19. Tag: Am Rande der Welt und ein Hotel mit dem Charme einer Bahnhofshalle

4. Dezember 2009

60 Kilometer und 900 Höhenmeter von Bagan bis zum Mt. Popa,  Bustransfer nach Meikthila, 18 bis 28 Grad und Sonne

 

Die Ebene hinter Bagan zählt zu den ärmeren Regionen des Landes. Das liegt einmal am Klima, denn außerhalb der Regenzeit gibt es hier kaum Wasser und entsprechend karg ist die Vegetation. Es gibt ein paar karge Felder und viel Gestrüpp und Palmen. Entsprechend ärmlich sind die kleinen Dörfer und Siedlungen und wir bekommen ja hier immer noch den Teil zu sehen, der direkt an der Straße liegt und man mag sich vorstellen, wie die Verhältnisse in kleinen Dörfern sind, die weit ab der Verkehrsrouten liegen.

Aus diesem Grunde halten wir hier in einem kleinen Dorf, das ich schon vom letzten Jahr kenne, durch Zufall hatten wir hier eine Lehrerin kennen gelernt und Schulmaterial dagelassen. Das tun wir auch dieses Jahr. Ein großer Karton mit Stiften und heften, die wir in China eingekauft haben überlassen wir den Lehrern und Schülern eines kleinen Dorfes. Hoffen wir, dass die Lehrer und die Schüler das Beste daraus machen. Zum Dank werden die zusammen gelaufenen Schüler noch einmal formiert und schmettern für uns die Nationalhymne Myanmars.

Viel Palmen gibt es hier an der Straße, an einigen führen Leitern nach oben du es wird Palmsaft geerntet. Aus diesem wird dann Palmzucker hergestellt oder direkt an der Straße Schnaps gebrannt. Beides ist sehr lecker, der Palmschnaps klar und Beigeschmack wie ein Wodka und wohl auch ohne größere Nachwirkungen. Bei den kleine Manufakturen am Straßenrand gibt es auch Mühlen, hier wird Sesam oder Erdnüsse gemahlen und zu Öl gepresst. Das Vorgehen mit der schweren Steinmühle, die von Rindern gezogen wird ist recht mühselig und meistens ist an der nächsten Palme noch eine „Ersatzbatterie“ angebunden.

Am frühen Nachmittag erreichen wir den Mount Popa. Das ist ein heiliger buddhistischer berg und Zentrum der Nat-Urreligion, von der ich schon berichtet habe. Auf dem Gipfel befinden sich zahlreiche Tempel die dem Buddhismus und dem Natkult zugehörig sind und Pilger werden zu Hauf in Lastwagen angekarrt. Das besondere an dem religiösen Objekt ist, dass der berg von vielen Affen bewohnt wird. Diese sind außerordentlich frech und attackieren mitweilen schon die Pilger, um an mitgeführte Bananen oder Nahrungsmittel zu kommen. Während ich unten am Berg wieder einmal Josts Fahrrad flicke, diesmal findet sich wenigstens ein Dorn als Ursache und noch ein paar Schaltungen nachstelle, wird der Lebensmittelstand nebenan gleich zwei Mal von den Affen angegriffen, die sich dann jeweils mit einer großen Staude Bananen von dannen machen.

Den Rest des Tages verbringen wir im Bus auf dem weg nach Meikthila, wegen der schlechten Straße zieht sich die Strecke fast drei Stunden hin. Zu sehen gibt es nicht viel, denn es herrscht tiefste Dunkelheit draußen, nur ab und zu ein Dorf mit Straßenrestaurants zieht vorbei. Gegen 20 Uhr, nach einem Abendessen in einem angenehmen Lokal erreichen wir dann das „Honey Hotel“. Der Name klingt wesentlich besser als der Schuppen aussieht, die Gänge und Zimmer haben den Charme einer Bahnhofshalle, die Zimmer und Flure sind hoch und kahl und die Einrichtung ist mehr als spartanisch. Wie auch immer, die betten sind sauber und es gibt lauwarmes Wasser aus der Dusche, dann fällt eh wieder der Strom aus und für burmesische Verhältnisse haben wir ja schon mitten in der Nacht.

