11. Tag: Über 1000 Hügel

23. Dezember 2009

100 km und 1200 Höhenmeter von Oudomxai nach Muang Khua am Fluss entlang, angenehmes Wetter bis 25 Grad

Da wir das Frühstück vorbestellt und angezahlt haben, dauert es heute keine fünf Minuten, bis wir die gebratenen Eier auf dem Tisch haben und so kommen wir auch recht zeitig und pünktlich los. Das Wetter sieht wieder einmal unentschlossen aus, doch zumindest für Luang Prabang hat der Internet Wetterbericht Sonnenschein vorausgesagt.

Um so angenehmer ist es an diesem frischen Morgen, dass es erst einmal kräftig nach oben geht, danach folgen wir in einem romantischen Tal dem kleinen Fluss, doch die Straße am Ufer geht ständig auf und ab. Diese ganzen kleinen Hügel sind böse und gemein, denn sie sind zu kurz, als dass man mit Schwung wieder hinauf kommen würde, kurz vorher muss man immer noch schalten und kräftig strampeln. Auf der anderen Seite geht es dann auch nur wieder 50 Meter runter und dann gleich wieder hoch. Das zehrt nach und nach dann doch an den Kräften, vor allem gibt es das einzige Restaurant erst nach knapp 70 Kilometern. Dazwischen liegen zwar jede Menge kleiner Dörfer, aber da hier die Touristen nur in Bussen durchfahren, gibt es natürlich auch keine Restaurants. Der normale Laote hier auf dem Dorf hat natürlich kein Geld für „auswärtiges“ Essen und so wird in jedem der kleinen Haushalte gekocht. Das passiert meist auf der Straße oder vor der Hütte, wo kleine Feuer prasseln. Oft wird auch nur ein kleines Stück Fleisch gegrillt und dazu gibt es Klebereis, der schon am Morgen zubereitet wird.

Zum Mittag gibt es eine kräftige Nudelsuppe und ein wenig Trockenfleisch vom Stand gegenüber, gegrillte Eier und ein mit Pilzen gemischter Seetangpudding. An die lokalen Spezialitäten trauen wir uns nicht ran, aber die getrockneten Maden und das gegrillte Eichhörnchen sehen darunter noch am genießbarsten aus, natürlich nur aus unserer limitierten europäischen Sichtweise.

Mit viel zu vollem Magen geht es dann in die letzten zweihundert Hügel, einmal machen wir noch in einem Schnapsbrennerdorf Pause. In großen Fässern steht die aus Klebereis angesetzte Maische, in einem überdachten Gestell brennt ein Feuerchen mit der Destille darauf. Auch diese ist nur ein altes Fass mit einem Wok oben darauf, durch den Kühlwasser geleitet wird. Im Fass kondensiert dann der Alkohol und wird gleich vor Ort in 20 Liter Kanister abgefüllt. Das Resultat, noch lauwarm, schmeckt aromatisch und lecker und har gute 40 Prozent Alkohol. Gleich 5 oder 6 dieser Brennereien befinden sich hier nebeneinander und jede hat eine Kapazität von 80 Litern am Tag, na dann: Prost.

Während wir uns über die letzten Kilometer schleppen, ist in den kleinen Dörfern schon Feierabendstimmung. Die Laoten stehen überall herum und halten kleine Schwätzchen und an den Waschstellen herrscht Hochbetrieb. Endlich erreichen wir dann auch Muang Khua am Nam Ou Fluss, doch im Hotel gibt es noch keinen Strom, als zeihen wir noch um die Ecke auf ein kaltes Beer Lao, dann geht es schnell unter die Dusche und etwas müde zum Abendessen und dann noch müder zurück ins Hotel, wo der Strom schon wieder abgestellt wurde.

