15. Tag: Tiefe Schlucht und 1000 Buddhas

29. November 2009

90 Kilometer von Kyaukme nach Pyinoolwin, 800 Höhenmeter bei schönstem Wetter, 1000 Buddhahöhle und 12 bis 28 Grad

 

Heute haben wir hauptsächlich einen Fahrtag und obwohl am Morgen schon wieder das bunt Treiben in der Stadt zu kleinen Abstechern lockt, radeln wir zügig aus der Stadt und dem ersten Berg entgegen. In diesem Jahr haben wir auf der Tour richtig Glück mit dem Wetter, auf den vergangenen Touren war es richtig heiß und die Hügel und Berge hier zu fahren war sehr schweißtreibend. In diesem Jahr, bei angenehmen 20 Grad erscheinen die Berge nur halb so hoch. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich sonst immer einen Monat später im Lande war. Den November und Dezember kann man als beste Reisezeit für Myanmar nur empfehlen, man muss halt für die kühlen Abende und Nächte etwas zum Drüberziehen dabeihaben.

Durch eine sanfte und milde Landschaft radeln wir heute, die Straße zieht sich an Hügeln und Bergen vorbei leicht nach oben, ab und zu gibt es kleine Dörfer mit fröhlichen Menschen und überall links und rechts der Straße stehen die gelben Sesamfelder in voller Blütenpracht. Der erste Berg ist schnell erklommen, dann geht es in wilden Serpentinen 500 Höhenmeter nach unten in ein tiefes Tal. Die Straße ist schmal und die Trucks haben große Probleme die engen Kurven zu fahren, aber alle nehmen viel Rücksicht aufeinander, man könnte meinen das die gesamte burmesische Straßenverkehrsordnung nur aus nämlichen Paragraphen 1 besteht und sich alle daran halten. Das zeigte sich auch gestern in Kyaukme, wo es ein paar Ampeln gab, und alle brav auf das grüne Licht warteten, obwohl es kaum Verkehr gab.

Auf der anderen Seite serpentient es sich dann wieder im gleichen Maße nach oben, zum Glück nicht seht steil. Am Anfang versuche ich noch ein wenig zu tricksen und mich an einem Truck festzuhalten, aber der ist viel zu langsam und in den Kurven ist es schwierig die Balance zu halten. Nach der halben Strecke haben wir dann alle LKW, die uns auf der anderen Seite überholt haben wieder ein. Dem dicken Laster mit den Teakholzstämmen geht nach der halben Strecke die Luft aus und er braucht eine Ruhepause. Im ersten Dorf oben machen wir dann unsere Mittagspause, viel Gemüse, etwas Fleisch. Hier in Burma ist das Essen meist nicht so abwechslungsreich wie noch in China, aber trotzdem schmackhaft.

Nicht jedermanns Geschmack sind wohl eher die kleinen Lokale, die keiner deutschen Hygieneinspektion standhalten würden, aber mit ein paar Grundregeln kommt man hier in Myanmar oder in Ländern mit vergleichbarem Niveau ganz gut durch. Vor allem mit dem Wasser muss man aufpassen und darf nur Wasser aus versiegelten Flaschen trinken, auch sollte man kein ungeschältes Obst oder Salat essen. An das letzter halte ich mich nur ganz selten, denn ein leckerer Tomaten oder Gurkensalat mit Erdnüssen, Limette und Chili als Belag, daran komme ich nicht vorbei.

Nach einer langen Abfahrt ein weiter Berg und dann zweigen wir von der Straße ab und fahren zu einem kleinen buddhistischen Heiligtum. In einer langen großen Höhle stehen und liegen Buddhafiguren jeden Formates, alles Spenden und Donationen und in 50 Jahren ist hier einiges zusammen gekommen. Ich muss leider draußen bleiben und noch ein paar Räder überprüfen. Jost hatte jetzt schon seinen dritten Plattfuß und wir konnten keine Ursache dafür finden und bei zwei Rädern mussten die Schaltungen nachjustiert werden.

Die letzten 30 Kilometer nach Pyinoolwin fahren wir dann mit dem Bus, denn es ist schon wieder 17 Uhr und die Sonne kurz vor dem Untergehen. Im Abendrot geht es dann wieder vorbei an goldenen Tempeln und kleinen Dörfern und dann in den Sommersitz der britischen Kolonialherren. 1000 Höhenmeter über Mandalay gelegen, ließ es sich in dem Städtchen auch im Sommer aushalten, wenn in Mandalay 45 Grad im Schatten herrschten, war und ist es hier ein ganzes Stück kühler und es weht immer ein frisches Lüftchen.

