24. Tag: …und noch mehr Stupas

9. Dezember 2009

80 Kilometer vom Inle See zum Kakku Stupafeld und dann nach Taungy, 1090 Höhenmeter bei angenehmen 15 bis 25 Grad

Eigentlich wollten wir sehr zeitig los und verzichten sogar aufs Yoga, aber dann lässt uns der Bootsfahrer eine gute halbe Stunde warten, bevor zurück zum Ufer und zu den Rädern fahren können. Im Boot braucht man alle griffbereiten Jacken, denn es ist empfindlich kühl und noch einmal geht es vorbei an schwimmenden Gärten. Geschäftig knattern die Boote den Kanal entlang, entweder beladen mit Touristen oder mit großen Ladungen an Säcken und Kisten.

An land reparieren wir dann noch den Plattfuß an Matthias Rad, wieder einmal ein Dorn und dann können wir endlich unseren letzten Radeltag beginnen. Hinter dem Dorf geht es auf einer kleinen Nebenstraße hügelig durch Felder und Dörfer und das Land präsentiert sich noch einmal von der schönsten Seite. Besonders nach dem langen Anstieg und dem Mittag in Taungyi geht es dann noch einmal durch zauberhafte Landschaft hier am Rande des Shan Gebietes. Erstaunlich dünn besiedelt ist es hier, obwohl die Vegetation üppig ist. Überall gibt es Getreidefelder und wo kein Getreide angebaut wird, liegt ein sanfter, angenehmer Duft in der Luft der von den riesigen Knoblauchfeldern herüberweht. Auf der Straße kommen uns viele Frauen und Mädchen der Pao-o Minorität entgegen , zu erkennen an den bunten karierten Kopftüchern, irgendwo war ein kleines Fest und nun bewegen sich alle plaudernd nach Hause. Fotografieren ist nicht so einfach, erst muss wenigstens der Versuch einer kleinen Konversation versucht werden, aber dann lächeln die Schönheiten umso netter in die Kamera.

So nähern wir uns langsam unserem letzten großen Ziel, dem Stupafeld von Kakku. Nach einem letzten Hügel geht es eine lange Abfahrt hinunter und in der ferne tauchen schon die beschirmten Spitzen der Stupas aus den Bäumen.

Das Feld von Kakku ist einzigartig, nicht nur weil hier auf engstem Raum 2478 Stupas in Reih und Glied aufgereiht sind, sondern weil das Feld bis Ende der 80er Jahre völlig unbekannt war, das heißt lediglich den Anwohnern der umliegenden Dörfer bekannt. Die Stupas hier sehen von weitem recht einheitlich aus und unterscheiden sich nur wenig in der Größe, aber aus der nähe betrachtet, entdeckt man an vielen der Kegel kleine nette Details, die die Anlage besonders interessant machen. Überall gibt es eine menge von kleinen Figuren, die die schrägen Seiten der Spitzen oder die Umrandung der Schreine zieren und hier herrscht eine bunte Vielfalt an Natgöttern, mythischen Wesen oder einfach nur menschlichen Darstellungen. Im zentralen Tempel wird eine weitere Kopie eines Buddhazahnes aus Sri Lanka aufbewahrt und das macht den Tempel so wichtig, dass draußen zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Soldaten wache schieben.

Als ich das Feld vor drei Jahren das erste Mal besuchte, waren viele der Stupas noch in katastrophalem Zustand, aber heute sind ein Großteil davon renoviert oder zumindest teilrenoviert und die Anlage in einen angenehmen Zustand.

Im Licht der Abendsonne und das ständige Klingeln der Glöckchen an den Schirmchen der Stupas, ist Kakku immer wieder ein sehr schöner Abschluss für unsere Radtour. Mit dem Bus geht es dann zurück nach Taungy in ein mehr oder weniger lausiges Hotel, aber es ist ja nur für eine Nacht.

Beim Abendessen heißt es dann Abschied nehmen von unserem Begleitteam, von Minmin, unserem Lokalguide, sowie dem Busfahrer und dem Beisitzer. Wir werden alle in guter Erinnerung behalten.

23. Tag: Auf dem Inle-See

8. Dezember 2009

Rundfahrt über den See, Besuch eines Marktes und eine Pagodenfeldes, sowie einiger Manufakturen und Tempel, sonnig bis 28 Grad

Was für ein Tag. Der Motor tuckert in der morgendlichen Stille und bringt das boot zu den kleinen Dörfern auf der anderen Seite des Sees. Das ganze Leben ist hier auf den See augerichtet, auch die Landwirtschaft.

