11. Tag: Volle Straßen, leere Straßen

16. Februar 2010

73 Kilometer von Jingdong nach Zhenyuan bei allerschönstem Wetter bis 25 Grad, recht hügelig mit ungefähr 600 Höhenmetern

Lausig kalt ist es, wenn man an der Nudelstube auf seine Nudeln wartet, nur gut, dass danach gleich ein kleiner Anstieg kommt und die Sonne langsam höher steigt. Schon wenig später fallen die ersten Hüllen und heute scheint es recht warm zu werden.

Mit dem gestrigen Pass haben wir auch wieder eine Klimascheide überschritten. Hier auf dieser Seite gibt es deutlich mehr Bananen, der Bambus am Straßenrand ist riesig hoch mit dicken Rohren und überall wächst Zuckerrohr auf den Feldern.

Leider teilen wir uns die Straße heute mit vielen Fahrzeugen, viele Busse und PKWs sind unterwegs, ich glaube aber, das ist nicht immer so hier in der Gegend, sondern das ist der Heimreiseverkehr nach den Feiertagen.

Nach zwei Stunden auf dem Rad über leicht Hügel wird es dann auch wieder etwas ruhiger. Immer gibt es etwas zu sehen an der Straße. Frauen die im Fluss Gemüse waschen oder ein kleiner Markt in einer kleinen Ortschaft. Überall wächst jetzt viel Zuckerrohr und auf einigen Feldern sind die Bauern dabei, die dicken Stangen gerade zu schneiden und in dicken Bündeln abzutransportieren.

Mittags finden wir einen netten sonnigen Platz und brühen uns Kaffee auf und essen nur Kekse und Obst. Bananen und Mandarinen, direkt vom Erzeuger, sind viel leckerer als zu Hause in Berlin.

Nachmittags werden die Hügel etwas heftiger und die Landschaft wird wieder etwas schöner. Manchmal fahren wir durch kleine Bambushaine im Schatten der hohen Büsche.

Gegen 15 Uhr erreichen wir Zhenyuan, eine recht neue kleine Stadt, die fast nur aus Hotels zu bestehen steht. Allerdings sind die Straßen wie leer gefegt, man sieht nur wenige Leute und weiterhin sind alle Läden geschlossen. Manchmal kann man einen Blick durch eine geöffnete Tür erhaschen und sieht große Familien um den Esstisch sitzen. Der Rest der Stadt erscheint uns hier wie eine Geisterstadt, breite Straßen, moderne Gebäude, keine Menschen, nur eine Windböe treibt einen Staubwirbel vor sich her.

Wir müssen zwei große Runden im verlassenen Ort drehen, bis wir endlich das einzige geöffnete Restaurant finden, dort geht es aber dann recht belebt zu und unsere Gerichte kommen auch recht schnell und wie nicht anders zu erwarten ist alles super lecker und wir lassen, völlig unchinesisch, keine Reste auf dem Teller zurück.

Den Rest des Abends klemme ich mich an den Computer, nach vier Tagen gibt es hier endlich wieder Internet und ich muss meinen chinesischen Freunden noch allen Neujahrsgrüße schreiben, Bilder bearbeiten und die letzten Tage ins Netz stellen…….

10. Tag: Königsetappe

15. Februar 2010

110 km von Nanjian nach Jingdong, ein hoher Pass und knapp 1000 Höhenmeter bei leichtem Wind von allen Seiten und Sonne bis 25 Grad durch wunderschöne Landschaft

Wegen der langen Streck starten wir heute noch zeitige und erst als wir draußen beim Frühstück an der Nudelstube sitzen schiebt sich der erste Sonnenstrahl über die Hügelkette. Mit der Kälte ist es rasch vorbei, denn gleich hinter Nanjiang geht es in den Anstieg. Der ist zwar nicht sonderlich steil, dafür aber ziemlich lang.

Kurve um Kurve geht es nach oben mit schönen Ausblicken zurück über die Stadt, später durch kleine Dörfer und vorbei an Feldern und schönen Lehmhäusern, aber immer noch bergan. Nach zweieinhalb Stunden sind wir dann endlich oben, knappe 800 Höhenmeter höher als noch am Morgen und 23 km weiter. Der Wind war diesmal nicht gegen uns und auch nicht für uns, mal blies er eine Weile dagegen, dann schob er uns mal die nächste Kehre nach oben.

