7. Tag: Tanz um die Bananenstaude-Welcome to Laos

19. Dezember 2009

55 Kilometer von Mohan nach Luang Namtha, Grenzübertritt und radeln in der Republik der Gelassenheit, 450 Höhenmeter, 18 bis 28 Grad

Heute Morgen ist es definitiv kein Nebel, sondern es verschlingen eine große Portion Baotze, also den gefüllten Teigtaschen, dann geht’s noch einmal zurück zum Hotel. Pünktlich kommt der von mir organisierte Fahrer mit seiner Dreirad- Motorrad Kutsche und kann unser Gepäck sogar bis zur laotischen grenze transportieren. An der Grenze gibt es keine Probleme, lediglich die Ausstellung der Zollformulare für unsere Räder braucht seine Zeit und ich kann auch noch etwas Geld tauschen. Die Kilowährung in Laos heißt Kip und für einen Yuan bekomme ich 1200 Yuan, das heißt, einem Euro entsprechen 11.000 bis 12.000 Kip.

Auch an der laotischen grenze läuft alles gut, mein alter Tour Guide Freund Tho wartet schon auf uns und hilft uns bei den Formalitäten, dann liegt mein geliebtes China hinter uns und das genauso geliebte Laos vor uns.

Unseren Lokalguide von Green Discovery kenne ich jetzt schon seit drei Jahren und ich freue mich, dass wir mit Tho den einzigen laotischen Führer bekommen haben, der gut Englisch spricht und der auch lange Radetappen zurücklegen kann. In Laos ist Radfahren nicht so populär und kein Laote würde auf den Gedanken kommen, lange Strecken zu radeln.

In Laos ticken die Uhren etwas anders, nicht nur, dass die Zeit eine Stunde zurück gestellt wird, auch geht hier alles ruhig und gemütlich von statten, aber das werden wir noch schätzen lernen. Und auch die Sonne bekommen wir zurück, denn die recht dunklen Wolken haben sich verzogen.

Im Grenzgebiet plant man Großes, die Chinesen errichten hier ein Megahotel und einen Spielsalon, in China ist Glücksspiel untersagt, hier in Laos wohl nicht und so hat ein chinesischer Investor hier eine Las Vegas Neuauflage vorbereitet.

Danach kommen kleine Dörfer mit vielen einfachen Hütten, nur an der Straße, wo man vom Transitverkehr profitieren kann stehen ab und zu etwas prunkvollere Wohnbauten. Am Abzweig nach Oudomxai haben wir dann unsere erste laotische Mahlzeit, die Nudeln hier sind definitiv leckerer als in China, man kann sie mit frischen Kräutern wie Thai-Basilikum und Zitronenmelisse verfeinern und mit Fischsauce, Limettensaft und Chili nachwürzen. Dazu gibt es einen ersten Grünen Papayasalat und einen Teller mit gedämpften kleinen Bambusschösslingen. Auch das laotische Bier trifft unseren Geschmack, es ist etwas herber und stärker als das chinesische Gebräu.

Nach dem Mittag gibt es vor allem viel Landschaft und die kargen Siedlungen sind seltener, alles ist wunderbar Grün und fruchtbar. Die Laoten wohnen hier in einfachen Bambushütten und vor allem die Kleidung der Kinder ist eher ärmlich und so mancher kleine Laote muss auf ein Höschen verzichten, was bei dem warmen Klima noch kein großes Problem darstellt, aber hungrig sehen die Kids deshalb noch lange nicht aus.

In einem kleinen Dorf wurde an der Straße ein Festzelt aufgebaut und es findet eine Hochzeit unter den hier lebenden Kmong statt. Viele der Frauen tagen bunte Kleider, die mit Münzen bstickt sind, was beim Laufen ordentlich klimpert. Einige tragen Hüte mit langen Fäden. Eine kleine Zwei-Mann-Kombo sorgt mit Synthesizer und Gesang für tanzbare Musik und es wird vorwiegend in Doppelreihe marschierend um eine Bananestaude getanzt, wobei weniger Wert auf Tanzschritte, als auf die Bewegung der Hände gelegt wird. Natürlich werden wir ab und zu an einen Tisch gerufen und es wird uns ein Gläschen von selbst gebranntem Laolao Schnaps angeboten. Eine Literflaschen von dem Brand aus glutinösem Reis kostet einen Euro und hat über 40 % Alkohol, aber das Zeug ist meistens sauber destilliert, so dass keine Kopfschmerzen zu erwarten sind.

