Einmal Berlin-Braunschweig und zurück

16. April 2010

Asche auf mein Haupt!

War das eine stressige Woche, der Terminkalender völlig überfüllt, von Amt zu Amt ging es. Der Computer musste startklar gemacht werden und Sachen für ein halbes Jahr gepackt werden plus eine Chinareise davor. Die ersten beiden Untermieter sind angerückt, ein deutscher Koch und ein israelische Journalist wohnen ab heute in meiner Wohnung. Mein drittes Zimmer wird dann nächste Woche von einer Studentin belegt. Alles musste noch einmal geputzt, Sachen in Kartons verstaut werden und ein Dutzend Briefe verschwanden noch im Briefkasten. Jetzt kann ich aufatmen, das Taxi ist bestellt und pünktlich da und dann geht es zum Bahnhof. Im Stress hatte ich eine Aschewolke nicht wahrgenommen, die seit gestern über Nordeuropa schwebt. Ein Vulkan in Island mit unaussprechlichem Namen hat die Flughäfen im Norden lahmgelegt. Im Zug deswegen dichtes Gedränge und mir schwant einiges. Ich rufe im Büro und und nach fünf Minuten kommt der Rückruf: „Fahr zurück, ALLE Flüge gestrichen, frühestens ab 21.4 wieder etwas nach China zu haben!“ Na toll, was nun, was nun, was nun? Mein kleiner Peter versteht gar nix von der Welt, wenigsten hat er seine Mutter noch eine Woche länger, das ist für ihn erst einmal ein Argument.

In Braunschweig steigen wir aus dem Zug und fahren eine Stunde später nach Berlin zurück. Nach Beijing wollten wir und sind gerade einmal bis über die Zonengrenze gekommen, tolle Weltreise. Meine Untermieter sind verblüfft, viele meiner Freunde nicht, denn inzwischen ging es ja durch alle Medien, dass auf den Flughäfen nix mehr läuft. Zum Glück habe ich noch das dritte Zimmer, das nicht zu Heizen ist, aber das werden Peter und ich schon eine Woche aushalten. China werde ich wohl streichen müssen und wir werden versuchen so schnell wie möglich nach Vietnam zu fliegen, vielleicht haben wir noch ein paar schöne Tage in Berlin und die Spargelsaison wird auch in der nächsten Woche eröffnet.

Am Montag bekomme ich dann mein Ticket für den 24.April, direkt nach Hanoi und noch recht preiswert. Die Woche vergeht schnell, ich helfe freunden beim renovieren der Wohnung und beim Dielen abziehen, esse dreimal dick Spargel und hole meinen winterlichen Grünkohl nach. An den Morgen ist arschkalt in meinem unbeheizten Zimmer, aber ansonsten meinte es die Sonne gut mit mir. Leider habe ich noch eine Stange chinesischer Zigaretten beim Aufräumen gefunden, damit muss ich dann in Vietnam wieder aufhören und ich habe die Aschwolke Diskussion mit Interesse verfolgt. Was für ein Land in dem wir leben. Ein Vulkan bricht aus und eine internationale Behörde ordert eine Sperrung des Luftraumes an. Die Regierung setzt diese durch und niemand kommt zu Schaden. Was gibt es da noch zu diskutieren. Es lebe die Laberkultur. Gut, dass keine Wahlen anstehen, so dass die Politik zumindest nicht unter diesem Druck stand, die werden sich wohl noch eine Weile mit einer „Entschädigung“ der Airlines herumschlagen müssen, aber bis dahin bin ich dann hoffentlich weg!

Ein wenig war ich auch sauer auf den dämlichen Vulkan, aber es war auch schön ruhig in Berlins Luftraum! Und die Welt ist nicht zusammen gebrochen, aber alle haben erlebt, wie unsere schöne bunte neue Welt von einem Vulkanausbruch, der noch nicht einmal ein großer war, doch beträchtlich gelitten hat. Und wieviel Asche und Dreck pusten wir eigentlich jedes Jahr in die Luft?

