11. Tag: Minoritätenzoo, Mopedsause und Abendessen für 2,7 Millionen

4. November 2009

Tagesausflug in Sapa zu einem Dorf der K-Mong, Mopedausflug zum Wasserfall bei Sonnenschein und 22 Grad

Wenn man wie ich schon sechs Wochen unterwegs ist, dann wird ein Frühstück mit Baguette und Käse schon zum Gourmetschmaus und dafür kann man der ehemaligen französischen Kolonialbesatzung schon dankbar sein.

Gegen 9 Uhr wandeln wir durchs Städtchen, natürlich mit uns die anderen 200 ausländischen Touristen hier im Ort. Trotzdem hat der kleine Markt noch seinen Charme und es ist faszinierend, die angeekelten Gesichter der Leute am Stand für Hundefleisch zu sehen.

Auch die Minoritätenfrauen der K-Mong sind schon wieder auf Opfer/Käufer-Suche und ab und zu auch erfolgreich. So mancher Touri wandelt dann mit einer bunten idiotischen Mütze durch den Ort.

In einem Tal befindet sich auch ein Dorf der Minorität. Einiges ist ganz nett anzuschauen, ein wasserbetriebener Mörser für Getreide oder Reis. In eine große Holwippe läuft Wasser auf eine Schaufel. Ist diese dann schwer genug, klappt diese Seite nach unten und entleert sich, der Holzbalken wippt zurück und der der Mörser donnert in das Mahlgefäß. Das dauert zwar dann seine Zeit, aber die spielt hier im Dorf eher keine Rolle und Wasser gibt es zur Genüge selbst jetzt in der Trockenzeit.

Die lokalen Künstler fertigen nette Bilder aus verschieden gefärbten Blättern an, die sie dann gleich einem Mosaik zu impressionistischen Bildern zusasmmen setzen.

Viele der Frauen haben blaue Hände vom aufbereiten der Indigi Fasern und hinter vielen Hütten hängen lange Bahnen gefärbter Stoffe in tiefem Dunkelblau oder Schwarz.

Obwohl die Schulbildung in Vietnam nicht überall sehr gut ist, sprechen vor allem die Kids beeindruckend gut Englisch, zumindest im Smalltalk und „Bussiness“-Bereich und wir haben ganz witzige Dialoge mit den Mädchen, die nach der Schule auch ihren Kleinkram an Touristen zu verklingeln versuchen.

Wer den Weg durch das Dorf nach unten geschafft hat, braucht sich keine Gedanken zu machen, wie er unbeschadet nach Sapa zurück kommen kann. Gleich hinter der kleinen Hängebrücke stehen die vietnamesischen Mopedfahrer und werben mit „Hallo Moto“ nicht etwas für einen Handyanbieter, sondern für den Ritt die 400 Höhenmeter wieder nach oben und es finden sich nicht wenige müde Kunden.

Auf dem Markt in der Stadt gibt es leckere kleine Gerichte, wie frisch gebratene Frühlingsrollen und gebratener Bambus. Die Innereien aus Huhn uns Schwein sind zwar alle recht dekorativ auf dem Tisch drapiert, aber fürs europäische Auge dann doch nicht so verlockend.

Am Nachmittag leihen wir Mopeds aus und mehr als die Hälfte unserer Gruppe schwingt sich dann auf die heißen Öfen. Die automatische Kupplung ist auch für mich zu beherrschen, habe ich doch das letzte Mal vor 20 Jahren auf einer „Schwalbe“ gesessen und das auch nicht sehr oft. Einigen geht es ähnlich uns tuckeln wir gemütlich im zweiten Gang durch das gewühl in Sapa. Vor dem Ort geht es dann etwas zügiger nach oben durch viele kleine Dörfer, den Bergen entgegen. Allgemeines Ausflugsziel ist ein unspektakulärer Wasserfall und die Aussichtsplattform für die Sicht aus das Fansipan-Massiv. Der Berg ist mit über 3000 Metern Höhe der höchste in Vietnam und natürlich werden in Sapa auch zwei oder drei Tagestouren zum Gipfel angeboten. Doch dafür reicht unsere Zeit natürlich auch nicht aus, außerdem sacken die Temperaturen schon wieder empfindlich durch, nachdem die Sonne hinter den Bergen veschwunden ist.