Vor Luang Namtha sieht es wieder etwas wohlhabender aus. In der Ebene sind auf den großen Reisfeldern auch zwei Ernten möglich. Seit einem Monat stehen die Felder jedoch leer, der nächste Termin zum Stecken der jungen Reispflanzen ist erst ende Januar. Auf einigen Feldern weiden Wasserbüffel, auf anderen wird gerade grob gepflügt.

Langsam rollen wir dann in die Stadt ein, groß ist sie nicht, denn es gibt nur eine Hauptstraße von vielleicht drei Kilometer Länge und auf jeder Straße zwei Parallelstraßen. Die Gebäude haben meist einen kleine Garten und maximal zwei Stockwerke. Trotzdem ist die Stadt recht touristisch, es gibt viele Schilder in Englisch und eine Pizzeria, chinesische Restaurants und ein indisches Restaurant, sowie Laundry und Internet. Unser Hotel ist ein kleines Ressort am Rande der kleinen Stadt, die bei uns noch als großes Dorf durchgehen würde. Wir wohnen in schön ausgestatteten Bungalows und genießen die warme Dusche und die Spätnachmittagssonne und natürlich noch eine Flasche Lao-Bier.

Abend gehen wir in ein nettes Restaurant am Rande des Städtchens und haben einige gute Currys. Auch hier in Laos wird gerne scharf gegessen, was wir inzwischen auch alle mögen, dazu gibt es wieder laotisches Bier und eine Runde Reisschnaps. Ordentlich müde geht es dann ins Hotel zurück und ein riesiges Bett wartet schon auf mich.

6. Tag: Bis zur Grenze

18. Dezember 2009

49 Kilometer von Mengla nach Mohan, 650 Höhenmeter bei schönstem Wetter und 18 bis 28 Grad

Das Frühstück auf dem Markt ist außerordentlich vielschichtig, es gibt die üblichen chinesischen Stände mit Teigtaschen und Nudeln und Ölstäben, aber auch südlicheres Essen und das heißt schon am Morgen Gegrilltes, wie Fisch und Fleisch und Gemüse. So gut gestärkt kann ja heute Nichts schief gehen.

Geht es aber doch, der Gepäckfahrer erzählt mir die alte Straße ist noch 10 km befahrbar und trifft dann auf die neue Straße, tut sie aber nicht, denn die Brücke ist gesperrt. Also müssen wir 5 Kilometer wieder zurück und von Anfang an auf die Schnellstraße. Das ist zwar nicht so interessant, aber doch besser zu fahren, vor allem für Gerlinde, die hier auf den sanften Anstiegen wenig Probleme hat.

So geht es dann durch bergige Landschaft mit viel Kautschukplantagen, wenigen Reisfeldern, Mais und Zuckerrohr. Wir tuckeln recht gemütlich durch die Landschaft und machen schon nach 25 Kilometern Mittagspause. Inzwischen ist auch die Sonne heraus gekommen und hat den Nebel weggesaugt.

Am Nachmittag wird es etwas anstrengender, denn es ist wärmer geworden, dafür liegen nette Dörfer rechts und links der Straße und es gibt viele Teeplantagen. Überall gibt es etwas zu sehen und zu fotografieren, vor allem eine klapprige Hängebrücke, belegt mit Sprossen aus Bambus zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Unterwegs gibt es noch eine Ananaspause, dann geht es die letzten Hügel hinauf bis Mohan. Dort ziehen wir erst einmal auf mein Bier in mein Lieblingsrestaurant in der Provinz, den Wirt kenne ich schon seit drei Jahren und die Freude ist groß, da ich vom letzten Besuch Bilder mitgebracht habe. Nach Bier und Kaffee geht es in das einfache Hotel unter die Dusche und ich lege mich eine Stunde ins Bett, denn ich habe mich ein wenig erkältet.

