6. Tag: Ein Tag am See

11. Februar 2010

48 km am Ufer des Er’hu Sees durch viele kleine Dörfer bis nach Xizhuang und zurück, bei bis zu 22 Grad, sonnig, fast nur Holperstrecke

Wieder ist das Frühstück ein halbes Debakel, denn obwohl es ab acht Uhr etwas zu essen geben soll, kommt die Köchin erst eine halbe Stund später und auch unser Start verschiebt sich dadurch. Wenigstens ist es dann nicht mehr ganz so frisch und die Sonne strahlt schon ordentlich.

Aus der Stadt heraus geht es in Richtung See. An der Straße hat sich hier noch ein besonderes Gewerbe angesiedelt, man handelt mit Steinen und zwar mit besonders großen Felsbrocken. Diese werden ein wenig glatt geschliffen oder bekommen eine Inschrift und dann kann man sich diese Brocken in doppelter Hinkelsteingröße in den Garten stellen, geliefert wird frei Haus. Hauptkunden sind natürlich Hotels oder Gartenbauarchitekten, die mit den Brocken einen netten Blickfang schaffen können.

Von der Hauptstraße biegen wir in einen kleinen Feldweg lang und gelangen so zum See. Der Weg ist mit Felssteinen Gepflastert und wir holpern mächtig durch die Gegend, dafür ist diese ländlich und anschaulich. Es geht mitten durch viele Gemüsefelder, auf einigen werden gerade Lauchzwiebeln für unser Essen heute Abend geerntet. Am See bietet sich gleich ein wunderschöner romantischer Ausblick mit kleinem Fischerboot und so macht es nicht viel aus, dass die Holperstrecke weitergeht. Der Feldweg führt mal mehr oder weniger weit entfernt vom See von Dorf zu Dorf und einige richtig alte Bogenbrücken erinnern daran, dass hier wohl einmal die historische Hauptstraße entlang führte. In den Dörfern geht es in engen Gassen zwischen alten und neuen Gehöften vorbei, manchmal macht der Weg eigenartige Kurven und Schlenker.

Zwischen zwei Dörfern gibt es einen winzigen daoistischen Tempel. Während draußen die jungen Leute vom Nachbardorf schnell vorbeihasten in Richtung des kleinen Städtchens, sind im Tempel zwei alte Frauen in tiefe Gebete versunken. Die eine der Frauen hat vor dem Tempel eine schwere Kiepe abgestellt und trägt einen glänzenden Orden aus den „guten alten“ Zeiten, sie ist 80 Jahre alt.

In Xizhou ist heute Markttag und die Leute strömen aus allen Himmelsrichtungen hierher, zu Fuß, mit dem Moped oder Fahrrad oder mit dem Pferdefuhrwerk. Auf einem kleinen Platz am Rande des Marktes stehen gleich zehn dieser Fuhrwerke, mit drei Sitzbankreihen, und warten auf die Rückkehr der Einkäufer.

Wir wühlen uns durch die Menge, vorbei an den vielen Ständen und Läden bis zum zentralen Platz. Der ist den Essständen vorbehalten und es gibt eine recht nette Auswahl an Möglichkeiten. Da gibt es Reisnudeln mit Fleisch, entweder gebraten oder im Tontöpfchen, kalten Reispudding mit scharfer Soße und gegrilltes Fleisch und Gemüse. Die lokale Besonderheit ist jedoch eine Art lokale Pizza, interessant vor allem ist der Ofen. Auf ein Holzkohlefeuer kommt eine schwere Pfanne mit den Pizzen, dann wird noch eine große Pfanne mit glühender Kohle obenauf gestellt. Das Resultat ist etwas fluffiger als italienische Pizza und superlecker.

Während des Essens zerplatzt ein Schlauch mit lautem Zischen völlig spontan; unser erster Plattfuß auf der Tour.

Die Rückfahrt ist weniger toll, wir holpern über die Autobahnbaustelle wieder zurück nach Dali. Dort enden wir die Rundfahrt in einem Cafe und dann geht es abends nach einem langen Duschbad zum Abendessen in ein Restaurant um die Ecke und es ist heute wohl das beste Mahl auf dieser Tour. Wieder gibt es Pilze, diesmal auch einen sauer scharfen Fisch, frittierte Bohnen, ein Gericht mit der Flechte eines Baumes und einiges andere, insgesamt acht Gerichte für knapp 20 Eu

Der Besitzer des Hotels gab dann noch eine kleine Party mit viel angesetztem Schnaps und so wanke ich leicht trunkig ins Bett und hoffe, morgen keine Kopfschmerzen zu haben.