Kulinarisch ist das Restaurant der Kochschule in Sapa ein Höhepunkt. Hier gibt es auch Frühlingsrollen in Reispapier, die nicht gebraten werden. Gefüllt mit Reisnudeln, Kräutern, Fleisch oder Gemüsestreifen- ein Hochgenuss, genau wie alle anderen Gerichte auch. Der Fisch mit Zitronengras ist butterweich und zart und das Rindfleisch nur saftig angebraten. Krönender Abschluss sind jedoch gebackene Bananen mit Nougateis oder Creme Brulee vom Feinsten. Dann kommt die Rechnung und wir bezahlen für 15 Personen 2,7 Millione vietnamesische Dong, ich verrate jetzt nich wieviel das in Euro sind, der Kurs steht 1:27.000, der geneigte Leser mag also selbst nachrechnen.

Nach dem großartigen Essen bin ich noch richtig motiviert mein Blog zu aktualisieren und hier ist das Resultat. Morgen früh geht es wieder auf die Räder in die Provinz ohne Touristen und fliegende Straßenhändler, aber ich denke auch für zwei oder drei Tage ohne Internet, wir werden sehen; also dann: Gute Nacht!

10. Tag: Good Bye China und Good Morning Vietnam

3. November 2009

Transfer zur vietnamesischen Grenze, Formalitäten und dann weiter nach Sapa, fast 30 Grad und Sonnenschein

Heute wird für die meisten von uns ein etwas faulerer Tag, denn wir brauchen nicht aufs Rad. Bis zur Grenze sind es noch 85 km und die legen wir im Bus zurück in knapp zwei Stunden auf der Autobahn. Seitdem Baubeginn der Autobahn ist die Nebenstraße nicht mehr benutzbar, eine schreckliche Buckelpiste mit viel Staub oder bei entsprechendem Wetter mit viel Schlamm oder beides.

In Hekou, dem Grenzort herrscht reger Betrieb, da es für Autos oder Lkw eine riesige bürokratische Hürde ist, die Grenze zu überwinden, sind hunderte von Vietnamesen damit beschäftigt, Lkws abzuladen und dann die Waren auf Fahrrädern, Karren oder Transporträdern über den Roten Fluss auf die andere Seite zu bringen. Die Karren werden bis zum Umkippen beladen und brauchen drei Personen zum Ziehen und Schieben. Für uns laufen die Formalitäten recht flüssig, es gibt nur ein paar Erklärungen auszufüllen und dann sind wir im Niemandsland. Auch bei den Vietnamesen läuft alles gut, nur sind es hier ein paar mehr Zettel und der Grenzer braucht etwas länger. Nach knapp zwei Stunden haben wir China den Rücken gekehrt und sind nun daran, ein neues Land zu erkunden.

Die Nudelsuppen hier in Vietnam sind ähnlich lecker, wie in China, aber der vietnamesische Kaffee ist die Krönung. In kleine Tassenfilter wird das Mokkapulver gegeben und mit wenig Wasser aufgegossen. Der starke Kaffee wird mit gezuckerter Kondensmilch getrunken und ist superlecker.

Drei unserer Männer schicken wir mit dem Rad nach Sapa. Joachim, Michael und Edgar wollen unbedingt die 1500 Höhenmeter nach oben selbst fahren, Eva und Udo die Hälfte und der Rest nicht. Jeder hat eben andere Vorstellungen von Urlaub.

Nach oben geht es 35 km in scharfen Serpentinen und Windungen durch ein grünes Tal mit Reisterrassen und kleinen Dörfern, Bananenstauden und Bambus. Zwei Unterschiede zu China fallen sofort ins Auge. Vietnam ist ein wenig ärmer China, in den kleinen Dörfern gibt es viel Holzhütten und in weniger Prunkbauten. Die Vietnamesen fahren weniger mit Autos, dafür gibt es überall Mopeds und Mopeds und natürlich ab und zu Lkws. Und es ist sauberer in Vietnam als auf der anderen Seite des Roten Flusses. Das liegt nicht nur daran, dass das Müllaufkommen in Vietnam noch geringer ist als in der Volksrepublik, sondern auch an der Mentalität der Leute. Zwischen den Siedlungen oder hinter den Häusern finden sich keine Müllhaufen und auch der Straßenrand ist nicht gesäumt von dem Unrat, den die Fahrer aus dem Fenster werfen.

Sapa war eine Idylle mit schönen kolonialen Häusern bis die Touristen kamen. Schön ist es hier in diesem Bergkurort immer noch, aber jetzt reiht sich ein Touri-Lokal an das andere, Pizzerias, Steakhäuser und Pubs gibt es. Kaum aus dem Fahrzeug wird man sofort von den Minoritätenfrauen der K-mong umringt und kann Kopfkissenbezüge, Tischdecken, bestickte Geldbeutel und Postkarten erwerben.