Unser Hotel liegt etwas außerhalb, deshalb essen wir heute einmal „zu Hause“, mit flottem Service und vier Leuten zur Bedienung. Am Abend sichte ich noch meine Bilder und dann genieße auch ich die Ruhe hier im Ressort.

14. Tag: Buddhistisches Festival und Massaker hinter der Moschee

28. November 2009

38 Kilometer von Hsibow nach Kyaukme, 600 Höhenmeter bei tollem Wetter bis 28 Grad, Tempel, Moscheen und viele kleine Begebenheiten

 

Morgens machen wir noch eine kleine Fotoorgie im Hof des Guesthous von Mr. Charles, damit ich beim nächsten Mal wieder Bilder für die freundliche Familie mitbringen kann, dann brechen wir zum Morgenmarkt auf. Der befindet sich am Rande der Stadt und hier herrscht seit 6 Uhr reges Treiben. Der Morgenmarkt ist eher ein Markt für Großhändler, Mopeds werden mit Gemüse und Fleisch hoch beladen und dann wird die Ware abtransportiert. Fliegende Händler haben auf ihren Mopeds ein Holzgestell, an welchem hunderte kleine Plastiktüten mit Gemüse, Gewürzen und eingelegtem Gemüse hängen, nach dem Einkauf machen diese dann die Runde durch die umliegenden Dörfer.

Gleich um die Ecke findet eine buddhistische Prozession statt, eine Religie, hier die Kopie eines Buddhazahnes, wird neun Tage lang auf einem Prunkwagen herum gefahren und allerorts werden kleine Zeremonien abgehalten. Von drei Fahrzeugen plärrt Lautsprechermusik und wir werden noch auf eine Tasse Tee eingeladen. Unter einem Zeltdach haben sitzen ein paar Mönche um den Buddhazahn, der jedoch die Größe eines Zeigefingers hat und rezitieren ein paar Sutren, davor sitzen hauptsächlich Frauen und Kinder. Obgleich eine religiöse Zeremonie, hat die ganze Angelegenheit doch eher Volksfestcharakter.

Der Zug mit der Religie und den Lautsprecherfahrzeugen führt auch vorbei an der Moschee. Im Land gibt es jede Menge Muselmanen, noch aus der Zeit der britischen Besatzer, die sich ihre Schutztruppen aus Indien und Nepal mitgebracht haben. Nach dem Abzug der Briten sind die Inder und Nepalesen dann im Land geblieben.

Vor der Moschee herrscht heute emsiges Treiben, denn es war Schlachttag. Hinter einem Vorhang auf dem Hof der Moschee liegen die toten und zerlegten Körper von 15 oder 20 Rindern. Der Boden ist mit dicken Blutlachen übersät und ein roter Fluss strömt zum Abfluss hin. Männer tragen in großen Körben Fleischstücken und Innereien zu den wartenden Motorrädern und kleinen Transporten vor der Moschee. Für mich ist der Geruch von so viel totem Tier kaum zu ertragen und so bin ich nach zwei Minuten wieder draußen und bewache die Räder.

Am Ortsausgang kreuzen wir die Bahngleise und im Bahnhof steht der heutige „Express“ nach Yangoon bereit. Täglich tuckert nur ein Zug die Strecke von hier bis in die Hauptstadt auf dem holprigen Schmalspurgleis und die Kinder strömen wohl täglich zusammen, um das Ereignis zu verfolgen. Erstaunlich leer zuckelt die Diesellok mit vielleicht 10 kleinen Anhängern vorbei und dann haben wir endlich den Weg nach Kyaukme frei.

Doch die Strecke bleibt interessant, denn wir besichtigen noch einen kleinen Tempel mit einem stehenden Buddha und einen idyllisch gelegenen größeren Tempel. Dann biegen wir in einem kleinen Dorf zu einer lokalen heißen Quelle ab, aber das Wasser ist mit fast 40 Grad zu heiß für ein wirkliches Badevergnügen, viel interessanter ist es die Dorfbewohner hier beim Bade zu beobachten und eine Tasse Kaffee zu trinken.