18. Tag: Im Feld der 2200 Stupas

3. Dezember 2009

Tagesausflug durch die Felder von Bagan, Besichtigung zahlreicher Stupa und Tempel

 

Während wir beim Sonneaufgang unsere Yoga Übungen machen tauchen im morgendlichen Dunst die Spitzen vom unzähligen Stupa aus dem Nebel. Ein fast unendliches Meer von großen, kleinen und mittleren dieser Sakralbauten liegt in der kargen Ebene vor uns.

Der beste Weg diese zu erkunden ist natürlich mit dem Fahrrad und so machen wir uns nach dem Frühstück mehr neugierig und gespannt auf den Weg.

Zuerst beklettern wir einen riesigen vergoldeten Stupa, dessen Namen ich nicht mehr hinbekomme, auf alle Fälle ist die Sicht grandios. Zwischen den einzelnen Stupa, die hier in der Landschaft verteilt sind liegen Sagofelder, wo es für dies anspruchslose Pflanze noch zu trocken ist,m wächst Steppengras und vereinzelt stehen Bäume und Sträucher im Gelände. Mit der Jahreszeit haben wir Glück, denn jetzt, zu Beginn der Trockenzeit, geben sie der sonst noch kargeren Landschaft, freundliche, grüne Farbtupfer. Der Weg zur Sulamani Pagode führt über einen Feldweg. Ich habe die Gruppe eingehend gewarnt auch nicht nur einen Zentimeter vom Weg wegzufahren, denn links und rechts der Straße wächst bösartiges Dornengestrüpp und wartet nur darauf, sich in die Mäntel der Räder zu spießen. Bei meinem letzten Ausflug hier in Bagan, hatte einer meiner Teilnehmer dann gleich sieben Löcher auf einen Streich im Mantel und Schlauch. Diesmal scheinen meine Warnungen zu fruchten, aller parken die Räder schön auf dem Weg und wagen sich dann ab und zu zu Fuß ins Dornengestrüpp. Doch auch das birgt noch Gefahren, denn selbst Matthias Trekkingsandale wird von einem kräftigen Dorn durch bohrt. An der Sulamani Pagode erwarten uns in den Quergängen des großen Stupas vier große Buddhas. Interessant sind hier auch die Reste der Wandmalereien, die nur einen kleinen Eindruck davon geben, welche Pracht und Macht diese Bauten einmal ausgestrahlt haben. Errichtet wurden die Stupas hier in Bagan schon vor knapp tausend Jahren und es gab auch eine große Stadt. Doch nach dem 12 Jahrhundert verlor die Region an Bedeutung und von den Holz- und Bambusbauten der Stadt ist Nichts geblieben, lediglich die aus Ziegeln gemauerten, kompakten Stupa haben die Zeiten überdauert.

Wo relativ viele Touristen hinkommen warten natürlich auch schon wieder die Andenkenverkäufer, dieses Mal ist es nicht die Melonenkernmafia, sonder die Vertreter der Postkartenfraktion, die sich den Touristen eng an die Fersen heftet. Auch hier haben die Jungs und Mädchen wieder erstaunliche Kenntnisse in allen gängigen Sprachen und beherrschen fast akzentfrei Sätze wie: „Achtung, Fledermäuse kacken auf den Kopf“ oder „Dahinten noch ein schöner Buddha, sehr alt“ .Hat man den Rundgang im Tempel überstanden geht es durch ein Spalier von Bildermalern und Bronzegussverkäufern und obwohl Bagan von nahezu allen Touristen, die Burma besuchen besichtigt wird, übertrifft die Zahl der Händler, die der Touristen bei weitem.

Auf der anderen Seite steht die typischste aller birmanischen Pagoden, die Shwezigon Pagode, sie ist das Vorbild zahlreicher Stupa im Lande und auch von unten bis oben mit Gold bedeckt. Obwohl eines der wichtigsten Heiligtümer im Lande ist heute nicht viel Betrieb, nur die rauchenden Omas, die ich schon im letzten Jahr und vor drei Jahren dort habe sitzen sehen, sind auch heute dort und lassen sich für Geld fotografieren.

