1.Tag: Beijing zu Fuß

6. Februar 2010

Langer Spaziergang in der Hauptstadt

Gegen 10 Uhr stehe ich gemütlich auf, ich denke nun bin ich einigermaßen akklimatisiert und habe die Zeitverschiebung hinter mich gebracht. Auf meinem Programm steht eine große Runde durch die Stadt, um ordentlich zu fotografieren. Ich starte gleich ohne Frühstück und ziehe ein wenig durch die Hutong im Zentrum der Stadt, Hutongs sind die Wohnviertel mit den traditionellen Wohnhöfen. Nachdem in den 90er Jahren diese Viertel massiv abgerissen und durch Zweckneubauten ersetzt worden, fand vor Olympia ein großes Umdenken statt und so sind die ehemals mitunter sehr runtergewirtschafteten Viertel größtenteils saniert worden. Zwar gibt es in den meisten der kleine Höfe keine Toiletten, aber das öffentliche Toilettensystem wurde massiv modernisiert, aller 300 m findet sich nun ein stilles Örtchen und sie werden sogar recht gut in Ordnung gehalten. Das war vor zehn Jahren noch ganz anders und ein Toilettenbesuch in den frühern 90er Jahren war jedes Mal ein großes Abenteuer.

Der Hou Hai, der hintere See, eine Flaniermeile für vor allem für Beijing mit zahlreichen Restaurants und abendlichen Bars ist komplett zugefroren. Allerlei buntes Volk treibt sich nun auf dem Eis herum, auf Schlittschuhen oder auf Schlitten. Fahrradschlitten sind in diesem Jahr der neueste Schrei. Die Eisfläche ist voller Menschen, denn es ist ja auch nicht mehr so kalt, wie vielleicht vor zwei Wochen, die Temperaturen liegen nur knapp unter dem Gefrierpunkt.

Vom Houhai fahre ich mit dem Taxi zum Qian Men, dem Vorderen Tor am südlichen Ende des Tiananmen Platzes. Hier ist das gesamte Viertel aus Häusern der 70er und 80er Jahre wieder abgerissen worden und man hat ein modernes Beijing mit pseudo-alten Häusern im chinesischen Stil nachgebaut. Längst ist nicht alles fertig, und ab und zu trifft man auf Bauzäune und dahinter liegt nur noch urbane Wüste, aber ich denke in zwei Jahren wird auch die Komplettsanierung dieses Viertels abgeschlossen sein. Glücklicherweise beginnt in den Nebenstraßen auch das kleine Geschäftsleben wieder aufzublühen. Nach dem Abriss des Viertels war auch der Seidenmarkt mit viel Kitsch, Souvenirs und gefälschten Waren verschwunden, ebenso wie viel kleine Beijinger Restaurants, aber die haben jetzt alle in den Nebenstraßen wieder einen Platz gefunden und so ist es interessanter durch die schmale Parallelgasse zu ziehen, als die Flaniermeile entlang. Fotos mache ich jede menge und besonders gelungen ist der Straßenkehrer, der mir sein sympathischstes Lächeln gibt oder auch die Gasse im Hutong mit der demolierten halben Schaufensterpuppe auf dem Vordach.

Der Tiananmen Platz ist immer einen Spaziergang wert. Für mich nicht mehr wegen des Mao Mausoleums und der Stalin Architektur drumherum, sondern wegen der vielen chinesischen Touristen, die sich hier versammeln. Für den Bauern aus der hinterletzten Provinz ist so ein Beijing besuch schon fast wie eine fahrt nach Mekka für die Moslems und ein Foto auf dem Tiananmen Platz gehört in jedes Fotoalbum.

Vor dem Tor des Himmlischen Friedens ist wie immer auch großer Rummel hier klicken sich die Fotohandy heißer und so mancher hat für den Pekingurlaub vorher noch in eine digitale Kamera investiert und auch hier trifft man die große und die kleine Welt, auf der einen Seite Touristen aller Herren Länder und Chinesen aus dem ganzen Land, Mönche aus Tibet und Uiguren aus dem fernen Xinjiang, Businesschinesen und alte Revolutionskämpfer im Rollstuhl.