Auf diese Art und Weis fliegt die Zeit schnell dahin, doch wir haben heute ja nicht viel Strecke zu fahren und zu bergig ist es auch nicht. Gegen 15 Uhr erreichen wir dann Kyaukme und auch hier gibt es wie überall hier im Wunderland viel zu sehen. Besonders schön sind immer wieder die mit Tanaka geschminkten Gesichter der Frauen und Kinder. Jeder hat seinen eigenen Stil und es gibt zahlreiche Methoden zum Auftragen. Tanaka soll vor der Sonne schützen und schön aussehen und das tut es auch, nachdem wir uns jetzt ein paar Tage an dieses bild gewöhnt haben. Abends enden wir in einem kleinen Grillrestaurant bei kleinen Leckereien und zurück im Hotel schlachten wir noch zwei super reife Ananas, welche dann in einer Minute verschlungen sind. Wie die Lokals haben wir uns daran gewöhnt, dass es schon um 6 Uhr dunkel wird und gehen dann auch gegen 8 oder 9 ins Bett und dann ist die Weckzeit von 6.00 Uhr nur noch ein psychologisches und kein physiologisches und genug getan haben wir heute für einen guten Schlaf.

13. Tag: Im Boot durchs Wunderland

27. November 2009

Tagesausflug in Hsibow, mit dem Boot zu einem kleinen Kloster, kleine Wanderung über Ananasplantagen, Stadtbummel

Die Entscheidung zum länger Schlafen war eine Fehlentscheidung, ab 4.30 tobt im Nachbarhof das Leben und es wird Wäsche gewaschen und die Privatschule dahinter beginnt um 6 Uhr mit dem Unterricht. Wenigstens schaffe ich es so noch einen Tag zu schreiben, bevor sich unsere Yoga Truppe auf dem Dach trifft und den Tag mit Sonnengrüßen beginnt. Nach dem Frühstück laufen wir zum Fluss und besteigen eines der Langboote, wenig später knattert der Motor und wir tuckern den Fluss hinauf durch ein Wunderland. Alle Felder erstrahlen in leuchtendem Gelb, aber heute sind es nicht die Deutschen Blumen, sondern der Sesam, der in voller Pracht erstrahlt. Kleine Dörfer lassen sich nur erahnen, ab und zu sehen wir eine Hütte durch das dichte Ufergebüsch und den Bambus, eine Treppe führt zum Fluss und dort waschen die Burmesinnen fleißig Wäsche. Nach einer knappen Stunde legen wir an und folgen einem kleinen Pfad durch dichtes Gestrüpp, wir lernen schwarzen Sesam von weißem Sesam zu unterscheiden, bevor wir durch weite Ananasplantagen streifen. Die Pflanzen brauchen zwei Jahre bis zur ersten Frucht und bis zu zehn Jahre kann ein Feld bewirtschaftet werden, dann folgt meistens Papaya als Wechselfrucht. Hinter einem Teakholzwald liegt ein kleines Kloster. Ein Mönch unterrichtet hier 12 Minnimönche im Alter von 11 bis 12 Jahren. Jeder Burmese verbringt eine gewisse Zeit im Kloster, der Aufenthalt ist kostenlos und nur einige wenige fühlen sich dann zu einer buddhistischen Karriere berufen und besuchen eine der größeren Klosterschulen. Im Unterricht wird natürlich Buddhismus, aber auch Mathe und Englisch gelehrt. Wir bekommen zwei reife Ananas serviert und bedanken uns mit einer Spende, dann wandern wir zurück zum Boot.

 