Zahlreiche nette, kleine Tempel gibt es noch im Revier, einige bestechen durch ihre recht ordentlich erhaltenen Malereien, anderen durch detaillierten Stuck an den Eingängen und Ballustraden.

Unser Mittagessen in einem kleinen lokalen Straßenlokal kommt unterschiedlich an, die stark gesäuerten Beilagen und scharfen Chilis sind nicht jedermanns Sache, doch ich bin ein Fan dieser Pickles.

Am Abend heißt es Abschied nehmen von Christa, deren Urlaub hier schon endet, mit mir war sie ja schon in Vietnam unterwegs und wir finden ein nettes Lokal am Ufer des Irrawaddy, wo wir ihren letzten Abend im Wunderland entsprechend feiern können. Im Lokal gibt es dann auch eine kleine Aufführung eines Marionettenkünstlers, der mit erstaunlicher Geschicklichkeit die Figuren zur Musik tanzen lässt.

Morgen geht es also ohne Christa weiter und wir haben noch knappe zwei Wochen mit schönen Erlebnissen vor uns. Christa hat Burma so beeindruckt, dass sie im nächsten Jahr den zweiten Teil der Tour wieder nachholen möchte und am liebsten mit mir als Reiseleiter. Ich fühle mich geschmeichelt und werde mich bemühen, die Tour zu bekommen.

17. Tag: Den Irrawaddy hinunter

2. Dezember 2009

12 Stunden Bootsfahrt auf dem Irrawaddy von Mandalay nach Bagan, 12 bis 28 Grad

 

Kurz nach Sonnenaufgang sind wir auf dem Boot. Der Fluss fließt träge dahin und es herrscht reges Leben am Ufer. Kleine Boote mit vielen Leuten drauf pendeln von Ufer zu Ufer und ein Schlepper zieht eine Reihe mit Teakholzflößen den Fluss entlang.

Unser Boot ist geräumig, wir benutzen hier mit 8 Leuten einen Kahn, der vielleicht 80 bis 100 Burmesen plus Gepäck Platz bieten würde. Im unteren Deck ist es sehr laut, denn der Diesel dröhnt, also machen wir es uns alle auf dem Oberdeck gemütlich. Langsam verlassen wir die Stadt in Richtung Süden und werfen noch einmal einen Blick auf das emsige Treiben an den Ufern. Auf den Hügeln und Bergen auf der Westseite des Flusses stehen hundert von Tempelanlagen und vergoldete Stupa, ein kleiner Vorgeschmack auf Bagan. In Villen und Häusern im Kolonialstil befinden sich traumhafte Klöster, die in den Kriegsjahren errichtet wurden. Die Mandalayer waren damals vor den Bomben und Zerstörungen in der Stadt hierher geflüchtet und bis heute sind die Klöster in Betrieb, auch Minmin, unser Führer hat hier in einem Kloster auf der Westseite des Flusses ein Jahr verbracht.

Hinter der neuen Brücke über den Irrawaddy wird die Landschaft karger und so beginnt dann der gemütlichere Teil der Fahrt. Einige tanken Sonne, die andern Lesen oder nutzen die Zeit zu einem Schläfchen. Auch ich zieh mein Buch hervor und schmökere mich durch die Abenteuer des Marco Polo und in mir steigen viele Erinnerungen an die Athen-Beijing Tour im letzten Jahr auf.

Währen wir an der trockenen Landschaft vorbeifliegen, nehme ich mir dann noch mein Laptop vor, sortiere und bearbeit Bilder und schreibe noch ein paar Texte. Diese Tour hier in Burma war bisher so dicht an Eindrücken und Erlebnissen, dass ich immer noch zwei Tage hinter dem Geschehnen herschreibe und es ist kaum Änderung zu erwarten. Auch die Internetverbindung ist schrecklich hier. Erst einmal hatte ich ein funktionierendes Netz in Hsibow, in Mandalay gab es zwar ein Internetcafe, aber eine Verbindung ins Netz war nicht zu bekommen. Irgendwann nach vier Stunden gibt mein Akku auf und draußen wird es auch wieder interessanter.