Es gibt schwimmende Gärten, die ebenso wie die Rudertechnik einzigartig auf der Welt ist. Auf einem Bett von Wasserhyazinthen wird humöse Erde aufgebracht und auf diesen wächst dann Gemüse, vor allem Tomaten bekommen wir zu sehen. Die Beete sind nur etwa einen Meter breit, können aber bis zu 50 Meter lang sein. Bearbeitet werden die Gärten von kleinen Booten und zwischen den Beeten bleibt oft nur ein halber Meter Platz. Offenbar ist diese Art der Landwirtschaft effektiver, als die sumpfigen Böden in Ufernähe zu bearbeiten.

Auch die Siedlungen, kleine  und größere Dörfer sind nur mit dem Boot zu erreichen, genauso wie die Schulen, Klöster und Tempel, von denen es wie überall im Lande zahlreiche gibt. Alle Gebäude stehen auf Stelzen und es ist erstaunlich, wie die scheinbar dünnen Stämme die zwei bis dreigeschossigen Gebäude tragen können.

In einem kleinen Dorf ungefähr zwei Kilometer vom Ufer entfernt ist heute Markttag, auf dem kleinen Kanal kommen uns zahlreiche kleine Boote mit Lokals entgegen, beladen mit den Einkäufen. Auf dem Markt gibt viel Gemüse und Trockenfisch, sowie Tofu und an anderen Ständen kann man seinen Hausrat reparieren lassen. An einem Ende des Marktes wird mit Bastwaren gehandelt, die dann mit Ochsenkarren zum Kanal gefahren und dort auf Boote umgeladen werden. Besonders fallen die Frauen der Pao-o Minorität mit ihren bunt karierten Kopftüchern auf, die aus den Bergdörfern zum Markt kommen und genauso neugierig die Ausländer betrachten, wie wir sie. Die Pao-o sind etwas hoch gewachsener als andere Burmesen und die Frauen sind sehr zurückhalten, versprühen aber gerade damit unheimlichen Charme.

Am See lebt man auch gut vom Tourismus und so müssen wir natürlich auch einige Souvenirshops über uns ergehen lassen. Zum Glück sind diese immer an kleine Handwerksbetriebe gekoppelt und so können wir den Schmieden bei der Arbeit zusehen. Mit einem Wechselzugbalg wird die Kohle angefacht und das Roheisen zum glühen gebracht. Während der Meister mit einer Zange auf dem Amboss führt, schlagen bis zu vier Gesellen mit schweren Hämmern darauf ein und es entstehen hier vor allem Messer, Schwerter und andere Metallgegenstände für den Hausgebrauch und für die Touristen.

Interessant ist auch die Lotusweberei, aus dem Stängel einer langstieligen Lotuspflanze werden feine Fasern gewonnen und zu Schals und Decken gewebt. Vor allem der Gewinnungsprozess ist mühselige Handarbeit und die Produkte entsprechend teuer, ab 70 Dollar wird für einen Schal gefordert, aber dafür kann man ein Gewebe erhalten, das ebenfalls einzigartig auf der Welt ist.

Eher frustrierend ist der Souvenirshop, hier wird neben kunsthandwerklichen Gegenständen der und viel Kitsch auch eine Gruppe von Frauen der Palaung Minorität vorgeführt, die bronzene Hallsringe tragen. Bis zu 28 Ringe müssen die Frauen tragen und werden deshalb auch als Giraffenfrauen bezeichnet. Über den Sinn oder Unsinn der Sitte habe ich nicht zu urteilen, aber die Zurschaustellung der Damen ist eher frustrierend.

Am Südufer des Sees befindet sich ein wunderschönes Pagodenfeld mit vielleicht 1000 kleinen Stupa. Ein großer Teil des Feldes ist wild bewachsen und die Stupas sind ziemlich verfallen und von vielen Stupa haben Pflanzen und sogar Bäume Besitz ergriffen. Ein Teil des Feldes ist aber schon restauriert und leuchtet in Weiß und Gold, sehr beeindruckend, aber nicht mehr so wild und ursprünglich, aber die Kräfte der Natur und die religiösen Bedürfnisse lassen hier keine  Kompromisse zu.

Was haben wir noch gesehen an diesem langen Tag? Genau, in einem Tempel in einer der Siedlungen auf dem See stehen fünf vergoldete Buddhafiguren, die Goldschicht ist seit über 200 Jahren durch das Auftragen von Blattgold so gewachsen, dass von den Buddhas Nichts mehr zu erkennen ist und die Figuren eher wie goldene Schneemänner anmuten.

Kulinarisch sind heute vor allem die Avocados hervor zu heben, die besten, die ich je gegessen habe: Aromatisch, sehr weich, aber nicht matschig, mit Limette und Salz und Pfeffer ein toller Genuss.