Die letzten Kilometer bis nach Hsibow legen wir dann am Flussufer zu Fuß zurück, vorbei an gepflegten Gärtchen mit Gemüse und Hainen mit Mandarinen, Hütten aus Bambus. Die Leute scheinen zufrieden und glücklich und das ohne Strom; fließend Wasser gibt es, allerdings dreißig Meter weiter unten, also im Fluss. Trinkwasser kommt aus Brunnen, die es aller 500 Meter gibt. Zurück in der Stadt schlendern wir noch ein wenig umher, es gibt überall viel zu sehen, in den Nebenstraßen gibt es viele kleine Läden und Manufakturen. Ich besuche die Tochter des Fotografen, Miss Moon, denn wir haben vor 8 Monaten Bilder gemacht und die will ich nun abliefern. Die Freude ist groß und die junge Frau wird immer hübscher, leider mangelt es an der Fähigkeit zur Verständigung, mein Burmesisch ist so schlecht, wie ihr Englisch. Seit einigen Monaten gibt es in der Stadt auch Internet und direkt neben dem Hotel hat ein Internetcafe seine Tore geöffnet. Die Ausstattung ist modern, die Geschwindigkeit nicht berauschend, aber doch zufrieden stellend und einige Seiten sind gesperrt, zumindest teilt mir der Server mit, dass GMX hier im Lande gesperrt ist. Gegen Hotmail scheint nichts vorzuliegen und so weiche ich für heute einmal auf meine Reserveadresse aus. Auch auf meine Seite kann ich ohne Probleme zugreifen, aber ich bin ja auch eher systemfreundlich eingestellt. Krönender Abschluss des Tages ist das Essen in einem Shan-Lokal mit gegrilltem Fisch. Huhn mit Koriander, Kartöffelchen und Okras. Dazu verkosten wir ein wenig burmesischen Rum, die Burmesen sind zwar keine Seefahrernation, aber Zuckerrohr gibt es überall. So erreichen wir dann die notwendige Bettschwere recht schnell und beschließen für den nächsten tag einen nicht so späten Aufbruch.

12. Tag: Teakholz und Tempel

26. November 2009

73 Kilometer von Lashio nach Hsibow, 750 Höhenmeter bei 25 Grad durch Teakholzwälder und kleine Dörfer

 

Die nebligen Morgen sind typisch für viele subtropische Gegenden, als wir nach dem Frühstück losradeln liegt noch ein dichter Schleier über der Landschaft. Hinter Lashio taucht ein großer Tempel aus dem Nebel, vor drei Jahren noch ein Rohbau, leuchtet heute der 156 Meter hohe goldene Stupa schon von weitem. Natürlich biegen wir ab, um uns die Anlage von Nahem anzusehen. Der Stupa ist hier ist von besonderer Art, kein komplexer Bau, sondern eine Kombination mit einem Tempel, wie es sonst in Burma kaum zu finden ist.

Innen erwartet uns kein dunkler Tempelraum, sondern ein moderner Schrein mit acht goldenen Buddhas, gut illuminiert und mit einem flackernden Heiligenschein aus Leuchtdioden. Um die Buddhas führt ein Wandelgang mit großen Gemälden und Szenen aus dem Leben des historischen Buddhas. Heute finden sich kaum Pilger und Mönche hier ein, es ist noch zu zeitig am Morgen, aber Bilder zeigen, dass zu Festtagen hier viele Buddhisten aus dem Land zusammen kommen.

Wie in China leuchtet die Landschaft hier sehr oft in Gelb, aber es ist kein Raps, sondern eine gelbe Blume, die an den Sträuchern rechts und links der Straße blüht, interessanterweise nennen die Burmesen sie die „Deutsche Blume“.

In den kleinen Dörfern erregen wir wie gestern wieder viel Aufmerksamkeit und die Kinder winken uns zu, Frauen betrachten uns neugierig und die Männer auf den Mopeds drosseln schon mal für ein paar Augenblicke die Geschwindigkeit, um uns zu beäugen.

Auch für uns finden sich unheimlich viele schöne Bilder und Szenen, die Schulklasse, die auf einer großen Wiese Unterricht macht, die Leute, die mit vorsintflutlichen Mitteln an der Straße bauen oder Mönche und Nonnen, die ihre Bettelrunde machen. Auch heute dominieren in den Dörfern wieder einfache Bambushütten, nur ab und zu gibt es dazwischen dann völlig überraschend eine prachtvolle Villa in Stein und bunten Fließen.

Hinter den Dörfern beginnt dann der Teakholzwald, durch den wir kilometerlang fahren, die hellen Stämme tragen riesige Blätter, der Wind lässt ab und zu eines herunterfallen und so wirkt der Straßengraben fast herbstlich. Ab und zu gibt der Wald die Sicht auf kleine Lichtungen mit Papaya oder Ananas frei und gegen Mittag finden sich am Straßenrand auch Dutzende von Ständen mit den Früchten.