Guten Tag, Vietnam!

2. März 2010

Wieder nur wenig Schlaf, kurze Dusche und dann los. Heute habe ich auch Zeit einen Blick in die kleine Gasse zu werfen, direkt unter mir auf der anderen Seite wohnt der Schlachter, jetzt am Morgen ist der eiserne Rollladen hochgefahren und gibt den Blick auf einen Tisch mit frischen, großen Fleischstücken frei. Die Häuser sind schmal und eng und stehen dicht aneinander gedrängt. Durch einen schmalen Eingang geht es hinein und dann über eine schmale Treppe nach oben, mindetens vier Stockwerke, manchmal fünf oder sechs. Auf jeder Etage dann ein kleines Zimmer, manchmal zwei, bei den größeren Häusern. Die Mieten sind hoch und jeder Quadratzentimeter in Hanoi wird genutzt. Und nicht nur in der Stadt, auch auf dem Lande braucht man jeden Quadratzentimeter für den Reisanbau (…und für Kaffeeplatagen), deshalb wird auch hier schmal und eng und nach oben gebaut. So entstehen manchmal witzige Gebäude in der Landschaft, einzeln stehend, fünf Etagen, kleine Grundfläche, dafür dann aber ein Albtraum in Gelb, Grün oder Blau.

Zwischen dem Frisör und dem Schuster steht die Gemüsefrau, genau die aus dem Katalog, mit Vietnam-Hut und Tragestange und zwei großen Schalen mit grünem, frischen Gemüse für eine morgendliche Nudelsuppe. Doch dafür habe ich heute keine Zeit, mein Unterricht wartet und ich muss vorher noch ein paar Sachen ausdrucken und hoffe nur, dass Computer, Drucker und Kopierer ordentlich mitspielen.

An der nächsten Ecke duften frische Baguettes, die angenehmsten Hinterlassenschaften der Kolonialzeit, doch auch darauf habe ich heute keinen Appetit, bin ich doch viel zu aufgeregt vor dem Unterricht.

Pünktlich kreuze ich bei Goethe auf, der Computer will nicht, der Kopierer produziert Knüllpapier, aber ich fange pünktlich meinen Unterricht an. Am Anfang läuft es richtig gut, dann eine ganze Weile gar nicht, aber zum Schluss bekomme ich den Faden wieder in die Hand und bekomme die 90 Minuten einigermaßen rund gezogen. Keine reife Leistung, aber……es hat gereicht, ich bekomme meinen Job und bin mehr als glücklich. Sechs Monate in Hanoi!!!!

Interessant wird es während der Regenzeit hier. Viel zu tun werde ich haben, eine neue Klasse und ein neues Lehrbuch und neben der Zeit im Unterricht wird weitere Zeit zur Vorbereitung gebraucht. Dann will ich ja auch ein wenig Vietnamesisch lernen und viel Fotografieren und……und….und….., jetzt heißt es erst einmal auf dem Teppich bleiben, durchatmen und alles ganz ruhig angehen. Natürlich mit einer Tasse Kaffee und ein paar Frühlingsrollen. Die gibt es gleich um die Ecke bei meinem Hotel und der Laden scheint zu brummen. Frühlingsrollen fritiert, eine Suppe mit Rettich und ein Baskett mnir frischen Kräutern sind immer die beste Alternative zum Mittagessen. Die Chefin thront in der Ecke und wechsel Geld, sie ist vuielleicht Mitte 50 und sieht so brummig aus, wie eine Chefin nur sein kann. Fünf Mädchen so im Alter vo 18 bis 20 schmeißen dann den Laden, einige gut motiviert, andere eher mürrisch. Das Publikum ist abwechslungsreich, viele Büroleute in der Mittagspause, aber auch ein dürres Gestell mit Modellqualitäten mit hohen Higheels verirrt sich hierher, genauso wie ein chicker schwarzer Anzug, aber auf der anderen Seite sitzt eine Bäuerin aus der Provinz und mittendrinnen ich.

