16.Tag: Tal der kleinen Häuser und die trockene Bucht

9. November 2009

56 km durch abwechslungsreiche Landschaft und Kegelkarst von Cuc Phuong nach Ninh Binh, größter buddhistischer Tempel in Vietnam, 200 Höhenmeter bei 32 Grad

Heute ist nun unser letzter Radeltag, diesmal ohne Joachim, dessen Hundebiss in Hanoi behandelt wird. Bis jetzt sieht es nicht zu schlecht aus, die Wunde scheint sich nicht zu entzünden und eine Tollwut Impfung kann noch rechtzeitig erfolgen.

Bevor wir uns aufs ad schwingen geht es noch in die Affenschutz- und Zuchtstation, die vor 20 Jahren gegründet wurde. Hier wurden Exemplare seltener Arten vor dem Küchenmesser gerettet, später wurde angefangen, Nachwuchs zu züchten und heute werden regelmäßig Tiere wieder in die frei Natur, vor allem aber in Nationalparks entlassen.

Wir drehen eine Runde zwischen den großen Käfigen mit den possierlichen und beweglichen Kletterkünstlern, die das tägliche Touristenprogramm mindestens genauso interessant finden, wie ihre aufrecht gehenden Nachfahren vor den Käfigen.

Wir radeln ein sympathisches Tal entlang, es gibt nur sehr kleine und winzige Häuser, mache haben nicht einmal 15 Quadratmeter Grundfläche und im Inneren gibt es gerade einmal ein Doppelbett, einen kleinen Schrank und einen Herd, das reicht für eine vietnamesische Familie, denn das Leben spielt sich hauptsächlich außerhalb des Hauses ab, so werden auch die Maiskolben draußen vor der Tür geschält. Alles was die Familie braucht, wächst auf den kleinen Feldern, es gibt Bananenstauden, Papayas, Maisfelder und kleine Getreidefelder und Gemüsebeete.

Als sich das Tal öffnet und wir in die Ebene wieder hinunter fahren, sehen wir schon die ersten Karstkegel der Trockenen Halong Bucht, die aus der Ebene heraus ragen. Eine traumhafte Landschaft mit großen Reisfeldern zwischen den Kegeln und vielen Seen und Teichen.

In einem kleinen konfuzianischen Tempel machen wir Rast und haben endlich Gelegenheit unseren Appetit auf frische Ananas zu stillen. Das tut gut, denn heute ist es wieder richtig heiß und jetzt am späten Vormittag dürfte die Quecksilbersäule schon wieder 30 grad überschritten haben.

Hinter einem Hügel liegt die Baustelle für den größten buddhistischen Tempel in Vietnam. Vor 4 Jahren standen einige Rohbauten, vor zwei Jahren konnte man im Baustellengewimmel schon die halbverpackten Buddhafiguren sehen und in diesem Jahr sind die drei großen Tempel so gut wie fertig gestellt. Gebaut wird dennoch an den Nebengebäuden und die Parkanlage braucht auch noch viel Pflege. Der Gesamtkomplex ist gigantisch, fast einen Kilometer erstreckt sich Anlage und es gibt vier große Hallen. Trotz recht moderner Konstruktion ist alles in edlen Hölzern gehalten, die 1000 armige Guanyin erstrahlt in Gold und rundherum füllen sich die hunderte von Nischen für kleine Buddhas von freigiebigen Spendern für den Komplex. In der nächsten Halle strahlen drei große Buddhas in goldenem Glanz und auch schon die ersten Pilger sind hierher unterwegs. Ich denke, in ein oder zwei Jahren gibt es hier eine touristische Attraktion für viele Vietnamesen und Ausländer ebenso, die bald in keinem Reiseführer fehlen wird.

Als wir nach einer Stunde der Besichtigung wieder aufbrechen wollen, haben wir einen weiteren Platten, die Ursache ist nicht zu finden und auch nicht das winzige Loch im Schlauch. Ein Vietnamese borgt mir schnell sein Moped und ich fahre kurz zum nahen See und suche die undichte Stelle.

Jetzt haben wir die trockenen Halong Bucht endgültig erreicht Der alte Tempel ist eine Enttäuschung, einmal, weil der Strom ausgefallen ist und zum anderen, weil wir, kaum angekommen, von Straßenhändlern belagert werden.

Dafür ist die Rundfahrt durch die „Bucht“ ein Erlebnis. Zwischen den Karsthügeln liegen idyllische Dörfer an kleinen Seen mkit wunderschönen kleine Häusern und Höfen. Auf einem kleinen Pfad winden wir uns zwischen Hügeln und Feldern hindurch und kommen nur langsam vorwärts, denn jede Ecke bietet eine neue Perspektive für schöne Ausblicke und Bilder.