Unseren Mittagsort erreichen wir nach etwas mehr als 50 Kilometern, ein kleines schattiges Restaurant mit ein paar leckeren Gerichten eher nach chinesischer Machart. Dazu eine Art Weißkrautsalat mit viel Chili und eine Würzpaste aus fermentierten Teeblättern und ein sehr aromatischer Salat aus geraspeltem Ingwer als Beilagen. Danach gibt es viel Ananas und Mandarinen und dazu natürlich Kaffeemix, die burmesische Kaffee-Tee Variante, die erfolgreich verhindert, dass mir in der warmen Sonne die Augen zufallen.

Am Fluss entlang geht es dann die letzten Kilometer bis Hsibow, die nächste größere Stadt, die aber auch bei uns nur ein großes Dorf abgeben würde. Davor gibt es noch einen Nat-Tempel, also einen Tempel für 36 Naturgottheiten der Shan-Region. Über Jahrhunderte hatten buddhistische Herrscher versucht, die Kulte um die animistischen Götter auszurotten, erfolglos, also hat man sie im 15 Jahrhundert in den breiten Reigen buddhistischer Gottheiten mit aufgenommen und findet sie auch als Nebenfiguren in buddhistischen Anlagen.

In die Stadt führt noch eine alte Brücke, Stahlkonstruktion mit löchrigen Holzbelag, die Fahrzeuge dürfen nur in einer Richtung und mit gehörigem Abstand passieren, wofür an beiden Enden der Brücke Polizisten sorgen. Lange wird es diese alte Brücke leider nicht mehr geben, denn schon ragen hundert Meter weiter neue Brückenpfeiler aus dem Wasser und es wird fleißig an einer neuen Überquerung des Flusses gebaut.

Im Städtchen herrscht reges Leben, es gibt zahlreiche kleine Betriebe und kleine Märkte und an der Hauptstraße sogar ein Kino und jede Menge Teestuben und kleine Läden. Ein paar huindert Meter weiter hinten liegt dann auch „Mr.Charles Guesthouse“ und die Freude ist groß, als ich die im Februar mit der letzten Reisegruppe geschossenen Bilder auspacke, das Baby ist inzwischen schon eine kleine Prinzessin geworden, der Hof hat sich verändert, das Geschäft läuft so gut, dass wieder einmal angebaut werden musste.

Abends suchen wir dann ein nettes chinesisches Lokal in der Hauptstraße auf und hier realisieren wir, dass wir wieder auf touristischeren Strecken sind, denn wir treffen auf jede menge Langnasen, wie uns, allerdings sind und bleiben wir wohl die einzigen Radler hier im Lande.

11. Tag: Im Land der freundlichen Menschen

25. November 2009

Grenzübertritt von Ruili nach Muse, Transfer und 32 km durchs Wunderland, 12 bis 25 Grad, erst Nebel, dann Sonne und Wolken

 

Wenn man die Uhr zurück stellen muss, dann ist es gleich noch zeitiger und 1, 5 Stunden sind ein gutes Stück Zeit. Der Nebel liegt dicht über Ruili und zieht unter die Klamotten, als wir die 7 Kilometer zur Grenze radeln, dort ist noch nicht viel los und das ist gut für uns und der Grenzübertritt klappt recht reibungslos, alles braucht bloß seine Zeit. Die Chinesen brauchen 45 Minuten und eine Stunde die Burmesen, dann braucht es noch etwas Zeit um genügend Passkopien für die vielen Straßenkontrollen hier im Shan Gebiet Myanmars herzustellen. Im letzten Jahr gab es hier Stress mit lokalen Rebellen und den Chinesen und entsprechend wurden die Kontrollen verschärft. Doch wir haben nichts zu befürchten, denn wir sind ja Touristen, die ein wenig Geld in die Devisenkassen des Landes spülen, aber ein paar Spielregeln müssen eben sein. Wer sich daran nicht halten möchte, für den ist eben Myanmar nicht das richtige Reiseland. Wer mitspielt, wird belohnt, mit einem der nettesten Völkchen der Welt, ich habe zuvor kaum eine freundlichere und offenherzigere Kultur kennen gelernt, doch dazu später.

Während unser Lokalguide Mehmen noch die Pässe zigfach kopiert genießen wir die ersten Eindrücke im neuen Land. Teestuben gibt es Reihe an Reihe und leckeren Kaffeemix, dass sind Kaffe und Tee und Milch und Zucker in einer Tasse und das schmeckt nicht nur, sondern macht auch wach. Danach müssen wir leider erst einmal in den Bus, denn die Strecke nach Lashio mit 170 Kilometern ist an einem Tag nicht zu schaffen, zumal das gesamte Gebiet mehr als bergig ist.