Am Nachmittag hole ich mir dann noch ein paar Bücher und einige Bürokratie ist zu erledigen und eine Wohnung zu besichtigen, die meines Kollegen. Nicht zu weit vom Institut entfernt, etwas weg von der Hauptstraße in einer winzigen Gasse. Zwei Omas sitzen fast reglos vor der Tür, ein wunderbares Fotomotiv, aber leider schon zu dunkel. „Kein Problem, die beiden sitzen immer hier!“. Dann geht es ein dunkles Treppenhaus hinauf in ein kleines nettes Zimmer. Klimaanlage gibt es, Dusche und kleines Bad und Internet, also alles, was man zum Leben braucht und der Preis mit 250 € scheint mir auch in Ordnung. Das wäre zumindest für den Start im Mai eine Alternative.

Mit meinem Kollegen trinke ich dann noch ein Bier in einem Gartenlokal, unglaublich, nur ein paar Meter von einer belebten Straße eine Oase der Ruhe und das Hanoi Bier ist recht ordentlich zu trinken. Mein Kollege bremst meine Euphorie für Land und Leute etwas aus, ich bleibe aber trotzdem zuversichtlich, denn ich bin schon eine ganze Menge herum gekommen und Orte, an denen ich mich beständig unwohl fühlte, habe ich nur wenige kennen gelernt.

Langsam zottele ich bei Eibruch der Dämmerung wieder zurück zum Hotel und noch einmal zu dem kleinen Straßengrill an der Ecke. Heute bin ich etwas eher als gestern und so sitzen auch eine handvoll Touristen hier, ich geselle mich dazu und habe eine nette Plauscherei mit einer Polin und ihrem Schweizer Mann.

Im Hotel darf ich dann noch eine Lektion Englisch erteilen, der junge mann von der rezeption hat extra noch zwei Freundinnen heran telefoniert und fragt mich nach wichtigen Wendungen. Da ich in blendender Laune und Stimmung bin, zieht sich das noch fast zwei Stunden hin und endet mit dem versprechen, mir Vietnamesisch beizubringen, wenn ich dann Ende April zurück komme.

Viel mehr gibt es dann nicht zu erzählen, morgen bringt mich dann ein Taxi in aller Frühe zum Flughafen, von dort geht es dann wieder zurück nach Shanghai. Einen Tag werde ich dort noch ein wenig schlemmen und versuchen ein paar Geschenke einzukaufen und dann sitze ich auch schon wieder im 12 Stunden Flieger zurück nach Berlin.

Also dann bis demnächst, ich werde mich aus Berlin noch ein paar Mal zu Wort melden…..

Euer Tomtomtofu

Good Morning, Vietnam !

1. März 2010

Es ist halb zwei morgens, als der Flieger in Hanoi aufsetzt. Die Maschine lehrt sich schnell und dann kommen die Passformalitäten. Ich habe keinerlei Probleme meinen Passtausch und reise mit dem Visum im Zweitpass ein. Wahrscheinlich wäre das teure Visum aus Berlin gar nicht nötig gewesen, denn es gibt einen Schalter für ein Visum on Arrival, entgegen aller Aussagen im Internet.

Taxis gibt es en gros vor dem Abfertigungsgebäude, die Preise sind dem nächtlichen Betrieb angepasst, also doppelt so hoch, wie tagsüber. Ein paar Vietnamesinnen mit Walkie-Talkies managen die Minibusse in die Stadt. Auch hier ist der Preis Verhandlungssache. Zehn Dollar bis in die Stadt vors Hotel, das ist in Ordnung, die beiden jungen Koreaner zahlen 15 Dollar jeder, die beiden Vietnamesin mit dem großen Koffer wahrscheinlich wesentlich weniger, der vietnamesische Soldat mit seiner Freundin wohl auch.