22. Tag: Zum See der Schwimmenden Gärten

7. Dezember 2009

64 Kilometer von Kalaw bis zum Inlee See, immerhin 659 Höhenmeter bei schönem Wetter, 13 bis 28 Grad

Noch ein frischer Morgen in der Bergluft und das radeln macht richtig Spaß und ich bin sogar froh, dass es erst einmal hauptsächlich nach oben geht. Langsam steigen die Nebel über Kalaw und geben die Sicht auf die umliegenden berge frei und als wir dann die höchste Stelle des heutigen Tages erreichen ist es auch schon wieder angenehm warm.

Zum Glück ist der Asphalt heute besser als auf dem letzten Streckenabschnitt und so ist das Fahren ein reines Vergnügen. Vor uns liegt eine weite fruchtbare Ebene, auf einigen Feldern wird gerade Getreide geerntet und die Bauern sitzen bei einer Pause zusammen und Essen und als ich ein paar Fotos machen will, werde ich sofort eingeladen. Höflich nehme ich eine Banane entgegen und schwinge mich wieder aufs Rad.

Unterwegs kreuzen wir wieder einmal die Eisenbahn, die Schmalspurbahn mutet in der weite der Landschaft an wie eine Spielzeugeisenbahn, ebenso verspielt ist die Strecke gelegt in Kurven und Windungen und über kleine Brücken, nur schade, dass gerade kein Zug kommt.

Dafür kommen uns im folgenden Städtchen viele Fahrradrickshas entgegen, die meisten mit ein oder zwei Passagieren und Gepäck beladen, lassen sich die Frauen und Männer nach dem Einkauf auf dem Markt nach Hause fahren.

Der Markt ist auch sehenswert, hier gibt es schon wieder viel kleine Völker, die sich durch die Farben und Muster ihrer Langröcke, der Longyis unterscheiden und durch die unterschiedlichen Kopfbedeckungen. Beliebt sind hier bunt-karierte Kopftücher, die kunstvoll auf dem Haupt drapiert werden. Wieder fällt der viele Fisch und Trockenfisch auf, ein Zeichen, das wir nicht mehr so weit vom Inle See entfernt sind.

Von der Hauptstraße biegen wir dann noch einmal in eine wunderschöne Allee ein und fahren im Schatten der Bäume in Richtung See. Auf dem Weg liegt noch das Shwe Yan Bye Kyaung Kloster, dessen markante ovale Fensteröffnung eines der meist fotografierten Motive im Lande ist, natürlich mit jungen Mönchen in den Öffnungen. Als wir ankommen scheint der 120 Jahre alte Holzbau völlig verwaist, doch dann zeigt sich ein Mönch und dann kommt noch ein weiterer dazu und dann sind es bald ganz viele. Die Motivklingel läutet und auch wir können unsere Postkartenfotos machen.

Am See genehmigen wir uns eine kleine Pause und dann geht es in zwei Booten zum wunderschönen Hotel. Das Inle-Paradies ist eine Hüttensiedlung von Pfahlbungalow mitten im Wasser gelegen. Auf dem weg dorthin bekommen wir einen ersten Eindruck vom Leben am See. Zahlreiche Boote sind unterwegs, viele mit Touristen, andere vollgeladen mit Waren und wieder andere haben die Funktion eines Linienbusses, bis zu dreißig schlanker Burmesen finden auf einem Boot Platz.

Auch die „Einbeinfischer“ bekommen wir zu sehen. Die Fischer vom Inle haben eine einzigartige Art und Weise gefunden ihre Boote zu rudern. Am Heck des Bootes stehend wird das Paddel mit einem Bein im Wasser bewegt, so bleinben die Hände frei, um das Fischernetz auszulegen oder einen Netzkorb über die Fische zu stülpen. Im ganzen See ist das Wasser recht klar und höchstens zwei Meter tief und so können die Fischer ihre Opfer sehen und überraschen. Mit einem mehrzackigen Speer wird dann der Fisch durch eine kleine Öffnung am oberen Ende erlegt.

Bei einem Drink genießen wir dann vom Hotel den Sonnenuntergang und im Anschluss an das Abendessen eine kleine Tanzvorführung, die für eine thailändische Gruppe von 100 Leuten hier dargeboten wird. Anmutig und geschmeidig sind die Bewegungen der Tänzerinnen und der Rhythmus wird von mehreren verschieden Trommeln und Schlaginstrumenten erzeugt. Wir sind beeindruckt und hoffen auf einen interessanten Tag morgen auf und um den See.