Der Vorteil der Touristenstruktur sind natürlich wieder tolle Hotels mit tollen Zimmern und hier in Sapa mit grandiosem Ausblick. Wegen der Zeitumstellung verschwindet die Sonne gegen 17 Uhr hinter den Bergen und sofort wird es empfindlich kalt. Als wir dann zum Abendessen gehen sind es schon knapp unter 10 Grad, aber für morgen ist wieder schönes Wetter angesagt.

Unsere heldischen Radler sind auch gut vor Sonnenuntergang eingetroffen und so genießen wir unser erstes Essen hier in Vietnam, leckere Rindfleischgerichte gibt es und die Hühner werden filetiert, bevor sie auf den Tisch kommen. In China hatte man immer den Eindruck, dass hier die Hühner mit der Handgranate geschlachtet werden, denn das Fleisch wird grundsätzlich in kleinen Stücken mit Knochen und Knochensplittern serviert. Leider ist das Gemüseangebot nicht so toll, aber das wird durch Mango- und Bananenlassie kompensiert. Auch lokale angesetzte Schnäpse gibt es wieder und so können wir unsere Angewohnheiten hier ohne Unterbrechung fortsetzen.

Die vielen Bars in der Straße sind alle leer und im Hotelzimmer ist es recht frisch, also bleibt nur der Weg in die Badewanne und danach ins Bett.

9. Tag: Im Tal des Roten Flusses

2. November 2009

72 km von Yuanyang nach Manhaozhen am Roten Fluss entlang, 28 Grad und Sonne, 3 kleine Anstiege

In Yuanyang ist die letzte Poststelle hier in China und die überfallen wir in der Gruppe. Hier in der Provinz sind Briefmarken immer ein Problem, es gibt nur Marken mit geringem Wert, also einen halben Yuan und die sind auch noch recht groß. Um dann auf die fürs Ausland notwendigen 4,5 Yuan zu kommen müsste man die ganze Karte zukleben, aber ich kann die Dame am Schalter überreden, ihre Stempelmaschine zu benutzen.

Heute geht es den ganzen Tag am Roten Fluss entlang, der jetzt in der Trockenzeit nicht all zu breit träge vor sich hin fließt. Dafür ist die Straße angenehm ruhig zu fahren und es geht stundenlang durch die subtropische Landschaft. Überall gibt es Bananen Stauden und Plantagen, Maniokwurzeln stapeln sich am Straßenrand und warten darauf abgeholt zu werden. Auf den Hügeln auf der anderen Straßenseite gibt es ab und zu eine Pflanzung mit Gummibäumen. Auch hier werden die kleinen Dörfer hauptsächlich von der Yi-Minorität bewohnt. Überall sind die Frauen fleißig am arbeiten und tragen schwere Kiepen mit Bananen, Maniok oder Holz mit sich herum.

Wir genießen die schönen Ausblicke auf den Fluss und haben einigen Spaß bei Fotosession auf einer Hängebrücke über den Roten Fluss.

Vor dem Mittag geht es dann noch einmal einen steilen kurzen Anstieg hoch, aber oben gibt es Kühltruhen zum Plündern. Beim Sitzen in der Nudelstube wird es immer heißer, den auf dem Rad haben wir immer einen leichten Luftzug mit Gegenwind, der das Fahren angenehm macht.

Vor Mahaozhen geraten wir dann in eine neue Staudammbaustelle, es gibt eine Umfahrung, die auch noch einmal über einen Hügel führt, dann rollen wir in Manhaozhen ein. Unsere Übernachtung liegt noch etwas außerhalb, aber wir warten an der zentralen Kreuzung im Ort auf die Nachzügler und es gibt hier jede menge zu sehen. Wegen der Baustelle hat sich der Ort in einen Vergnügungspark für die Bauarbeiter verwandelt und es laufen verdammt viel hübsche Mädchen mit leichter Bekleidung herum, viele von ihnen sehen ziemlich Vietnamesisch aus und sprechen auch nicht Chinesisch, ich denke die Damen sind auch zum „Jobben“ hier angereist.

Ansonsten gibt es jede Menge buntes Volk, die hier schwer bepackt mit Gemüse und Einkäufen auf einen Bus oder ein Transporterdreirad warten, um wieder nach Hause in ihr Dorf zu kommen. Immer mehr löst das Moped andere Transportmittel ab, auch schon ein Hinweis auf die Nähe zu Vietnam, den dort ist ja Moped und Motorrad das Haupttransportmittel. Familien mit Großmutter und gesamte Umzüge lassen sich damit abwickeln. Hier in Yuanyang sehen wir erst einmal nur zwei Erwachsene und zwei Kinder auf einem Zweirad, das ist noch Steigerungsfähig.