5. Tag: Rausflug zu den Drei Pagoden

10. Februar 2010

Ankunft in Dali, Stadtbesichtigung und Radausflug zu den Drei Pagoden, sonnig bis 20 Grad, leichter Wind mit heftigen Böen

Erstaunlich gelassen geht es im Zug zu. Schon nach einer knappen Stunde haben die Chinesen fleißig alle ihre Zähne geputzt und auf den Gängen ist es ruhig, die Musik wird abgeschaltet undm nur ab und zu holpert der Wagen über ein Gleis. Die Liegen sind auch erstaunlich lang, mit meinen 1,8 Metern habe ich oben und unten immer noch ein paar Zentimeter Spielraum.

Leider ist die Nacht viel zu schnell vorbei, um 4.30 Uhr schmeißt der Schaffner alle Dali-Aussteiger aus den Betten und schon kurz nach fünf fährt der Zug in Dali ein. Müde schleppen wir unsere Koffer nach draußen in die kalte Luft und mummeln uns für zwanzig Minuten ordentlich ein, denn der Fahrer hat 20 Minuten Verspätung.

Noch im Dunkeln erreichen wir unser Guesthouse in Dali und dann versuche ich noch eine Stunde bis zum Frühstück zu schlafen, bekomme aber selbst im Bett mit zwei Decken meine kalten Füße nicht richtig warm.

Das frühstück ist ein einziges Kuddelmuddel, denn die Küche verwechselt unsere Bestellung und so bekommt keiner das, was er bestellt hat. Trotzdem guter Laune beginnen wir dann unseren Stadtrundgang. Die Sonne meint es wieder gut mit uns und so wird es schnell angenehm warm, nur die heftigen Windböen erinnern noch an die sehr kühle Nacht.

Dali ist die Hauptstadt des ehemaligen Nanzhao Reiches, das sich bis in die Song-Dynastie erfolgreich der Angliederung ans chinesische Reich widersetzte, vielleicht war es auch gewollt, hier ein Pufferreich zwischen China und den damals sehr aggressiven Tibetern zu haben. Erst Khublai Khan hat die Gebiete an China angegliedert.

Die alte Stadtmauer ist zu großen Teilen erhalten und auch in der Stadt gibt es ganze Straßenzüge mit alten Häusern. In den 80er Jahren wurde die Stadt von ausländischen Bagpackern „entdeckt“ und entwickelte sich zu einer Touristenhochburg. Der infrastrukturelle Ausbau erfolgte und seit der Jahrhundertwende ist Dali auch bereit für chinesischen Massentourismus. Es gibt eine lange Fußgängerzone mit hunderten von Souvenirläden, Teeläden, Silberschmuckläden der Bai Minorität, die hier zu Hause ist und jede menge Kitsch. In den schönsten Wohnhöfen haben sich Hotels und Gasthäuser etabliert und es gibt hunderte Restaurants in allen Preislagen und gemütliche Cafes.

Wir wandeln einmal die Meile entlang und bestaunen die vielen „Teebäume“, Kamelien, die hier gerade in vollster Blüte stehen. Die roten Blüten vor den alten Gebäuden bilden einen schönen Kontrast. Im Zentrum der Stadt befindet sich ein großer Trommelturm, von dem man eine gute Sicht über die gesamte Stadt bis zum Er’hu See, dem Ohrensee, wegen seiner leicht gebogenen Form.

Noch interessanter als die durchgestylte Touristenmeile sind die Nebenstraßen, in denen sich das chinesische Alltagsleben abspielt, statt Souvenirshops findet man hier kleine Läden mit Kolonialwaren und an der Straßenkreuzung stehen Frauen aus den umliegenden Dörfern und verkaufen frisches Gemüse und Hühner, die in kleinen Käfigen mehr oder weniger gelassen ihrem Weg in Richtung Wok entgegen sehen.

