21. Tag: Halber Weg zurück
26. Februar 2010Flug von Jinghong nach Shanghai mit Zwischenstopp in Kunming, abendlicher Spaziergang bis zum Bund
Die Reise nähert sich dem Ende und wir nehmen Abschied vom warmen Süden, von den Minoritätengebieten und dem schönen Wetter. Der Flieger bringt uns erst einmal nach Kunming, wo unsere Tour vor drei Wochen begann. Dazwischen liegen etwas mehr als 800 Kilometer auf dem Rad, viel interessante Orte und Plätze, schöne Landschaften und grandiose Aussichten und natürlich das Frühlingsfest, also das chinesische Neujahr, welches wir im Lande verbrachten.
Die Koffer müssen noch einmal eingecheckt werden und dann packt uns ein leichter Hunger, Kekse wären eine Alternative, aber davon haben wir auf der Tout schon genug bekommen. Auch gibt es hier auf dem Flughafen keinen einzigen „Chinesen“, lediglich einen KFC und so passiert heute etwas, was ich meiner ganzen Zeit als Reiseleiter noch nie getan habe: Wir verpflegen uns in einem amerikanischen Fast-Food-Lokal.
Wie sich im Flieger nach Shanghai herausstellt, war das eine gute Idee, denn dort wird nur ein labberiges Brötchen als Verpflegung gereicht. Weil der Flieger etwas Verspätung hatte ist es schon später Nachmittag, als wir den Hong Qiao Airport in Shanghai erreichen. Draußen ist es grau, dunstig und mehr als verhangen. Auf dem Weg durch ein Meer von Hochhäusern in die Stadt wird es dann auch schon langsam dunkel.
Wir brechen och zu einem kleinen Spaziergang auf, wenigsten wollen wir heute noch ein wenig auf dem Bund spazieren gehen. Schon auf dem Weg dorthin passieren wir etliche Baustellen. Im Mai beginnt in Shanghai die Weltausstellung EXPO 2010 und bis dahin muss natürlich alles fertig werden. Fast zu erwarten war also, dass dann am Anfang vom Bund ebenfalls noch große Bauabsperrungen sind und die gesamte Flaniermeile noch für einen Monat komplett gesperrt ist. Lediglich von der Brücke über den Suzhou-Kanal können wir dann einen Blick auf die andere Uferseite, auf Shanghai Pudong erhaschen. Dort steht ein Wolkenkratzer neben dem anderen, mehrere Gebäude überschreiten die 400 Meter Marke. Noch vor 20 Jahren befanden sich in Shanghai Pudong Gemüsefelder und Obstplantagen, dann wurde dort der Fernsehturm, der Orient Pearl Tower mit seinen drei Kugeln errichtet. Dieser ist inzwischen zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Mitte der 90er Jahre begann dann der Bauboom und ein Skyscraper nach dem anderen und inzwischen ist eine der beeindruckenden Skylines in der Welt entstanden. Wenn man denn aufgrund des Dunstes und der niedrigen Wolkendecke doch etwas sehen könnte. Die beiden höchsten Türme stecken tief in den Wolken, die anderen Gebäude kratzen am unteren Wolkenrand.
Etwas enttäuscht machen wir uns wieder auf den Rückweg, wählen aber einen Weg durch die Reste der Altstadt. Auf den kleinen Straßen zwischen den zwei bis dreistöckigen Gebäuden tobt das Leben. Es gibt zahlreiche kleine Läden, viel Obststände und winzige Restaurants. Vor den kleinen Restaurants befindet sich dann ein großer Tisch und die Zutasten für die erhältlichen Gerichte sind sorgfältig auf einem Teller drapiert und noch einmal mit Folie abgedeckt zu bewundern.
Wir suchen uns einen Laden und eine handvoll Gerichte aus und nehmen an den winzigen Tischchen Platz, das Essen ist lecker, wenn auch überhaupt nicht scharf. Wir sind halt schon einiges aus dem Süden gewöhnt und die Küche in Shanghai gilt traditionell als nicht scharf. Die Küche in dem Laden ist gerade einmal zwei Quadratmeter groß, gerade einmal ein Koch steht darin und kann sich kaum drehen und wenden und wir machen Scherze darüber, wenn sie mal ‚nen neuen Koch brauchen steht in der Annonce: Suchen schlanken Koch!