Hier gibt es dann erst einmal eine große Ladung Kekse. Das ist eine Sache, die der Chinareisende hier kaum erwartet, aber in fast jeder kleinen Stadt gibt es gut Keksbäckereinen mit richtig guten Mürbeteigkeksen. Zu den Keksen dann eine Flasche Nutri-Express, ein Yoghurt Frucht Getränk, das zu unserer Athen-Beijing Tour 2008 schon Kultstatus erlangte. So gestärkt geht es dann an die lange Abfahrt. Gegen 14 Uhr haben wir die Hälfte der Strecke zurückgelegt und essen in einem kleinen Lokal Mittag. Diesmal ist die Pause nicht all zu lang, denn weitere 55 Kilometer liegen vor uns.

Weiter geht es gemütlich abwärts mit kleinen Hügeln dazwischen. Die Landschaft ist spektakulär schön. Es gibt überall in den Bergen kleine Dörfer und viele Terrassenfelder. Die Dörfer auf der anderen Seite des Flusses sind meist nur über kleine wackelige Hängebrücken zu erreichen.

Kurz vor Jingdong dann noch einmal ein letzter Anstieg und dann geht es wieder mit 50 km/h dem Ort entgegen. Wegen des Frühlingsfestes hat das Hotel nur wenige Gäste und fährt auch nur mit einem Viertel der Besatzung. Umso wärmer ist der Empfang. Die Managerin lädt uns zum Essen ein und bereitet in der Küche selbst ein gigantisches Mahl zu. Gemeinsam mit ihrem Freund, unserem Fahrer, sitzen wir dann beim traditionellen Familienessen.

Nach dem zweiten Bier machen sich allerdings die zurückgelegten Kilometer und Höhenmeter bemerkbar und so verschwinden wir gegen 21 Uhr im Bett, um morgen fit der nächsten Etappe ins Auge zu sehen.

9. Tag: Der Tag danach…Flashmob an der Flussbiegung

14. Februar 2010

Morgens noch ein Spaziergang in der Altstadt, dann 40 km mit dem Rad von Weishan nach Nanjian, dann Stadtspaziergang und Abendessen, bis 20 grad, sonnig und weiterhin frischer Wind

Da ist nun also der erste Tag im Jahr des Tigers, wir tigern gleich morgens noch einmal durch die Altstadt und sind verwundert. Obgleich der weltkriegsgleichen Ballerei in der Nacht sind die Straßen und Plätze schon gefegt, nur noch an einigen Stellen werden weiter nach Lust und Laune Geister vertrieben und auch dort schnappt man sich recht schnell einen Besen und die Explosionsreste werden zusammengefegt.

Die Glück- und Segenswünsche fürs neue Jahr auf langen roten Papierstreifen, die in den letzten Tagen an unzähligen Ständen verkauft wurden, kleben nun an den Eingängen und Türen mit Glücks- und Doppelglückssymbolen. Außerdem stehen vor fast jedem Eingang zwei Räucherstäbe in Großformat, 1,5 bis zwei Meter lang. Auch das ist für jedes Haus und jeden Hof wichtig, denn ein guter Start ins Jahr ist schon die halbe Miete.

Viele Chinesen nutzen den Morgen zu einem ersten Spaziergang im neunen Jahr des Tigers, so wir auch. Viele sitzen auf der Straße in der Morgensonne und spielen chinesisches Schach oder Mahjiang. Viele Läden bleiben auch heute und in den nächsten Tagen geschlossen und so ist es gar nicht so einfach eine Nudelstube für das Frühstück zu finden.

Auf dem Platz vor dem Trommelturm haben sich Angehörige der Yi Minorität in bunten Trachten zusammengefunden, um gemeinsam zu singen und zu tanzen. Vergnügt mischen sich die Umstehenden unter die Folkloretänzer.

Gegen 11 Uhr starten wir mit den Rädern. Heute erwarten uns gemütliche vierzig Kilometer immer flussabwärts, also keine große Anstrengung. Auch in den Dörfern sind die Yi in bunten Trachten unterwegs, die Männer haben Musikinstrumente, wie Flöte und Bambus-Mundorgel dabei.

