41. Tag in Hanoi- Freitag, der 6.Juni 2010

4. Juni 2010

Kaffeeträumereien

Wieder einmal Freitag und das Wochenende wirft seine Schatten vorraus. Am Sonntag feiere ich mit meinen Schülern eine Party, mit Würstchen und Kartoffelsalat, das ist der Plan.

Inzwischen habe ich es geschafft, nicht mehr aus Faulheit nicht zu frühstücken und dann teuer im Goethe restaurant mittag zu essen. Geschmacklich ist es dort eher abwechslungsreich, mal gut, mal schlecht, jeh nachdem, wie alt der rindfleischspendende Wasserbüffel gerade war. Und der Service ist eher lausig, die hälfte der Bestellungen geht schief und manchmal muss man ewig auf den Kaffee warten, dabei haben sie hier eine sehr effektive Methode gefunden, der Kaffe wird vorgekocht und kommt in Flaschen in den Kühlschrank. das hat den Vorteil, dass man immer schnell Eiskaffee machen kann. braucht man aber heißen Kaffee, wird dieser mit der Espressomaschine im Damfschäumer geschwenkt und schon hat man heißen Kaffe und dazu noch eine prima Krone.

Kaffee spiet in Vietnam eine wichtige Rolle, neben den Sorten robusta und arabica, die hauptsächlich für den Export produziert werden gibt es noch weitere Sorten, die wesentlich reicher im Geschmack und Aroma sind. Begonnen haben die Franzosen mit dem Kaffeeanbau hier, später wurde viel für die DDR produziert und inzwischen hat sich Kaffe zum weltweit zweitgrößten Kaffeexporteur gemausert.

Das Hauptanbaugebiet für Kaffee liegt um Buon Me Thuot im südlichen zentralen Hochland in der Provinz Dac Lac. Im feuchtwarmen Klima bauen Kleinbauern auf nur etwa 600 Metern Höhe in ihren etwa 1 Hektar großen Kaffeegärten an, das wäre eine Idee für die fahrradtour im Februar nächsten Jahres, hier auf ein Tässchen vorbei zu radeln.

Der bekannteste Kafferöster heißt Trung Ngyen und bietet verschieden Sorten an, Nr. 8 und 9 und S sind meine Favoriten, mit feinem schokoladig-nussigen Aroma, ein vietnamesischer Filter ist zu empfehlen.

Das beste ist hier jedoch der Cà phê với sữa chua, der Kaffe mit Joghurt, einfach mall zu Hause probieren, einen kleinen Becher weißen joghurt ins Glas, leicht zuckern und mit der halben menge starken Mokkas aufgießen, erfrischen , beleben und lecker ist das Ergebnis.

Gegenüber dem institut gibt es eine Nudelbude mit Phở bò, Nudelsuppe mit Rindfleisch, die haben nur am Vormittag offen die Suppe ist frisch und lecker und kostet nur 20.000 Dong, also 1,50 €, dazu gibt es einen Kaffee für 5000 Dong und meine halbe Stunde Frühstückspause ist komplett ausreichend für den Snack.

Mittags nehmen mich meine Schüler jetzt ab und zu mit zum Essen in die Stadt. nach dem Unterricht schwinge ich mich dann (natürlich bei der süssesten Schülerin) hinten aufs Moped und dann sausen wir im pulk in irgendein kleines Restaurant. Heute enden wir in der Nähe der Bahngleise und ein paar Gerichte werden serviert. Reis mit Huhn, etwas gebratenes Gemüse, eingeltegtes Gemüse, Suppe und Erdnüsse, gekocht und gebratene Eier dazu, alleine zahlt man sich dumm und dämlich, aber in der Gruppe legt jeder 25.000 Dong für die Mahlzeit auf den Tisch.

Am Nachmittag korrigiere ich die Wochentests und bin recht zufrieden, nach einem Monat Unterricht können die Schüler schon recht viel und kaum ein Schüler kommt unter die 90% bei den Tests. Peter hole ich ein wenig eher ab und dann gibt es einen dicken Eisbecher für uns.

Und noch ein Tipp für Kaffeeliebhaber: Yellow Star Coffee, Greifenhagener Str. 64, 10437 Berlin!