Wir erleben einen schönen Sonnenuntergang vor subtropischer Kulisse und einen beeindruckenden Aufgang des Vollmondes, der sich schwefelgelb langsam über den Horizont schiebt.

Den Rest der Strecke tuckert unser Schiff langsam durch die Dunkelheit. Immer wieder geht es vom linken Ufer zum rechten, um eine Fahrrinne in dem niedrigen Wasser zu finden, aber gegen 19 Uhr erreichen wir dann Bagan. Vom Stupafeld ist nicht viel zu sehen, nur einige Pagoden und Stupas sind wie Weihnachtsbäume beleuchtet.

Bleibt uns noch ein Abendessen und der Weg ins Hotel und morgen geht es dann nach einem müßigen Tag auf den Rädern durch die historische Anlage Bagans, eine riesige Fläche mit mehr als 2300 großen und kleinen Stupa, wir sind schon alle ganz gespannt.

16. Tag: Hölzerne Brücken, goldene Tempel und die Melonenkernmafia

1. Dezember 2009

35 Kilometer durch Mandalay, Besichtigung der wichtigsten Tempel und Pagoden, sowie zahlreicher Manufakturen, sonnig bei 18 bis 30 Grad

 

Das Frühstück im Hotel ist mehr als üppig und so starten wir gut gestärkt in einen ereignisreichen Tag. Der Irrawady war früher die Hauptschlagader des Landes, über die eigentlich alles transportiert wurde. Auch heute ist er noch ein wichtiger Transportweg, vor allem für Hölzer und Bambus. Etwas nördlich von Mandalay wird der Bambus dann umgeschlagen. Im Wasser liegen lange Flöße mit Bambusstangen und Ufer werden Teile des Materials sofort verarbeitet. Hier sammeln sich die Ärmsten der Armen und der Baus wird in mühseliger Kleinarbeit in Stücke geschnitten, gespalten und zu Häuserwänden und Dachschindeln verarbeitet. Minmin, unser Führer versichert uns, dass die Bambusschindeln für zwei bis drei Jahre absolut wasserdicht sind und das auch während der Regenzeit. Auf der staubigen Straße sitzen nun viele Männer, Frauen und Kinder und verarbeiten das Rohmaterial mit einfachstem Werkzeug. Hier spürt man erstmals auch eine schmerzhafte Armut, denn in Gegensatz zu den Menschen auf den Dörfern sehen die Leute hier weder richtig gesund aus und viele Kinder sind nur mit schäbigen Lumpen bekleidet.

Die lange Straße am Flussufer entlang liegen hundert von Schiffen, etwas weiter unten werden Schiffe mit Fässern be-und entladen und überall treffen wir hier auf die schockierend Armut. Schon wenig weiter in den Straßen der Stadt verfliegt dieser Eindruck, hier beginnen dann wieder die Märkte und der dichte Verkehr.

Um zum Mahagandhayon Kloster zu kommen müssen wir einmal quer durch die Stadt und dann vorbei an zahlreichen Stupa, von denen die meisten vergoldet sind. Dies sei nicht immer so gewesen, sondern erst in den letzten dreißig Jahren in Mode gekommen, früher seien die Stupa alle weiß gewesen. Im Kloster, einer der wichtigsten Schulen des Theravada Buddhismus werden um 10.30 Uhr die Mönche mit Essen versorgt, dafür reihen sich diese in zwei langen Reihen vor dem Speisesaal auf und dann geht es langsam Schritt für Schritt zur Essensausgabe. Das zieht natürlich jeden Tag auch Touristen an, die dies gerne fotografieren, einige Mönche nehmen es gelassen, andere sind nicht sonderlich amüsiert. Zuerst marschieren die älteren und höheren Mönche, dann kommen die jüngeren und kleinen Mönche und zum Schluss bekommen die Novizen ihr Essen. Der ganze Prozess dauert fast eine halbe Stunde, dann sind alle versorgt.