21. Tag: Markttag in Kalaw

6. Dezember 2009

Ruhetag in Kalaw, Markt und Wanderung in die Umgebung, 11 bis 25 Grad, sonnig

Die Holperpiste am gestrigen tag hat meinem Rückenschmerzen gar nicht gut getan, deshalb lege ich die Führung der heutigen Wanderung in Minmins Hände, zumal er sich ja auch besser hier auskennt als ich. Ein bisschen werde ich schon die Wanderung in die Berge vermissen, vorbei an vielen kleinen Feldern und die kleinen Dörfer, in denen das Leben noch fast mittelalterlich wirkt.

Vor der Wanderung schlendern wir noch gemeinsam über den Markt von Kalaw, hier gibt es wie üblich viel zu sehen. Die Frauen haben ihre Waren auf der Straße ausgebreitet und frisches Gemüse leuchtet in allen Farben. Fische gibt es frisch und in allen Größen, sowie getrocknet und der Geruch ist noch 10 Meter im Umkreis wahrnehmbar. Die meisten Marktbesucher nutzen den Marktgang auch zu einem Plausch mit freunden und Bekannten, nur auf eines stößt man hier nie: Stress und Hektik. Ich lasse mich von der Stimmung einfangen, Warte geduldig auf ein paar schöne Motive und bin nicht sauer, wenn der eine oder andere sich nicht ablichten lassen möchte. Und vor der Arbeit muss natürlich noch ein kleines Schläfchen sein. Danach setze ich mich fleißig an den Computer und bereite meine Texte und Bilder vor. Dann mache ich mich auf die Suche nach dem Internetcafe. Weil wieder einmal kein Strom aus dem Netz kommt, brummt draußen laut das Aggregat und es können nur 5 Computer betrieben werden und so nutze ich die Wartezeit zu einem Schwätzchen mit einem Italiener.

Das Netz ist langsam, aber stabil und das ist schon was. Nur zwei mal bricht die Verbindung in den kommenden drei Stunden ab, dann habe ich endlich meine acht Beiträge und Bilder hochgeladen, schnell prüfe ich noch mal die Mailbox und dann kann ich aufatmen. Eine gute Woche ohne Internet hatten mir einen Haufen Arbeit hinterlassen und der ist nun abgearbeitet und im schlimmsten Fall reicht mir noch einmal eine Verbindung in der Hauptstadt.

Für mich ist dann der Höhepunkt des Abends das Abendessen in einem nepalesischen Restaurant mit vielen guten Currys, Pickles und Salaten und frittierten Bananen mit Schokolade für die Schleckermäulchen als Nachtisch.

20. Tag: Blessuren auf der Holperpiste

5. Dezember 2009

70 Kilometer von Meikthila nach Kalaw auf löchrigster Piste bei knapp 30 Grad, Transfer nach Kalaw

Die Ausfahrt aus Meikthila ist eine der schönsten Streckenabschnitte auf der Tour. Eine schmale Straße führt durch kleine Dörfer und die Straße ist rechts und links mit dicken Bäumen gesäumt. Fahrzeuge gibt es kaum, nur ein paar Burmesen auf dem Fahrrad und ein paar Mopeds teilen die Allee mit uns. Leider ist die Freude nicht ganz ungetrübt, denn schon kurz nach dem Start fällt Ulrike die Lenkertasche vom Rad, sie fährt darüber und holt sich beim Sturz einige unschöne Blessuren. Zum Glück alles nur Schürfwunden und nach ein paar Kilometern im Bus kommt sie wieder aufs Rad und auf die Straße zurück.

Vorbei geht es heute wieder an der Bahnlinie und wir haben wieder das Glück den einzigen Zug am Tage abfahren zu sehen, doch viel interessanter ist das Leben am Bahnübergang: Pferdekutschen, hoch beladene Ochsenkarren und ein geschminkter Mönch, der wohl eher in ein Nonnenkloster gehört, als in die dunkelrote Mönchsrobe.

Die Straße wird langsam immer schlechter und löst sich dann zeitweise ganz auf und so ist es trotz der flachen Strecke recht anstrengend, zumal es heute wohl auch der heißeste Tag auf der Tour ist. Nach dem Mittag holpern wir dann noch 20 Kilometer weiter über eine völlig aufgelöste Piste, dann haben die ersten die Nase voll und steigen auf den Bus um.

Nur Frank kämpft sich einsam heute bis auf die halbe Höhe des Anstieges hoch, doch dann fängt es schon wieder an dunkel zu werden und die letzten Kilometer bis Kalaw fahren wir dann alle auf dem Bus und kommen dann wieder im Dunkeln an. Die Stadt liegt auf 1300 Metern Höhe in den Bergen und so ist es hier wesentlich kälter als in der Ebene und das abendliche Thermometer zeigt, als wir zum Abendessen schlendern, gerade einmal 12 Grad an. Entsprechend muss man sich dann auch in ein paar mehr Decken einkuscheln, aber dann kann man in der frischen Bergluft um so besser schlafen.