40. Tag in Hanoi- Donnerstag, 3.Juni 2010

3. Juni 2010

Der mysteriöse Mr. H

Morgens radeln wir wieder am Ho-Chi Minh Mausoleum vorbei und Peter bestaunt die lange Schlange davor, vor allem Vietnamesen und Ausländer, die in Viererreihen darauf warten, am Körper des Vaters des modernen Vietnam vorbei zu marschieren. Ich werde mit Peter irgenwann noch einmal hineingehen, oder vielleicht einen Klassenausflug organisieren und Peter mitnehmen, ich selbst war schon drei mal mit meinen Reisegruppen beim Genossen. An einem kleinen Häuschen eine Sicherheits -und Gesichtskontrolle. Taschenmesser, Fotoapparate, Handys, alles wird einkassiert und man kann es sich danach wieder abholen. Humorlos Soldaten achten auf angemessene Kleidung und nicht nur einer Gruppe amerikanischer Touristinnen mit dicken Hintern wird ein Wickeltuch für die freigelegten Schenkel verabreicht. Auch einen Vietnamesen im T-Shirt greift die Staatsmacht und er muss sich irgenwo ein langes Hemd besorgen.

Hinter dem Kontrollhäuschen werden die Reihen geordnet, 2 mal 2 Personen nebeneinander, eine Doppelreihe für die rechte Seite, eine Doppelreihe für die linke Seite, dann geht es langsam vorwärts. Jeder Ansatz eines lauten Wortes oder gesprächs wird sofort erstickt, finstere Guards bringen die Leute zum ehrfürchtigen erstummen. Langsam nähert man sich dem Eingang zum Mausoleum. Hier flankieren weiß gekleidete Gardeoffiziere die Tür. Diese sind bnicht so versteinert, wie si müssten, ich blinkere einem zu und er blinkert zurück und denke: „Na, ja, es geht doch!“

Im Raum ist es empfindlich kühl, so um die 16 bis 18 Grad braucht Onkel Ho für seinen Frischhalteschlaf, in der Mitte ist er aufgebahrt und mand marschiert ohne stehen zu bleiben langsamen Schrittes an ihm vorbei. Halb zugedeckt liegt er hier im Glaskasten und muss sich bestaunen lassen. Kosmetik und Pflege und maniküre erfolgen in Moskau, im Herbst schließt der Laden deswegen und der Glaskasten geht auf Reisen ins ehemalige Mutterland des Sozialismus. Die haben die meisten Erfahrungen dort im Balsamieren, schließlich haben sie sich jahrzehntlang um Lenin und ein paar jahre auch um Mao gekümmert.

Am Nachmittag will ich mein Wissen über Onkel Ho ein wenig aufbessern, doch viel mehr als das Wikipediawissen gibt es nicht, denn es ist auch nicht viel bekannt und Ho Chi minh wusste seine geheimnisse zu hüten und sagt 1962 einem Journalisten: „Ein alter Mann behält seine kleinen Geheimnisse gern für sich.“ Und so wird gerne gemunkelt ob er denn nun Frauen, Freundinnen und Kinder habe und niemand mag (oder kann) das geheimnis lüften. Ein vietnmesischer general mit verblüffender Ähnlichkeit und seiner Familie in einer Grenzregion des Landes, in der sich Onkel Ho gern aufgehalten hatt, wurde zur vaterschaft Onkel Hos befragt und die Antwort kam prompt: „Natürlich ist Ho Chi Minh mein Vater, er ist der Vater aller Vietnamesen!“

Bekannt ist nicht einmal sein Geburtsdatum, es wird immer nur der 19.5.1890 gemutmast und da er am Nationalfeiertag starb, wurde sein Todestag um einen Tag verlegt, vom 2.9. auf den 3.9.69 und die Korrektur erst in den 90er Jahren wieder revidiert.

Da er sein halbes leben lang auf der Flucht war lebte er unter zahlreichen Pseudonymen und auch der Herr Ho mit dem klaren Willen, also Ho Chi Minh war nur ein solcher Name.

Ansonsten war er viel auf Reisen in seiner Jugend, Frankreich Moskau und Beijing standen auf der Liste, Jobs als Küchenhelfer, ebenso wie Treffen mit allen großen Revolutionären seiner Zeit wie Ernst Thälmann, Zhou Enlai, Bucharin, aber auch Jiang Kaishek (Maos Gegenspieler).