Gegen 17 Uhr erreichen wir Ninh Binh und es bleibt noch Zeit um die Räder zu demontieren. Ich schwinge mich auf ein Moped und lasse mich zum Friseur fahren, bekomme einen professionellen Haarschnitt, eine gute Rasur und ein paar Tassen Tee, sowie den Ritt zurück zum Hotel. Das Abendessen im Hotel ist gut und es gibt gebackene Bananen, was die Gruppenstimmung steigert.

Leider muss ich dann noch mit dem Hotelbesitzer trinken und der ist verdammt trinkfest, das Zeug hat 45 Prozent und darin schwimmt Schlangenleber, das sei gut für die Potenz, was mir allerdings nichts nützt, da der Effekt auf alle Fälle wieder vom Alkohol zunichte gemacht wird und wohl auch nicht so lange vorhält, bis ich wieder zurück in die Heimat komme, oder etwa doch?

15. Tag: Nicht den Letzten beißen die Hunde

8. November 2009

92 Kilometer vom V-Resort zum Cuc Phuong Nationalpark, leichte Hügel durch Karstlandschaft, 650 Höhenmeter und Sonne bei bis 32 Grad

 

In diesem Jahr ist die neue Straße fertig und so haben wir erstmals die Chance zu einem weitern ganzen Fahrradtag ohne Transfer. Das freut uns alle, den Radfahren in Vietnam war bisher wirklich sehr angenehm, die Straßen waren meist in Ordnung, die Menschen, die wir getroffen haben, nett und freundlich, die Landschaften grandios und das Wetter meinte es bisher mehr als gut mit uns.

Am Pool mit Sonnenaufgang haben wir heute unsere schönste Yoga Session bisher, eine leichte kühle Briese weht über die Landschaft und das Zentralgestirn schiebt sich langsam über die Berge, während wir unsere Muskeln und Bänder in alle Richtungen dehnen und strecken.

Fast 30 Kilometer geht es ein schmale Straße entlang, bei uns wäre der Weg eher eine asphaltierte Ortsverbindung zwischen zwei unbedeutenden Dörfern, aber hier rollt Verkehr in allen Größen. Lkws der DDR Marke W 50, auf denen ich vor 23 Jahren fahren gelernt habe, ein paar Pkws und dann hunderte von Mopeds und noch ehr Fahrräder. Da die Straße wirklich schmal ist, kann hier niemand rasen, also läuft alles ganz friedlich ab, lediglich gehupt wird bis zum Umfallen.

Und auch die Landschaft lädt wieder eher zum Verweilen ein, als zum Weiterfahren, es geht weiter durch Karstgebiet, aber die Berge sind nicht nah, groß und steil, sondern Hügelketten, mal näher und mal weiter. Dazwischen liegen große Ebenen, lange Straßendörfer mit nur wenig Reisanbau, hauptsächlich Mais wird kultiviert.

Dann erreichen wir die neue Straße, die schon fast chinesisches Format hat. Hier macht das Fahren nicht ganz so viel Spaß, denn nun fährt man nicht mehr so unmittelbar durch die Dörfer und Felder und hat auch nicht mehr den Blickkontakt zum Bauer auf dem Feld. Dafür kommt man aber wieder einmal ein Stück schneller vorwärts.

Heute erreicht die Temperatur wohl satt über 30 grad und entsprechend abgekämpft rollen alle beim Mittagessen ein. Es gibt heute mal keine Nudeln, sondern Reis und ein paar kleine Gerichte, darunter der Wasserspinat, der eigentlich nie fehlt, kross gebackene Schweinshaxe und hart gekochte Eier in Fischsauce, letzteres ein sehr simples, aber auch sehr schmackhaftes Gericht.

Als die Sonne nicht mehr ganz so hoch steht fahren wir erholt weiter und reparieren unterwegs noch unseren Plattfuß Nummer 8, ganz schön lochanfällig sind unsere Räder auf dieser Tour, aber wir sind ja 15 Leute mit 30 Rädern.

An Hunden hat es bisher nicht gefehlt auf der Tour, schon in China tummelten sich jede Menge Promenadenmischungen auf den Dorfstraßen herum. Doch die Asiaten sind ja für ihre nicht sooo große Tierliebe bekannt und so zieht der chinesische und vietnamesische Straßenhund sehr schnell den Schwanz ein und versucht nur aus der ferne manchmal ein halb grimmiges Bellen; die Gefahr wegen zu großer Aufdringlichkeit im Kochtopf zu landen ist doch recht groß und im Hundekopf tief verwurzelt.