Der Minibus rollt den „Highway“ entlang, drei Spuren für beide Straßenseiten. Viele Mopeds sind noch oder schon unterwegs. Hoch beladen mit Säcken, Blumen und Lebensmittel werden hoch aufgetürmt in die Stadt transportiert, zum Großmarkt an der Einfallsstraße. Ansonsten ist es überall recht düster, nur ein paar Funzeln beleuchten wenige Läden, die jetzt noch offen haben. Es nieselt und so macht das Land gar keinen einladenden Eindruck.

Eine Stunde später bin ich am „Good Luck“ Hotel in der Stadt, die eisernen Rollläden sind runtergelassen, das Hotel ist dunkel, die gesamte Gasse auch. Zum Glück war ich hier schon dreimal und weiß, dass es in der Umgebung weitere Hotels und Herbergen gibt. Gleich um die Ecke ein Nudelstand, zwei Uhr morgens und immer noch eine handvoll Gäste, die ihre Föh-Nudelsuppe auf kleinen Hockern einsaugen. Dann eine Liege an der Hauptstaraße, natürlich mit Schläfer drauf, draußen ist es allemal angenehmer als drinnen, dafür aber laut. Vielleicht 25 Grad sind es jetzt in der Nacht und es nieselt immer noch. Um die nächste Ecke wieder ein Hotel, dreißig Dollar das Zimmer, aber nur für einen Nacht. Das will ich auch nicht und rolle mit meinem Köfferchen in die nächste Gasse. Das ist dann Bagpacker Areal und ich falle in das erste Guesthouse ein. 10 Dollar das Zimmerchen, 12 mit Klimaanlage. Das Zimmer ist ok, ein kleiner Nager verlässt zügig den Raum in Richtung Balkon, als ich dort einziehe. Die Balkontür schließ ordentlich, also keine Chance für den „Mitbewohner“ wieder hereinzukommen. Ausreichend müde bin ich und falle ins Bett, wenigstens ein paar Stunden Schlaf, morgen muss ich zeitig raus und ins Goethe Institut, Bewerbungsgespräch und Hospitation warten auf mich. Wann der Unterricht beginnt, keine Ahnung. Ich werde einfach rechtzeitig dort sein.

Weit ist es nicht bis zum Goethe Institut, dass sich gleich gegenüber dem Literaturtempel befindet. Ohne Zweifel eine gute Wahl für ein ehrwürdiges Sprach- und Kulturistitut, wurden doch auf der anderen Straßenseite jahrhundertelang die Beamtenprüfungen abgenommen.

Heute trennt dann nur eine Straße die Verganghenheit von der Gegenwart. Und was für eine Straße, nein nicht groß und bedeutend, aber scheinbar unüberquerbar wegen der hunderttausenden Mopeds, die sich im stetigen Fluss dort entlang wältzen. Doch nur scheibar unüberquerbar, denn der Verkehr ist nicht so hart und rücksichtslos wie es aussieht. Fußgänger gibt es nicht in Hanoi, jeder Meter wird mit dem Moped zurück gelegt, eventuell noch mit dem Fahrrad, aber zu Fuß geht man hier nicht. Also kann ja dann auch der Fußweg zum Mopedweg umfunktioniert werden. Erst versuche ich auszuweichen und hölflich zu sein, aber das funktioniert nicht, hat man einmal Blickkontakt mit dem Mopedfahrer, dann fährt der auch. Aber nach fünf Minuten hab ich den Dreh raus. Blick scheinbar stoisch nach innen gekehrt und forsch drauflos gegangen und schon quitschen die Bremsen und ich komme reibunsgslos durch den Mopedverkehr auf dem Fußweg. Und ebenso geht es über die Straße, Blick frei geradeaus und dann langsam und gleichmäßig über die Straße. Man fühlt sich wie ein Fisch in einem Gebirgsbach, das Wasser ist noch so reißend, aber der Fisch zieht ruhig seine Bahn.