Dann ist unser letzter Abend angebrochen hier in China. Schöne Erlebnisse im Reich der Mitte liegen hinter uns und morgen erwartet uns ein neues Land mit einer ganz anderen Kultur, ich hoffe nur, dass es an der Grenze keine Probleme gibt.

5. Tag: Königliche Königsetappe

17. Dezember 2009

96 Kilometer von Menglun nach Mengla, drei stattliche Pässe und ein paar kleine Anstieg, 1800 Höhenmeter bei angenehmen 15 bis 28 Grad

Der Nebel hängt am Morgen so dicht, dass man nicht weiß, ob es regnet. Natürlich haben wir am Abend vergessen noch einmal einen Blick Gabis Fahrrad zu werfen, ich versuche noch einmal das Schaltwerk zu justieren, aber ohne großen Erfolg. Also tausche ich mit ihr einfach das Rad.

Noch zwei drei Kilometern geht es durch den Botanischen garten und im Dunst des Morgennebels vorbei an den schönen verschiedenen Palmen, dann sind wir wieder auf der Straße zurück. Hier geht es die ersten Kilometer durch riesige Bananenhaine, Bananenstauden soweit das Auge reicht. Die Stauden mit den Früchten werden in blaue Plastiksäcke noch am Baum eingewickelt. Das dient nicht der Verpackung, sondern als Schutz vor der Sonne, die Bananen sollen nicht reifen, sondern lange Grün bleiben und weiter wachsen. Nach einer Weile folgen dann ein paar kleine Orte mit brodelndem Morgenleben und dann macht die Straße einen Schlenker nach rechts in Richtung Berge. Auf einer kleinen Brücke machen wir noch eine kurze Rast und werfen noch zwei frische Ananas ein, dann geht es in den ersten langen Anstieg. Mehr als 500 Höhenmeter schraubt sich die Straße in mal weiteren, mal engeren Kurven nach oben. Wir haben Glück und der Nebel reist auf und es öffnet sich eine grandiose Sicht über das Tal, in dem unten noch die Wolkensuppe schwabbert. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir dann die erste Spitze, zum Glück war es noch nicht so heiß und so sehen wir ohne Panik den nächsten Gipfeln entgegen.

Erst einmal geht es gute 10 Kilometer rauschend abwärts runter ins Tal. Dort gibt es ein schönes Dai-Dorf, aber auch hier hat die Tourismusindustrie schon wieder einen Minoritätenzoo errichtet. Uns soll es recht sein, denn zuvor gab es hier kein Restaurant, aber jetzt gibt es hier drei schöne Läden in einer Reihe. Der Hauptansturm aus den Bussen ist auch schon durch und so können wir unseren Hunger recht schnell stillen und verspachteln einige große Portionen, kein Wunder nach dem mageren Frühstück und dem Anstieg.

Wohlgefüllt geht es dann glücklicherweise noch nicht wieder bergan, sondern noch ein paar Kilometer geradeaus. Dann wird die Straße noch ruhiger und es geht in den zweiten Pass, diesmal sogar etwas mehr als 500 Höhenmeter. Aber der Weg ist gut asphaltiert und es geht immer im dichten Halbdschungel nach oben, so ist es also nicht zu heiß. Auch hier erreichen wir nach einer satten Stunde Kletterei den Gipfel und langsam zeigen sich dann doch leichte Ermüdungserscheinungen.

Die Abfahrt ist mit 8 Kilometern nicht all zu lang, obwohl die Sonne schon tief steht, nehmen wir uns die Zeit für eine Runde durch ein kleines Dai-Dorf ohne touristischen Hintergrund. Hier grunzen fröhlich die Schweine aus ihren Buchten, Hunde bellen und jeder ist mit etwas beschäftigt. An einem Haus werkeln fleißig die Zimmerleute und auf der anderen Seite bündelt eine Frau Sesamstrünke zum Trocknen. Überall in den Verstrebungen der ersten Etage hängt Wäsche zum Trocknen, als ob das Dorf heute kollektiven Waschtag gehabt hätte.