Nach einem Capuccino in der Sonne gehen wir dann zurück zum Hotel und basteln ein wenig an unseren Rädern herum. Pedale und Sättel werden gewechselt und Lenkerboxen angebaut, dann sind wir bereit für die ersten Radkilometer. Weit geht es nicht, denn die Drei Pagoden liegen direkt vor der Stadt. Sie sind das Wahrzeichen in der Region und das Foto mit den drei Pagoden und der Reflexion in dem kleinen Teich vor schöner Bergkulisse fehlt in kaum einem Chinareiseführer.

In den 80er Jahren waren die Pagoden vom Verfall bedroht und mit dem Massentourismus ist eine riesige Tempelanlage drumherum gebaut worden, um den hohen Eintrittspreis von 120 Yuan zu rechtfertigen.

Mit uns sind auch zahlreiche chinesische Gruppen unterwegs und der Fotospot vor dem Teich ist heiß umkämpft. Wegen des Windes ist natürlich die Reflexion nicht vollkommen, wird aber durch die posierenden Chinesen wieder wettgemacht.

Die Tempelanlage weiter hinten hat nichts mit Geschichte zu tun, dort wo ehemals der Regierungssitz des Nanzhao Königs lag, wurden riesige Betontempel hingeklotzt. Beeindruckend ist für mich lediglich die Gigantomanie der Anlage.

Der Hunger treibt uns irgendwann wieder zum Eingang und die 5 Kilometer in die Stadt zurück, dort suchen wir uns ein Restaurant und haben ein großartiges Mahl. Vor den Restaurants sind in großen Schüsseln dutzende Sorten von Gemüse aufgefahren, es gibt auch ein paar Sorten Pilze, Muscheln und allerlei wilde Kräuter.

Danach habe ich mir eine Stunde Schlaf verdient und dann wartet noch eine ganze Menge Arbeit auf mich, Hotels vorbestellen, Fotos bearbeiten und mein Blog schreiben. Gegen 22 Uhr ist alles geschafft. Inzwischen ist es wieder kalt geworden und der Wind pfeift draußen vor der Tür. Eine warme Dusche bringt wieder etwas Gefühl in die Füße und dann geht es ins warme Bett.

4. Tag: Wandertag in Kunming

9. Februar 2010

Langer Marsch durch die Hauptstadt Yunnans, Yuantong Tempel und Cui Hu, Teeprobe, Altstadt und Einkaufsmeile

Am Morgen ist es noch empfindlich kühl, aber nach dem frühstück wärmt die Sonne schon recht gut. Fast ausgeschlafen stürzen wir uns heute in die Metropole. Draußen auf der Straße tobt der Vormittagsverkehr, aber trotz der hohen Verkehrsdichte läuft alles relativ entspannt. Auf den Hauptschlagadern läuft der Verkehr sechsspurig und daneben gibt es eine breite Fahrradspur. Fahrrad wird allerdings nur noch sehr wenig gefahren, dafür sind viele Kunminger mit flotten Elektrobikes unterwegs. Da gibt es dann fahrradähnliche Varianten, aber auch schicke große Roller.

Wir biegen ein in die Wohnviertel und bewundern das Leben auf der Straße. Ein Friseur schneidet in einem halboffenen Laden einem älteren Herren die Haare, davor sitzend rauchende Männer auf kleinen Hockern und sehen zu. In einer kleinen Gasse gibt es ein kleines Gewerbe nebeneinander, einen Schneider, einen Tabak und Spirituosenladen, einen Schuster und immer wieder eine kleine Garküche, von der dampfend Wolken in die klare Luft steigen.

Die Wohnhäuser im Zentrum stammen alle aus den 70er und 80er Jahren und die Balkone sind bis in den fünften Stock vergittert. Die Chinesen haben mitunter übertrieben Angst vor Einbrechern, dabei ist die Kriminalitätsrate in China erfrischend niedrig.

Der Yuantong Tempel befindet sich im Zentrum der Stadt. Der Tempel ist recht gut besucht und stammt noch aus der Yuan-Dynastie. Leider wird der Tempel gerade renoviert und gleicht eher einer großen Baustelle. Im See ist kein Wasser und das Eingangstor ist eingerüstet und auch die vier großen Wächterfiguren sind hinter einer Pappwand versteckt. Interessant ist das religiöse treiben der Chinesen. Auch viel junge Leute kommen her und verbrennen reichlich Räucherwerk.