Außerdem war er nie ein Hardliner und versuchte immer auf einem mehr oder weniger gemäßigtem Wege seine Ziele zu erreichen, er gilt wohl er als ein starker Nationalist als Kommunist und hat sich nie durch die Massenproduktion von pseudowisseschaftlichen Schriften hervorgetan, es gibt also keinen Ho-Chi- Minhismus.

Im großen und ganzen scheint er ein sehr symphatischer und friedlicher Mitmensch gewesen zu sein, sehr bescheiden und zurückhaltend und die einfache Holzhütte, die er sich hat hinter dem Präsidentenpalast errichten lassen bestärkt diesen Eindruck noch. Soll Peter also ruhig Ho Chi Minh Fan bleiben, mal sehen ob ich ein paar nette Devotionalen für ihn auftreiben kann.

39. Tag in Hanoi- Mittwoch, 2.6.2010

2. Juni 2010

Neue Wohnung- neues Glück

Nun war es gestern Abend endlich so weit, wir haben den Schlüssel für die neue Wohnung bekommen, wir wohnen in gleichen Viertel, gleich hinter dem Ho Chi Minh Museum, eine Gasse weiter vorn. Die Gasse ist noch schmaler als die alte Gasse und wenn wir hier vom Fahrrad steigen, kommt keiner mehr durch.

Wie alle Häuser in Vietnam wird das haus durch ein schweres Eisengitter geschützt mit Vorhängeschloss und nur mit aller Kraft und lautem Quietschen lässt sich das Tor öffnen.

Wie auch viele Häuser hier ist die Grundfläche nicht groß, vielleicht 30 oder 35 Quadratmeter. Die Grundstückspreise sind hier hoch und niemand verkauft jemals ein Stück Land in der Stadt, so sind die Parzellen alle klein und lang und das hat den Baustil geprägt.

Es geht relativ hoch hinaus. Vor 20 Jahren gab es nur Häuser mit einem oder zwei Stockwerken hier, dann, nach dem Krieg mit den Amerikaner explodierte die Bevölkerung, zwei Drittel der Leute hier sind unter dreißig Jahre alt und alle wollen und müssen irgendwo wohnen. Also wurde eine Etage aufgestockt und dann noch eine und dann noch eine. Am Westsee ragt ein einzelnes Haus mit winziger Grundfläche sieben Stockwerke in die Höhe.

Unser Haus hat „nur“ drei Etagen. Unten hinter dem Tor ist unser Wohn und Esszimmer, mit einem Glastisch und einer dunklen 70er Jahre Sitzgruppe und unter der Treppe ist die Küche mit Gasherd und Spüle.

Dann schraubt sich das Haus in die Höhe, neben der Treppe ist dann gerade einmal Platz für ein Zimmer und eine kleines Duschbad und das gleiche in zweiten Stock noch einmal. Im dritten gibt es dann auch noch einmal ein Zimmer, aber das ist nur die Abstellkammer und wir haben auch keinen Schlüssel. Statt des Bades gibt es dann hier einen Balkon, natürlich auch schwer vergittert.

Betrachtet man die Sicherungsvorkehrungen, könnt man denken, man befindet sich in einem der Länder mit den höchsten Kriminalitätsraten, aber dem ist nicht so, eher im Gegenteil, aber dazu werde ich noch einmal einen eigenen Bericht schreiben.

Wir sind also glücklich über unser neues zu hause und legen dafür 5 Millionen auf den Tisch plus Nebenkosten, die uns mit Wasser, Strom, Gas, Internet, Kabel-TV, Kühlschrank und Klimaanlage noch einmal eine halbe Million kosten werden, also ungefähr 230 €.

Mein nerviger Vermieter der ersten Wohnung konnte erst einmal 15 Millionen von den 25 Millionen, die er zurückzahlen muss, auftreiben. Heute sollte er um 18 Uhr antraben und seinen Schlüssel zurückbekommen, war aber nicht da. Viertel sieben bin ich dann mit Peter zum Essen losgezogen und eine halbe Stunde später klingelt das Telefon, Pech gehabt Mr. Hoa, so ist das nun einmal, wenn man an Deutsche vermietet!