Der dritte Pass ist nur ein kleiner mit gerade einmal dreihundert Höhenmetern, trotzdem bemerkt man die Höhenmeter, die wir schon in den Beinen haben. Doch der Berg ist auch nicht steil und so sind wir schneller oben, als gedacht. Noch ein kleines Päuschen und dann rollen wir die letzten 15 Kilometer abwärts, direkt bis zum Hotel und ohne einen weiteren Zwischenanstieg. Bevor es unter die Dusche geht trinken wir ein kaltes Bier auf den Durst einen langen Tages und dann folgt eine halbe Stunde dickes heißes Wasser. Leider funktioniert bei den Mädels die Dusche nicht und so müssen wir noch etwas umorganisieren, damit alle gewaschen zum Essen kommen.

Nach halb Acht ziehen wir dann zum Abendessen und dann och eine Runde über den Markt, es war lecker wie immer und auf dem Markt reges Leben. Wo am Tag Gemüse und Lebensmittel verkauft werden tobt jetzt das Nachtleben. Es gibt dutzende Grill- und Nudelstände, aus einer Karaoke-Bar dringt schauriger Lärm, man kann Autoskooter fahren und auf einer Rollschuhbahn drehen Jugendliche ihre Kreise, einige sogar sehr professionell.

Obwohl ich todmüde bin, lasse ich mir noch eine Stunde eine Massage verabreichen und es wird noch ganz interessant, denn die Masseuse ist eine Minoritätenfrau der Hani, auch eines kleinen Bergvolkes, hat noch nie einen Ausländer massiert und wir fragen uns bis Mitternacht Löcher in den Bauch, dann klappen mir einfach die Augen zu.

4. Tag: Im subtropischen Wunderland

16. Dezember 2009

46 km von Ganlanba nach Menglun, ein kleiner Berg, 456 Höhenmeter, 18 bis 25 Grad, Besichtigung des Botanischen Gartens

Die Nacht war katastrophal, denn gegen halb eins kehrten die Jugendlichen aus den Nachbarzimmern zurück, natürlich ordentlich angeheitert und dann geht es in Stöckelschuhen den Gang hoch und runter und Türen knallen und es dauert fast zwei Stunden bis wieder Ruhe einkehrt. Na wartet liebe jugendliche Freunde, wir müssen zeitig raus!

Um sieben Uhr stehen wir dann auf und auch wir können laut sein, sogar sehr laut und ich denke nach 5 Minuten haben wir alle nächtlichen Ruhestörer wach gerüttelt und sorgen noch gut eine halbe Stunde dafür, dass sie auch nicht so schnell wieder einschlafen können.

Frühstück gibt es in einer Nudelbude auf der Straße und danach kommt auch unsere Gepäckfahrerin von gestern wieder und ich bespreche mit ihr den Tag. Sie ist nicht sehr begeistert, dass sie auf der Hälfte der Strecke warten soll, aber es wird ziemlich bergig und Gerlinde hat deshalb ja extra das Fahrzeug angefordert.

Die Strecke heute ist nicht lang, aber es geht dann einige kräftige Hügel hinauf und als gelinde dann aufs Auto will ist die Fahrerin natürlich nicht wie verabredet da, sondern bis zum Ziel vorgefahren, hat das Gepäck im Hotel abgeladen und sich mit voller Besatzung auf den Rückweg gemacht. Sie sei so schlecht bezahlt argumentiert sie und lässt uns im regen stehen. Aber China ist nicht China, wenn nicht alles organisierbar ist, also halte ich ein Fahrzeug an und so kommen wir auf den Berg bis zu den Ananasfeldern. Nach einer üppig fruchtigen Zwischenmahlzeit fahren wir dann weiter bis ins nächste Dorf und dort findet sich auch ein Transfer bis zum Hotel für Gerlinde. Der Rest der Truppe radelt bis in den Ort. Die Mädels schlagen vor, eine üppige Mittagsmahlzeit einpacken zu lassen u8nd dann im Hotel mitten im Botanischen Garten zu essen. So machen wir es dann und haben auf einer kleinen Wiese vor dem Hotel alle zusammen ein schönes Picknick zu dem sich recht schnell eine ganze Herde stolzer Pfaue gesellt, die unsere Reste komplett recyceln.