Unser Hotel liegt noch einmal 150 Höhenmeter am berg und es geht einen steilen Stich nach oben durch die Bananenplantagen. Das Hotel und Schulungszentrum hat schon diverse China By Bike Gruppen beherbergt und der Manager ist sehr bemüht und wir müssen/dürfen uns dann noch seinen botanischen Garten ansehen. Besonders stolz ist er auf eine Pflanze, die schon als ausgestorben galt und erst 1996 wieder entdeckt wurde, eine Farnart, die schon vor ein paar Millionen Jahren den Sauriern als Nahrung gedient haben soll, dabei ist die Pflanze hier so klein und zierlich, dass sie vom Tyranno gerade einmal als Petersilie zur Garnitur benutzt hätte werden können und so bekommt sie von der Gruppe auch den Spitznamen „Saurierpetersilie“.

Die Bungalows sind nett und dieses Jahr nur wenig moskitoverseucht und so verbringen wir angenehme Nacht am Dschungel.

8. Tag: Beinahe Entführung am „Tigermund“

1. November 2009

Zeitiger Transfer zu den Terrassenfeldern, Fotosession, kleiner Anstieg und 54 km rauschende Abfahrt zurück nach Yuanyang bei bis zu 30 Grad und leichten Wolken

Sehr zeitig starten wir in den Tag. Schon 6 Uhr verladen wir die Räder auf einen LKW und besteigen zwei „Brotkasten“ Minnibusse. Dann geht es in steilen Serpentinen hinauf in die Berge. Auf der Straße werden Menschen und Räder gut durchgeschüttelt und nach knapp zwei Stunden erreichen ein Bus und die Räder den Ort „Tigermund“ und die Terrassenfelder. Der zweite Bus ist nicht da, obwohl der ganz vorne gefahren ist; telefonisch ist der Fahrer auch nicht erreichbar. Wir reparieren erst wieder einmal den täglichen Plattfuß und dann kann ich endlich den anderen Fahrer erreichen, der schon 15 Kilometer weiter ist und ordere ihn wieder zurück. Entführung vereitelt und etwas später trudelt der trottelige Fahrer dann auch ein. Die sieben Leute im Bus berichten, wie sie versucht haben, dem Fahrer klar zu machen, dass irgend etwas nicht stimmt, doch der sei stur weiter gefahren und war schon wieder im nächsten Tal ganz unten. Christ war schon am überlegen, in der nächsten Kurve abzuspringen und anderen trugen sich mit dem Gedanken den Fahrer zu würgen, da dieser auch das klingelnde Telefon ignorierte.

Später als angedacht sind wir dann vollständig am Ziel, vor uns liegt ein weites, tiefes Tal mit unendlichen Reisterrassen. Die Sonne ist schon eine Weile vor uns über die Berge gekommen und saugt nun den Dunst aus dem Tal, jede Minute wird die Sicht besser und der Ausblick grandioser. Die Aussichtsplattform wurde im letzten Jahr gründlich renoviert und vergrößert, dafür trennt jetzt ein dicker Zaun die Touristen von den Yi-Straßenhändlern, die Postkarten und Selbstgestricktes verklingeln wollen. Dafür entrichtet man jetzt 30 Yuan Eintritt.

Die unteren Terrassen sind noch im Bau und Frauen in bunten Trachten schleppen schwere Kiepen mit Steinen und Baumaterial nach unten und freuen sich über verschenkte Kekse und Obst.

Nach einer halben Stunde haben wir uns hier satt gesehen und schwingen uns auf die Räder. Vor der großen Abfahrt geht es noch einmal 300 Höhenmeter nach oben, immer wieder unterbrochen von Fotostopps an Reisterrassen. Dann endlich geht es nach unten, aber auch hier tauchen an jeder Ecke Fotomotive auf uns so zieht sich der Zug der Radfahrer langsam und träge dahin.

Auf halber Höhe machen wir Rast und stürmen einen kleinen Nudelladen, dann rollt jeder für sich selbst weiter. Ich bleibe hinten, da ich Flickzeug und Werkzeug habe, aber wir kommen heute ohne weitere Pannen ins Tal. Zurück in Yuanyang versuche ich noch ein wenig Geld aufzutreiben, aber keiner der wenigen Automaten in der Stadt gibt mir etwas.

Nach einem kleinen Schäferstündchen geht es dann wieder zum Abendessen, wir versuchen das Nachbarlokal, aber nachdem dort alle Versuche scheitern, die Beleuchtung in Ordnung zu bringen, landen wir dann doch wieder im gestrigen Lokal, natürlich zur großen Freude der Inhaberin. Und es ist noch leckerer als am Vortag!