Vom Tempel geht es weiter zum Cui Hu See, einer großen Parkanlage in der Stadt. Auch hier sind viele Leute unterwegs, um die wärmende Sonne zu genießen. Großeltern mit ihren Enkeln gehen hier spazieren und Liebespärchen halten schüchtern Händchen. In einem Teil des Parks treffen sich vor allem älter Leute zum Musik machen. Zwei Männer üben auf Klarinetten und ein blinder Mann spielt auf einem Keyboard, während seine Frau dazu inbrünstig Volksweisen ins Mikrofon. Daran hängt dann ein kleiner tragbarer Lautsprecher, aber es geht hier nicht darum Geld zu verdienen, sondern rein um die Freude an der Kunst.

Hinter dem Park befindet sich eine kleine Restaurantzeile und wir genießen ein paar schöne scharfe gebratene Gerichte, bevor wir in meinen Lieblingsteeladen zur Teeprobe einziehen. Fast zwei Stunden geht es kreuz und quer durch die chinesischen Teegärten, wir starten mit einem Jasmintee, dann kommt ein Schwarzer Tee, dann der berühmte Drachenbrunnentee aus Hangzhou. Weiter geht es mit einem Gunpowder und einem halbfermentierten Tee und dann kommen wir zu den Spezialitäten der Provinz und verkosten einen sehr guten grünen Pu’erh Tee und noch einen klassischen roten Pu’erh. Alle sind begeistert und Ernst, der sowieso passionierter Teetrinker ist, verlässt den Laden mit einem guten Vorrat für das nächste halbe Jahr.

Einige Straßenzüge des alten Zentrums haben den Bauboom der 80er Jahre überstanden und ein Teil davon ist schon recht ordentlich saniert worden. Die Touristen schlendern gerne in diesen Viertel und so haben leider Kaffeehäuser und Boutiquen die alten kleinen Gewerbe verdrängt. Im großen Gegensatz dazu steht die moderne Einkaufsmeile, hier reiht sich ein Kaufhaus ans andere und die gleichen Label wie auf dem Kurfürstendamm haben auch hier ihren Fuß in der Tür des boomenden Marktes.

Etwas müde treten wir den Rückweg unseres City-Marathons an und enden in einem kleinen Restaurant in der Nähe des Hotels und wieder werden wir kulinarisch verwöhnt. Es gilt noch etwas Zeit totzuschlagen, denn am Abend wollen wir mit dem Nachtzug noch nach Dali fahren.

Gegen 20 Uhr brechen wir dann mit dem Taxi auf in Richtung Bahnhof. Die Bahnhofshalle ist riesig und hundert Menschen warten in dem Saal auf die Abfahrt des Zuges. Wir vertreiben uns die zeit mit einem Bier und dann geht es mit Gedränge zum Zug. In dem winzigen Schlafwagenabteil haben wir Mühe unsere Koffer unterzubringen, doch wir brauchen ja den platz im gang zwischen den betten nicht, denn wir wollen versuchen die Nacht im Zug schlafend zu verbringen, um morgen gegen 5.30 Uhr einigermaßen Fit in Dali anzukommen.

3. Tag: Im versteinerten Zauberwald

8. Februar 2010

Tagesausflug in den Steinwald bei Shilin, 4 Stunden durch schmale Schluchten und über enge Pfade, sonnig bis 25 Grad

Ungefähr 85 Kilometeter südlich von Kunming liegt der berühmte Steinwald. Vor 230 Millione Jahren entstand hier eine der schönsten Karstformationen der Welt. Im Gegensatz zum Kegelkarst in Guilin oder Halong entstanden die Karstspitzen hier hauptsächlich durch chemische Prozesse unterhalb der Erdoberfläche und wurden nicht so sehr durch Wind und Wetter beeinflusst. Es entstand ein 20 Quadratkilometer großes Gebiet mit Karstnadeln, engen Schluchten und Spalten und heute kann man in eng verschlungen Wegen in diesem Zauberwald herumlaufen.

Nach dem üppigen Frühstück geht es mit einem mürrischen Fahrer über kleine Straßen ins Gebiet, wo wir gegen 10 Uhr ankommen. Heute haben wir Glück und müssen uns die engen Pfade nicht mit zui vielen chinesischen Touristen teilen, andere Ausländer sind auch kaum zu sehen. Der Eintrittspreis beträgt exobitante 140 Yuan, das sind ca. 15 €, aber dafür ist die Anlage sehr besucherfreundlich ausgebaut. Am Wochenede und zu Feiertagen tobt hier der chinesische Pandabär, der Parkplatz ist überfüllt mit Reisebussen und mehrere tausend von vergnügungswütigebn Chinesen pilgern durch die Anlage.