Wir radeln weiter zur Amarapura-Brücke gleich in der Nähe. Über einen See führt eine 1,2 Kilometer lange Brücke aus Teakholz in ein kleines Dorf auf der anderen Seite. Auch diese Brücke aus dem 19. Jahrhundert ist eine Hauptattraktion und so kommen nicht nur Touristen hierher, sondern auch die Souvenirverkäufer. Die Brücke ist in fester Hand der Melonenkernmafia. Jeder der mehr oder weniger aufdringlichen Verkäufer verfügt über ein 25 Wort Grundvokabular in den gebräuchlichsten Sprachen der Welt, sowie einen Arm voll mit aus Melonenkernen hergestellten Kettchen, Armschmuck und Ohrringen. Die Verkäufer folgen dann dem „Opfer“ auf Schritt und Tritt bis dann etwas „lucky money“ geflossen ist und ein Melonekernkettchen den Besitzer gewechselt hat.

Unter der Brücke gibt es einige kleine Teestuben, hier kann man das Treiben recht gut beobachten, einen Kaffee trinken und Kokosmilch in der Originalverpackung trinken.

Vorbei an zahlreichen Manufakturen geht es wieder in die Stadt, in einer Straße werden Buddhafiguren hergestellt, in den Höfen und Gärten stehen die Negativformen der Buddhas, diese wewrden dann mit einem Wachs bedeckt, dann in Lehm oder Ton verpackt. Dieser große Klotz wird dann erhitzt und von unten mit flüssiger Bronze befüllt, das Wachs schmilzt und die Bronze nimmt dessen Platz ein, fertig ist der Rohbuddha, der dann noch aufwändig nachbearbeitet und auf Hochglanz poliert wird.

Weiter hinten in der gleichen Straße stehen Marmorbuddhas in allen Größen und Formen, auch hier wird fleißig gemeißelt , geflext und poliert, bis schöne erhabene Figuren entstanden sind.

Dann erreichen wir die Hauptattraktion Mandalays, die Mahamuni Pagode. Hier befindet sich der gleichnamige Buddha, etwa 5 bis 6 Meter hoch und tausende von Pilgern. Der Körper des Buddha wird ist über und über mit Goldplättchen belegt und hier dürften emsige Pilger mit der Zeit mehrere hundert Kilo des kostbaren Metalls angehäuft haben.

Zurück im Hotel bleibt nicht einmal mehr Zeit für eine Dusche, dann geht es mit dem Bus weiter in Richtung Sonnenuntergang auf dem Mandalay Berg. Unterwegs stoppen wir noch für das größte Buch der Welt. Auf über 700 Marmortafeln wureden die Ergebnis der fünften buddhistischen Synode festgehalten und in einem schönen Tempel formiert. Gegenüber findet sich der einzige erhaltene Teil des ehemaligen Königspalastes, die Räume des Königs Mindon. Ein wunderschöner Teakholzbau mit vielen Schnitzereien.

Gerade noch rechtzeitig erreichen wir den Gipfel des Mandalay Hill, gemeinsam mit vielen Touristen, aber auch vielen lokalen Burmesen sehen wir die Sonne am Horizont versinken. Einige junge Mönche kommen jeden Tag hierher, um ihr Englisch zu praktizieren und so haben wir einige vergnügliche Gespräche auf dem Gipfel.

Zum Abendessen stoppen wir wieder in einem kleinen Lokal und erreichen dann in totaler Finsternis unser Hotel. Morgen müssen wir schon wieder zeitig raus, aber wir brauchen nicht zu radeln, sondern können einen lieben, langen Tag auf dem Bootsdeck genießen, während wir gemütlich nach Bagan shippern.

16. Tag: Kolonialzeit und Downhill nach Mandalay

30. November 2009

Besichtigung der Stadt und des botanischen Gartens, dann 80 Kilometer bis nach Mandalay, 1000 Höhenmeter runter, 15 bis 28 Grad und Sonne

 

Am Morgen starten wir in den botanischen Garte. Am Ufer eines Sees gelegen mit vielen Palmen, englischem Rasen und gut gepflegten Blumenanlagen lässt es sich hervorragend spazieren. Interessant wird es im Bambusgarten, in denen viele verschieden Bambusarten zusammen getragen wurden, es gibt kleine dünne Sträucher und „Bambusbäume“ mit mehr als 30 Zentimeter Rohrdurchmesser. Noch faszinierender ist der Orchideengarten, auf der rechten Seite wilde Orchideen mit kleinen Blüten vor allem in Pastellfarben, auf der linken Seite buschige Hybridzüchtungen mit großen Blüten in vollster leuchtender Farbenpracht.