Abends versuch ich dann noch ein paar Zeilen zu schreiben, werde aber immer wieder durchs Telefon gestört und als ich dieses dann endlich ausschalte überfällt mich bleierne Müdigkeit.

7.Tag: Klimawandel und das gefährlichste Hotel der Welt

31. Oktober 2009

87 km von Jianshui nach Yuanyang, ein Pass und 1800 m Abfahrt zum Roten Fluss, Sonnenschein und tropische 28 Grad, 820 Höhenmeter

Auch heute wieder Yoga im historischen Ambiente im Hof des Hotels. 20 Minuten dehnen uns strecken, dann eine Tasse Kaffe und ich bin fit für den Tag. Wir rollen noch einmal durch die schöne Einkaufsstraße und landen dann in einem schmalen Marktgässchen. Mit 15 Rädern dort durch dauert fast 10 Minuten.

Am Ortsausgang dann die erste Panne, bei Michaels rad bricht das Pedal und ist auch nicht zu ersetzen, denn nicht das Pedal ist kaputt, sondern das komplette Gewinde glatt gelutscht. Der Schaden ist hier nicht zu beheben, denn eine neue Kurbel wäre höchstens in Kunming aufzutreiben, aber nicht hier in der tiefsten Provinz. Doch in der Autowerkstatt schaffen wir dann eine Behelfskurbel, von einem Schraubbolzen wird der Kopf abgeschliffen und das Stück mit einer Mutter festgerungst. Wird wohl so schnell keiner wieder abbekommen, aber Michael kann erst mal weiter; spätestens an der vietnamesischen grenze kann ich ihm besser helfen, denn dann kommen Räder aus Hanoi zurück, denen wir hoffentlich begegnen.

Dann geht es langsam an unseren heutigen Pass mit drei mittleren Anstiegen, aber es ist noch nicht zu heiß und die Anstieg sind nicht zu steil und angenehm zu fahren. Immer wieder bieten sich auch schöne Blicke ins Tal und so sind wir Mittag schon am Pass.

Hinterm Pass liegt ein kleines Städtchen, leider ist heute kein bunter Markt, aber es gibt eine Nudelstube und hier machen wir Mittag. Im Dorf wohnen vor allem Minoritäten der Yi und Hani, die ein schauderhaftes Chinesisch sprechen, so dass ich nur lebenswichtige Konversation betreiben kann. Mehr spaß macht es den Kindern beim Gummitwist zuzusehen und einige von uns fühlen sich an ihre Kindheit erinnert, als man noch Spiele ohne großen Spielzeugaufwand spielen konnte.

Der Pass war auch eine Wetter und Klimascheide. Mit einem Male sind wir richtig in den Subtropen, es ist schwüler und mit jedem Meter ins Tal wird es heißer und heißer und irgendwann sind es bestimmt schon knappe 30 Grad. (Ich bekomme abends einen Anruf aus Beijing, wo es heute zum ersten Male im Jahr geschneit hat.)

Die Landschaft auf dem Weg nach unten ist gigantisch und grüner als grün. Am Hang gegenüber schmale Reisterrassen, viel Bambus, Bananen und erste Papayas. Dazwischen kleine Dörfer der Hani Minorität. In den Dörfern herrscht an den kleinen Läden reger Betrieb. Hier treffen sich Männer und Frauen zum Schwatzen und Karten spielen und es gibt viele, viele Kinder, denn die Minoritäten dürfen ja auch zwei Nachkommen zeugen und machen fleißig von diesem Recht Gebrauch.

Wegen der nicht so tollen Straße, aber besonders wegen der vielen Fotostopps brauchen wir für die 25 Kilometer Abfahrt fast genauso lange, wie für den Anstieg. Unten treffen wir dann erstmals auf den roten Fluss, der kurz vor Yuanyang gestaut wird. Vor zwei Jahren war der Staudamm hier noch eine Baustelle, jetzt drehen sich schon fleißig die Turbinen und liefern sauberen Strom.

Gegen 18 Uhr sind wir dann im Hotel, es gibt richtig schicke Zimmer, warmes Wasser kommt sofort und in dickem Strahl, trotzdem ist es wohl das gefährlichste Hotel der Welt. Der Nutzer wird durch ein kleines Schild im Bad darauf hingewiesen: BE CAREFUL OF LANDSLIDE.

Wir werden uns vor den gefährlichen Erdrutschen in Acht nehmen, versprochen!