Breit Wege führen in der vorderen Bereich des Parkes. Hier gibt es einen Kodakpunkt nach dem anderen und auch ein wenig Minoritätenzoo. Männer und Frauen der Yi Minorität sind auf einem kleinen Platz aufgestellt und spielen auf traditionellen Instrumenten eingängige Rhytmen und die Touristen dürfen dazu mittanzen.

Bunt gekleidet Mädchen der Yi arbeiten im Park als Führer oder Fahrerinnen für die kleinen Elektroautos und wer nicht laufen möchte, kann sich über die Ringstraße eine Runde durch den Park chauffieren lassen. Das ist natürlich nicht halb so viel Spaß, wie in die engen schmalen Schluchten einzutauchen, über Treppchen auf eine Aussichtspagode zu klettern und das bunte Fototreiben der Chinesen vor imposanter Kulisse zu beobachten.

Viele der Formationen haben schöne Namen nach ihrem Aussehen, auf einer Plattform ist ein Felsen, geformt wie ein Elefant zu sehen und in einem kleinen See, umhüllt von hohen Spitzen Felsen steckt eine wie ein Schwert geformte Karstnadel. Bei anderen Steinen braucht man sehr viel Fantasie, um die Maus oder die Mutter mit Kind zu erkennen.


Zuerst drängeln wir uns im vorderen Teil des Parkes mit den chinesischen Touristenherden. Besonderen Spaß bringe die engen Passagen zwischen zwei Felsen, bei denen man als schlanker Mensch schon Probleme hat, sich hindurchzuschlängeln. Und auch ein Charaktertes ist möglich, an einer Felsspalte ist ein winziger Spalt, wer dort seinen Hals durchschlängeln kann, hat einen guten Charakter, wer nicht, ja….mit großer Mühe gelingt es mir meine Kopf halbweg unversehrt durzupressen. Da habe ich gerade noch einmal Glück gehabt!

Im hinteren Teil des Parkes ist es wesentlich ruhiger und die Formationen sind ebenso spektakulär, in engen Schluchten geht es fast 50 Meter tief nach unten und kaum ein Sonnestrahl hat die Chance, sich hierher zu verirren.

Außerhalb der Ringstrße des Parkes geht es dann weniger aufregend zu. Hier stehen die Felsnadeln in gemütlichen Formtionen nebeneinander, aber weitab der Touristen lässt es sich schön spazieren und es findet sich auch ein schöner Rastplatz für eine Keksorgie.

Danach brauchen wir noch eine Stunde um uns weiter durch die Felsnadeln wieder zurück zum Ausgang zu schlängeln. Knappe fünf Stunden waren wir unterwegs hier im Märchenwald der Steine und sind nun recht hungrig. Innerhalb des Parkes gibt es keine Restaurants, dafür kann man draußen um so besser essen. Ein netter Laden ist schnell gefunden und ein paar schöne Gerichte erscheinen dann recht schnell.

Der Fahrer ist noch mürrischer, als wir zurückkommen, denn eine normale chinesische Gruppe hakt den Steinwald in zwei oder maximal drei Stunden ab und wir waren fast sechs Stunden unterwegs und tatsächlich fährt der Fahrer nun auch die Autobahn. Auf dem Hinweg waren wir über die Landstaße gekommen, als ich den Fahrer darauf ansprach murmelt er etwas von Stau und viel Verkehr, aber eigentlich geht es darum, ein paar Yuan Mautgebühren zu sparen.

Zurück im Hotel haben wir noch ein wenig Ruhe und dann geht es schon wieder zum Essen. Ich kenne einen netten winzigen Laden ein wenig weiter weg, extra für uns wird ein Tischchen geräumt und die Gerichte sind vorzüglich und so haben wir auch diesen Tag gut herumbekommen.

2. Tag: Auf dem Weg in den Süden

7. Februar 2010

Treffen der Gruppe und Flug nach Kunming, kleiner Spaziergang und erstes chinesisches Abendessen

Um sechs Uhr reißt mich der Wecker aus meinen Träumen, ein Kaffee und die warme Dusche machen mich wach, wenig später checke ich aus dem Hotel aus. Es hat nicht weiter geschneit in der Nacht, auf dem Flughafen sollte man eigentlich genug Zeit gehabt haben, das Flugfeld zu beräumen.