10. Tag: Holperpiste und noch mal Schlamm

22. Dezember 2009

52 Kilometer und knappe 800 Höhenmeter von Na Mawn nach Oudomxai, bei Wolken und nachmittäglicher Sonne auf schlechter Straße und Piste

Es regnet nicht heute Morgen, aber der Himmel sieht noch unentschlossen und grau aus. Im Restaurant haben wir heute echt laotisches Frühstück, Reissuppe mit Huhn, Kräutern und scharfen Gewürzen. Für mich die leckerste Art hier zu frühstücken, denn auch wenn es gestern im Hotel Baguette gab, waren diese doch labberig und fad und immer nur billige Erdbeerkonfitüre macht auch kein Spaß.

Gegen 9 Uhr kommen wir dann los und die Piste auf den Baustellenstücken ist immer noch aufgeweicht und schlammig und so war es gut die Räder am gestrigen Abend nicht zu putzen, denn im Nu sind wir wieder schön zugematscht.

Es geht erst einmal 20 Kilometer gut nach oben, aber die Strecke durch die kleinen Dörfer ist interessant und abwechslungsreich. Wir haben nette kleine Begegnungen am Straßenrand, heute nach dem regen findet das Leben wieder draußen statt. David, der deutsche Radler, der gestern zu uns gestoßen ist, hat heut den gleichen Weg und damit haben wir heute sozusagen ein Mitglied mehr in der Gruppe.

Gegen 14 Uhr rollen wir dann nach einer langen und schönen Abfahrt in Oudomxai ein, da die Mädels gerne einen längeren Einkaufbummel machen würden, schrubbe ich die Räder, mal sehen, ob es jemand bis morgen realisiert, dass der Schlamm und Dreck weg ist.

Mir bleibt dann noch ein wenig Zeit, meinen Wäscheberg abzuarbeiten und ein wenig Tagebuch zu schreiben.

Zum Abendessen geht es ins beste haus am Platz. Die etwas höheren Preise sind jedoch gerechtfertigt, der gebratene Fisch ist super und auch alle anderen Gerichte mehr als lecker. Zum Abschluss gibt es dann noch einen Kaffee und dann bin ich bereit für eine weitere Sitzung im Internet, denn ab morgen gibt es dann wirklich bis nach Weihnachten keine Verbindung mehr. Morgen haben wir wieder eine lange Etappe mit 100 Kilometern vor uns und dann geht es den Nam Ou Fluss einen Tag mit dem Boot hinunter. Übernachten werden wir dann in einem kleinen Dorf, das über den Landweg nicht erreichbar ist. Bis in die alte Hauptstadt Luang Prabang sind es dann noch zwei Tagesetappen und auch dazwischen werden wir wieder in einem kleine Dorf übernachten, diesmal bei einer Familie, die ich schon von der letzten reise kenne.

Also dann liebe freunde und Reiseliebhaber in Deutschland: Ein frohes Weihnachtsfest!

9. Tag: Regenzeit

21. Dezember 2009

60 Kilometer von Luang Namtha nach Na Mawn, 600 Höhenmeter auf schlechter Straße, 18 bis 20 Grad, leichter Regen

Schon in der Nacht werde ich wach, weil draußen kräftiger regen prasselt, doch am Morgen sieht es dann etwas besser aus, etwas verhangen, doch wir vertrauen noch auf die Kraft der Sonne.

Unterwegs zeigt die Landschaft dann ihren besonderen reiz, da überall die Nebel aufsteigen und dichte Dunstschwaden über den Feldern und Bergen hängen. Der Rückweg bis zur Kreuzung ist etwas anstrengender, denn es geht nun vorwiegend bergan, aber bei den kühlen Temperaturen ist das natürlich kaum ein Problem. Als wir den höchsten Punkt erreichen, fängt res leicht an zu nieseln, schnell stopfen wir uns eine Banane in den Bauch, dann geht es den berg wieder hinunter. Tho und ich legen noch einmal richtig zu, denn es sieht aus, also b es gleich richtig zu regnen anfängt und erreichen genau mit dem einsetzten der dicken Tropfen das Mittagsrestaurant. Die anderen folgen nur ein oder zwei Minuten später und sind schon klitschnass geworden.