Vom Verkehr erst einmal überlastet, mache ich noch einen kleinen Umweg und komme gerade noch pünktlich zum Institut und sitze fünf Minuten später dann schon hinten in der Klasse und lausche meinem Kollegen.

Der Rest des Tages besteht dann aus viel Arbeit. Bis Mittag schaue ich mir noch die Klasse an, in der ich morgen Unterricht machen soll und am Nachmittag bis zum Abend bin ich damit beschäftigt, meinen morgigen Unterricht vorzubereiten. Dazwischen dann ab und zu einen Kaffee, der ordentlich aufmuntert, leckerer schmeckt als alles, was ich jemals zuvor an Kaffee getrunken habe. Kein Wunder, denn die Vietnamesen sind nach den Brasilianern die Nummer Zwei der Kaffee produzierenden Welt. Der tolle Geschmack rührt von der Mischung der herkömmlichen Robusta und Arabica Bohnen mit den weniger bekannten Sorten Catimor und Chari. Eine Tasse Vietnamkaffee verströmt dann verschieden Aromen, die sich mit ein wenig schokoladig oder nussig beschreiben lassen.

Vom Kaffee zum Essen, aufs Mittag habe ich verzichtet und auf dem Heimwegg ins Hostel bleibe ich an einem Grillstand hängen. Fünf kleine Tische auf der Straße, blaue Plastikhöckerchen, ein Grill und ein Tisch mit einer unerschöpflichen Auswahl an Gemüse, Fisch und Fleisch.

Ich wähle eine Aubergine, Pilze und chinesischen Schnittlauch, Lachs und etwas Huhn, und bekomme dies nach zehn Minuten mit einer angenehm scharfen Soße serviert. Dazu ein kühles Hanoi Bier und der Abend ist gerettet.

Gegen 21 Uhr bin ich dann todmüde im Hotel, eigentlich müsste ich noch einmal durch meinen Unterrichtsplan schauen, aber ich ziehe es dann vor mit den jungen Leuten an der Rezeption zu schwatzen, bevor ich die Klimaanlaghe noch fünf Minuten einschalt und ins Bett falle.

23. Tag: Abschied aus dem Reich der Mitte

28. Februar 2010

Mit der Magnetschwebebahn zum Flughafen, tränenreicher Abschied und Flug in verschiedene Richtungen

So ein Rückflugtag hat dann kaum noch etwas Romantisches, sondern ist durch und durch pragmatisch. Koffer packen, frühstücken und ab in den Bus. Wir lassen uns nur bis zur Station der Magnetschwebebahn bringen. Ein letztes kleines Gimmick auf dem Weg nach Hause.

Der Zug schwebt wenig später ein und mit uns in Richtung Flughafen. Gebannt starren alle auf die Geschwindigkeitsanzeige. Schnell geht es auf 100 km/h und noch schneller auf die 200 km/h, dann dauert es ein wenig länger und wir sind bei 300 und dann keine Minute später bei 400. Vielleicht eine oder zwei Minuten lang geht es dann mit 431 Sachen auf der Schiene entlang, dann muss auch schon wieder gebremst werden und kaum eine Viertelstunde dauert die rasante Fahrt zum Flughafen.

Dort endet dann die Rasanz der Bewegung, denn der Flieger nach Frankfurt hat fünf Stunden Verspätung, Übernachtung in Frankfurt und Verpflegung werden versprochen, na hoffentlich klappt das.

Dann noch ein Gruppenfoto und ich verlasse meine kleine Gruppe, Angelika, Christopher, Ulli und Ernst fliegen nach Hause und ich darf noch einmal in den Süden. Ja, meine Lieben, es war wirklich eine sehr schöne Tour mit euch und ich würde mich freuen, wieder mit euch zu reisen!

Doch nun stehen Hanoi und das Goethe-Institut auf meinem Programm. Vor drei Tagen habe ich die Einladung zum Vorstellungsgespräch und zum Probeunterricht bekommen und mein Flieger hat glücklicherweise keine Verspätung. Dafür aber dann 6 Stunden Aufenthalt in Guangzhou.