Komischerweise hat mein Frühstücksladen nicht auf, aber ich kann an der U-Bahnstation Dongzhimen noch einen Qianbing erstehen. Qianbing ist eine Art Eierkuchen mit Lauchzwiebeln und Bohnensoße, also nicht süß und recht verträglich auf den frühen Morgen. Lieber wäre mir eine Wantan- Suppe gewesen oder ein Dämpfsieb mit Baotzi, aber der Eierkuchen im Airport-Express tut es auch.

Frühstück in China ist für den ausländischen Reisend eh gewöhnungsbedürftig und variiert von Gegend zu Gegend. Hier im Norden gibt es morgens meistens Wantan, eine Suppe mit kleinen gefüllten Teigtaschen oder etwas kräftiger, Baotze, gedämpfte, meist mit Fleisch gefüllte Hefeteigtaschen. Die richtigen Chinesen bevorzugen jedoch Zhou, eine geschmacklose Suppe aus grünen Bohnen oder reis, dazu dann etwas eingelegtes sauer-scharfes Gemüse. Weit verbreitet sind auch Doujiang, eine heiße Sojamilch und Youtiao, Ölstäbe, in Fett frittierter Pfannkuchenteig, aber auch nicht süß.

Im Süden tendieren dann die Leute eher zu verschiedenen Nudelsuppen, mit Reisnudeln oder Glasnudeln, ich finde das ab und zu ganz gut, aber spätestens nach zwei Wochen kann ich keine Nudeln mehr sehen.

Auf dem Flughafen realisiere ich, dass ich mich kräftig in der zeit geirrt habe, ich fliege gar nicht um 11.50 Uhr, sondern erst um 14 Uhr. Zur ersten Zeit kommt der Flieger aus Deutschland an, ich hätte also wunderbar ausschlafen können und nun muss ich die zeit hier totschlagen. Aber es findet sich ein nettes Cafe und Arbeit am Computer habe ich auch genug.

Vor dem Gate für den Kunmingflug finden wir uns dann auch. Auf der Tour habe ich nur eine kleine Gruppe mit vier Leuten und im Moment mit vier müden Kriegern, kein wunder nach dem langen Flug. Ursula ist unser Chian-Neuling, Ulrich war im letzten Jahr in Guangzhou im Süden des Landes, Christopher und Ernst waren schon mit China by Bike unterwegs.

Da der Flug eine Stunde Verspätung hat haben wir noch ein wenig Zeit uns kennen zu lernen und dann geht es noch einmal drei Stunden nach Süden.

Die Hauptstadt der Provinz Yunnan liegt dann gegen 18 Uhr unter uns in der Abendsonne und das Thermometer zeigt angenehme 23 Grad und das ist genau das, worauf wir uns alle gefreut haben. Mit einem kleinen Bus geht es ins Kamelia-Hotel am Rande des Zentrums und es bleibt kaum Zeit zum verschnaufen, denn die Südchinesen sind zeitige Abendesser und so ziehen wir dann 10 Minuten später schon wieder los und suchen uns ein nettes Restaurant um die Ecke. Meine Radfahrfreundin Meili und eine ihrer Freundinnen sind auch in Kunming und begleiten uns und so haben wir die Möglichkeit noch mehr Gerichte aufzufahren.

Mit neun Gerichten geht es einmal kreuz und quer durch die chinesische Küche, gebratene yunanesische Wurst, eine Suppe mit Tofubällchen, Schweinefleisch und Bambussprossen, eine Art Kartoffelpuffer, gebratene Cashews, Rippchen und eine Art Salat, gebraten mit Rindfleisch machen den ersten Abend zu einem kulinarischen Erlebnis. Dazu gibt es Dali-Bier und eine Runde mit angesetztem Schnaps, Pao Jiu. Als einzige Ausländer im Lokal prosten wir dann auch relativ dem Nachbartisch zu, der ist schon recht beschwingt und im ganzen Laden liegt ein schwerer Hauch von Bai Jiu, dem starken chinesischen Schnaps.

Gemütlich schlendern wir zurück und es ist immer noch angenehm frühlingshaft, kein Wunder den Kunming hat nur eine Jahreszeit, vier Mal Frühling.