Der Rest des Tages gehöt dem wirklich wundervollen botanischen Garten. Auf einem riesigen Gelände gibt es Pflanzungen zu unterschiedlichen Themen. Gleich am Eingang befindet sich der Bambusgarten, wo wie die unterschiedlichsten Sorten und Gattungen dieser Art bewundern können, in verschiedensten Größen und Formen.

Besonders toll ist der Palmengarten an einem See mit schönen Wasserrosen, die gerade in schönster Blüte stehen. Nicht so interessant für den Laien sind die medizinischen Pflanzen, dafür ist es am Ufer des Sees etwas bunter.

Nach langem Spaziergang und einem kurzen Nickerchen am See fahren wir dann zum Essen noch einmal in die Stadt. Hier gibt es eine hervorragende halboffene Straßenküche mit leckersten Speisen, von denen man kaum genug bekommen kann. Hervorzuheben ist besonders eine Art geräuchertes und gedämpftes Schweinefleisch, aber auch die anderen Gerichte sind vorzüglich gegart. Eigentlich möchten wir noch länger im Lokal bleiben und noch ein oder zwei Bier trinken, aber es gibt keine Toilette in der Nähe und so müssen wir vorzeitig abbrechen. Im Dunkeln schaffen wir es bis zum Park und sorgen für gute Bewässerung des wasserliebenden Bambusses und dann geht es nach einem kurzen Ausflug ins Internet ins Bett.


3. Tag: Im Minoritätenzoo

15. Dezember 2009

33 Kilometer von Jinhong nach Ganlanba, Besichtigung des Minoritätendorfes und Belustigung durch die Dai-Minorität, leicht hügelig, 18 bis 25 Grad, sonnig

Der Morgen beginnt trübe und frisch und mit einer Überraschung, die Brücke über den Mekong ist gesperrt und wird umgebaut. Die Umleitung führt einmal durch die ganze Stadt und ist recht stressig befahren. Außerhalb der Stadt wird es dann sehr angenehm, die Straße führt immer am Mekong entlang unter dichten Bäumen, nur schade, dass es noch so neblig und trüb ist. Beeindruckend ist die subtropische Vegetation, es gib viel Bambus und Palmen und an den Berghängen riesige Plantagen von Kautschukbäumen. In den Dörfern wachsen Pomelos und Papayas und an der Straße gibt es zahlreiche Stände mit Ananas.

Gegen 11 Uhr erreichen wir dann schon Ganlanba, ein kleines Städtchen, das von der Dai-Minorität dominiert wird. Frauen in traditionellen Gewändern trocknen Seegras und wir genehmigen uns drei schöne reife Ananas und Kokosmilch in Originalverpackung. Im Städtchen finden wir ein schönes Hotel in einer kleinen und scheinbar ruhigen Gasse, die Zimmer sind zwar klein, aber piksauber und die Dusche ist warm, was wollen wir mehr. Wir brechen dann gleich wieder auf und ziehen in ein kleines Sichuan Restaurant mit würzig-scharfem und leckerem Essen ein. Um die Schärfe zu löschen brauchen wir erst einmal ein paar Biere und dann geht es leicht beschwingt auf den Rädern ins Museumsdorf.

Für 100 Yuan Eintritt fahren wir dann durch eine Siedlung mit neuen und alten Häusern im Dai-Stil. Auf Holzsäulen gestützt gibt es eine riesige erste Etage, meistens mit einer großen offenen Terrasse und ein paar kleinen Zimmern an einer Seite. Darüber erhebt sich eine beschwingt hölzerne Dachkonstruktion mit drei Giebeln. Unsere beiden Frauen vom Bau bewundern dann lange die Baustellen in den verschiedenen Phasen und können gar nicht glauben, dass die Säulen auf den Säulensteinen weder verzapft noch verschraubt sind, sondern ihre gesamte Stabilität lediglich durch das Gewicht des Gebäudes bekommen.