36. Tag in Hanoi

30. Mai 2010

Kindertag und Konsumerziehung

Gleich nach dem Frühstück schwingen wir uns wieder aufs rad und fahren in den gleichen Park wie gestern. Hier ist das Kinderfest der holländisch-vietnamesischen Firma schon voll im Gange. Auf der Zufahrt stauen sich hunderte von Mopeds und wieder einmal zeigt sich, dass das Fahrrad nicht nur in Berlin das beste verkehrsmittel ist, sondern auch hier in Hanoi, denn wir binden unser gefährt einfach draußen an den Zaun, ohne Warten, ohne Stau und ohne Gebvühr uns stürzen uns in die Menschenmenge. Am Anfang weicht Peter keinen Zentimeter von meiner Seite, so dicht ist das Gedränge.

Neben der Show mit Tanz und Gesang gibt es jede Menge Werbestände und kleine Fläschchen mit Milch und Joghurtgetränk werden kostenlos verteilt. Und auch hier gibt es die „Haie“ und „Absahner“, die sich gleich stapelweise die Eintrittskarten haben geben lassen und nun von Stand zu Stand ziehen und mitnehmen, was mitzunehmen geht und dann zufrieden mit einer großen Einkaufstasche wieder abziehen. Dabei schmeckt das Zeug eher abschreckend, denn mit richtiger Milch hat das kaum etwas zu tun. Ordentlich mit Zucker und „Zusatznutzen“ versetzt, wie alle möglichen und umöglichen Vitamine und Mineralien suggeriert die Plärre nun Gesundheit, Kraft und Freude. Aber das kenne wir ja aus unsreren Supermärkten auch.

Ich habe gerade noch einmal den Zuckergehalt geprüft, mehr als in Cola oder Fanta, die Produkte haben ungefähr einen 35 % höheren Kaloriengehalt als diese Getränke, im Vergleich dazu bietet also Mc Donalds wirklich Gesunheitsessen an.

Die Spielstände für die Kinder sind dann auch entsprechend konsumorientiert aufgebaut, am Anfang darf Gras gebündelt und mit einer Schubkarre zu einer Pappkuh gefahren werden, für den Gewinner gibt es dann noch einen weiteren Pack Yoghurtgetränk, dann wird das Grünzeug an die Pappkuh verfüttert, natürlich auch wieder um die Wette und zum Schluss wird die Pappatrappe gemolken. Nein, da kommt dann kein süßer Yoghurt aus dem Euter, sondern Wasser, welches dann umgehend wieder in die Kuh gefüllt wird. Von einer richtigen Kuh ist weit und breit nix zu sehen und ich möchte wetten, dass die meisten Kinder aus Hanoi denken, die Milch kommt auch so wunderbar pappsüß aus der Kuh.

Dann geht es ab zum Konsumtraining. Kleine Vietnamesenkinder werden mit Einkaufskörben ausgestattet und laufen durch den kleinen „Supermarkt“ in denen es natürlich nur Regale mit den entsprechenden Milchprodukten unserer Firma gibt, gewonnen hat, wer am schnellsten am meisten eingesackt hat-wunderbares Konsumtraining zum Kindertag. Glücklicherweise ist Peter nicht zu begeistert und gegen Mittag können wir wieder nach Hause und ernähren uns milchfrei mit gebratenem Reis und Gemüse.

Am Nachmittag fahren wir noch einmal ins Institut, ich ziehe noch ein paar Kopien, dann treffen langsam auch schon meine Schüler ein und wir fahren zehn Mopeds durch die Stadt zu einem Feuertopfrestaurant. Das macht schon Spaß, so in der Gruppe durchs Gedränge zu blasen, vielleicht sollte ich mir wenigstens ab und zu ein paar PS borgen für eine kleine Spritztour in den Sonnenuntergang. Peter mag den Feuertopf, denn es gibt wieder hinreichend Seafood und er pickt sich die dicksten Garnelen aus der Suppe in der Mitte des Tisches. Es wird dann wieder einmal viel zu viel aufgefahren und am Ende können sich meine Schüler und ich kaum noch bewegen. Interessant ist, wie wenig Alkohol getrunken wird, für unseren Tisch mit 15 Personen reichen 6 Flaschen Bier und der Nachbartisch, eine große Familienfeier kommt mit einer kleine Flasche (0,5 l) Wodka aus, in China wäre da mindestens die dreifache Menge auf den Tisch gekommen. Aber bei dem Mopedverkehr ist es auch ganz beruhigend zu wissen, dass die Leute hier tendenziell eher nüchtern fahren.