Abends geht es dann weiter, diesmal auch für mich mit Verspätung, fast zwei Stunden und dann werde ich dann irgendwann um zwei Uhr morgens in Hanoi eintrudeln. Na dann, gute Nacht!

22. Tag: Graue Nebel in Shanghai

27. Februar 2010

Stadtrundfahrt und Spaziergang in Shanghai, Jadebuddha, Yu-Garten und Orient Pearl Tower, alles bei verhangenem Himmel und Temperaturen um die 6 bis 8 Grad

Aufbruch mit dem Taxi, bis zum Jadebuddha-Tempel brauchen wir eine Viertelstunde. Dort herrscht reger Pilger und Touristenbetrieb, es sieht so aus, als ob Gäste in der Stadt heute ihren Rundgang hier beginnen. Die Anlage ist nicht groß und gerade auf dem ersten Hof ist es richtig eng, denn die chinesischen Pilger verbrennen eifrig Räucherwerk und verneigen sich mit brennenden Räucherstäbchen in der Hand in alle Himmelsrichtungen.

Die große Halle mit den drei Buddhas macht keinen Unterschied zu anderen Tempeln im Land, aber die Treppe hinauf zum Jadebuddha lohnt sich. Eine wunderschöne Figur aus burmesischer Jade thront hier in einem ruhigen Saal, das Gesicht des Buddhas ist sehr androgyn gearbeitet und strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Für mich ist der Jadebuddha eine der schönsten Figuren hier im Lande und ich gehe immer wieder gerne her.

Vor dem Tempel springen wir dann wieder in zwei Taxis und es geht in Richtung Yu Garten. Leider kann unser Fahrer nicht am anderen Taxi dranbleiben und so stehe ich dann mit Ernst allein am Yu Garten und vom großen Rest der Gruppe keine Spur. Vor dem Yu Garten tausend von Menschen und über die berühmte Zickzackbrücke geht es nur im Gleichschritt, kaum eine Chance hier wieder jemanden zu treffen. Bleibt uns nichts weiter übrig, als auf einen Anruf zu warten. Und der bleibt aus und meine Gruppe weg! Erst als wir uns ein Cafe gesucht haben und uns haben, klingelt das Handy, die anderen sind wieder zurück im Hotel. Also suchen wir uns wieder ein Taxi und dann geht es zurück ins Hotel und treffen dort wieder zusammen. Was war schief gegangen, eigentlich nicht viel, nur dass wegen des starken Verkehrs beide Fahrer nicht den eigentlich angegeben Zielpunkt angefahren haben, und die erste Hälfte der Gruppe im Osten und die andere im Westen abgesetzt wurde.

Unverzagt starten wir einen zweiten Versuch, diesmal bleiben die Fahrer zusammen und wir kommen endlich zum Yu Garten. Hier tummeln sich inzwischen auch nicht mehr so riesige Menschenmassen und beim Überschreiten der Zickzack Brücke kann man sogar einen Blick auf die zwölf Blumendekors am Boden werfen, jedem Monat ist eine Blüte zugeordnet, für den Februar die „Pflaumenblüte“ und wir hoffen davon auch etwas im Garten zu sehen.

Seit der Song Dynastie ließen sich in und um Shanghai viel Beamte nieder und errichteten kleine Gartenanlagen zum Entspannen und Lustwandel. Die berühmtesten davon befinden sich in Suzhou, aber einer der schönsten hier im Herzen der Megametropole Shanghai. In den zahlreichen kleinen Höfen und Gärten tummelt sich viel Volk, ein paar ausländische Touristen, viele Japaner und vor allem Chinesen aus anderen Städten und vom Lande. Jeder hat andere Prioritäten, für die Chinesen stehen Gruppenfotos und das Füttern der Goldfische im Vordergrund. Die Japaner folgen wie eine Gänseschar dem Reisleiter mit Fähnchen und die Europäer gucken in die hintersten Winkel und Ecken, immer auf der Suche nach einem tollen Motiv für die Kamera.