Umso verwunderter waren wir alle, als ein Köter aus einer spielenden Gruppe heraus sich in der Wade eines unserer Teilnehmer verbeißt und sich dann wieder zurückzieht. Wir sind alle geschockt. Zum Glück scheint nicht viel passiert zu sein, die Wunde blutet ordentlich und bis zum nächsten Tag sind keine Infektionen zu orten. Natürlich schicken wir den Gebissenen zum Arzt und dann sogar noch weiter nach Hanoi, um den Tollwutimpfschutz herzustellen. So nun liebe mitzitternde Leser, ich soll den Namen des Gebissenen erst einmal noch nicht nennen, um die Familie nicht zu beunruhigen, aber ihm geht es gut und er kommt in ein paar Stunden wieder zurück aus Hanoi.

Abends erreichen wir dann den Cuc Phuong Nationalpark, dafür müssen wir noch einmal einen schweißtreibenden Hügel hinauf. Die Hotelbungalows liegen direkt am Rande des Regenwaldes und die Zikaden surren die ganze Nacht hindurch. Mit den Mücken haben wir Glück, es gibt nur ein paar wenige Exemplare, da es ja in den letzten zwei Wochen nicht geregnet hat.

14. Tag: Reisfelder im Delta des Roten Flusses

7. November 2009

60 Kilometer von Yenbai bis zum V-Resort bei Vin Boi im Delta des Roten Flusses und durch Karst

Etwas trübe sieht es am Morgen aus, aber wir sind ja in den Subtropen und in der Nähe des Flusses und da braucht die Sonne morgens schon eine Weile, um den Dunst wegzusaugen. Die Strecke heute ist ganz anders geartet, als die vorherigen Tage. Der Rote Fluss mäandriert hier langsam und bedächtig dem Meer entgegen und entsprechend flach ist auch die Landschaft. Rechts und links Reisfelder, soweit das Auge reicht, manchmal etwas Mais und Zuckerrohr.

Auf der kleinen Straße gibt es kaum Verkehr, manchmal ein Bus oder ein kleiner Lkw, Fahrräder und Wasserbüffel. So ist das Fahren wirklich ein Genuss.

In einigen Feldern gibt es recht große Friedhöfe, die Gräber sind hier alle etwas höher gelegt und mit einem kleinen Shrine versehen. In Vietnam werden die Toten zuerst begraben und dann nach ein paar Jahren noch einmal in einen kleinen Sarg umgebettet.

An einer Schule herrscht großer Jubel, als wir dort vorbeifahren und es ist kein großes Problem, die Kinder zu einem großen Gruppenbild zu formieren. Auf jeden Fall haben alle Beteiligten riesigen Spass. Überhaupt kommt man mit ein wenig Kommunikation zu richtig guten Bildeern.

Leider müssen wir dann gegen 11 Uhr in den Bus steigen und mit diesem 80 Kilometer zurücklegen. Die Straße auf Hanoi zu ist einfach zu stressig, schon hier ungefähr 80 Kilometer vor der Stadt geht es kaum noch vorwärts, die Luft ist staubig und es wäre kein gutes Gefühl, hier noich mit den Rädern durch zu müssen.

Unser abendlicher Streckenabschnitt ist dann noch einmal sehr schön, es geht leicht bergan durch ein Karstgebiet. Weiße Karstfelsen ragen in die Luft und viele der Kegel sind dicht mit Dschungel bedeckt. So geht es noch einmal 20 Kilometer durch kleine, recht ärmliche Dörfer, bis wir unser Ressorthotel erreichen.

Purer Luxus erwartet uns, es gibt einen großen sauberen Pool, Saune und ein Indoorpool, der aus einer heißen Quelle gespeist wird. So wird der Abend dann zumn Waschtag für die Seele und ich packe dann sogar Rasierzeug und Nageschere aus und bin zum Abendessen ein völlig neuer Mensch.

13. Tag: Grüne Berge, grüne Täler

6. November 2009

92 Kilometer von Pho Rang nach Yen Bai, 800 Höhenmeter bei schönstem Sonnenwetter

Leider bin ich immer noch stark erkältet und kann diesen schönen Tag kaum richtig gebnießen. Dabei ist es einer der landschaftlich schönsten Tage der Tour. Es geht vor allem durch Minoritätengebiete und Dörfer mit wunderschönen Holzhäusern auf Stelzen. Irgenwie scheinen noch mehr Kinder auf den Straßen zu sein und alle jubeln uns zu, es ist manchmal ein wenig wie bei der Tour der France.

Den ganzen tag geht es kleine Hügel hoch und runter und hinter jeder Kurve warten neue Bilder. Am Nachmittag ist das Bild von Dörfern geprägt, die hauptsächlich vom Teeanbau leben, überall an den Bergen und Hügeln gibt es ausgedehnte Teeplantagen.