Von dort steige ich dann in die U-Bahn und fahre zu den olympischen Sportstätten, 2008 war ja schließlich keine Zeit dafür. Das Nationalstadion, Birds Nest, ist schon beeindruckend anzusehen, der Watercube hat nach etwa knapp zwei Jahren schon den Charme einer Provinzschwimmhalle. Dann reicht auch bald das Licht nicht mehr für Fotos und es fängt kräftig an zu schneien. Mit der U-Bahn geht es weiter nach Wudaokou, hier wohnt eine alte Freundin aus Polen, die ich in ihrer neuen Wohnung besuche, gemeinsam sind wir dann bei einer chinesischen Familie mit ein paar Studenten zum Essen eingeladen. Gekocht wurde nicht, aber dafür wurde das Essen dann aus dem Restaurant gegenüber geordert und nach knapp 15 Minuten steht dann auch schon der Bote vor der Tür. Orderservice gibt es auch fürs Bier und der Aufpreis zum Supermarkt ist höchtens 15 %.

Bis 23 Uhr haben wir dann die gerichte verputzt, den Hund mit Bier schläfrig gemacht und uns auch. Da ich die letzte U-Bahn nicht mehr schaffe fahre ich mit dem Taxi durch die halbe Stadt zurück ins Hotel, für knappe 4 € ist das doch recht erschwinglich. Dann geht es schnell noch unter die Dusche und rasch ins Bett, denn um sechs Uhr morgens klingelt der Wecker dann schon wieder.

Ein Tag in Beijing

5. Februar 2010

Fauler Tag in der Hauptstadt, kleiner Spaziergang und gutes Essen

Obwohl ich am Abend so todmüde war habe ich schlecht geschlafen, nach dem langen Flug ist eben der Körper noch ein wenig durcheinander und so mache ich keine großen Pläne für den Tag. Gute zwei Stunden gehen schon dafür drauf mit meinen vielen Freunden in Beijing zu telefonieren und eine Verabredung für den Abend zu machen.

Dann gehe ich ein wenig spazieren und suche mir ein kleines Restaurant mit gefüllten Teigtaschen. Der gesamte laden ist voll mit Pekingern und der Lautstärkepegel in dem kleine Lokal ist extrem hoch. Ich bestelle mit eine Flasche Beijinger Yanjing Bier und fühle mich hier wohl unter all den dick angezogenen Leuten. Das ist Beijing, wie ich es kenne und man kommt sofort ins Gespräch mit den Leuten rundherum.

Nach 10 Minuten kommen meine Jiaotze, frisch gemacht und superlecker, zehn verschieden Sorten standen auf der Karte, doch ich habe mich für den Klassiker, Schweinefleisch mit Zwiebeln, entschieden und das war kein Fehler.

Nach dem reichlichen Essen und dem Bier fühle ich mich dann schon wieder recht schläfrig und die minus drei grad kommen mir erbärmlich kalt vor, also gehe ich zurück zum Hotel und mache eine schönen Nachmittagsschlaf. Am frühen Abend besucht mich eine Radfahrerkollegin von Athen-Beijing und wir verbringen Stunden damit alte Bilder zu schauen und über neue Radfahrpläne zu plaudern. Gegen Abend ziehen wir noch einmal los, zum Uiguren um die Ecke und einem großen Stapel Lammkebap. Der erste tag in Beijing war also rech faul und müßig, aber für morgen habe ich mir viel vorgenommen.

Ankunft in Beijing

4. Februar 2010

Ankunft in der chinesischen Hauptstadt und ein Gemüse namens „Schönheit im Herzen“

Die Stunden im Flieger ziehen sich ewig hin, zum Glück kann ich ab und zu von meinem Sitz aufstehen ohne jemanden zu stören und ein wenig hin und herlaufen. Interessant wird es erst wieder ein paar Stunden vor der Landung, als endlich die Sonne aufgeht. Unter uns liegt die Mongolei und die weiten Steppen und Wüsten sind tief verschneit.

Pünktlich erreichen wir Beijing und die Maschine setzt soft auf. Draußen ist es ebenso kalt wie in Berlin, minus drei Grad, aber es liegt kein Schnee mehr.

Die Formalitäten laufen schnell und ohne Probleme ab, der neue Flughafen ist nicht nur architektonisch, sonder auch logistisch eine Wucht und es macht immer wieder Spaß hier anzukommen.