In der Mitte des Parkes befindet sich dann ein riesiger Springbrunnen, hier laufen schon jede Menge Touristen und Minoritätenfrauen in bunten Trachten herum, dann beginnt das Wasserfestival. Normalerweise findet dieses nur einmal im Jahr kurz vor Beginn der Regenzeit statt, aber hier wird täglich Wasser gespritzt und das sogar zwei Mal am Tag, der Tourismus macht’s möglich. Entsprechend begeistert sind die spritzenden Frauen, manche völlig teilnahmslos, andere machen sich dann aber doch eine Gaudi daraus chinesische Touristen einzuweichen wenn der Ruf : „Shui, Shui, Shui“- „Wasser, Wasser, Wasser“ertönt.

Danach strömen alle in die Festhalle, wo mehr oder weniger traditionelle Tänze von 100 Jungfrauen und einer handvoll männlicher Tänzer der Region präsentiert werden. Beeindruckend war dann doch die Vielfalt an bunten Farben, doch auch hier wird nur mit mäßigem Engagement präsentiert. Gegen Ende darf man dann der schönsten Dame aus dem Reigen eine Blumenkette umhängen, was aber auch die geehrten Damen wenig erhebt. Noch während der letzte Tanz auf der Bühne vorgeführt wird verlassen die meisten Chinesen das Lokal und das Reinigungspersonal ist schon fleißig am Putzen und Schrubben, um uns herum werden die Stühle hochgestellt, während wir wenigstens bleiben, bis der letzte Tänzer und die letzte Tänzerin den Saal verlassen hat.

Ansonsten gibt es im Dorf noch einige Tempel in laotischem Stil zu bewundern und eine Souvenirshopmeile, aber die Verkäufer agieren recht nervig, so dass wir dann recht schnell wieder dem Ausgang aus dem Dorf entgegen streben.

Im Städtchen findet gerade ein Basketballturnier statt, wir schauen ein wenig zu und sind für die rote Mannschaft, die lässt jedoch recht schnell nach und verliert haushoch gegen die Blauen. Jede Mannschaft hat ihren eigenen Fanklub dabei und eine Herde junger Mädchen, die bei jedem Korbwurf ihrer Mannschaft laut kreischen und auch der Rest der Zuschauer zeigt doch rege, für China eher untypische, Anteilnahme am Spielgeschehen.

In einem Restaurant am Ende der Straße werden wir wieder gut bedient, Gemüse und Schweinefleisch sind sehr gut, die Ente ist eine Katastrophe, das arme Tier muss kurz vor dem Hungertod gestanden haben und kam dann wohl bei einer Esplosion ums Leben, jedenfalls würde das die vielen Knochen und Knochensplitter an den Fleischresten erklären. Vom Nachbartisch werden wir dann noch zu einem Glas lokalen Reisbrandys eingeladen und stoßen dann mit einem „Shui, Shui, Shui“ an. Das Zeug schmeckte so lecker, das wir nach dem Aufbruch der Gruppe am Nachbartisch noch die halbe Restflasche des Branntweins ergattern und vernichten.

Leicht und beschwingt rücken wir dann in den Supermarkt ein und setzen zu einer Shoppingorgie an diversen kleinen Snacks und Getränken ein, schließlich muss all das Zeug invielen bunten Farben einmal probiert werden.

Zurück in unserer Hotelgasse hat sich diese in ein Zentrum des boomenden Nachtlebens verwandelt. Alles steht voller Mopeds, es gibt eine ganze Reihe Straßenrestaurants, zwei Frisörläden in denen sich kurz berockte Mädchen räkeln. Und gegenüber gibt es eine Disco, die sich langsam füllt, allerdings wird nicht getanzt und auf der linken Seite drei Tische mit hübschen Mädchen, die dann zum Karaoke Singen in den Separées angeheuert werden können. Wir begnügen uns mit einem weiteren Bier und dann falle ich wiederum recht schwer in mein Bett.