Bei einem Kaffee und einer Nudelsuppe wärmen wir uns dann auf und hoffen, dass der Regen etwas nachlässt, und als wir weiterfahren plätschert es nicht mehr so doll. Dafür beginnt gleich hinter dem Ort die Baustelle und die Straße hat sich in eine Schlammpiste verwandelt. Nach ein paar Minuten sind wir fast von oben bis unten gleichmäßig bespritzt und an den Fahrrädern wird die Dreckkruste auch langsam dicker. Mal nieselt es mehr und mal weniger und es geht leicht bergan. Ich mag solche Wetterlagen sehr und habe mich in die wasserdichte Jacke und Hose eingepackt und es wird am ersten Anstieg mollig warm. So trete ich dann schön langsam vor mich hin und lasse die Gedanken fliegen. Am äußeren Auge zieht die schöne Waldlandschaft vorbei und ab und zu einmal ein Dorf. Bei dem Regen ist kein Mensch mehr auf der Straße, ab und zu sieht man die Leute in ihren Hütten fröhlich lachend an einem Feuerchen hocken, gearbeitet wird an einem solchen Regentag nicht.

Am späten Nachmittag hört es dann auch fast auf zu regnen und wir erreichen das kleine Nest Na Mawn, auch hier ist die Straße gerade im Bau und so ist der ganze Ort eine Matschpiste. Wir machen es uns weihnachtlich bequem und ordern eine Flasche Laolao Schnaps, heißes Wasser und Zucker, Limetten sind leider nicht aufzutreiben und binnen einer halben Stunde ist die Flasche vernichtet, kurz bevor David aus Zwickau mit seinem Fahrrad hier aufschlägt. Er ist schon mehr als einen Monat unterwegs und will noch ein Vierteljahr weiter hier in Südostasien herumtouren.

Beim Abendessen haben wir dann alle viel zu erzählen und trinken noch ein paar Flaschen Bier, allerdings deutlich weniger als sonst. Der Lasolao hat sein Werk getan und so traben wir dann ein letztes Mal durch den Schlamm zum Hotel zurück und bis zum Einschlafen braucht es dann zumindest bei mir keine zehn Minuten mehr.

8. Tag: Durch Wiesen, Wälder und Dörfer

20. Dezember 2009

30 km Tagesausflug in die Umgebung von Luang Namtha, Besichtigung eine Seidenweberdorfes und anderer Minoritätendörfer, sonnig und wolkig bis 30 Grad

Heute ist erst einmal ausschlafen angesagt und dann ein gemütliches Frühstück im Hotel, dann gehen wir auf Rundkurs durch die Umgebung Luang Namthas.

Erst geht es noch einmal durch das kleine Städtchen mit vielleicht 20 bis 30.000 Einwohnern. Durch den Tourismus wird etwas Geld in die Region gespült und so gibt es mitunter schöne Häuschen. Vor der Stadt liegt der Flughafen, von dem wöchentlich drei Flüge in die Hauptstadt Vientiane gehen, mehr nicht. Dann biegen wir von der Hauptstraße in einen kleinen Weg ein und es geht durch die Reisfelder. Diese liegen in der Trockenzeit brach, aber auf kleinen Feldern grünt bereits die Voraussaat und auch heute sind wieder viel Bauern unterwegs, um die Äcker vorzubereiten.

Die Black Thai wurden aus den Bergen hier angesiedelt, sie sind keine Buddhisten, sondern Animisten, das heißt ihre Religion ist eng mit der Natur verbunden. An größeren Felsen, Bäumen und Bergen befinden sich kleine Schreine, wo für die örtlichen Gottheiten und Geisterwesen geopfert werden kann. Auch die Toten werden mitten im Dschungel begraben, über das Grab kommt eine kleine Holzhütte, aber es wird kein Grabpflege betrieben und der Tote dann den Gewalten der Natur überlassen, die sich zurückholt, was einst von ihr gekommen.

Im nächsten Dorf wohnen wieder Laoten und die Bauern haben mit Seidenweberei einen erträglichen Nebenerwerb gefunden. Die Seidenraupen werden zu hause gezüchtet, leider ist dafür nicht die richtige Jahreszeit und auch die Kokons werden in mühevoller Kleinarbeit zu Fäden versponnen. Lediglich zum Färben wird das Rohmaterial dann in die Stadt gebracht.