Auch bei unserem Einzug ins Karaokelokal bleibt es dann alkoholfrei, es gibt Chips, Wasser und Eistee und dann wird gesungen, was das Zeug hält und ich muss sagen, nicht einmal schlecht. Alle (außer mir) schlagen sich recht wascker und zwei oder drei von meinen Leuten könnten es mühelos ins DSDS Finale schaffen oder am Grand Prix teilnehmen.

Gegen 21.30 Uhr ist dann gemeinschaftlich Schluss und Peter und ich werden noch nach Hause gefahren. Peter hatte seinen Spass, denn vor allem meine Mädels, alle zwischen 19 und 23 Jahren haben sich sofort in Peter verliebt uns sich fast um ihn gestritten und wenn ich die Bilder sehe, ist der Süße ja richtig zu beneiden.

35. Tag in Hanoi

29. Mai 2010

Wieder eine Woche gelaufen, die Aussicht auf die neue Wohnung beschwingt, aber wir wachen am Samstag total müde auf, einmal hat es in der Nacht wieder mindestens zwei Stunden stark gewittert, zum anderen startet die Baustelle nebenan schon wieder um 7 Uhr mit der Arbeit und die Sandhaufen für den Beton liegen direkt vor meinem Fenster.

Wir haben wieder einmal eine Verabredung. Gegen 9 Uhr kommt Hoa mit ihrer Tochter vorbei, aber Peter hat richtig finstere Laune, gestern Abend wollte er nicht so zeitig ins Bett und ich habe ihn dann auch bis nach 10 aufbleiben lassen. Auf alle Fälle will Peter heute Morgen gar Nichts machen, doch ich kann ihn mit Mühe überzeugen uns wir fahren zu einem Park in der Nähe des Westsees. Dort wird gerade aufgebaut für eine große Werbe- und Kinderveranstaltung am Sonntag, gesponsert von einem holländisch-vietnamesischen Joint Venture. Hier scheint es morgen einen Riesentrubel zu geben. Endlich taut auch Peter auf und hat mit Hoas Tochter auch Spaß an dem bunten Treiben. Heute finden hier die Proben fürs Programm statt und ein drittklassiger Zauberer zieht sich reihenweise armselige Täubchen aus dem Ärmel. Großen Zuspruch findet die Hüpfburg, gnadenlos überfüllt, Peter will gar nicht drauf und Hoas Tochter kommt nach drei Minuten mit einer Schramme zurück. Mit Entsetzen beobacht ich, wie zwischen den hüpfenden Kids ein Baby von vielleicht anderthalb Jahren krabbelt, aber dem Kleinen passiert wie durch ein Wunder nichts.

Auch die Bühnenvorrichtung wird gerade sehr wackelig zusammengeschraubt, am besten man sieht gar nicht hin, wie lausig die „Sicherheitsabspannung“ dort verknotet wird, kein Haken, keine Schlaufe, kein Karabiner, sondern ein paar Schlaufen halten den schweren Mast gerade.

Aber Sicherheit steht hier eben nicht unbedingt an erster Stelle.

In dieser Woche hat sich Peter zum Ho-Chi-Minh-Fan entwickelt. Peter zählt die hunderte von Postern und Bildern in der Stadt und wir müssen jeden Tag am Mausoleum vorbei fahren und Peter fragt mich jeden Tag zwei Mal, ob er immer noch tot ist. Heute erzähle ich ihm, dass er auch immer tot bleiben wird, aber in den Herzen der Vietnamesen weiter lebt. Peter mag den Spruch und ich lache mich fast kaputt, wenn Peti das nachplappert, naja, waren die vier Jahre an der Offiziershochschule bei der NVA nicht ganz umsonst, wenigstens bei Kindern zieht die Propaganda noch.

Am Donnerstag waren die Kids vom Kindergarten auch im Onkel Ho Museum und dort gab es Tanz und Trubel, Peti war beeindruckt und ich werde wohl den gang durchs Mausoleum mit dem Kleinen irgendwann aufs Wochenendprogramm setzten müssen. Aber im Moment sind hier einfach zu viele leute, nächste Woche ist Kindertag und Busladungen von Pionieren werden täglich durch den Marmorpalast mit der Mumie geführt, außerdem hatte der alte Mann am 19.5. Geburtstag, 95 wäre er geworden und es ist schwer abzuschätzen, ob er mit dem heutigen Vietnam zufrieden wäre oder ob sich Vietnam so entwickelt hätte, wie Kuba oder Korea, wenn er noch am Leben wäre.