Mittags im Nudelsuppenlokal gibt es einen kleinen Affen, nein, nicht zum Essen, sonder der Affe wird dort als Haustier gehalten. Maysie, mein kleines Reiseschaft akzeptiert er sofort als kleines „Äffchen“ und fängt an es liebevoll zu lausen. Entsprechend schwierig wird es dem Affen dann das Schaf wieder abzuluchsen, aber nach einigen Ablenkungsversuchen gelingt es endlich.

Am Nachmittag quäle ich mich mehr oder weniger bis zum Ziel und lege mich gleich ins Bett, deshalb heute nur ein kurzewr Bericht des Tages und ich denke nach 10 Stunden Schlaf sollte es mir morgen wieder besser gehen.

12.Tag: Durchs tropische Paradies

5. November 2009

112 km von Sapa nach Pho Rang, lange Abfahrt und dann hügelig durch viele kleine Dörfer bei 25 Grad und Sonne, 760 Meter hoch und 2140 Meter runter

Die Strafe folgt auf dem Fuße, gestern auf dem Moped war ich viel zu dünn angezogen und heute bin ich richtig erkältet und auch mein guter alter „Tibethusten“ ist wieder zurück. Früh heißt es dann sich noch einmal richtig warm einzupacken, denn die Morgen in Sapa sind kühl und frisch, nicht viel über 10 Grad und dann geght es erst einmal in rasender Fahrt nach unten ins Tal, hgute 1500 Höhenmeter nach unten.

Richtig schnell kommt man natürlich nicht voran wegen der vielen Fotostopps, aber an jeder Ecke und an jedem Ende bieten sich schöne Aus-und Einblicke.

Wit faghren durch eine grüne Idylle von kleinen Dörfern und Reisterrassen, viel Bambus und Bananen. Weiter unten ist die Reisernt noch im Gange, aber die meisten Felder sind schon abgeerntet und werden erst zu Beginn der Regenzeit im März oder April wieder bestellt.

Unten angekommen machen wir noch ein kleines Päuschen und werfen die Sachen ab, die nun viel zu warm geworden sind. Hier unten ist die Temperatur wieder gut über 20 Grad und sehr angenehm.

Den ganzen Tag geht es durch kleine Dörfer oder man könnte auch sagen, durch ein einziges langes Dorf. Hier und da sind auf beiden Seiten der Straße kleine Holzhäuser im Dschungel versteckt und es gibt überall viele Kinder, die uns ihr „Hallo, Hallo“ entgegenrufen.

Die politische Linie hier in Vietnam ist ähnlich der in China, allerdings sind pauschal pro Haushalt zwei Kinder erlaubt und davon machen die Vietnamesen regen Gebrauch.

Ab und zu dringt wunderbarer Duft in unsere Nasen, in den Wäldern wachsen Zimtbäume und die Rinde wird am Straßenrand zum Trocknen ausgelegt. Leider sind wir in diesem Jahr nicht in der Fruchtsaison unterwegs, ich vermisse Ananas und grüne Kokosnüsse.

Mittags machen wir eine Nudelpause und danach gibt es den phantastischen Vietnam Kaffee. Vietnam, der inzwischen weltgrößte Kaffeeexporteur hat hervorragende Kaffeesorten. Die Vietnamesen leben ein mokkaähnliches Gebräu mit einer Note von Zimt oder Kakao mit süßer Kondensmilch. Serviert mit kleinen Tischfiltern dauert es eine Weile, bis der Kaffee durchgelaufen ist, aber das Zeug ist wunderbar stark und regt schnell an.

Schöne Szenen finden sich auch an den Eisenbahnbrücken, diese sind hier immer als Fußgänger, Eisenbahn und Autobrücke mit nur einer Fahrspur angelegt und entsprechen staut sich der Verkehr und ganz besonders, wenn einer der seltenen Züge über die Schmalspurgleise entlang zuckelt.

Am späten Nachmittag haben wir dann noch ein paar Hügel zu bezwingen, dann rollen wir in der winzigen Kleinstadt Pho Rang ein. Hier gibt es nicht viel zu schauen und wenn abends alle die elktrischen Boiler zum Duschen anwerfen bricht erst einmal für eine halbe Stunde das Stromnetz zusammen. Das einzige Hotel im Ort ist auch eher mäßig, mit bunten Bettbezügen und bordellähnlicher Beleuchtung, aber wir bleiben je sowieso nur eine Nacht.

Abends im Lokal treffen wir noch zwei radelnde Holländer und nach der üblichen Essorgie gibt es noch ein wenig vom lokalen Schnaps. Meine Erkältung ist heute noch nicht viel besser geworden, deshalb verschinde ich ganz zeitig ins Bett und werfe noch zwei Aspirin ein. Mal sehen, ob es hilft.