Abschluss

21. Oktober 2009

81 Kilometer von Liujiaxia nach Lanzhou, noch ein Pass von 2320 Metern, 800 Höhenmeter und schöne Abfahrt bei 8 bis 18 Grad

 

Klar wussten wir, dass wir noch einmal über den berg müssen, bevor wir nach Lanzhou einrollen, denn die Straße geht nicht am gelben Fluss entlang, sondern macht eine „Abkürzung“, doch es geht Kilometer um Kilometer nach oben, nicht sehr steil aber stetig und es ist kein Ende abzusehen. Tröstlich ist nur, dass jeder Meter den wir nach oben fahren uns nachher auf der Abfahrt wieder zu Gute kommt.

Einmal sind wir sogar fast zu Hause, denn ein Ort heißt hier „Bo Lin“, also genau die gleichen Zeichen, die der Chinese für Berlin verwendet

Nach 25 Kilometern kommt dann endlich ein Tunnel und auf der anderen Seite weißt ein Schild auf die Gefahren der 25 Kilometer langen Abfahrt hin. Also heißt es nun den Helm enger schnallen und die Jacke bis oben zuzumachen, dann geht es wieder talabwärts. Schön ist es mehr als eine halbe Stunde so dahinzurauschen, die Landschaft gibt eh nicht so viel her, die eigentlich schönen grünen Täler sind schon etwas spätherbstlich öde und an der relativ großen Straße bekommt man kaum etwas von den kleinen Dörfern mit.

Aber das ist auch nicht so wichtig, denn in den letzten drei Wochen haben wir viel gesehen und uns ja fast immer weitab der touristischen Routen bewegt.

Unten im Tal treffen wir wieder auf den gelben Fluss und die ersten Industrievorstädte Lanzhous. Noch vor 10 Jahren war die Stadt unter den Top 10 der schmutzigsten Städte der Welt gelistet, bis heute hat sich viel verändert. Trotz der Schwerindustrie im Tal macht die Stadt einen sauberen Eindruck. Groß ist sie auf alle Fälle, im Tal zieht sich der Moloch fast über 30 Kilometer hin.

Die letzten Kilometer geht es durch das moderne Zentrum, der Verkehr ist kräftig, aber nicht zu wild. In der Nähe des Bahnhofes finden wir ein uns genehmes Hotel und der Rest des Tages vergeht mit Wäsche waschen und noch einen kleinen Bummel über den Nachtmarkt mit seinen vielen kleinen Restaurants. Vielleicht gehen wir nachher noch ein Bier trinken, denn nun erwarten uns nur noch zwei Ruhetage und keine Pässe mehr.

Eigentlich schon fast der Punkt, um eine Bilanz zu ziehen, 1489 Kilometer haben wir zurückgelegt und 16.000 Höhenmeter Berge und Pässe gestrampelt. Thomas und Andreas überlegen, wohin sie nächstes Jahr mit mir fahren wollen und das freut mich natürlich auch.