Auch der Fotoklub einer Schule in Shanghai ist unterwegs. Für den bilden wir Ausländer erst einmal eine gute Motivgrundlage, vielleicht enden wir ja dann beim nächsten Fotowettbewerb in der Ausstellung. Die Ausstattung der Kids im Alter von vielleicht 12 oder 13 Jahren ist beeindruckend, einer der Zwerge rennt mit einer schweren Nikon D 300 durchs Gelände, da packt mich doch der pure Neid.

Vom Yu Garten geht es dann zu Fuß durchs Zentrum der Stadt. Überall Baustellen und alles Grau in Grau und ungemütlich kalt, so dass die Stadt nicht den besten Eindruck auf uns macht. Bis zur Expo ist noch viel zu tun um dem Motto: Better City, Better Life“ gerecht zu werden. Und vor allem sollte sich das Wetter bessern und viele der Baustellen sollten verschwunden sein.

Das „Better Life“ präsentiert sich vor allem auf der Nanjing Straße, der Haupteinkaufsmeile von Shanghai. Hier reiht sich ein Kaufhaus ans andere und ein großer Laden mit Weltlabels an den anderen. Wer in Shnaghai Geld hat, der geht hier einkaufen und von den Geldleuten gibt es hier zunehmend mehr und mehr. Für die Kunden am anderen Ende gibt es dann die fliegenden Straßenhändler, die haben vor allem die Ausländer im Auge und die Anrede lautet dann „Mr. Watchbagshoes“, das heißt in einer Seitenstraße gibt es dann ein kleines Verkaufszimmer mit Rolex-Uhren, Gucci-Handtaschen und Nike-Sportschuhen und natürlich nicht den Originalfabrikaten.

Im Süden war die Anrede noch etwas anders gewesen, dort versuchte man in den Landschaftsparks den Touris nur das Notwendigste anzudrehen und auch das Englisch der dortigen Händler war angepasst, dort hieß man dann: „Mr. Coldwaterbeer“.

Schnell entrinnen wir dem beginnenden Niesel in die U-Bahn und fahren auf die andere Seite des Ufers in den supermodernen Stadtteil Pudong, mit einigen der höchsten Wolkenkratzer der Welt, doch diese gigantischen Bauten mit mehr als 400 Meter Höhe verstecken sich in den Wolken. Gerade einmal die zweite Kugel des Orient Pearl Tower guckt aus dem Dunst und in diese fahren wir dann mit dem Fahrstuhl hinauf.

Hier könnte man dann eine großartige Aussicht über die gesamte Stadt haben, aber heute ist eben nur Wassersuppe angesagt. Geradezu beängstigend für mich ist die Aussichtsplattform mit den Glasplatten am Boden, man kann dann gute 200 Meter nach unten sehen und im Gegensatz zu meiner Gruppe setze ich keinen Fuß darauf.

Gelungen ist die Ausstellung im unteren Geschoss zur Geschichte Shanghais. In endlos langen Gängen sind verschieden Handwerkerzünfte, Kneipenszenen, Läden, alte Bars nachgebaut, Wachsfiguren hauchen dem Leben ein und ein paar Lautsprecher sorgen für den entsprechenden akustischen Hintergrund. Fotos aus den Jahrhunderten dokumentieren die Veränderungen, die die Stadt durchlaufen hat und zeugen von dem blühenden Leben zu allen Zeiten.

Für uns ist der letzte Abend angebrochen, wir suchen uns noch einmal ein schönes Restaurant und haben unseren letzten reichen Schmaus im Lande. Eine wirklich schöne Tour geht zu Ende mit netten Mitradlern, keinem Stress und vielen schönen Erlebnissen und ich habe nun fast einen neue „Chinaby Bike“ Lieblingstour – „Entlang der Teestraße“.