Draußen ziehen die ersten kleinen Dörfer vorbei und es ist schon ein Sprung in eine andere Welt von China nach hier. Kleine Bambushütten bestimmen das Bild und jkleine felder, auf denen vorwiegend mais angebaut wird. Rundherum gibt es grandiose Berge, auf denen wohl ehemals viel dichter Urwald wuchs, aber der ist dem Tropenholzboom in den 70er und 80er Jahren zum Opfer gefallen. So gibt es wenige Bäume  und nur ein paar niedrige Hölzer.

Am frühen Nachmittag stoppen wir in einem netten großen Straßenrestaurant mit einem regional typischen Buffet, es gibt zahlreiche Curry mit Fleisch und vorgekochte Gemüsegerichte und leckere Chilipeds mit Tomate und Aubergine, scharf und aromatisch, so dass ich mich fast hinein legen könnte. Wegen der Ente gibt es fast ein kleines Debakel. Nach der Trauerente von gestern in Ruili, lagen hier ein paar schöne wohlgenährte Tierchen in der Auslage und wir haben uns dann auch schöne Stücke heraus geschnitten, offenbar wohl zuviel, denn die Tiere verschwanden dann recht schnell wieder in der Küche. Unser Führer klärt dann auf, dass die Ente nicht im „all you can eat“ Tarif mit inbegriffen war und die Tiere dann wirklich vor unserem Zugriff gerettet worden sind.

Dann dürfen wir endlich auf die Räder und radeln ziemlich gut abwärts durch ein schönes Karstgebiet. Es ist wie bei der tour der France, die Leute an der Straße sind genau so begeistert wie wir und wir werden von allen Seiten begrüßt und angelächelt. Einfach ist das Leben hier, arm würde ich es nicht nennen, denn die Leute, Männer wie Frauen sind ordentlich begleitet und niemand schein Hunger zu leiden. Dafür ist das Klima hier im Shan-Staat viel zu günstig. Reis, Mais und Gemüse bestimmen das Bild, genauso, wie Wasserbüffel und dicke Hängebauchschweine.

Überall in den Bergen leuchten Stupas und Pagoden in der warmen Abendsonne. Mir gelingen ein paar schöne Aufnahmen von kleinen Mönchen. Hier in Burma geht jeder in seinem Leben für eine gewisse zeit ins Kloster, die Kinder oft zum Lernen und die Erwachsenen zur Selbstfindung. In dieser Zeit tragen sie die rote Mönchskutte und führen ein Leben nach strengen Regeln des Ordens. Mancher bleibt dabei und strebt dem Nirwana entgegen, die meisten kehren ins normale Leben zurück, ohne dass dies der eigenen Reputation schadet. Was bleibt ist tiefe buddhistische Religiosität und Respekt vor Buddha und den Mönchen.

Der Abend ist ein Fest auf der Straße, die Burmesen beschnuppern uns genau so neugierig, wie wir wie bestaunen und am Ende bleibt viel offenes Lachen auf beiden Seiten und die Frage, wo denn die grausame, hartherzige, gewalttätige und brutale Militärregierung ist. Selbst an den drei oder vier Checkpoints läuft alles entspannt, wir werden gebeten keine Fotos zu machen und halten uns daran und nach dem Checken der Papier geht es zügig weiter. Für mich als Ossi eher gewohntes Prozedere, ist für andere die großflächige Polizeistruktur doch schon etwas bedrückender, obgleich der freundlichen Polizisten.

Da es schnell dunkel wird steigen wir nach zwei Stunden wieder in den Bus und fahren die letzten Kilometer bis Lashio.

Auf dem abendlichen Spaziergang besichtigen wir einen schönen Tempel mit vergoldetem Buddha und bekommen ein paar Eindrücke vom Wochenmarkt mit. Nach dem späten und ausführlichen Mittag, begnügen wir uns mit Nudeln und ein paar kleinen lokalen Spezialitäten vom Markt und ein paar von uns enden dann noch in einer kleinen Bierstube bei einem Hongkong Film und ein paar Myanmar Bier, das erstaunlich gut schmeckt, langsam müssen wir Deutschen uns von der Vorstellung lösen, dass wir die einzige Nation sind, die vernünftiges Bier brauen kann.