Mit dem neuen Airport Express ist man auch innerhalb von dreißig Minuten in der Stadt, schneller als mit dem Taxi, und von der Station sind es auch nur noch 10 Minuten bis zum Hotel im Jiaodaokou Viertel. Ich stelle schnell meine Koffer ab und ziehe in mein kleines Lieblingslokal gegenüber auf der anderen Straßenseite. Eine große Portion gedämpfter Teigtaschen und Xin Li Mei bestelle ich mit. Letzteres ist euin Rettichsalat mit dem lieblichen Namen „Im Herzen Schönheit“, denn der Rettich, den es nur hier im Norden gibt sieht von außen grün und recht unansehnlich aus, im Inneren hat er jedoch eine tiefrote Farbe und der Geschmack ist natürlich auch nicht schlecht.

Am Nachmittag treffe ich mich noch mit einer alten Freundin uns wir plaudern eine wenig, aber schon gegen 21 Uhr gehe ich dann in mein schönes großes Bett, schließlich habe ich in der letzten Nacht im Flieger kein Auge zugemacht.

Aufbruch

3. Februar 2010

Lange Bahnfahrt nach Frankfurt, langes Warten auf dem Flughafen und lange Stunden im Flieger

Nachdem der Norden Deutschlands gestern wieder ordentlich zugeschneit wurde habe ich Angst, dass ich mit dem Zug heute irgendwo liegen bleibe. Deshalb breche ich schon rech frühzeitig auf, damit ich zur Not noch den nächsten Zug erwischen kann oder gar den übernächsten.

Abschied vom Schneechaos und in paar Tagen sitze ich in der warmen Sonne in Südchina, eine angenehme Vorstellung. Erstaunlicherweise klappt mit der Deutschen Bahn alles reibungslos und ich komme pünktlich an. Auch auf dem Flughafen gibt es keine Verzögerungen, außer, das ich natürlich viel zu viel Zeit habe und es nun genauso machen kann, wie die verrückten Chinesen, die immer schon vier Stunden vor dem GFlug einchecken, so dass es dann später immer nur noch die lausigen Plätze gibt, aber heute stehe ich ganz vorne in der ersten Reihe. Ich bin schon fast wieder in China, denn die Chinesen fühlen sich am Eincheckschalter schon wie zu Hause. Aller zehn Minuten versucht sich jemand vorzudrängeln, doch ich habe in den letzte Jahren im Reich der Mitte ordentlich schimpfen gelernt und kann dies nun erfolgreich anwenden. Dafür bekomme ich dann auch den gewünschten Sitz: Notausgang Mitte-wunderbar.

Pünktlich geht es auch dann in die Maschine und in die Luft und dann wird es langweilig, wie immer kann ich im Flieger nicht schlafen, das Essen ist mittelmäßig und nach ein paar Stunden ist auch der Akku vom Computer runter und die Filme sind natürlich mehr als langweilig…….

Entlang der Teestraße

20. Januar 2010

Ab 6.Februar bin ich wieder auf Tour in China; „Entlang der Teestraße“ geht es in der Provinz Yunnan von Dali nach Jinghong im Süden des Landes und natürlich ist auch Maysie wieder dabei

In Berlin tobt tiefer Winter, ein Schneesturm nach dem anderen legt den verkehr lahm und es ist eisig draußen. Also versuche ich erst gar nicht viel rauszugehen und bleibe lieber länger im Bett. Welch ein Glück, dass ich nun im Februar doch noch eine Radtour habe. Der Wetterbericht für Kunming klingt viel versprechend, bis zu 25 grad und Sonnenschein, lediglich nachts ist es mit 8 bis 10 Grad recht frisch, aber doch viel angenehmer als hier.

Meinen Koffer brauche ich dann gar nicht erst richtig auszupacken, denn bald geht es wieder los. Auch der Müßiggang ist dann vorbei, ich wollte eigentlich auch aus Berlin bloggen, aber dort wartete erst einmal ein Schreibtisch voller unbeantworteter Briefe und Bürokratie ohne Ende.

Natürlich wird auch Maysie wieder an Bord sein, denn Maysie muss meinem kleinen Peter abends immer erzählen, was das kleine Plüsch-Schaf in China und in Vietnam und in Thailan und in Laos so alles erlebt hat. Und das tut Maysie natürlich gern; und deshalb muss sie natürlich auch wieder mit.