Durch blühende Rapsfelder fahren wir durch wunderschöne Dörfer, die Häuser sind alle aus Lehm gebaut und schmiegen sich an die Berghänge. An einer Flussbiegung irgendwo zwischen zwei Dörfern haben sich hunderte von Leuten zu einem Frühlingsfest zusammen gefunden. Es gibt keinen Tempel und nichts besonderes drumherum und erscheint fast wie ein spontaner Flashmob. Mit Motorrädern, kleinen Transportmotorrädern oder zu Fuß sind die meisten unterwegs. Nun knallt man hier an der Flussbiegung kräftig, trinkt Bier, raucht Zigaretten oder isst eine Kleinigkeit an den spartanischen Ständen.

Etwas später erreichen wir Nanjian, eine schmucklose Kleinstadt. Wir sind früh genug hier für eine kleine Nachmittagspause, dann machen wir einen langen Rundgang durch die kleine Stadt. Auf dem Hauptplatz herrscht Jahrmarksähnliches Treiben. An einer der Buden werfe ich Bälle und gewinne gleich mit dem ersten Wurf unter dem Beifall der Menge einen mehr oder weniger hässlichen aufblasbaren Pinguin. Der wechselt auch gleich wieder den Besitzer, denn ich verschenke ihn an ein kleines Mädchen mit großen Augen und braun gebranntem Gesicht. Eine halbe Stunde pilgern wir durch einen riesigen Supermarkt im Zentrum, schon die Süßigkeitenabteilung hat die Abmessungen eines großen Ladens.

Unsere Runde wird immer größer, denn wieder ist es ein Problem, ein geöffnetes Restaurant zu finden und auf den Straßengrill haben wir den dritten tag in Folge keine Lust. Letztlich enden wir in dem winzigen Lokal gleich am Hotel und essen die letzten Gerichte, die sich aus den wenigen vorhandenen Zutaten noch zaubern lassen und dafür ist das Resultat recht gut. Danach geht es nicht zu spät ins Bett, denn morgen erwarten uns wieder Berge und eine lange Etappe.

8.Tag: The Dao is silent and the streets are so noisy

13. Februar 2010

Tagesausflug zum Weibaoshan, einem daoistischen heiligen Berg, 26 km mit dem Tag, 600 Höhenmeter und Wanderung auf dem Berg, sonnig und windig bis 20 Grad

Morgens ziehen wir in der Frühe los und tragen fast wieder alle verfügbaren Sachen am Körper, doch gleich hinter der Stadt beginnt der Anstieg zum Weibaoshan, einem daoistischen heiligen Berg und so pellen wir uns recht schnell Schicht um Schicht aus.

Dem Daoismus geht es hauptsächlich um den Einklang des Menschen mit seiner Umwelt und der Natur, dewshalb liegen viele daoistische Heiligtümer in landschaftlich reizvoller Umgebung. Auch der Weibaoshan liegt am Rande einer Berglandschaft, es gibt viele Kiefernwälder und eine Menge alter tempel rund um den Gipfel des Berges. Doch zuvor geht es erst einmal 600 Höhenmeter mit dem Rad in engen Serpentinen straff nach oben, bis wir den Eingangsbereich in 2200 Meter Höhe erreichen.

Von dort geht es dann auf Treppenstufen weiter nach oben und wir erreichen einen ersten Tempel. Um den Tempel herum gibt es knorrige alte Bäume und zwei oder drei Nonnen bewirtschaften den kleinen Komplex. In der Haupthalle thronen Himmelsgötter und im Hof ist es gemütlich unaufgeräumt. Dafür gibt es viel Blumenschalen und einiges blüht und grünt in voller Pracht. Gleich 100 Meter weiter der nächste Tempel mit imposanten Wandmalereien mit Drachen und Tigern, vor dem Eingang alte Löwenfiguren, schon ganz grün vom Wetter und Wind und dieser bläst auch heute wieder recht kräftig.

So geht es Schlag auf Schlag und ein Tempel folgt dem anderen, insgesamt befinden sich 22 kleine tempelkomplexe hier am Berg. Und nicht wie viele andere chinesische Sehenswürdigkeiten ist hier alles wirklich richtig alt und nicht Qing Dynastie. In China ist fast alles aus der Qing Dynastie und die ging bis 1919, die Tempel hier sind aber späte Ming und es gibt einen über 400 Jahre alten Kamelien-Baum aus dieser Zeit. Dieser ragt weit über den Tempel hinaus und steht in leuchtend roter Blüte.