Leider haben wir keine Zeit mehr für den Aussichtsturm und den Pfad durch den Urwal, denn wir wollen ja auch noch das Zentrum von Pyinoolwin mit seinen kolonialen Bauten und einem der schönsten Märkte des Landes besichtigen.

Wir verabreden uns dann in der Nähe des Glockenturms und jeder zieht auf eigene Faust los. In den Straßen sind indische Fuhrwerker mit ihren historischen Pferdekutschen unterwegs, nicht für die Touristen, sondern für die Einheimischen, die ihre Einkäufe nach Hause bringen. Im engen Gewirr der kleinen engen Marktgassen kann man recht schnell die Übersicht verlieren. Hier reiht sich Shop an Shop und es gibt alles, was der Burmese zum Leben braucht. Der Handel mit Kolonialwaren und Gebrauchsgütern scheint fest in indischer hand, während beim Obst und Gemüse wieder die mit Tanaka bemalten Gesichter der Burmesinnen dominieren. Nach einer Runde durchs Gewühl lasse ich mir noch Zeit für einen Kaffee und ein paar Samosas, indischen frittierten Teigtaschen mit Kartoffel-Zwiebel Füllung. Dann geht es zurück zum Treffpunkt und wir starten in Richtung Großstadt.

Nach einem kleinen Anstieg geht es dann lange, lange durch Teak-Wälder nach unten. Irgendwann wird dann auch die Sicht frei und wir können einen ersten Blick in die weite Ebene am Irawady Fluss werfen und in der Ferne schon die Pagode auf dem Mandalay Hill leuchten sehen. Leider wird die Straße immer stärker befahren und viel Staub liegt in der Luft, so dass wir froh sind, 20 Kilometer vor der Stadt von der Hauptstraße abzubiegen und einem Kanal zu folgen. Hier treffen sich am Nachmittag alle Leute aus der Umgebung zur Körperpflege. Kinder baden im Kanal, die Frauen waschen Wäsche und betreiben intensiv Körperpflege. Geschickt in ihrem Longji, dem langen Rockschlauch gewickelt, lässt sich der ganze Körper schrubben ohne dass auch nur ein Stück unbedeckter Haut zuviel gezeigt wird. Auch die Männer tragen dieses Kleidungsstück, aber natürlich nicht in so buntern Farben und Mustern.

Auf der kleinen Straße herrscht reges Leben, fliegende Händler mit Mopeds, Schulkinder und Arbeiter auf dem Weg nach hause, Rinderherden und ein paar ausländische Radfahrer teilen sich den löchrigen Weg unter Palmen am Wasser entlang. Irgendwann müssen wir aber leider wieder zurück auf die großen Straßen und dann fahren wir auch schon in die Stadt ein. Auch hier herrscht ein unheimlicher verkehr, aber alles läuft ruhig und gemächlich ab, es gibt keinen Stress und keine gefährlichen Situationen, dafür aber viel Staub und viel Lärm und so sind wir froh, nach einer knappen Stunde in dem Gewühl der Millionenstadt endlich im Hotel anzukommen.

Abends ziehen wir dann noch einmal los in ein kleines Grillrestaurant. Viele Burmesen sind hier und es wird ordentlich Rum oder Bier oder Beides konsumiert, allerdings nicht bis zur Volltrunkenheit und nach Hause geht es dann immer noch mit dem Moped. Allerdings wird es gegen 21 Uhr schon merklich ruhiger auf den Straßen. Straßenbeleuchtung gibt es nicht und aus den Häusern dringt nur ab und zu etwas funzliges Licht, man hat ein Gefühl, wie in einer deutsche Kleinstadt gegen 3 Uhr morgens und irgendwie stimmt das ja auch fast, denn morgens geht das Leben mit dem ersten Sonnenstrahl um halb sechs los und auch für uns wieder., allerdings ein wenig später, denn wir sind ja im Urlaub.