In fast jedem Haus steht ein Webstuhl und wir bekommen vorgeführt, wie die Stoffe entstehen. Und natürlich wechseln einige der Schals und Tischdecken ihren Besitzer.

Weiter geht es in weiteres kleines Minoritätendorf, die Leute hier sind furchtbar arm und leben in kleinen Bambushütten, aber unglücklich scheinen sie nicht. Die Frauen sitzen vor ihren Hütten und flechten Bambusmatten. Auch ein Blick in die Hütte relativiert die Armut, zwar gibt es anstatt des Bettes nur eine Bambusmatratze mit Moskitonetz, aber in der Ecke stehen ein Ventilator, ein Fernseher und ein Ghettoblaster und erst jetzt fällt auf, dass jede Hütte ein kleines Stromkabel als Zuleitung hat. Die Energieversorgung hat sich in Laos in den letzten drei Jahren auch erheblich verbessert, gab es doch damals abends nur zwei Stunden Strom von sechs bis acht Uhr, jetzt gibt es Strom rund um die Uhr, wenn nicht gerade wieder einmal die Hauptleitung für die Region unterbrochen ist.

Mittag gibt es auch bei einer Familie im Dorf, ein paar einfache Gerichte, allerdings gut gekocht und eine scharfe Chilisoße dazu und danach natürlich noch ein Laolao Schnaps.

Danach haben wir nicht mehr so recht Lust auf den langen staubigen Weg zum Wasserfall den Berg hinauf und brechen unseren Ausflug zu Gunsten eines gemütlichen Nachmittages ab und so hat jeder noch ein wenig Zeit, um in der Stadt herum zu schlendern.

Am frühen Abend pilgern wir zum Nachtmarkt, noch vor drei Jahren war das Essen hier ein Geheimtipp, aber nun steht der Markt im Lonely Planet Reiseführer und so gibt es fast mehr Ausländer als Einheimische, die hierher zum Essen kommen. Wie auch immer, die Qualität hat darunter noch nicht gelitten und wir suchen uns Grillspieße, gebratenes Hühnchen, Klebereis, Papayasalat und gegrillte Bananen und essen dann bis Nichts mehr geht.

Anschließend verschwinde ich noch auf eine längere Sitzung ins Internetcafe, in den nächsten tagen könnte es schlecht aussehen mit einer Verbindung ins World Wide Web. Tho holt mich mit dem Auto gegen 21 Uhr ab und schleppt mich noch für eine Stunde zu einer kleinen Party mit seinen Kollegen und gemäß einer alten Tradition darf ich dann den Truck zurück zum Hotel fahren, ganz langsam und ganz gemächlich, also sehr laotisch, auf der leeren dunklen Straße.

Weihnachtsgrüße aus Laos

20. Dezember 2009

Liebe Blogleser und Blogleserinnen,

ich möchte mich recht herzlich bei Euch allen bedanken, dass ihr so regelmäßig meinen Blog lest. Die ständigen Zuwachsraten sprechen für sich, inzwischen verfolgen mehr als 40 Leser täglich meine Reiseberichte. Das spornt mich zu neuen und größeren Taten an und ich werde natürlich fleißig weiter schreiben.

Euch allen wünsche ich ein frohes, lustiges und trotzdem beschauliches Weihnachtsfest. Wir werden in den nächsten Tagen tiefer in den laotischen Dschungel eintauchen und so werde ich bis zum Fest wohl keine Gelegenheit haben, Euch zu danken. Feiert fröhlich und nicht zu ausgelassen, wir werden in Gedanken bei Euch sein und auf Euch anstoßen!

Fröhliche Weihnachten!

Ich freue mich weiter über Eure Kommentareund hoffe natürlich, den einen oder anderen auf einer meiner Reisen begrüßen zu dürfen. Anfang Januar gibt es dann auch die neuen Taten und Termine hier zu lesen.

Viele liebe Grüße aus Luang Namtha im sonnigen Laos, bei 25 Grad Abendtemperatur und einem dunklen laotischen Bier.

Euer Tomtomtofu