Was es nicht gibt auf dem Berg sind Restaurants, nicht ein einziger kleiner Kiosk und so erreichen wir recht hungrig den höchsten Tempel auf 2570 Metern Höhe. Die beiden Nonnen, 73 und 80 Jahre alt, bieten uns jedoch Tee und eine Schüsseln Nudeln an, was wir natürlich nicht abschlagen können. Zu den Nudeln gibt es etwas eingelegte Gemüse und frisches Grün und es ist einfach superlecker.

Danach genießen wir es einfach noch in der Sonne zu sitzen und die Ruhe im Tempel zu genießen. Draußen im Rest der chinesischen Welt wird geballert was das Zeug hält, denn heute um Mitternacht beginnt das neue chinesische Jahr, diesmal das Jahr des Tigers. Der chinesische Kalender kennt 12 Tierkreiszeichen, die sich alle 12 Jahre wiederholen. So braucht man in China niemandem sein Alter zu verraten, sondern man teilt seinem Gegenüber einfach nur das Tierkreiszeichen seines Jahres mit und die Chinesen rechnen dann ganz fix selbst das Alter aus.

Doch all das liegt 900 Höhenmeter unter uns im Tal. Wir bedanken uns mit einer Spende für den Tempel bei den netten alten Nonnen und machen uns dann wieder auf den Rückweg. Und richtig hier unten tobt der Bär, überall wird geballert und geknallt, dafür haben alle Läden geschlossen und ich sehe schon Probleme, heute irgendwo ein Restaurant für den Abend zu finden, denn alle Chinesen versuchen diesen Abend in der Familie zu verbringen. Gegen Abend wird Jiaotze geknetet und gefüllt, das sind kleine fleischgefüllte Teigtaschen und die werden dann kurz nach Mitternacht gegessen.

Nach der Dusche im Hotel ziehen wir dann gleich wieder los. Tatsächlich sind fast alle Läden geschlossen, nur die Feuerwerkstände feiern Hochkonjunktur und ein paar wenige Läden mit Schnaps und Tabak haben noch geöffnet. Doch wir haben Glück, denn auf dem großen Platz baut gerade wieder der Grillstand auf. Die Feuerwerker um uns herum knallen immer heftiger und manchmal kommen wir uns vor wie auf einem Kriegsschauplatz. Es gibt eine Sorte Böller, die so laut knallt, dass die Alarmanlagen der Autos noch 50 Meter weiter angehen. Auch lieben die Chinesen die Serienknaller, die sind zwar nicht so laut, klingen aber wie ein Sperrfeuer aus fünf Maschinengewehren.

Nach dem üppigen Grillmahl ziehen wir uns dann auch wieder ins Hotel zurück, denn die Ballerei ist nicht ganz ungefährlich. Auch die Polizei dreht in einem Elektrokarren mit fünf Mann Besatzung ihre Runden und behält die Leute im Auge. Auf dem Rückweg nehmen wir uns dann noch ein paar von den Megaböllern mit und zünden zwei davon im Hotelhof, was die Wirkung noch verstärkt, die restlichen drei Böller, beschließen wir dann, werden wir irgendwo unterwegs zünden.

Nach Mitternacht klingt es draußen wie Weltuntergang, über der ganzen Stadt liegt ein einziges lawinenartiges Getöse und irgendwo gibt es jetzt auch ein Feuerwerk und gute zwanzig Minuten steigen bunte Feuerblumen in den Himmel. Gegen 1 Uhr ist dann das Jahr des Tigers ordentlich eingeweiht und es wird ruhiger auf den Straßen und auch ich komme endlich zum Schlafen.

7. Tag: Windiger Ritt über die Berge

12. Februar 2010

69 Kilometer von Dali nach Weishan bei kräftigem Gegenwind und Sonne bis 22 Grad, ein Pass und ca. 450 Höhenmeter, Stadtbummel in Weishan

Heute sind wir klüger und frühstücken auf der Straße. An einem Stand werden Reisnudeln, gedämpfte Teigtaschen und frittierter Pofannenkuchenteig, Ölstäbe genannt, angeboten. Der Laden brummt und wir haben Mühe noch Plätze zu bekommen, aber es schmeckt allen sehr gut.

Auf der Schnellstraße geht es nach Xiaguan und dort durch heftigen Verkehr durch die Stadt. Trotz der vielen Fahrzeuge, Mopeds, Fahrräder und Passanten läuft der Verkehr recht stressfrei. Man beharrt einfach nicht immer auf seinem Recht und fährt entspannter als in Deutschland.

Hinter der Stadt erwartet uns dann ein kräftiger Anstieg, wir wählen die gut ausgebaute neue Straße und klettern eine knappe Stunde den Berg hinauf. Es ist mächtig frisch und der Wind bläst uns kräftig ins Gesicht. Die Abfahrt dann auf der anderen Seite ist grandios mit schönen Blicken, wenn auch wegen des gegenwindes nicht ganz so schnell.

Im nächsten Ort machen wir Mittagspause, das Essen ist frisch und gut gewürzt und wir putzen die Teller recht schnell blank.

Da es nur noch gemächliche 25 Kilometer bis zum Ziel sind fahren wir nun die alte Straße. Hier ist der Asphalt etwas holperig, aber es geht durch viele kleine Dörfer mit schönen alten Lehmhäusern hindurch. Zwischen den Dörfern blüht der Raps in strahlendem Gelb und es gibt viele Grabmale in den Feldern.

Die Begräbnisindustrie boomt in den Ortschaften, denn links und rechts der Straße gibt es jede Menge Grabsteinmacher. Auch ansonsten gibt es viel zu sehen. In einem Hof werden die runden Kohlen für die Brennöfen gepresst. 1000 Stück schafft der Besitzer des Ladens pro Tag und der Verkaufspreis liegt bei 8 Cent pro Kohlestück, also 80 € Umsatz für die Familie am Tag. Das zählt auf dem Land zu einem ordentlichen Verdienst, in der Stadt kann man davon nicht leben.

Wenn man wissen will, wie solche historischen Städte wie Dali ausgesehen haben, bevor die Tourismuswalze alles verändert hat, dann muss man nach Weishan fahren. Auch hier gibt es ein altes Stadtzentrum, auch hier wurde ein wenig restauriert, aber wir sind wohl heute die einzigen Langnasen in der Stadt und chinesische Touristen treffen wir auch nicht. Dafür tobt das Marktleben, vor allem jetzt ein paar Tage vor dem Frühlingsfest werden überall Feuerwerk, Räucherstäbchen und Papierbänder mit Segenswünschen für das neue Jahr verkauft. Diese werden dann rechts und links der Tür ans Tor geklebt und müssen ein Jahr halten.

Bis zum Sonnenuntergang pilgern wir noch kreuz und quer durch die Stadt und werfen hier und da einen Blick in die Höfe, bestaunen die Auslagen der Läden, naschen bei den Obst und Gemüseständen.

Überall ist emsiges Treiben auf der Straße und die Stadt scheint ein einziger Marktplatz zu sein. Ab und zu sehen wir auch ein paar alte Frauen in bunten Kleidern, der traditionellen Kleidung der Yi-Minorität, die hier beheimatet ist.

Nur an Restaurants mangelt es im Zentrum, dafür gibt es einen großen Platz mit kleine Korbtischchen und Stühlchen, es wird Tee, Bier und Knabberzeugs verkauft, aber es gibt auch zwei Grillstände. Wir suchen uns verschiedenste Sachen aus, Huhn und Hühnerherzen, Süßwassershrimps, Lammfleisch, Pilze, Tofu, Lauchzwiebeln und Zuchini werden bald lecker und scharf gegrillt serviert. Gemütlich lässt es sich hier auf der Straße mehrere Stunden sitzen und man kann dabei Bier trinkend das bunte Leben beobachten. Auf der Mitte des Platzes versammeln sich ältere Damen zur gemeinsamen rhythmischen Gymnastik mit dem Taiqi-Ball und mit erstaunlicher Geschicklichkeit balancieren die Damen ihren Ball auf einem kleinen Schläger elegant um den Körper.

Auf dem Weg zurück ins Hotel wird schon ordentlich geballert, das Frühlingsfest ist der Beginn des neuen Jahres und auch hier werden die bösen Geister mit gnadenlosen Geballer vertrieben. Im Hotelzimmer kommt davon glücklicherweise nicht mehr so viel an und so wartet eine ruhige Nacht auf uns.